Russische Soldaten im Gebiet Cherson
Russische Soldaten während der Evakuierung eines Altenheims im Gebiet Cherson am 5. November 2022. Bildrechte: IMAGO/SNA

Russland-Ukraine-Krieg Newsblog: Russland verkündet Beginn des Abzugs aus Stadt Cherson

10. November 2022, 21:05 Uhr

Russland hat nach eigenen Angaben mit dem Rückzug seiner Truppen aus der Stadt Cherson begonnen. Die Einheiten würden sich auf Positionen am linken Dnjepr-Ufer bewegen, hieß es aus dem Verteidigungsministerium. Die Ukraine meldete bereits die Rückeroberung von 200 Quadratkilometern. Russlands Präsident Putin wird nicht zum G20-Gipfel nach Indonesien reisen. Die aktuellen Entwicklungen zum Krieg in der Ukraine und den Folgen im Newsblog.

Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig überprüft werden können.

21:05 Uhr | US-Sicherheitsberater spricht von "wichtigem Meilenstein"

Der Nationale Sicherheitsberater der US-Regierung, Jake Sullivan, hat den russischen Abzug aus Cherson als "wichtigen Meilenstein" für die Ukraine bezeichnet. Man müsse nun aber gucken, wie sich die Lage entwickle. "Das ist natürlich nicht das Ende des Krieges, denn Russland hält weiterhin Teile des ukrainischen Territoriums besetzt", sagte er. Hinsichtlich möglicher Verhandlungen der Ukraine mit Russland sagte Sullivan, man übe keinen Druck auf Kiew aus, sondern berate als "Partner". Zugleich kündigte Sullivan neue US-Militärhilfen für die Ukraine an. Dabei solle die ukrainische Armee vor allem Unterstützung im Bereich Luftverteidigung erhalten.

19:25 Uhr | Russland verkündet Beginn des Abzugs aus Stadt Cherson

Russland hat nach eigenen Angaben mit dem Rückzug seiner Truppen aus der Stadt Cherson am rechten Ufer des Dnjepr (Dnipro) begonnen. "Einheiten der russischen Truppen bewegen sich in strikter Übereinstimmung mit dem genehmigten Plan zu vorbereiteten Positionen am linken Ufer des Dnjepr-Flusses", erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau.

Ein zeitlicher Ablauf für den am Vortag durch Verteidigungsminister Sergei Schoigu angeordneten Abzug russischer Soldaten aus Cherson und Umgebung war indes nicht bekannt. Nach einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Tass sollen Einheiten der Polizei und Rettungsdienste die Stadt erst mit den letzten Truppen verlassen.

Nach Angaben der ukrainischen Zeitung "Ukrajinska Prawda" sprengten russische Kräfte das Fernsehzentrum, Fernheizungsanlagen und Funkmasten in Cherson. Bereits in den vergangenen Tagen seien mehrere Brücken über den Dnipro gesprengt worden. Unterdessen meldete die ukrainische Armee die Rückeroberung von zwölf Ortschaften auf dem Weg nach Cherson. Insgesamt habe die Ukraine damit mehr als 200 Quadratkilometer in dem gleichnamigen Gebiet zurückerobert, erklärte der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschny.

19:00 Uhr | Tschetschenien-Präsident unterstützt russischen Abzug

Der Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, hält den russischen Truppenabzug aus dem Gebiet Cherson rechts des Dnjepr (Dnipro) für eine richtige Entscheidung. Der Generalleutnant schrieb auf seinem Telegram-Kanal, der neue Kommandeur der russischen Truppen in der Ukraine, Armeegeneral Sergej Surowikin, habe damit tausende Soldaten aus der faktischen Umzingelung gerettet. Cherson sei ein schwieriges Gebiet, wo keine stabile und regelmäßige Versorgung mit Munition sowie die Bildung einer starken Nachhut möglich sei.

Ramsan Kadyrow hält eine Rede
Kadyrow: "Tausende Soldaten aus faktischer Umzingelung gerettet." Bildrechte: IMAGO / ITAR-TASS

Kadyrow zufolge habe Surowikin eine "schwere, aber richtige Entscheidung zwischen sinnlosen Opfern für lautstarke Erklärungen und der Rettung unbezahlbarer Soldatenleben" getroffen. Der Armeegeneral habe weitsichtig gehandelt und seine Soldaten nun in eine vorteilhaftere strategische Position gebracht. Zugleich erklärte der tschetschenische Präsident, es gebe keinen Grund, von einer "Aufgabe" Chersons zu sprechen. Kadyrow hatte die russische Kriegführung in den vergangenen Monaten häufiger getadelt.

13:06 Uhr | Ukrainische Streitkräfte: Stadt Snihuriwka im Süden befreit

Die Streitkräfte der Ukraine haben nach eigenen Angaben die von Russland besetzte Stadt Snihuriwka in der südlichen Region Mykolajiw zurückerobert. In einem Video, über das das ukrainische Fernsehen berichtet und das in sozialen Medien kursiert, erklärt ein Soldat: "Heute, am 10. November wurde Snihuriwka von den Kräften des 131. separaten Aufklärungsbataillons befreit."

