Ukraine-News I 4. Januar Russische Truppen rücken im Donbass weiter vor
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04. Januar 2025, 23:48 Uhr
Diese Ukraine-News vom Samstag, 4. Januar 2025, sind beendet.
Ukraine-News vom Samstag, 4. Januar 2025
- Selenskyj: Russen haben Bataillon in Kursk verloren
- Russland fängt ukrainische Raketen ab
- Deutscher Sanitäter an der Ukraine-Front
- Russische Truppen dringen in der Ostukraine weiter vor
- Weitere Nachrichten und Podcasts zum Ukraine-Krieg
23:48 Uhr | Russischer Journalist bei Drohnenangriff in Ostukraine getötet
Im von Russland besetzten Teil des Gebiets Donezk ist ein Reporter der kremlnahen Zeitung „Iswestija“ bei einem Drohnenangriff ums Leben gekommen. Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Tass wurde das Fahrzeug, in dem sich die Journalisten befanden, von ukrainischen Drohnen beschossen. Vier weitere russische Medienvertreter wurden verletzt.
Bei dem Getöteten handelt es sich um Alexander Martemjanow, der bereits seit 2014 in der Region tätig gewesen sein soll. Damals hatten russische Kräfte die Kontrolle über Donezk übernommen. Die russische Darstellung des Vorfalls konnte bislang nicht unabhängig überprüft werden. Der Angriff ereignete sich laut Tass auf einer Straße zwischen Donezk und Horliwka, mehrere Kilometer von der Front entfernt. Ob das Fahrzeug als Pressefahrzeug gekennzeichnet war, ist unklar.
21:48 Uhr | Selenskyj: Russen haben Bataillon in Kursk verloren
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat von schweren Verlusten russischer Einheiten beim Versuch der Rückeroberung des Gebiets Kursk berichtet. "Bei Kämpfen heute und gestern allein im Umkreis der Ortschaft Machnowka im Gebiet Kursk hat die russische Armee ein Infanteriebataillon nordkoreanischer Soldaten und russischer Fallschirmjäger verloren", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. Ein Bataillon der russischen Streitkräfte hat offiziellen Angaben zufolge eine Truppenstärke von bis zu 500 Mann. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
14:15 Uhr | Mutmaßlicher ukrainischer ATACMS-Angriff: Russland droht mit Vergeltung
Nach einem mutmaßlichen ukrainischen Angriff mit ATACMS-Raketen auf die russische Grenzregion Belgorod hat Russland mit Vergeltung gedroht. Die Ukraine habe am Freitag versucht, "einen Raketenangriff auf die Region Belgorod mit ATACMS-Raketen aus US-amerikanischer Produktion zu starten", erklärte das russische Verteidigungsministerium am Samstag. Diese von "westlichen Fürsprechern" unterstützen Aktionen werde "mit Vergeltung" beantwortet.
Das Ministerium hatte zuvor berichtet, dass acht ATACMS-Raketen sowie 72 Drohnen abgefangen worden seien. Ort und Zeit wurden nicht angegeben.
14:15 Uhr | CSU-Europapolitiker: Putin keinen kurzfristigen Deal vorschlagen
Der Chef der Europäischen Volkspartei im Europaparlament, Manfred Weber, warnt vor einem übereilten Abkommen zur Beendigung des Ukraine-Kriegs. Der Westen dürfe dem russischen Präsidenten Wladimir Putin keinen kurzfristigen Deal vorschlagen, sondern müsse ihm klare Grenzen setzen. Putin stehe für imperiales Denken. "Wir hatten gedacht, dass dieses Denken mit dem Zweiten Weltkrieg in Europa beendet wurde. Dem ist nicht so. Wir stehen in Putins Fadenkreuz."
Weber warnte, dass langfristig die militärische Unterstützung der USA für die Nato-Partner in Europa eingedampft werden dürfte. "330 Millionen Amerikaner werden nicht dauerhaft 440 Millionen Europäer verteidigen wollen." Jetzt gelte es daher, die Verteidigung stärker europäisch zu denken. Man brauche eine gemeinsame Beschaffung, um billiger Waffen zu kaufen. "Wir brauchen einen europäischen Raketen-Schutzschirm und eine Cyber-Abwehrbrigade. Und wir müssen die Ostgrenze gemeinsam sichern."
14:08 Uhr | Russland fängt ukrainische Raketen ab
Die russische Armee hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau acht ukrainische ATACMS-Raketen über russischem Gebiet abgeschossen. Drei der Raketen aus US-Produktion seien in der nördlichen Region Leningrad abgeschossen worden.
