Russland-Ukraine-Krieg Newsblog: Guterres in Istanbul "beeindruckt" von Getreide-Abkommen

20. August 2022, 21:31 Uhr

UN-Generalsekretär Guterres hat in Istanbul die Arbeiten rund um Agrarexporte aus der Ukraine gelobt. Russland hat nach eigenen Angaben eine ukrainische Drohne über dem Hauptquartier der Schwarzmeerflotte abgeschossen. Die Raffinerie Leuna hat die Verarbeitung von russischem Öl inzwischen halbiert. Aktuelle Nachrichten zum Ukraine-Krieg und den Folgen im Newsblog.

Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig verifiziert werden können.

21:31 Uhr | Russland meldet ukrainischen Beschuss auf Saporischschja

Das von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk (AKW) Saporischschja ist nach Angaben der Besatzungsbehörden erneut von ukrainischen Streitkräften mit Artillerie beschossen worden. Kritische Objekte seien aber nicht getroffen worden, hieß es in einer Mitteilung der russischen Militärverwaltung.

Die Nato-Munition sei vom gegenüberliegenden Ufer des Dnipro-Flusses abgefeuert worden und auf dem Gelände des AKW eingeschlagen. Vier Geschosse seien registriert worden. "Kritische Objekte der Anlage sind nicht beschädigt." Die Angaben waren von unabhängiger Seite nicht überprüfbar. Russland und die Ukraine werfen sich immer wieder gegenseitig vor, dass AKW zu beschießen.

19:41 Uhr | Ukraine meldet russische Angriffe auf zahlreiche Gebiete

Die Ukraine hat erneute russische Angriffe auf nicht militärische Infrastruktur gemeldet. Der Generalstab in Kiew teilte mit, im Gebiet Donezk seien innerhalb von 24 Stunden sieben Zivilisten getötet und 13 verletzt worden. Es gebe kein Gas, teils kein Wasser und keinen Strom. Auch andere Regionen seien massiv mit Raketen beschossen worden. Russland bestätigte in seinem Lagebericht weitere Angriffe gegen die Ukraine. Dabei seien mehr als 800 ukrainische Kämpfer getötet worden. Die Angaben beider Seiten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

17:52 Uhr | Ukraine interessiert an kanadischem Flüssiggas

Vor der Reise von Kanzler Olaf Scholz nach Kanada hat der Chef des staatlichen ukrainischen Energiekonzerns Naftogaz, Jurij Witrenko, ebenfalls Interesse an kanadischem Flüssiggas (LNG) geäußert. "LNG aus Kanada ist eine viel bessere Alternative als Gas aus Russland", sagte Witrenko der Nachrichtenagentur Reuters. Kanada sei ein demokratisches Land, das seine Nachbarn nicht überfalle, sagte er in Anspielung auf den russischen Angriff auf die Ukraine.

Bereits im Juni hatten Naftogaz und die kanadische Firma Symbio eine Absichtserklärung für die Lieferung von LNG und Wasserstoff geschlossen.

16:25 Uhr | Guterres in Istanbul "beeindruckt" von Getreide-Deal

UN-Generalsekretär António Guterres hat bei einem Besuch in Istanbul die Arbeiten rund um die Eröffnung des gesicherten Korridors für Getreide aus der Ukraine gelobt. "Was für eine beeindruckende und inspirierende Operation", sagte Guterres bei einer Rede in dem Kontrollzentrum, das eigens für das Getreide-Abkommen eingerichtet wurde.

Der Export ukrainischen Getreides sei aber nur ein Teil der Lösung. Genauso müsse russischen Nahrungs- und Düngemitteln der ungehinderte Zugang zu den weltweiten Märkten ermöglicht werden, so Guterres: "Ohne Dünger 2022 wird es 2023 vielleicht nicht genug Nahrung geben."

Agrarexporte über die ukrainischen Schwarzmeerhäfen waren wegen des russischen Angriffskrieges zuletzt monatelang blockiert gewesen. Die Kriegsgegner Ukraine und Russland hatten am 22. Juli unter UN-Vermittlung jeweils getrennt mit der Türkei ein Abkommen unterzeichnet, um von drei Häfen Getreideausfuhren aus der Ukraine zu ermöglichen.

16:02 Uhr | Russland beschießt offenbar Wohngebiet nahe Atomkraftwerk

Der ukrainische Energieversorger Energoatom hat den Einschlag einer Rakete in einem Wohngebiet nahe einem Kernkraftwerk als "weiteren Akt vom russischem Nuklearterrorismus" bezeichnet. Bei dem Angriff seien in der Stadt Wosnessensk in der Region Mykolajiw neun Menschen verletzt worden, erklärte Gouverneur Witalij Kim. Mehrere Wohnhäuser seien beschädigt worden. Rund 30 Kilometer entfernt liegt das Atomkraftwerk Piwdennoukrajinsk, das zweitgrößte der Ukraine nach dem russisch besetzten Kernkraftwerk Saporischschja.

13:59 Uhr | Guterres in Istanbul eingetroffen

UN-Generalsekretär António Guterres ist in der türkischen Metropole Istanbul angekommen. Im Anschluss an den Besuch des Hafens twitterte er: "Es ist so bewegend, in Istanbul das Schiff "Brave Commander" zu sehen, das mit Tonnen ukrainischen Weizens beladen ist." Die Ladung von 23.000 Tonnen Weizen ist im Rahmen des Welternährungsprogramms der UN für Äthiopien bestimmt.

Ukrainisches Getreide hatte monatelang in den Schwarzmeer-Häfen festgesteckt. Die UN und die Türkei hatten Ende Juli Vereinbarungen vermittelt, dass die Ukraine trotz des russischen Angriffskrieges wieder Getreide über ihre Schwarzmeerhäfen ausführen darf.

