Russland-Ukraine-Krieg Newsblog: Russische Soldaten bei ukrainischen Raketenangriff getötet
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02. Januar 2023, 22:32 Uhr
In einer Militärunterkunft nahe Makijiwka im Osten der Ukraine sind 63 russische Soldaten nach einem Raketenangriff gestorben. Die russischen Gasexporte in Länder außerhalb der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten sind im vergangenen Jahr um 45,5 Prozent gesunken. Nato-Generalsekretär Stoltenberg drängt auf Waffenproduktion. Das russische Militär hat die Ukraine erneut mit Drohnen angegriffen. Die aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg und die Folgen im Newsblog.
Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig überprüft werden können.
- Nato-Generalsekretär Stoltenberg drängt auf Waffenproduktion
- Stromausfall in Russland nach ukrainischem Drohnen-Angriff
- Luftalarm wegen russischer Angriffe in Kiew und Teilen der Ostukraine
- Weitere Nachrichten zum Ukraine-Krieg.
22:32 Uhr | Russische Flugabwehr schießt Drohnen über Sewastopol ab
Nach tagelangen Anflügen russischer Kamikaze-Drohnen auf ukrainische Städte hat am Montagabend die Flugabwehr der russisch besetzten Halbinsel Krim ukrainische Drohnen bekämpft. Nach einem Bericht der russischen Staatsagentur Tass wurden über dem Marinehafen Sewastopol zwei ukrainische unbemannte Fluggeräte abgeschossen. "Unsere Luftverteidigung setzte die Abwehr der Angriffe fort", wurde der von Moskau eingesetzte Gouverneur Michail Raswoschajew zitiert.
Sewastopol ist der Hauptstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte. Der Hafen war bereits mehrfach Ziel ukrainischer Drohnenangriffe, zuletzt am 30. Dezember. Im Oktober hatte das ukrainische Militär mit Sprengstoff beladene Drohnen-Boote gegen die russische Flotte bei Sewastopol eingesetzt. Über deren Wirkung gibt es von beiden Seiten widersprüchliche Angaben.
21:46 Uhr | Selenskyj sieht russische Abnutzungstaktik in Drohnenangriffen
Angesichts der wiederholten russischen Drohnenangriffe auf ukrainische Städte in den vergangenen Tagen warnt Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj vor einem möglichen Abnutzungskrieg. "Wir haben Informationen, dass Russland einen langfristigen Angriff von Schahed-Drohnen plant", sagte Selenskyj am Montagabend in seiner täglichen Videoansprache. "Aber wir müssen und werden alles tun, damit dieses Ziel der Terroristen wie alle anderen scheitert."
Das russische Militär setzt sogenannte Kamikaze-Drohnen ein, die sich am Ende ihres Fluges senkrecht auf ihr Ziel herabstürzen. Die relativ langsamen Drohnen aus iranischer Produktion sind ein leichtes Ziel für die Flugabwehr, doch die großen Mengen der eingesetzten unbemannten Flugapparate und die ständige Luftraumüberwachung sind eine große Herausforderung für die ukrainische Luftabwehr. Dazu kommt der Kostenfaktor – eine aus billigen Teilen hergestellte Drohne muss mit teuren Waffensystemen abgeschossen werden.
20:52 Uhr | Ukrainische Polizei entdeckt Folterlager im befreiten Charkiw
Seit der Befreiung der Umgebung der ostukrainischen Stadt Charkiw aus russischer Besatzung hat die Polizei dort nach eigenen Angaben 25 Folterlager entdeckt. In den Lagern hätten russische Truppen unter anderem Zivilisten unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten und gefoltert, teilte der regionale Polizeichef Wolodymyr Tymoschko am Montag auf Facebook mit. Die Gefangenen seien teils mit Elektroschocks misshandelt worden, anderen seien die Finger gebrochen worden.
Die Umgebung von Charkiw war monatelang von russischen Truppen besetzt worden. Sie zogen sich erst Anfang September nach einer ukrainischen Gegenoffensive zurück. Seitdem seien in der befreiten Region 920 Leichen von Zivilisten, unter ihnen 25 Kinder, entdeckt worden, teilte Tymoschko weiter mit. Sie seien von russischen Soldaten getötet worden. Im Kiewer Vorort Butscha waren nach dem Abzug russischer Truppen Leichen von 400 Menschen gefunden worden, die Spuren von Folter zeigten.
19:37 Uhr | Banksy-Dieb drohen bis zu zwölf Jahre Haft
Die Generalstaatsanwaltschaft in Kiew hat ein Verfahren gegen den Dieb eines Banksy-Wandbildes eingeleitet. Der Mann hatte Anfang Dezember mit mehreren Komplizen ein Bild des britischen Streetart-Künstlers aus einer Wand im Kiewer Vorort Hostomel geschnitten. Das Verfahren richte sich ausschließlich gegen den Mann wegen Diebstahls unter Kriegsrecht, hieß es aus der Behörde. Ihm drohen nun bis zu zwölf Jahre Haft.