Dort hatte der Flughafen Pulkowo bei Sankt Petersburg am Samstagvormittag vorübergehend Starts und Landungen eingestellt. Die russische Armee habe das Dorf Nadija in der ostukrainischen Region Luhansk eingenommen, teilte das Ministerium weiter mit.
10:45 Uhr | Deutscher Sanitäter an der Ukraine-Front
Michael, der seinen Nachnamen nicht veröffentlicht sehen will, ist Sanitäter aus Norddeutschland und hilft an der Kriegsfront in der Ukraine. Bei seinen Einsätzen sah er schon einige Soldaten sterben sehen. Im zurückliegenden Jahr absolvierte Michael bereits vier Einsätze, jeder dauerte jeweils einen Monat. Dafür habe er auch unbezahlten Urlaub genommen, erzählt er.
Michael war 2023 zuerst mit einer deutschen und später einer US-amerikanischen Hilfsorganisation bei Kramatorsk und Pokrowsk im Gebiet Donezk im Einsatz. Danach beginnt er, in der polnischen Sanitätsorganisation "W miedzyczasie" (Deutsch: "In der Zwischenzeit") zu arbeiten, die bei der gefährlichen Evakuierung verletzter Soldaten von der Frontlinie tätig ist. Durch den starken Artillerie- und Drohneneinsatz haben die Sanitäter vor allem mit Splitterverletzungen und dem Verlust von Gliedmaßen zu tun, so Michael. "Schlimm ist für uns, wenn wir auswählen müssen, wem wir noch helfen und wem nicht", sagt er
In ihren geländegängigen Kleintransportern können die Helfer in der Ukraine nur zwei Schwerstverletzte gleichzeitig transportieren. "Wir müssen nach vorn fahren, den Verwundeten abholen, und anschließend wieder wegfahren", berichtet der 39-Jährige. "Da müssen wir ihn erstversorgen. Und dann müssen wir ihn zum Stabilisierungspunkt fahren." So ein Umlauf könne gut zwei bis drei Stunden dauern. Nicht immer überlebt der Patient. Um das Erlebte zu verarbeiten, bietet die polnischen Organisation die Hilfe durch eine freiberufliche Psychologin an. Allen Risiken zum Trotz werde er 2025 wieder in die Ukraine fahren.
10:37 Uhr | Alarm: Betrieb auf Flughafen St. Petersburg eingestellt
Das russische Verteidigungsministerium hat am Morgen gemeldet, dass in der Nacht 16 ukrainische Drohnen zerstört wurden: über den Regionen Brjansk, Smolensk, Belgorod, Pskow und Leningrad – dem Umland von St. Petersburg.
Desegen wurde der Betrieb auf dem Flughafen der russischen Millionenstadt St. Petersburg nach Behördenangaben aus Sicherheitsgründen vorübergehend eingestellt. Es würden vorübergehend keine Starts und Landungen zugelassen, teilte die Luftfahrtbehörde Rosawiazija mit. Details nannte die Behörde nicht.
Auf Flughäfen in Russland kommt es im Zusammenhang mit ukrainischen Drohnenangriffen immer wieder zu Einschränkungen. Durch den Einsatz der russischen Flugabwehr sind dann bisweilen keine Starts und Landungen möglich.
08:58 Uhr | Ukraine schießt zahlreiche Drohnen ab
Die ukrainische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben in der Nacht zum Samstag 34 von 81 russischen Drohnen abgeschossen. 47 Drohnen seien "verloren gegangen", teilte die Luftwaffe mit. Damit bezog sie sich offenbar auf die Praxis, die Elektronik der unbemannten Flugkörper zu stören und sie so vom Ziel abzubringen.
04:53 Uhr | Russische Truppen vor Pokrowsk: Geländegewinne trotz hoher Verluste
Trotz schwerer Verluste setzen russische Truppen ihre Offensive in der Ostukraine fort und erzielen nahe der umkämpften Stadt Pokrowsk im Donbass weitere Geländegewinne. Nach Angaben des ukrainischen Militärblogs "DeepState" mussten die ukrainischen Soldaten die Dörfer Datschenske, Nowyj Trud und Wowkowe südlich von Pokrowsk aufgeben. Die russischen Einheiten nähern sich damit der Grenze zum Verwaltungsgebiet Dnipropetrowsk.
Das russische Militär rückt dem Ziel näher, die für annektiert erklärten ukrainischen Gebiete Luhansk und Donezk auch faktisch unter Kontrolle zu bringen. Laut ukrainischen Angaben wurden allein am Freitag mehr als 300 russische Soldaten bei Kämpfen in der Region getötet oder verwundet. Diese Zahlen sind unabhängig jedoch nicht überprüfbar.
