Russland-Ukraine-Krieg Newsblog: Ukraine erringt in Cherson "außergewöhnlichen Sieg"
Hauptinhalt
12. November 2022, 22:34 Uhr
Nach dem Rückzug der russischen Truppen aus der ukrainischen Stadt Cherson sprechen die USA von einem "außergewöhnlichen Sieg" für Kiew. In der ukrainischen Hauptstadt gehen in der Nacht zum Samstag Dutzende Menschen auf die Straßen, um die Meldungen aus der südukrainischen Region zu feiern. Die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine und die Folgen im Newsblog.
Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig überprüft werden können.
- Banksy bekennt sich zu Werk auf zerstörtem Haus in Ukraine
- Ukraine erringt laut USA "außergewöhnlichen Sieg" in Cherson
- Kiew feiert mutmaßliche Rückeroberung von Cherson
- Weitere Nachrichten zum Ukraine-Krieg
22:34 Uhr | Selenskyj: Bereits 2.000 Sprengsätze in Region Cherson entschärft
Nach dem Rückzug russischer Truppen aus Cherson haben ukrainische Sicherheitskräfte mit der Räumung von Minen in der Region begonnen. 2.000 Sprengsätze seien bereits entschärft worden, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.
Polizeichef Igor Klymenko warnte die Einwohner vor den von russischen Streitkräften hinterlassenen Sprengsätzen. Ein Polizist sei bei einer Minenräumung in einem Verwaltungsgebäude in Cherson verletzt worden. In der Ortschaft Mylowe in der Region Cherson wurden nach Polizeiangaben zudem eine Frau und zwei Kinder durch eine Explosion nahe ihrem Auto verletzt.
20:23 Uhr | Cherson: Ukrainische Verwaltung kehrt zurück, offenbar Zerstörungen
Ukrainische Verwaltungs- und Sicherheitsorgane sind nach dem Ende der russischen Besetzung nach Cherson zurückgekehrt. So hätten etwa Polizei und Geheimdienst ihre Arbeit in Cherson schon wieder aufgenommen, sagte Gouverneur Jaroslaw Januschewytsch in einem Video, das ihn im Zentrum der Gebietshauptstadt zeigte. Eine der Hauptaufgaben bestehe derzeit darin, die Region von Minen zu räumen, so Januschewytsch.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte unterdessen, russisches Militär habe vor dem Abzug aus Cherson wichtige Teile der Infrastruktur in der Großstadt zerstört. Dazu gehörten Rundfunk-Einrichtungen, Fernwärme, Wasser- sowie Stromversorgung. In seiner nächtlichen Video-Ansprache sagt der Präsident weiter, ukrainische Truppen hatten die Kontrolle über mehr als 60 Ortschaften in der Region übernommen.
20:10 Uhr | Russland kündigt Rückzug aus Staudamm-Stadt an
In der südukrainischen Region Cherson hat Russland angekündigt, jetzt auch die Staudamm-Stadt Nowa Kachowka zu evakuieren. Die von Russland eingesetzte Verwaltung in Kachowka ziehe sich zurück, teilte der örtliche Besatzungschef Pawel Filiptschuk mit. Er rief die Menschen in einer festgelegten Zone von 15 Kilometern auf, ihre Wohnungen zu verlassen. Russischen Angaben zufolge wurde der Kachowka-Staudamm von einer ukrainischen Rakete getroffen. Russen und Ukrainer werfen sich seit Wochen gegenseitig vor, derartige Provokationen zu planen. Durch eine Zerstörung des Staudamms könnte das Gebiet überflutet werden.
19:09 Uhr | Russland und der Iran wollen engere Handelsbeziehungen
Kreml-Chef Wladimir Putin hat mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi eine engere Zusammenarbeit beider Länder vereinbart. Beide Präsidenten hätten eine Reihe aktueller Themen während eines Telefonats erörtert, teilte die Regierung in Moskau mit. Schwerpunkt sei der Ausbau der Zusammenarbeit in den Bereichen Politik, Handel und Wirtschaft, einschließlich des Transport- und Logistiksektors.