"Er war sich des Wertes der Arbeit bewusst und plante, das Graffiti zu verkaufen und über die erhaltenen Gelder nach eigenem Ermessen zu verfügen", teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Montag mit. Das Bild wurde beschlagnahmt, das Kulturministerium will über das weitere Schicksal des Werks entscheiden.
18:40 Uhr | Russland startet Drohnenangriffe bewusst bei Dunkelheit
Die russischen Angriffe mit sogenannten Kamikaze-Drohen auf Ziele in der Ukraine werden nach Ansicht eines Experten bewusst nachts und entlang des Flusses Dnipro gesetzt. "Logischerweise ist nachts am Himmel nicht alles erkennbar", sagte Oberst Wladislaw Selesnjow der ukrainischen Agentur RBK-Ukraina am Montag. Die Flugroute aus südlicher Richtung entlang des Dnipro sei zudem gewählt worden, um die ukrainische Luftabwehr nach Möglichkeit zu umfliegen.
Die russischen Streitkräfte haben zuletzt mehrere Nächte in Folge Wellen von Kamikaze-Drohnen, die senkrecht auf ihre Ziele stürzen, gegen die Städte der Ukraine gestartet. Der Großteil der Schahed-Drohnen aus uranischer Produktion wurde von der Luftabwehr abgeschossen. Dennoch richteten herabstürzende Trümmerstücke erhebliche Schäden an.
14:51 Uhr | Russische Soldaten bei ukrainischem Angriff getötet
Bei einem ukrainischen Angriff auf eine Militärunterkunft nahe Makijiwka im Osten der Ukraine sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau 63 russische Soldaten getötet worden. Die Ukraine habe mit sechs Himars-Raketen angegriffen, zwei von ihnen seien abgefangen worden. Zuvor hat die Besatzungsverwaltung im von Russland kontrollierten Teil der Region Donezk von unter hundert getöteten Soldaten gesprochen.
Es habe sich um einen ukrainischen Angriff in der Silvesternacht auf Quartiere gehandelt, in denen russische Rekruten untergebracht gewesen seien. Das ukrainische Verteidigungsministerium sprach dagegen von bis zu 400 getöteten russischen Soldaten. Im Internet veröffentlichte Filmaufnahmen, die Reuters nicht verifizieren konnte, zeigen ein zerstörtes Gebäude in der Bergbau-Stadt Makijiwka, die in der Region Donezk liegt. Es soll sich um eine Berufsschule gehandelt haben.
13:40 Uhr | Russlands Gasexporte außerhalb der GUS um 45 Prozent gesunken
Die russischen Gasexporte in Länder außerhalb der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten sind im vergangenen Jahr um 45,5 Prozent gesunken. Zur GUS zählen alle Nachfolgestaaten der Sowjetunion mit Ausnahme des Baltikums und der Ukraine. Wie der russische Staatskonzern Gazprom mitteilte, betrugen die Ausfuhren in Drittstaaten 100,9 Milliarden Kubikmeter. Im Jahr 2021 waren es noch 185,1 Milliarden Kubikmeter.
Russland setzt nun verstärkt auf einen Export nach China. Gazprom-Chef Alexej Miller erklärte am Montag, die Lieferungen in die Volksrepublik hätten bereits 2022 die vertraglich zugesicherten Mengen überstiegen. Ab 2024 soll eine zweite Pipeline nach China gebaut werden.
12:35 Uhr | Mehrheit der Ukrainer will keine Verhandlungen mit Russland
Die Ukraine wird von Russland weiter mit Raketen und Drohnen angegriffen. An ruhige Weihnachten oder Silvester war nicht zu denken. ARD-Korrespondentin Andrea Beer berichtet, dass der Zusammenhalt der Ukrainer wächst.
10:45 Uhr | Nato-Generalsekretär drängt auf Waffenproduktion
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat die Mitgliedsstaaten aufgefordert, die Waffenproduktion in den kommenden Monaten zu verstärken. Der Norweger sagte in einem BBC-Interview, die Nato müsse genug Waffen für die eigene Verteidigung haben. Davon hänge auch ab, ob man die Ukraine langfristig mit Waffen versorgen könne. Stoltenberg betonte, der von Russland ausgelöste Krieg koste große Mengen Munition. Der Kreml scheine an seinem Ziel festzuhalten, die Ukraine zu kontrollieren. Wenn man wolle, dass die Ukraine sich als souveräner und demokratischer Staat durchsetze, dann müsse man sie jetzt unterstützen.
08:45 Uhr | Ukrainische Flugabwehr meldet Abschuss Dutzender Drohnen
Die ukrainische Flugabwehr hat in der Nacht zum Montag nach eigenen Angaben 43 Drohnen und eine Rakete abgeschossen. Allein über Kiew wurden demnach 22 Drohnen abgeschossen. Russland hatte die Ukraine in der fünften Nacht in Folge mit Kampfdrohnen angegriffen. In Kiew teilte Bürgermeister Vitali Klitschko am Montagmorgen mit, dass Energie-Infrastruktur bei den Angriffen beschädigt worden sei. Es gebe Stromausfälle in der Stadt, die sich auch auf die Wärmeversorgung auswirkten, sagte er. Die Wasserversorgung laufe aber normal.