03:17 Uhr | Selenskyj setzt auf Trump: Hoffnung auf Friedensschluss
Die Ukraine und Russland warten auf den Amtsantritt des künftigen US-Präsidenten Donald Trump am 20. Januar. In Kiew und bei ausländischen Partnern herrscht die Sorge, dass Trump die Militärhilfe für die Ukraine reduzieren und das Land zu Verhandlungen zwingen könnte. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht jedoch auch Chancen in Trumps vielzitierter "Unberechenbarkeit".
Selenskyj äußerte die Hoffnung, dass Trump wirklich an einem Friedensschluss interessiert sei und Russlands Präsident Wladimir Putin ihn fürchte – auch wenn es dafür bislang wenige Anhaltspunkte gebe.
00:35 Uhr | Proteste in Bratislava: Kritik an Ficos Russland-Politik
Unter dem Motto "Die Slowakei ist Europa! - Wir haben genug von Russland!" haben rund 4.000 Menschen in Bratislava gegen den slowakischen Regierungschef Robert Fico demonstriert. Zu der Protestkundgebung vor dem Regierungsamt hatte die Bürgerinitiative "Mier Ukrajine" (Friede der Ukraine) aufgerufen, die sich für Waffenlieferungen an die Ukraine einsetzt. Die Demonstranten trugen Transparente mit Aufschriften wie "Landesverrat!" und "Wir sind Europa!". Andere forderten Fico auf, nach Moskau zu ziehen. Die Organisatoren warfen dem Regierungschef vor, die Slowakei auf einen prorussischen Kurs zu lenken.
Seit seiner Rückkehr an die Regierung im Herbst 2023 hat Fico die Waffenlieferungen aus slowakischen Armeebeständen an die Ukraine beendet, erlaubt jedoch weiterhin Waffenverkäufe auf kommerzieller Basis sowie die Lieferung nicht-tödlicher Güter wie Minenräumgeräte und Generatoren. Der Regierungschef geriet zuletzt mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Konflikt, nachdem die Ukraine den Transit russischen Gases in die Slowakei stoppte. Fico drohte als Reaktion, die Stromlieferungen an die Ukraine einzustellen.
00:05 Uhr | Russland intensiviert Angriffe auf die Ukraine
Russland hat die Ukraine in den ersten drei Tagen des neuen Jahres mit über 20 Raketen und rund 300 Kampfdrohnen angegriffen. Das teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Freitagabend auf der Plattform X mit. Bei den Angriffen habe es Todesopfer und Verletzte gegeben.
Am Freitag dauerten die Luftangriffe fast den gesamten Tag an. In der Nähe von Kiew kam es am Morgen zu Drohnenangriffen, bei denen ein Mensch getötet und mehrere verletzt wurden. Am Nachmittag schlugen drei ballistische Raketen in der Stadt Tschernihiw ein. Laut dem dortigen Gebietsgouverneur Wjatscheslaw Tschaus wurde ein Zivilist getötet und vier weitere verletzt. Nach Angaben des Bürgermeisters von Tschernihiw, Dmytro Bryschynskyj, trafen die Raketen den Stadtrand und beschädigten zwei Wohnhäuser. Insgesamt seien drei Lenkraketen und 19 von 32 Drohnen durch die ukrainische Luftabwehr abgefangen worden, teilte die Luftwaffe mit.
00:00 Uhr | Ukraine-News am Samstag, 4. Januar 2025
Guten Tag! In unseren Ukraine-News halten wir Sie weiterhin über die Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten dazu erscheinen hier im Lauf des Tages.
Die Berichterstattung über den Russland-Ukraine-Krieg ist komplex. Es gibt eine Vielzahl von Medienvertretern vor Ort, darunter auch unabhängige Journalisten aus verschiedenen Ländern. Trotzdem ist wichtig zu wissen, dass die Beschaffung verlässlicher Informationen schwierig ist, weil viele Quellen politisch motiviert sein können und schwer zu überprüfen sind. Dennoch gibt es unabhängige Experten, Organisationen und Journalisten, die differenzierte Einblicke bieten. Bei der Bewertung von Informationen sind verschiedene Quellen und eine kritische Haltung unerlässlich, um ein möglichst umfassendes Bild zu erhalten. Alles das berücksichtigt der MDR in seinen Berichten über den Russland-Ukraine-Krieg.
Quellen: u.a. AFP,dpa,Reuters,MDR
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 04. Januar 2025 | 06:00 Uhr