Auf den Bildern ist zu sehen, dass der Soldat inmitten einer schwerbewaffneten Gruppe steht, dass eine ukrainische Flagge auf einem Infanteriefahrzeug hochgehalten wird und dass Umstehende jubeln. Das ukrainische Verteidigungsministerium äußerte sich zunächst nicht. Die Videoaufnahmen konnten nicht unabhängig überprüft werden.

11:40 Uhr | Großbritannien sperrt Oligarchen-Vermögen in Milliardenhöhe

Die britische Regierung hat nach eigenen Angaben die Vermögen von sanktionierten russischen Oligarchen und Einrichtungen im Wert von 18 Milliarden Pfund eingefroren. Ein hochrangiger Mitarbeiter des Finanzministeriums erklärte: "Wir haben Russland die schärfsten Sanktionen auferlegt, die es je gab." Im Zuge der russischen Invasion in der Ukraine wurden durch Großbritannien mehr als 1.200 Personen und über 120 Einrichtungen sanktioniert.

06:51 Uhr | Putin reist nicht zum G20-Gipfel nach Bali

Russlands Präsident Wladimir Putin wird nicht persönlich am G20-Gipfel in Indonesien in der kommenden Woche teilnehmen. Nach Angaben der indonesischen Regierung wird stattdessen Außenminister Sergej Lawrow die russische Delegation auf Bali leiten. Auch die Protokollchefin der russischen Botschaft in Indonesien bestätigte, dass Putin nicht nach Bali reisen werde. Es sei jedoch möglich, dass er virtuell an Gesprächen des Gipfels teilnehme.

Bei dem Treffen der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer wird der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zentrales Thema sein. Als Gastgeber hatte der indonesische Präsident Joko Widodo den russischen Staatschef ausdrücklich eingeladen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj war ebenfalls zu dem Gipfel eingeladen worden – obwohl sein Land nicht zur G20 gehört. Selenskyj hatte erklärt, dass er nicht zu dem Treffen reisen werde, falls Putin daran teilnehmen sollte. Er wird nun als Teilnehmer erwartet und schaltet sich vermutlich virtuell dazu.

03:18 Uhr | Gas als Waffe: Wie sich Deutschland von Putin abhängig gemacht hat

Deutschland hat sich in den vergangenen Jahrzehnten von russischem Gas abhängig gemacht. Nun müssen alle mit den Folgen leben. Warum ignorierten Industriemanager und Politiker Warnungen und die damit einhergehenden Risiken? Mehr dazu im Video:

02:09 Uhr | USA zählen mehr als 100.000 getötete und verletzte Soldaten

Sowohl Russland als auch die Ukraine verzeichnen dem obersten US-General Mark Milley zufolge mindestens 100.000 tote und verletzte Soldaten. "Wir haben es mit weit über 100.000 getöteten und verwundeten russischen Soldaten zu tun. Das Gleiche gilt wahrscheinlich auch für die ukrainische Seite. Es gibt viel menschliches Leid", sagte der US-Armeegeneral in einer Rede in New York. Zudem seien seit Beginn der russischen Invasion im Februar bis zu 40.000 ukrainische Zivilisten in dem Konflikt ums Leben gekommen.

00:26 Uhr | Selenskyj mahnt nach Russen-Abzug bei Cherson Zurückhaltung an

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat zurückhaltend auf die russische Ankündigung eines Truppen-Rückzugs aus der Stadt Cherson reagiert. "Der Feind macht uns keine Geschenke, macht keine 'Gesten des guten Willens'", sagte Selenskyj in seiner täglichen Videobotschaft. Daher gehe die ukrainische Armee "sehr vorsichtig, ohne Emotionen, ohne unnötiges Risiko" vor. Ziel sei es, das gesamte Land zu befreien und die Verluste so niedrig wie möglich zu halten.

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte zuvor einen Rückzug aus der strategisch wichtigen südukrainischen Stadt Cherson und Teilen der gleichnamigen Region angeordnet. Die russischen Truppen sollen sich demnach ans östliche Ufer des Flusses Dnipro zurückziehen.

00:00 Uhr | Newsblog am Donnerstag, 10. November 2022

Guten Morgen, in unserem Newsblog halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.

Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 10. November 2022 | 06:00 Uhr

Mehr Politik in Osteuropa

Nachrichten

Der rechtsextreme Kandidat Calin Georgescu umgeben von Mikrofonen. 1 min
Der rechtsextreme Kandidat Calin Georgescu sei von Russland unterstützt worden. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 06.12.2024 | 21:15 Uhr

In Rumänien muss die Präsidentschaftswahl vollständig wiederholt werden. Hintergrund sind Enthüllungen des Geheimdienstes. Demnach war die Wahl Ziel eines russischen hybriden Angriffs.

MDR FERNSEHEN Fr 06.12.2024 20:08Uhr 00:30 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/politik/video-rumaenien-wahl-gericht-wiederholung-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Mehr aus Osteuropa