Russland-Ukraine-Krieg Newsblog: 200 Tage Krieg – Selenskyj bedankt sich bei Landsleuten

11. September 2022, 22:20 Uhr

Nach ukrainischen Angaben ziehen sich russische Truppen aus Teilen des Nordens und nun offenbar auch aus dem Süden zurück. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko bittet um Panzer aus Deutschland, um die Bewegungen an den Frontlinien voranzutreiben. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bedankte sich bei seinen Landsleuten. Die aktuellen Entwicklungen zum Krieg in der Ukraine und den Folgen im Newsblog.

Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig überprüft werden können.

22:20 Uhr | 200 Tage Krieg: Selenskyj bedankt sich bei Landleuten

In einer Videoansprache hat sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj angesichts des mittlerweile seit 200 Tagen andauernden Kriegs bei seinen Landsleuten für die Verteidigung der Heimat bedankt. "In diesen 200 Tagen haben wir viel erreicht, aber das Wichtigste und damit das Schwierigste liegt noch vor uns", sagte Selenskyj in der Nacht zum Montag.

Er bedankte sich unter anderem bei den ukrainischen Bodentruppen, der Luftwaffe, den Seestreitkräften - und bei allen, die in diesen Tagen "die Geschichte der Unabhängigkeit, die Geschichte des Sieges, die Geschichte der Ukraine" schrieben.

20:06 Uhr | Ukrainische Behörden melden Stromausfall in weiten Teilen der Ostukraine

Wie ukrainischen Behörden berichten, ist am Sonntagabend in weiten Teilen der Ostukraine der Strom ausgefallen. Sie machten Russland dafür verantwortlich. Vertreter der Behörden meldeten Stromausfälle in der Stadt Charkiw sowie in den Regionen Donezk und Sumy. Ein AFP-Reporter meldete Stromausfälle in der Stadt Kramatorsk.

Der Gouverneur der Region Charkiw erklärte, russische Angriffe auf "wichtige Infrastruktur" hätten die Strom- und Wasserversorgung unterbrochen. Sein Kollege, der Gouverneur der Region Dnipropetrowsk, sieht den Angriff auf die Infrastruktur als ein Racheakt nach militärischen Verlusten in anderen Teilen der Ukraine.

18:11 Uhr | Russische Truppen ziehen sich offenbar aus Teilen des Südens zurück

Nach ihrer Niederlage im ostukrainischen Gebiet Charkiw sollen sich russische Truppen nach Angaben aus Kiew auch aus Teilen des südlichen Gebiets Cherson zurückgezogen haben. In einigen Orten hätten die Besatzer dort bereits ihre Positionen verlassen, teilte der ukrainische Generalstab am Sonntagabend mit.

In der Stadt Nowa Kachowka hätten die russischen Soldaten ein Krankenhaus geräumt, um sich darin nun selbst zu verschanzen, hieß es weiter. Unabhängig überprüft werden konnten diese Angaben nicht. Von russischer Seite gab es zunächst keine Reaktion

Das südliche Gebiet Cherson ist seit dem Frühjahr in weiten Teilen unter russischer Kontrolle. Vor allem in der gleichnamigen Gebietshauptstadt Cherson kam es seitdem immer wieder zu Protesten und Angriffen auf die von Russland eingesetzten Besatzungsverwaltungen.

16:11 Uhr | Klitschko bittet Bundesregierung um Leopard-Panzer

Kiews Bürgermeister, Vitali Klitschko, bittet die Bundesregierung um die Lieferung von Leopard-Panzern. Er sehe die jüngsten Gebietsgewinne der ukrainischen Armee demnach als "ersten großen militärischer Erfolg, der auch mit der Hilfe westlicher Waffen" zustande gekommen ist", sagte er der "Bild"-Zeitung.

Deshalb seien für ihn nun Leopard-Panzer aus Deutschland "entscheidend, damit die Gegenoffensive zügig weitergehen kann. Meine Bitte an die deutsche Regierung ist: Liefert, was ihr könnt, um die russischen Soldaten aus unserem Land schnell zu vertreiben."

Die Ukraine hatte in den vergangenen Tagen erhebliche Geländegewinne gemeldet. Mit Blick auf die Region Charkiw im Nordosten des Landes erklärte Kiew, die ukrainischen Streitkräfte hätten "mehr als 30 Ortschaften befreit" und dort "die Kontrolle übernommen".

14:27 Uhr | Russischer Gouverneur: "Tausende" aus Region Charkiw nach Russland geflohen

Aus der Region Charkiw sind nach russischen Angaben binnen 24 Stunden "tausende" Menschen nach Russland geflohen. "Das war nicht die einfachste Nacht, das war nicht der einfachste Morgen", sagte der Gouverneur der an die Ukraine grenzenden russischen Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, am Sonntag per Video im Onlinedienst Telegram.

Die meisten Menschen, die in der Region Belgorod die Grenze überquert hätten, seien "in ihren eigenen Fahrzeugen zu ihren Verwandten" in Russland gefahren, sagte Gladkow. Aktuell seien 1342 Menschen in 27 provisorischen Unterkünften in der Region untergebracht. Anders als in der Nacht gebe es inzwischen keine langen Warteschlangen mehr an der Grenze.