Die Ukraine und der Westen werfen dem russischen Militär vor, es setze iranische Schahed-136-Drohnen bei seinen Angriffen auf die Infrastruktur ein. Russland bestreitet den Einsatz solcher Drohnen. Der Iran hat erklärt, vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine habe man eine kleine Zahl Drohnen nach Russland exportiert.
18:27 Uhr | Washington: Ukraine hat freie Hand bei Verhandlungen
Die Ukraine soll nach Angaben von US-Außenminister Antony Blinken allein über Zeitpunkt und Gegenstand möglicher Verhandlungen mit Russland entscheiden. Blinken bekräftigte diese Position der USA nach Angaben des Außenministeriums bei einem Treffen mit seinem ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba am Rande des Gipfels des südostasiatischen Staatenbundes Asean in Kambodscha.
16:56 Uhr | Özdemir lobt EU-Pläne für neue Handelsrouten in die Ukraine
Bundesagrarminister Cem Özdemir hat EU-Pläne gelobt, gemeinsam mit Partnern eine weitere Milliarde Euro in Verkehrswege in die Ukraine zu investieren. "Diese Alternativrouten sind echte Lebensadern: Die Agrarexporte sichern der Ukraine wichtige Einnahmen, beruhigen die Weltmärkte für Getreide und machen so weltweit Millionen Hungernde satt", sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.
Özdemir sagte weiter, er und sein ukrainischer Kollege Mykola Solskyj suchten nach einer Lösung, wie Getreide gezielt Staaten zugutekommen könne, in denen der Hunger besonders groß sei. Die am Freitag bekanntgegebenen Investitionen sollen helfen, den Verkehr zwischen der Ukraine und den Nachbarländern Polen, Rumänien, Moldau, Slowakei und Ungarn auszubauen. Vor dem Angriff Russlands hatte die Ukraine vor allem über seine Schwarzmeerhäfen Handel betrieben, diese können jedoch nur noch für ausgewählte Agrarprodukte genutzt werden.
15:25 Uhr | Erdogan: Türkei setzt weiter auf Friedensgespräche
Die Türkei setzt sich Präsident Recep Tayyip Erdogan zufolge weiter für einen Friedensdialog zwischen Russland und der Ukraine ein. "Wir arbeiten daran, hier einen Friedenskorridor zu schaffen, so wie wir es beim Getreidekorridor getan haben", sagte Erdogan laut türkischen Medien. "Wir denken, dass der beste Weg dafür ein Weg vom Dialog zum Frieden ist." Die Meinung der Ukraine sei dabei wichtig.
Zugleich warf Erdogan den USA und anderen westlichen Ländern vor, die Führung in Moskau zu provozieren: "Der Westen und insbesondere die USA greifen Russland anscheinend endlos an", sagte Erdogan, ohne jedoch näher darauf einzugehen.
13:03 Uhr | EU-Kommission billigt deutsche Übernahme von Gazprom-Tochter
Die EU-Kommission hat die Verstaatlichung einer deutschen Tochter des russischen Energiekonzerns Gazprom gebilligt. Die Brüsseler Behörde stimmte Beihilfemaßnahmen für Gazprom Germania von 225,6 Millionen Euro zu. Damit kann die Bundesregierung die Firma, die inzwischen Securing Energy for Europe (Sefe) heißt und unter Treuhänderschaft der Bundesnetzagentur steht, komplett übernehmen.
Nach Angaben der Kommission folgt die Maßnahme den Regeln des befristeten Krisenrahmens, wonach Unternehmen in der Energiekrise Hilfen erhalten können, wenn privates Geld nicht ausreicht. Sefe habe nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine hohe Verluste erlitten. Das Unternehmen sei mit einem Anteil von 14 Prozent am deutschen Gasversorgungsmarkt und 28 Prozent der Gasspeicherkapazität für Deutschland ein systemrelevantes Energieunternehmen.
Zuletzt hatte der deutsche Gasimporteur Uniper angekündigt, den russischen Mutterkonzern Gazprom wegen eingestellter Gaslieferungen vor ein Schiedsgericht bringen zu wollen.
