Russland-Ukraine-Krieg Ticker: Präsident Selenskyj entlässt Botschafter Melnyk
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10. Juli 2022, 19:07 Uhr
Ukraines Präsident Selenskyj hat den Botschafter in Deutschland, Melnyk, entlassen. Russland zieht nach Informationen des britischen Geheimdienstes Reservisten aus dem ganzen Land zusammen – allerdings mit veraltetem Gerät. In Deutschland ist die Nachfrage nach Alternativen zur Gasheizung offenbar stark gestiegen. Die aktuellen Entwicklungen zum Krieg in der Ukraine im Ticker.
Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig verifiziert werden können.
- Selenskyj beruft Botschafter Melnyk ab.
- Russische Militär-Verstärkungen sind nach britischen Einschätzungen schlecht ausgerüstet.
- Selenskyj besichtigt Kriegsfront.
- Nachfrage nach Alternativen zur Gasheizung stark gestiegen.
- Aktuelles und Hintergründe
19:07 Uhr | Russland: Westliche Waffen in Ostukraine vernichtet
Russland hat nach eigenen Angaben bei Angriffen im Osten der Ukraine auch westliche Waffen vernichtet. Demnach wurde im Gebiet Donezk ein Hangar zerstört, in dem sich von den USA gelieferte Haubitzen befanden. Auch seien viele ukrainische Soldaten getötet worden. Der Krieg belastet dabei die ukrainische Bevölkerung nicht nur physisch, sondern auch psychisch.
17:37 Uhr | Selenskyj entlässt Botschafter Melnyk
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Botschafter seines Landes in Deutschland, Andrij Melnyk, entlassen. Das ging aus einem von der Präsidentenkanzlei in Kiew veröffentlichten Dekret hervor. Der Diplomat war zuletzt in die Kritik geraten wegen Äußerungen über den ukrainischen Nationalisten und Antisemiten Stepan Bandera. Vor wenigen Tagen hatte sich das ukrainische Außenministerium von Melnyks Äußerungen über Bandera distanziert, der im Zweiten Weltkrieg als Partisanenführer aktiv war und mit der deutschen Wehrmacht zusammengearbeitet hatte.
17:14 Uhr | Offenbar Munitionsnachschub gesichert
Die Bundesregierung hat nach "Spiegel"-Informationen ein Problem bei den Waffenlieferungen für die Ukraine ausgeräumt. Nach wochenlangen Bemühungen habe das Kanzleramt zusammen mit dem Wehrressort in Norwegen einen Hersteller gefunden, der weitere Munition für den Flugabwehrpanzer Gepard fabrizieren kann. Die Munitionsversorgung für den Gepard galt bisher als Problem, da nur noch knapp 60.000 Schuss der speziellen 35-Millimeter-Geschosse für das System vorhanden waren.
16:30 Uhr | Großbritannien startet Militärausbildung tausender Ukrainer
Großbritannien hat ein neues Programm zur militärischen Ausbildung tausender Ukrainer für den Krieg gegen Russland gestartet. Eine erste Gruppe von insgesamt bis zu 10.000 unerfahrenen Freiwilligen aus der Ukraine habe nun erste Übungen absolviert, teilte das britische Verteidigungsministerium mit.
15:59 Uhr | Scholz fürchtet lange Krise in der Energieversorgung
Deutschland bereitet sich nach Angaben von Bundeskanzler Olaf Scholz mit Hochdruck auf eine Krise in der Energieversorgung vor. Gleichzeitig geht der Kanzler davon aus, dass das Thema Energieknappheit "uns auf Jahre beschäftigen wird". Wirtschaftsminister Robert Habeck befürchtet im Falle einer Unterversorgung eine Zerreißprobe für Deutschland. Es könne sein, dass das Gas aus Russland wieder fließe, es könne aber auch sein, dass gar nichts mehr komme.
12:21 Uhr | US-Außenminister ruft China zur Distanzierung von Russland auf
US-Außenminister Antony Blinken hat China aufgefordert, sich angesichts des Ukraine-Krieges von Russland zu distanzieren. Das sagte Blinken nach einem fünfstündigen Treffen mit seinem chinesischen Kollegen Wang Yi. Diesem habe er gesagt, dass nun "wirklich der Moment ist, in dem wir alle aufstehen müssen (...), um die Aggression zu verurteilen". Trotz der Komplexität der amerikanisch-chinesischen Beziehungen seien die Gespräche mit Wang "nützlich, offen und konstruktiv" gewesen, erklärte Blinken. Er habe aber auch die "tiefe Besorgnis" der US-Regierung "über die zunehmend provokante Rhetorik und die Aktivitäten Pekings gegenüber Taiwan zum Ausdruck gebracht".
Wang hatte vor dem Treffen betont, China und die USA müssten zusammenarbeiten, damit sich die Beziehungen beider Länder in die richtige Richtung entwickelten. Die beiden Außenminister trafen sich zu ihrem ersten persönlichen Gespräch seit Oktober auf der indonesischen Insel Bali.
11:23 Uhr | Ukraine: Russische Armee nimmt zunehmend Donezk ins Visier
Die russische Armee nimmt nach ukrainischen Angaben zunehmend die Region Donezk ins Visier. Der ukrainische Gouverneur des nahegelegenen Luhansk, Serhij Hajdaj, sagte, die Besatzer führten Angriffe von Lyssytschansk aus in Richtung Westen. "Wir geben uns Mühe, die bewaffneten Gruppierungen der Russen auf ganzer Linie aufzuhalten."
