Russland-Ukraine-Krieg Newsblog: Offenbar Fortschritte bei Versorgungslage in Kiew und Cherson
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26. November 2022, 21:59 Uhr
In Cherson sind Teile der Stromversorgung wiederhergestellt. Auch Kiew macht laut Bürgermeister Vitali Klitschko Fortschritte. Wegen der anhaltenden russischen Angriffe auf Cherson werden Zivilisten aus der Stadt gebracht. Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj kritisiert Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko im Kampf gegen Stromausfälle. Die aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Newsblog.
Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig überprüft werden können.
- Klitschko: Fortschritte bei Wiederherstellung von Infrastruktur in Kiew
- Cherson hat wieder Strom
- Weitere Angriffe und Evakuierungen in Cherson
- Geflüchtete werden nach Einschätzung der EU auch nach Kriegsende nicht in Heimat zurückkehren
- Weitere Nachrichten zum Ukraine-Krieg
21:59 Uhr | Neuer ukrainischer Botschafter begrüßt Holodomor-Resolution
Der neue ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, hat die vom Bundestag geplante Resolution zu der von der Sowjetführung verursachten Hungersnot mit Millionen Todesopfern (Holodomor) in der Ukraine vor 90 Jahren begrüßt. Es gehe um die Anerkennung der Wahrheit, sagte Makeiev am Samstag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Der Wahrheit, die man jahrzehntelang zu vertuschen versuchte. Und der Wahrheit, die nie verjähren kann."
Die Resolution, die am Mittwoch im Bundestag behandelt werden soll, sieht laut Entwurf eine Anerkennung des Holodomor als Völkermord vor. Sie wird gemeinsam von den Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP sowie der CDU/CSU-Fraktion getragen.
20:57 Uhr | Tote in Cherson durch russischen Beschuss
In der südukrainischen Region Cherson sind seit dem Rückzug der russischen Truppen mindestens 32 Menschen durch täglichen Artillerie- und Raketenbeschuss getötet worden. Das teilte der Vorsitzende der ukrainischen Polizei, Ihor Klymenko, mit.
Zwar würden viele Menschen in weniger gefährliche Regionen flüchten, aber viele Anwohner blieben auch in ihren Häusern, sagte Klymenko weiter. Am Freitag waren Hunderte Menschen aus der Stadt Cherson evakuiert worden.
20:29 Uhr | Deutschland unterstützt ukrainische Getreide-Initiative
Deutschland wird die ukrainischen Getreideexporte mit weiteren Mitteln unterstützen. Das kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz in einer Videobotschaft im Rahmen der Eröffnungszeremonie der Initiative "Getreide aus der Ukraine" in Kiew an. Scholz sagte, er werde dafür 15 Millionen Euro bereitstellen. Auch der französische Präsident Emmanuel Macron sicherte weitere Unterstützung zu.
19:38 Uhr | Ukrainischer Außenminister: Erhalten Waffen von weiteren Staaten
In ihrem Kampf gegen die russischen Invasoren erhält die Ukraine nach den Worten ihres Außenministers Dmytro Kuleba auch Waffen von bisher unbekannter Seite. "Wir erhalten nicht nur Waffen aus den Lagern unserer engsten Freunde. Sondern diese Freunde arbeiten auch mit Drittländern zusammen, um Ausrüstung von ihnen zu kaufen und an uns zu liefern", sagte er der französischen Zeitung "Le Parisien".
Auf die Frage, ob diese Drittländer damit einverstanden seien, sagte er in dem am Freitag veröffentlichten Interview: "Die meisten sagen öffentlich, dass sie es nicht tun, aber es geschieht hinter den Kulissen."
17:39 Uhr | Ukraine und Russland melden weiter Beschuss
Bei erneuten russischen Raketenangriffen auf die ukrainische Industriestadt Dnipro sind mindestens 13 Menschen verletzt worden. "Vier davon sind im Krankenhaus, darunter ein 17-Jähriger", teilte der Militärgouverneur der Region Dnipropetrowsk, Walentyn Resnitschenko, auf seinem Telegram-Kanal mit. Unter den Trümmern der getroffenen Wohnhäuser werden noch weitere Opfer vermutet.
Neben Dnipro trafen auch die Kleinstadt Tschassiw Jar im ostukrainischen Gebiet Donezk russische Raketen. In der unter ukrainischer Kontrolle stehenden Stadt wurde ein Mehrfamilienhaus getroffen, dabei seien drei Menschen verletzt worden, teilte der Militärgouverneur der Region, Pawlo Kyrylenko, mit. Auf der Gegenseite beklagen die von Russland unterstützten Separatisten in Donezk den anhaltenden Beschuss der Großstadt durch ukrainisches Militär.