08:40 Uhr | SPD bekräftigt Nein zu Leopard-Panzern für die Ukraine
Der SPD-Außenpolitiker Michael Müller hat die Weigerung der Bundesregierung bekräftigt, Leopard-Panzer an die Ukraine zu liefern. Müller sagte im ARD-Morgenmagazin, es werde keine unüberlegten Alleingänge geben. Solche Waffen könnten nur "in Abstimmung mit unseren Nato-Partnern" geliefert werden. Müller betonte, Länder wie die USA und Frankreich, "die vergleichbare Systeme wie diesen Leopard-Panzer haben, liefern eben auch nicht". Außerdem wolle man "auf jeden Fall weiterhin auch vermeiden, dass die Nato direkt Kriegspartei" werde. Dies sei in "unser aller Interesse".
04:46 Uhr | Stromausfall in russischer Region Brjansk nach ukrainischem Drohnen-Angriff
In der russischen Region Brjansk nahe der Grenze zur Ukraine ist russischen Angaben zufolge nach einem ukrainischen Drohnenangriff teilweise der Strom ausgefallen. "Ein ukrainischer Drohnenangriff wurde heute Morgen auf den Bezirk Klimowskij durchgeführt", schreibt Gouverneur Alexander Bogomaz auf Telegram. "Alle Rettungsdienste sind vor Ort. Infolge des Angriffs wurde die Stromversorgung beschädigt und es gibt keinen Strom." Der Kreis Klimowskij der Region Brjansk grenzt im Süden an die Ukraine.
Russland beschuldigt derweil ukrainische Kräfte auch, in der Silvesternacht ein Militärquartier im russisch kontrollierten Teil der Region Donezk getroffen zu haben. Dabei sollen mehrere Menschen ums Leben gekommen sein.
03:40 Uhr | Ex-Nato-General rechnet 2023 mit Waffenstillstand
Der frühere Nato-General Hans-Lothar Domröse erwartet im Laufe des neuen Jahres einen Waffenstillstand in der Ukraine. "Wir werden im Verlauf des Jahres 2023 einen Waffenstillstand haben", sagte Domröse den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Zwar würden sowohl die Ukraine als auch Russland in den nächsten Monaten noch einmal eine Offensive starten, um zu versuchen, ihre militärischen Ziele doch noch zu erreichen. Aber er rechne im Frühsommer mit einem Stillstand. Dann würden Russland und die Ukraine erkennen, dass es keinen Sinn ergebe, weiter zu kämpfen, wenn kein Raumgewinn mehr möglich sei. "Das wäre der Moment für Waffenstillstandsverhandlungen", sagte Domröse, der auch General des Heeres bei der Bundeswehr war. Es bleibe nur eine Verhandlungslösung, die für beide Seiten akzeptabel sei.
02:27 Uhr | Kritische Infrastruktur um Kiew im Visier Russlands
Die russischen Drohnenangriffe vom frühen Montag zielten ukrainischen Angaben zufolge erneut auf die kritische Infrastruktur in Kiew und der umliegenden Region ab. "Es ist laut in der Region und in der Hauptstadt: nächtliche Drohnenangriffe", schreibt Oleksij Kuleba, der Gouverneur der Region Kiew, auf Telegram. "Die Russen haben mehrere Wellen von Shahed-Drohnen gestartet. Sie zielen auf kritische Infrastruktureinrichtungen. Die Luftabwehr ist im Einsatz."
01:29 Uhr | Luftalarm in Kiew und Teilen der Ostukraine
Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist auch in der Nacht zum Montag nach Angaben der Militärverwaltung von der russischen Armee aus der Luft angegriffen worden. Der Leiter der Militärverwaltung, Serhij Popko, rief die Bewohner der Stadt auf, "in Schutzräumen zu bleiben". Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko teilte mit, im nordöstlichen Stadtbezirk Desniansky habe es eine Explosion gegeben. Drohnentrümmer hätten eine Straße getroffen und ein Gebäude beschädigt. Ein 19-Jähriger sei verletzt worden.
Auch für den größten Teil der Ostukraine wurde erneut Luftalarm ausgelöst. Das Militärkommando im Osten des Landes teilte mit, dass Luftabwehrsysteme neun iranische Shahed-Drohnen über den Regionen Dnipropetrowsk und Saporischschja zerstört hätten.
Die russische Armee hatte in der Neujahrsnacht und im Laufe des Sonntags dutzende Ziele in der Ukraine aus der Luft angegriffen. Dabei wurden in Kiew und anderen Regionen der Ukraine mindestens vier Menschen getötet. Vielfach kamen nach Angaben des ukrainischen Generalstabes Kamikaze-Drohnen vom Typ Schahed 136 aus iranischer Produktion zum Einsatz.
00:00 Uhr | Newsblog am Montag, 2. Januar 2023
Guten Morgen, in unserem Newsblog halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.
Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 02. Januar 2023 | 06:00 Uhr