Vor einer Woche hatte die ukrainische Armee ihren Rückzug aus der Stadt Lyssytschansk erklärt. Das russische Verteidigungsministerium hatte bereits zuvor die Eroberung der gesamten Donbass-Region Luhansk verkündet.
10:26 Uhr | Gasexporte über die Ukraine nach Europa etwas geringer
Russland liefert nach Angaben des Produzenten Gazprom etwas weniger Gas über die Ukraine nach Europa. Über die Station Sudscha würden am Samstag 40,1 Millionen Kubikmeter fließen, hieß es. Am Freitag waren es demnach 41,1 Millionen Kubikmeter. Ein Antrag, über die Station Sochranowka liefern zu können, sei von der Ukraine erneut abgelehnt worden.
09:13 Uhr | Großbritannien: Russische Reservisten Richtung Ukraine beordert
Russland beordert dem britischen Militärgeheimdienst zufolge Reservisten aus dem ganzen Land in die Nähe der Ukraine. Das schreibt das britische Verteidigungsministerium bei Twitter. Demnach sollen die Reservisten für künftige Offensiven bereit stehen. Sie würden mit Mehrzweckpanzern MT-LB transportiert. Den Angaben zufolge handelt es sich dabei um Modelle aus den 1950er Jahren, die Russland lange für ungeeignet für Transportaufgaben an vorderster Front hielt.
Damit widerspricht der Militärgeheimdienst auch jüngsten Äußerungen von Russlands Präsident Wladimir Putin. Der hatte am Donnerstag verkündet, die russische Armee habe in der Ukraine "noch nicht richtig losgelegt". Nach britischen Angaben sind dagegen viele Verstärkungen "Ad-hoc-Gruppierungen", die mit ungeeigneter Ausrüstung eingesetzt werden.
07:10 Uhr | USA planen weitere Militärhilfe für die Ukraine
Die USA wollen die Ukraine zur Verteidigung gegen Russlands Angriffskrieg mit weiteren Waffenlieferungen im Wert von rund 400 Millionen US-Dollar (umgerechnet etwa 393 Millionen Euro) unterstützen. Das erklärte eine hochrangige Vertreterin des US-Verteidigungsministeriums. Demnach beinhaltet das neue Paket vier Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars, 1.000 hochpräzise 155-Millimeter-Artilleriegeschosse, Radargeräte zur Artillerieaufklärung und Ersatzteile.
03:18 Uhr | Selenskyj besichtigt Gebiete an der Kriegsfront
Nach eigenen Angaben hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die vorderen Verteidigungslinien in den Regionen Dnipropetrovsk und Krywyj Rih besichtigt. Zudem besuchte er ein Krankenhaus in Dnipro, in dem verwundete Soldaten behandelt werden.
02:12 Uhr | Nachfrage nach Alternativen zur Gasheizung stark gestiegen
Angesichts steigender Energiepreise und einer befürchteten Gasknappheit ist laut Redaktionsnetzwerk Deutschlands die Nachfrage nach Alternativen zur Gasheizung in die Höhe geschnellt. Die Kette Bauhaus verzeichnete gegenüber dem Vorjahr eine deutlich gestiegene Nachfrage nach alternativen Wärmequellen, sagte ein Sprecher. "Darunter fallen Holz- und Pelletöfen sowie jegliche Arten von Elektroheizkörper." Auch in den Hornbach-Baumärkten habe sich die Nachfrage nach strombetriebenen Alternativen den Angaben des Unternehmens zufolge im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.
01:35 Uhr | Mieterbund warnt vor Ruin von Millionen Mietern
Angesichts steigender Energiepreise sieht der Deutsche Mieterbund massive finanzielle Probleme auf viele Privathaushalte zukommen. Verbandschef Lukas Siebenkotten sagte der "Bild"-Zeitung, der starke Kostenanstieg könne für Millionen Mieter den Ruin bedeuten. Er rief die Bundesregierung auf, kurzfristig einen erheblichen Heizkostenzuschuss auf den Weg zu bringen. Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Verena Hubertz, erklärte, man kenne den Ernst der Lage. Derzeit werde mit Hochdruck an Lösungen gearbeitet. Kein Mieter dürfe auf der Straße landen, weil die Nebenkosten explodierten.
00:43 Uhr | Selenskyj: Es geht um den Schutz unserer gemeinsamen Freiheit
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will sich im russischen Angriffskrieg gegen sein Land weiter mit Botschaften auch an das Ausland wenden. "Wir arbeiten jeden Tag und unter allen Umständen so viel wie möglich an der außenpolitischen Front", sagte er in einer Videobotschaft. Seine Videoansprache an das slowenische Parlament am Freitag sei bereits die 24. Rede an ein Abgeordnetenhaus eines EU-Mitglieds gewesen. Drei Ansprachen an die Parlamente der übrigen der insgesamt 27 EU-Mitgliedstaaten stehen noch aus.
"Ich hoffe, dass auch die drei anderen EU-Länder spüren werden, dass es bei diesen Appellen nicht um Politik geht, sondern um den Schutz unserer gemeinsamen Freiheit, und deshalb werden wir an den Punkt kommen, an dem ich eines Tages sagen kann: Alle 27 Parlamente der Europäischen Union hören den Freiheitskampf besser als jede russische Manipulation", betonte der Präsident.
00:00 Uhr | Ticker am Samstag, 9. Juli 2022
Guten Morgen, in unserem Ticker halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.
Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 09. Juli 2022 | 06:00 Uhr