Russland-Ukraine-Krieg Newsblog: Munition auf russischem Krim-Stützpunkt explodiert
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09. August 2022, 21:50 Uhr
Bei Explosionen von Munition auf einem russischen Luftwaffenstützpunkt auf der Krim sollen ein Mensch getötet und mehrere verletzt worden sein. Ein ukrainischer Angriff wurde ausgeschlossen. Über die Druschba-Pipeline fließt kein russisches Öl mehr nach Ungarn, Tschechien und die Slowakei. Unterdessen trat der europäische Gas-Notfallplan zur Vorbereitung auf einen möglichen Stopp russischer Erdgaslieferungen in Kraft. Aktuelle Nachrichten zum Krieg in der Ukraine und seine Folgen im Newsblog.
Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig verifiziert werden können.
- Toter und Verletzte nach Explosionen auf Krim-Stützpunkt
- Kein russisches Öl mehr durch Druschba-Pipeline
- Keine Hinweise auf freigesetzte Radioaktivität in Saporischschja
- EU-Notfallplan für Gas in Kraft
- Aktuelles und Hintergründe
21:50 Uhr | Russland verstärkt Luftabwehr um AKW Saporischschja
Nach mehrfachem Beschuss des AKW Saporischschja in der Südukraine will Russland Europas größtes AKW zusätzlich mit einer eigenen Flugabwehr schützen. "Die Luftabwehrsysteme des Kraftwerks werden verstärkt", teilte der Chef der russischen Militärverwaltung der Region Saporischschja, Jewgeni Balizki, im russischen Staatsfernsehen mit. Stromleitungen und beschädigte Blöcke des Meilers seien repariert worden. Das Kraftwerk arbeite derzeit normal. Zuvor hatten die Internationale Atomenergiebehörde und die USA bestätigt, dass aus den beschossenen Reaktoren des Kernkraftwerkes keine Radioaktivität ausgetreten sei.
21:00 Uhr | Toter und Verletzte nach Explosionen auf Krim-Stützpunkt
Bei den Explosionen auf dem russischen Luftwaffenstützpunkt Saky auf der Krim wurde nach Angaben der Behörden eine Person getötet. Das teilte der Gouverneur der Krim-Verwaltung, Sergej Axyjonow, in den sozialen Medien mit. Bis zu sieben weitere Menschen, darunter zwei Kinder, sollen örtlichen Angaben zufolge verletzt worden sein. Die staatliche Nachrichtenagentur Tass meldete unter Berufung auf den Chef der Gesundheitsbehörden auf der Schwarzmeer-Halbinsel fünf Verletzte, darunter ein Kind.
Eine Quelle im russischen Verteidigungsministerium nannte einen Verstoß gegen Brandschutzregeln als wahrscheinlichste Ursache für die Explosionen: "Es gibt keine Anzeichen, Beweise oder gar Fakten, dass die Munition vorsätzlich zur Explosion gebracht wurde." Flugzeuge wurden den Angaben zufolge nicht beschädigt.
Auch die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti berichtete, dass die Ursache für die Detonationen kein Angriff war. Vielmehr sei Munition explodiert. Nach Angaben von Ria Nowosti soll es aber auch keine Verletzten auf dem Stützpunkt gegeben haben. Augenzeugen berichteten von mindestens zwölf Detonationen.
16:45 Uhr | Mehrere Explosionen auf Halbinsel Krim
Auf der Russland angeschlossenen Halbinsel Krim ist lokalen und Moskauer Angaben zufolge ein Munitionsdepot auf einem Luftwaffenstützpunkt explodiert. In sozialen Netzwerken kursierende Videos zeigten Explosionen und große Rauchwolken, die bei dem Ort Nowofjodorowka unweit des Badeortes Feodossija aufgenommen worden sein sollen. Das Munitionslager sei weder beschossen noch bombardiert worden.