13:45 Uhr | Russische Truppen ziehen aus Nordteil des Charkiwer Gebiets ab

Nach erfolgreichen ukrainischen Gegenangriffen ziehen sich die russischen Truppen offenbar auch aus dem nördlichen Teil des Charkiwer Gebiets zurück. Medienberichten vom Sonntag nach hissten Einwohner in der Ortschaft Kosatscha Lopan, 30 Kilometer nördlich der Metropole Charkiw, die ukrainische Flagge.

Am Samstag hatte Moskau bereits den Rückzug von Truppen aus strategischen Städten im Süden des Gebiets Charkiw bekannt gegeben. Offiziell begründete Moskau den Abzug damit, dass Einheiten im angrenzenden Gebiet Donezk verstärkt werden sollen. Viele Experten gehen jedoch davon aus, dass die Russen angesichts des ukrainischen Vorstoßes im Charkiwer Gebiet zuletzt so stark unter Druck geraten sind, dass sie sich zur Flucht entschieden haben.

10:09 Uhr | Ukraine: Rückeroberung besetzter Gebiete geht weiter

ein ukrainischer Soldat
Ukrainische Soldaten sind in Charkiw erfolgreich. Bildrechte: IMAGO/ZUMA Wire

Die ukrainische Armee setzt nach Angaben aus Kiew ihre Rückeroberung russisch besetzter Gebiet im Osten der Ukraine fort. "Die Befreiung von Ortschaften in den Distrikten Kupjansk und Isjum ist im Gang", schrieben die ukrainischen Streitkräfte in einem Lagebericht am Sonntag. Das bestätigte auch der britische Geheimdienst.

Mit einer massiven Gegenoffensive war es ihnen zuletzt gelungen, mindestens 30 Ortschaften in der ostukrainischen Region Charkiw zurückzuerobern. Kiew hat nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj in den vergangenen Tagen ein Gebiet mit einer Fläche von rund 2.000 Quadratkilometern von Russland zurückerobert.

08:18 Uhr | Atomkraftwerk Saporischschja wird heruntergefahren

Das Atomkraftwerk Saporischschja ist nach ukrainischen Angaben vollständig vom Stromnetz abgekoppelt worden und wird heruntergefahren. "Es wurde entschieden, den Reaktorblock Nummer sechs in den sichersten Zustand – den Kaltzustand – zu versetzen", teilte die ukrainische Atombehörde Enerhoatom am Sonntag auf ihrem Telegram-Kanal mit.

Laut Enerhoatom arbeitete das AKW in den letzten drei Tagen bereits im "Inselbetrieb", das heißt, es produzierte nur noch Strom zur Eigenversorgung, weil alle Verbindungslinien zum ukrainischen Stromnetz durch den Beschuss unterbrochen worden seien. Am Samstagabend sei dann eine Leitung zum Stromnetz wieder hergestellt worden. Daraufhin sei entschieden worden, das AKW über diese Leitung zu versorgen und den letzten funktionierenden Reaktorblock abzuschalten und auf den sicheren Kaltzustand herunter zu kühlen.

06:52 Uhr | Ukraine: Ausweisekontrollen nach Geländegewinnen

In den zurückeroberten Gebieten im Nordosten der Ukraine haben Sicherheitskräfte damit begonnen, die Identitäten der Einwohner zu kontrollieren. Der regionale Polizeichef Wolodymyr Tymoschenko sagte, man müsse die Verbrechen dokumentieren, die die russischen Invasoren begangen hätten. Zudem wolle man Hilfe leisten. Reuters-Reporter berichten von ausgebrannten Fahrzeugen mit dem "Z"-Symbol der russischen Armee und zurückgelassenen Munitionskisten und Stellungen.

Moskau hatte gestern den Abzug der Truppen aus den Städten Isjum sowie aus Balaklija bekanntgegeben. Die Bewohner in der Region Charkiw wurden zur Flucht aufgerufen, um ihr Leben zu retten.

01:35 Uhr | Ukrainischer Außenminister fordert mehr Waffen

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seiner deutschen Amtskollegin Annalena Baerbock erneut Waffenlieferungen des Westens gefordert. Die Gegenoffensive habe gezeigt, dass die Ukraine die Streitkräfte aus Moskau besiegen könne, sagt Kuleba.

Einige Verbündete seien am Anfang zögerlich gewesen wegen des Risikos, den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu verärgern. Die Ukraine höre dieses Argument aber nicht mehr. Die ukrainischen Streitkräfte hätten bewiesen, dass sie in der Lage seien, die russische Armee zu schlagen. Die Ukraine schaffe dies mit den Waffen, die dem Land geschickt worden seien. Je mehr Waffen die Ukraine erhalte, desto
schneller werde sie gewinnen und der Krieg enden.

Baerbock sicherte der Ukraine weitere militärische Hilfe zu und schloss auch die Lieferung von Kampfpanzern westlicher Bauart nicht aus.

01:00 Uhr | Newsblog am Sonntag, 11. September 2022

Guten Morgen, in unserem Newsblog halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.

Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 11. September 2022 | 06:00 Uhr

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