16:25 Uhr | Scholz will weiter Öl-Embargo zum Jahreswechsel
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bleibt bei dem Zeitplan für das Einfuhrverbot für russisches Pipeline-Öl zum Jahreswechsel. "Wir bereiten uns die ganze Zeit darauf vor, dass es eine Zukunft gibt, auch wenn es keine Ölversorgung aus den russischen Pipelines für Schwedt (Brandenburg) mehr gibt und auch für Leuna (Sachsen-Anhalt)", sagte Scholz beim Landesparteitag der SPD Brandenburg in Cottbus. "Wir haben ja ins Auge gefasst, dass das zum Jahreswechsel auch möglich sein soll."
Der Kanzler sieht die Vorbereitungen für alternatives Öl über die Häfen Rostock und Danzig in Polen auf einem guten Weg: "Wir sind intensiv da dran, die technischen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass es mehr Möglichkeiten der Öllieferungen über Rostock gibt, aber gleichzeitig auch aus Polen." Darüber werde mit den Verantwortlichen in Polen verhandelt. "Das ist etwas, das sehr weit fortgeschritten ist."
15:48 Uhr | G7-Justizminister wollen über Verfolgung von Kriegsverbrechen sprechen
Die Justizminister der G7-Industrienationen wollen sich bei einem Treffen am Montag und Dienstag in Berlin für die Verfolgung von Kriegsverbrechen in der Ukraine einsetzen. "Wir werden vor allem über die entsetzlichen Kriegsverbrechen sprechen, die auf dem Gebiet der Ukraine verübt werden und die wir verfolgen und bestrafen wollen", sagte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) in einem auf Twitter veröffentlichten Video. Dazu werde man eine effizientere Koordination der Ermittlungen verabreden.
Die Ukraine stößt in befreiten Gebieten nach offizieller Darstellung auf immer mehr Beweise für Gräueltaten der einstigen russischen Besatzer. Die ukrainischen Behörden registrierten nach offiziellen Angaben bislang mehr als 45.000 Kriegsverbrechen. Russland wirft wiederum der Ukraine Kriegsverbrechen vor
15:10 Uhr | Klitschko: Kiewer Infrastruktur wird in "Rekordtempo" wiederhergestellt
Der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, Vitali Klitschko, hat sich zuversichtlich zur Versorgungslage in seiner Stadt geäußert. Klitschko sagte der "Bild am Sonntag", dass in "Rekordtempo" an Lösungen gearbeitet werde. "Die Stadt hat wieder Wasser und 95 Prozent Heizung, jetzt arbeiten wir vor allem daran, dass der Strom überall zurückkommt."
Angesichts der Kritik von Präsident Wolodymyr Selenskyj am Kiewer Krisenmanagement warnte Klitschko vor politischem Streit. "Der Schlüssel des Erfolgs der Ukraine nach dem Angriff Russlands auf unser Land ist der Zusammenhalt, sowohl national als auch international", sagte Klitschko. "Wir müssen weiter gemeinsam dafür sorgen, das Land zu verteidigen und die Infrastruktur zu schützen." Der ehemalige Box-Weltmeister Klitschko ist seit 2014 Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt.
14:46 Uhr | Ukraine erinnert an Holodomor vor 90 Jahren
Inmitten des russischen Angriffskriegs gedenkt die Ukraine der Toten der verheerenden Hungersnot Holodomor vor 90 Jahren. "Einst wollten sie uns durch Hunger zerstören, nun durch Dunkelheit und Kälte", schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj in seinem Telegram-Kanal mit Blick auf Russlands Angriffe auf die Energie-Infrastruktur seines Landes. 1932/33 hatte der Sowjetdiktator Josef Stalin gezielt eine Hungersnot in der Ukraine herbeigeführt, den so genannten Holodomor. Bis zu vier Millionen Menschen starben.
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz erinnerte an die Opfer des Holodomor. "Heute sind wir uns einig, dass Hunger nie wieder als Waffe eingesetzt werden darf", sagte Scholz anlässlich einer neuen Initiative namens "Getreide aus der Ukraine". Mehrere Länder haben den Holodomor bereits als Völkermord eingestuft. In der kommenden Woche könnte Deutschland folgen: Am Mittwoch will der Bundestag dazu eine Resolution verabschieden.
13:39 Uhr | Kiew wirbt mit Hilfsprogramm "Getreide aus der Ukraine" um Afrika
Kiew hat im Werben um die Unterstützung der Länder Afrikas und Asiens im Ukrainekrieg den Start des internationalen Hilfsprogramms "Getreide aus der Ukraine" angekündigt. "Die Ukraine war und bleibt ein Garant für die Welternährungssicherheit, und selbst unter solch harten Kriegsbedingungen arbeitet die ukrainische Führung für die globale Stabilität", sagte Wolodymyr Selenskyj am Samstag bei einer Pressekonferenz zum Besuch von Belgiens Premier Alexander de Croo.
Das Programm sieht Nahrungsmittellieferungen an die ärmsten Länder vor. Selenskyj geht es um bis zu 60 Schiffe, die bis Mitte nächsten Jahres aus den ukrainischen Schwarzmeerhäfen um Odessa in solche Armenhäuser wie Sudan, Jemen oder Somalia entsandt werden sollen. Mehrere europäische Länder haben zugesagt, die Lieferungen im Rahmen des Welternährungsprogramms zu finanzieren. So hat Bundeskanzler Olaf Scholz bereits erklärt, ein von Deutschland gesponsertes Schiff des Programms sei derzeit auf dem Weg, um ukrainisches Getreide nach Äthiopien zu liefern.