Der russische Gouverneur der Krim, Sergej Aksjonow, teilte mit, dass ein Bereich im Radius von fünf Kilometern rund um den Stützpunkt abgesperrt werde. Zur Ursache der Explosion äußerte er sich nicht. Beobachter gingen von einem Sabotageakt aus, da die ukrainischen Truppen über 200 Kilometer entfernt sind. Bisherigen Berichten zufolge verfügt die ukrainische Armee derzeit nicht über Raketen mit dieser Reichweite.
Russland hatte die Krim im Zuge des Kiewer Maidan-Umsturzes 2014 von der Ukraine annektiert und fordert seither die internationale Anerkennung der Schwarzmeer-Halbinsel als russisches Staatsgebiet.
15:25 Uhr | Kreml kritisiert Selenskyjs Forderung nach Reisebann für Russen
Die Forderung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach einem internationalen Reisebann für alle Russen hat in Moskau scharfe Kritik ausgelöst. Die Aussagen seien "äußerst negativ" aufgenommen worden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. "Die Irrationalität des Gedankengangs übersteigt jedes Maß", kritisierte er.
Der frühere russische Präsident und jetzige stellvertretende Leiter des Sicherheitsrates der Russischen Föderation, Dmitri Medwedew, beschimpfte Selenskyj auf Twitter als "größten ukrainischen Clown" - und verglich ihn sogar mit NS-Diktator Adolf Hitler. Selenskyj hatte der US-Zeitung "Washington Post" am Montag in einem Interview gesagt: "Die wichtigsten Sanktionen sind es, die Grenzen zu schließen, denn die Russen nehmen anderen ihr Land weg."
14:23 Uhr | Hintergrund: Das bedeutet der EU-Gasnotfallplan für Deutschland
Kürzer duschen, weniger Beleuchtung, kühlere Turnhallen und Flure: Mit einem Notfallplan wollen die EU-Staaten in den kommenden Monaten Gas sparen, um auf einen möglichen Lieferstopp aus Russland vorbereitet zu sein. Wie genau der Energieverbrauch in Deutschland gesenkt werden soll, erfahren Sie im Hintergrund.
13:42 Uhr | Kein russisches Öl mehr durch Druschba-Pipeline
Über die Druschba-Pipeline fließt kein russisches Öl mehr nach Ungarn, Tschechien und die Slowakei. Das teilte das russische Unternehmen Transneft heute mit. Über die Nord-Route der Pipeline, die durch Belarus und Polen bis Deutschland führt, werde hingegen weiter geliefert. Transneft machte für den Lieferstopp die Ukraine verantwortlich. Diese habe am Donnerstag vergangener Woche das Durchpumpen des Öls über den Süd-Strang eingestellt.
Hintergrund seien Unstimmigkeiten bei der Bezahlung. Die Ukraine fordere für die Durchleitung russischen Öls Vorkasse. Die Transneft-Zahlungen seien aber wegen neuer europäischer Sanktionen zurückgewiesen worden.
12:05 Uhr | Airlines in Russland schlachten Flugzeuge für Ersatzteile aus
Russische Fluggesellschaften bauen offenbar neue Flieger auseinander, um an westliche Ersatzteile zu kommen. Das berichtet die Agentur Reuters und beruft sich auf Branchenkenner. Das Vorgehen solle russischen Airlines helfen, Flugzeuge aus westlicher Produktion trotz Sanktionen bis 2025 in Betrieb zu halten.
Zum Ausschlachten freigegeben ist dem Bericht zufolge unter anderem ein neuer Langstreckenjet A350 und eine Sukhoi aus russischer Produktion, in der ebenfalls westliche Technik steckt. Die Flotte der russischen Staatslinie Aeroflot besteht zu 80 Prozent aus Airbus- und Boeing-Maschinen.
10:54 Uhr | Studie: Ukraine-Krieg bremst Wirtschaft und kostet Jobs
Die deutsche Wirtschaft verliert durch den Krieg in der Ukraine einer Studie zufolge mehr als 260 Milliarden Euro an Wertschöpfung. Das sagen drei Forschungsinstitute voraus, die die Kriegsfolgen bis 2030 untersucht haben. Einer der großen Verlierer ist demnach das Gastgewerbe, das den Kaufkraftverlust der Bürger zu spüren bekommt. Weitere Verlierer seien energieintensive Branchen wie die Chemie- und Metallindustrie.