12:07 Uhr | Mutmaßliches Banksy-Kunstwerk in der Ukraine
Der Streetart-Künstler Banksy hat sich offenbar in der Ukraine verewigt. Auf seinem Instagram-Kanal veröffentlichte der mysteriöse Künstler am Freitagabend Fotos von einem Werk auf einem zerstörten Haus, die im stark verwüsteten Kiewer Vorort Borodjanka aufgenommen worden sein sollen. Auf der grauen Wand eines kriegszerstörten Hauses ist ein Mädchen zu sehen, das scheinbar auf Trümmern einen Handstand macht. "Borodjanka, Ukraine" lautet der Begleittext. Die Veröffentlichung auf seinem Instagram-Kanal gilt gemeinhin als Zeichen, dass der aus Großbritannien stammende Banksy ein Werk als seines bestätigt.
11:24 Uhr | Russische Besatzer verlegen Chersoner Verwaltungszentrum
Nach dem Rückzug aus der südukrainischen Gebietshauptstadt Cherson haben die russischen Besatzer ihr regionales Verwaltungszentrum auf den noch von ihnen kontrollierten Teil des gleichnamigen Gebiets verlegt. Ein großer Teil der russischen Administration sei bereits in die Stadt Henitschesk umgesiedelt worden, meldeten Russlands staatliche Nachrichtenagenturen am Samstag unter Berufung auf einen Sprecher der Chersoner Besatzungsverwaltung.
Russland hatte das Gebiet Cherson kurz nach Beginn seines Angriffskriegs Ende Februar weitgehend erobert. Im September ließ der Kreml Cherson – ebenso wie die ukrainischen Gebiete Saporischschja, Luhansk und Donezk – völkerrechtswidrig annektieren.
07:43 Uhr | Ukrainischer Außenminister verurteilt russische "Hungerspiele"
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat die südostasiatische Staatengemeinschaft Asean aufgefordert, Russland zu einer Fortsetzung des in einer Woche auslaufenden Getreideabkommens zu drängen. "Ich rufe alle Asean-Mitglieder auf, jede nur mögliche Maßnahme zu ergreifen, um Russland daran zu hindern, Hungerspiele mit der Welt zu spielen", sagte Kuleba am Samstag vor Journalisten in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh. Das Abkommen zum Export von ukrainischem Getreide wurde im Juli unter der Vermittlung der UN und der Türkei geschlossen und läuft am 19. November aus.
04:11 Uhr | USA: Ukraine erringt "außergewöhnlichen Sieg" in Cherson
Nach dem Rückzug der russischen Truppen aus der ukrainischen Stadt Cherson haben die USA von einem "außergewöhnlichen Sieg" für Kiew gesprochen. "Es sieht so aus, als hätten die Ukrainer gerade einen außergewöhnlichen Sieg errungen, bei dem die einzige Regionalhauptstadt, die Russland in diesem Krieg erobert hat, nun wieder unter ukrainischer Flagge steht", sagte der Nationale Sicherheitsberater, Jake Sullivan. Das sei "bemerkenswert". Sullivan fügte an, der russische Rückzug habe "umfassendere strategische Auswirkungen". Dazu gehöre, dass sich die längerfristige Bedrohung anderer südukrainischer Städte wie Odessa durch Russland verringere.
00:49 Uhr | Kiew feiert Rückeroberung der Region Cherson
Nach der mutmaßlichen Rückeroberung der südukrainischen Region Cherson haben sich auf dem Maidan-Platz in Kiew Dutzende Menschen versammelt. Sie jubelten und schwenkten Fahnen. Sie reagierten damit offenbar auf die jüngsten Meldungen aus der Region Cherson – und auf Videoaufnahmen, die die ukrainische Regierung veröffentlichte. Auf dem nicht verifizierten Material sollen Bewohner von Cherson zu sehen sein, die jubelnd ukrainische Soldaten empfangen. Die Region Cherson und ihre gleichnamige Hauptstadt waren das erste größere Gebiet, das die russische Armee kurz nach Kriegsbeginn unter ihre Kontrolle gebracht hatte.
00:00 Uhr | Newsblog am Samstag, 12. November 2022
Guten Morgen, in unserem Newsblog halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.
Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 12. November 2022 | 06:00 Uhr