13:09 Uhr | Stadt Cherson hat wieder Strom
Die Stadt Cherson im Süden der Ukraine hat wieder Strom. Zunächst solle die kritische Infrastruktur wieder versorgt werden und unmittelbar danach die Haushalte, schreibt Präsidialberater Kyrylo Tymoschenko auf Telegram mit. Seit der Rückeroberung durch ukrainische Truppen am 11. November war die Stadt von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten, Heizung gab es ebenfalls nicht.
10:41 Uhr | 130.000 Menschen in Kiew weiter ohne Strom
Nach schweren russischen Angriffen sind in der ukrainischen Hauptstadt Kiew Zehntausende Bewohner weiterhin ohne Strom. Am Samstagvormittag seien noch 130.000 Menschen der Drei-Millionen-Einwohner-Metropole betroffen gewesen, teilte die städtische Militärverwaltung mit. Die Reparaturen sollen innerhalb von 24 Stunden abgeschlossen werden. Dann sollen auch alle Heizungen wieder funktionieren. Die Wasserversorgung hingegen sei bereits wiederhergestellt, hieß es. Lediglich in den obersten Etagen von Hochhäusern könne es noch Probleme mit niedrigem Wasserdruck geben.
08:55 Uhr | Britischer Geheimdienst: Russland feuert leere Raketen ab
Russland entfernt Großbritannien zufolge wahrscheinlich Atomsprengköpfe von alternden Marschflugkörpern und feuert Waffen ohne Munition ab. Die Improvisation zeige, in welchem Maß Russlands Kontingent an Langstreckenraketen abgebaut wurde. Großbritannien beruft sich dabei auf seinen täglichen Geheimdienstbericht.
Auf Bildern seien die Überreste von Marschflugkörpern zu sehen, die in den 1980er Jahren als Träger für Atomsprengköpfe entwickelt wurden. Die fehlenden Sprengköpfe dürften mit Ballast aufgefüllt worden sein. Durch die Bewegungsenergie und die nicht verbrauchten Antriebsstoffe würde immer noch Schaden angerichtet.
02:35 Uhr | Weitere Angriffe und Evakuierungen in Cherson
Wegen der anhaltenden russischen Angriffe auf Cherson im Süden der Ukraine sind die ersten Zivilisten aus der Stadt gebracht worden. 100 Menschen seien mit dem Zug in die Westukraine gebracht worden, teilte das Infrastruktur-Ministerium mit, darunter 26 Kinder und 6 Kranke. Auch Krankenhäuser sollen nach Behördenangaben evakuiert werden. Russland hatte zuletzt Angriffe auf Cherson verstärkt. Die Ukraine sprach am Freitag erneut von zahlreichen Toten und Verletzten in der Stadt. Nach einem ukrainischen Vormarsch hatten russische Truppen vor zweieinhalb Wochen Cherson und das Gebiet westlich des Flusses Dnipro verlassen. Die Soldaten halten aber Stellungen auf der anderen Seite des Flusses und setzen von dort ihre Raketenangriffe fort.
01:50 Uhr | EU-Kommissionsvize: Geflüchtete werden nach Kriegsende nicht sofort heimkehren
Die über Europa verteilten Geflüchteten aus der Ukraine werden nach Meinung der EU-Kommissionsvizepräsidentin Dubravka Suica auch nach Kriegsende nicht sofort in ihre Heimat zurückkehren. "Ihre Schulen sind zerstört, ihre Häuser sind zerstört, ihre Arbeitsplätze sind verloren", sagte Suica dem Redaktions Netzwerk Deutschland (RND). Gastgeber wie etwa Deutschland oder Polen müssten sich nach ihrer Einschätzung auf einen jahrelangen Verbleib von Flüchtlingen aus der Ukraine auch nach Ende des Kriegs einstellen.
00:31 Uhr | Selenskyj kritisiert Krisenpolitik in Kiew
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Krisenpolitik der Stadtverwaltung in Kiew kritisiert. Selenskyj sagte, die Hauptstadt habe nicht genügend Notunterkünfte bereitgestellt. Dies sei in anderen Städten besser gelaufen. Der Präsident kritisierte auch die Kiewer Schadensbehebung nach den russischen Angriffen auf die Energieversorgung in dieser Woche. Viele Bürger seien bis zu 30 Stunden ohne Strom gewesen – noch heute seien es Hunderttausende. Er erwarte vom Büro des Bürgermeisters Qualitätsarbeit, sagte Selenskyj in Richtung des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko.
00:00 Uhr | Newsblog am Samstag, 26. November 2022
Guten Morgen, in unserem Newsblog halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.
Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 26. November 2022 | 06:00 Uhr