Die Studien-Autoren sehen auch negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Diese hielten sich wegen staatlicher Hilfe allerdings in Grenzen. Bis 2028 dürften im Schnitt 150.000 Personen weniger beschäftigt sein.
09:01 Uhr | Russland stoppt US-Inspektionen seiner Atomwaffen
Russland hat die im New-Start-Abkommen vorgesehenen Kontrollen seiner Atomwaffen-Arsenale durch US-Inspekteure gestoppt. Das Außenministerium in Moskau erklärte, Russland selbst könne aufgrund von Sanktionen die vorgesehenen Kontrollen auf dem US-Gebiet derzeit nicht durchführen. Daher würden Inspektionen in Russland den USA einen Vorteil verschaffen. New Start ist die einzige noch bestehende Rüstungskontrolle zwischen den USA und Russland. Der Vertrag begrenzt die Atomwaffenarsenale beider Länder auf je 1.550 Sprengköpfe.
07:40 Uhr | USA kündigen neue Milliardenhilfe für Ukraine an
Die USA unterstützen die Ukraine mit neuen Hilfen in Milliardenhöhe. Dem Pentagon zufolge sind 4,5 Milliarden Euro für den ukrainischen Staatshaushalt gedacht, mit dem Geld könne die Regierung in Kiew etwa Sozialleistungen für die Bevölkerung aufrecht erhalten. Das Pentagon kündigte darüber hinaus ein neues Waffenpaket im Wert von einer Milliarde Dollar an. Darin enthalten seien neben Waffen und Ausrüstung auch zusätzliche Munition für das Raketenwerfersystem Himars.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte unterdessen, die Reisefreiheit für russische Staatsbürger einzuschränken. Er sagte der "Washington Post", die Russen sollten in ihrer eigenen Welt leben, bis sie ihre Philosophie änderten.
01:05 Uhr | Bisher keine Hinweise auf freigesetzte Radioaktivität in Saporischschja
Das Bundesamt für Strahlenschutz hat nach dem Beschuss des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja bisher keine Hinweise auf freigesetzte Radioaktivität. Wie das Amt den Zeitungen der Funke Mediengruppe mitteilte, sieht man keine akute Gefahr einer Freisetzung von radioaktiven Stoffen. Alle vorliegenden radiologischen Messwerte bewegten sich im normalen Bereich. Man teile aber die Sorge um einen dauerhaft sicheren Betrieb des AKW Saporischschja.
Russland und die Ukraine haben sich in den vergangenen Tagen mehrfach gegenseitig beschuldigt, Europas größtes Atomkraftwerk beschossen zu haben. Das Werk ist seit Anfang März von russischen Truppen besetzt, wird aber noch von ukrainischen Technikern betrieben.
00:01 Uhr | EU-Notfallplan für Gas ist in Kraft
Der europäische Gas-Notfallplan zur Vorbereitung auf einen möglichen Stopp russischer Erdgaslieferungen ist um Mitternacht in Kraft getreten. Der Plan sieht vor, dass alle EU-Länder ihren Gasverbrauch von Anfang August bis März kommenden Jahres freiwillig um 15 Prozent senken, verglichen mit dem Durchschnittsverbrauch der vergangenen fünf Jahre.
Für Deutschland bedeutet der Notfallplan, dass rund zehn Milliarden Kubikmeter Gas eingespart werden müssten. Das entspricht etwa dem Jahresverbrauch von fünf Millionen Haushalten. Falls nicht genug gespart wird und es tatsächlich zu weitreichenden Versorgungsengpässen kommt, kann im nächsten Schritt ein EU-weiter Alarm mit verbindlichen Einsparzielen ausgelöst werden.
00:00 Uhr | Newsblog am Dienstag, 9. August 2022
Guten Morgen, in unserem Newsblog halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.
Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 09. August 2022 | 06:00 Uhr