11:14 Uhr | Russland meldet Drohnenangriff auf Flotten-Hauptquartier

Über dem Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol auf der Krim ist nach russischen Angaben eine Drohne abgeschossen worden. Der Gouverneur der Stadt, Michail Raswoschajew, erklärte, die Drohne sei direkt über dem Hauptquartier gewesen. Nach dem Abschuss sei sie auf das Dach des Gebäudes gefallen und habe Feuer gefangen. Verletzte habe es nicht gegeben. Raswoschajew machte für die ukrainischen Streitkräfte für den Drohnen-Flug verantwortlich.

Erst Ende Juli war eine Drohne im Hof des Generalstabs gelandet. Dabei waren nach russischen Angaben fünf Mitarbeiter verletzt worden. Am Freitag hatte Russland angekündigt, seine Schwarzmeerflotte mit neuen Schiffen und Flugzeugen verstärken zu wollen.

10:20 Uhr | Raffinerie Leuna verarbeitet nur noch zur Hälfte russisches Öl

Die Total-Raffinerie in Leuna hat den Bezug von russischem Öl deutlich reduziert. Der Geschäftsführer der Total Energies Raffinerie Mitteldeutschland GmbH, Thomas Behrends, sagte der "Mitteldeutschen Zeitung", man habe im April mit der Umstellung begonnen. Inzwischen komme das Öl zu etwa 50 Prozent nicht aus Russland. Man beziehe das Öl jetzt "teils aus der Nordsee und auch aus dem Persischen Golf über den Danziger Hafen". Ziel sei es, bis Jahresende komplett ohne russische Rohöle auszukommen.

Die Raffinerie in Leuna versorgt 1.300 Tankstellen aller Marken in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit Kraftstoff. In der Industrieanlage werden nach eigenen Angaben jährlich bis zu zwölf Millionen Tonnen Rohöl zu Benzin, Diesel, Heizöl, Methanol, Flugkraftstoffe und viele weitere Produkte verarbeitet. Der französische Mutterkonzern Total hatte im März mit Blick auf den Ukraine-Krieg beschlossen, mit Ablauf des Jahres kein russisches Erdöl mehr kaufen zu wollen.

09:27 Uhr | Weitere Frachter mit Getreide verlassen Ukraine

Der Export von Getreide über die ukrainischen Schwarzmeerhäfen geht weiter. Wie das türkische Verteidigungsministerium mitteilte, haben zwei Frachter vom Hafen in Tschornomorsk abgelegt. Insgesamt sind damit seit der Wiederaufnahme der Lieferungen 27 Schiffe mit Getreide aus den Häfen ausgelaufen. Die Häfen waren nach Beginn des russischen Krieges monatelang blockiert gewesen. Die Wiederaufnahme der Lieferungen wurde durch ein von den Vereinten Nationen und der Türkei vermitteltes Abkommen ermöglicht.

07:05 Uhr | Guterres besucht Kontrollzentrum in Istanbul

UN-Generalsekretär António Guterres wird heute in Istanbul erwartet. Dort will er sich das gemeinsame Koordinationszentrum zur Überwachung von Getreideexporten über das Schwarze Meer ansehen. Außerdem ist eine Inspektion auf einem Frachter geplant, der Getreide aus der Ukraine nach Afrika bringen soll und seit Mittwoch im Hafen von Istanbul liegt.

In dem Kontrollzentrum werden Frachter inspiziert, die Getreide aus der Ukraine exportieren oder auf dem Weg dorthin sind, um beladen zu werden. Hintergrund ist ein Abkommen, das die Vereinten Nationen und die Türkei mit der Ukraine und Russland ausgehandelt hatten. Russland hatte auf Kontrollen bestanden, um sicherzustellen, dass die Ukraine nicht über den Seeweg mit Waffen beliefert wird.

06:50 Uhr | USA wollen weitere Waffen an Ukraine liefern

Die USA haben ihre nächste Waffenlieferung für die Ukraine angekündigt. Wie das Verteidigungsministerium am Abend in Washington mitteilte, hat das Paket einen Umfang von rund 775 Millionen Dollar. Geliefert würden unter anderem minengeschützte Fahrzeuge, Panzerhaubitzen, Überwachungs-Drohnen, Anti-Radar-Raketen und Munition. Dem Pentagon zufolge ist es das neunzehnte Mal seit August vorigen Jahres, dass die US-Armee der Ukraine Ausrüstung aus eigenen Beständen überlässt. Man werde Kiew bei der Verteidigung seiner Demokratie so lange unterstützen, wie es nötig sei.

06:05 Uhr | Ukraine will bei Abschaltung von Nord Stream 1 Gas liefern

Wegen des bevorstehenden Lieferstopps für russisches Gas durch die Pipeline Nord Stream 1 bietet die Ukraine ihre Leitungen als Ersatz an. Das teilte der Betreiber des ukrainischen Netzes am Abend in Kiew mit. Die Kapazitäten seien mehr als ausreichend, um Lieferverpflichtungen von russischem Gas in europäische Länder zu erfüllen. Russland ignoriere allerdings diese alternative Route über die Ukraine und durch Polen.

Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Russland vorgeworfen, mit seinen Gasleitungen absichtlich Probleme zu schaffen. Gazprom hatte gestern Wartungsarbeiten für die Ostseeleitung Nord Stream 1 angekündigt. Deshalb werde die Belieferung Europas Ende des Monats für drei Tage unterbrochen.

00:00 Uhr | Newsblog am Samstag, 20. August 2022

Guten Morgen, in unserem Newsblog halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.

Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 20. August 2022 | 06:00 Uhr

Mehr Politik in Osteuropa

Mehr aus Osteuropa

Nachrichten

Soldaten der 24. Mechanisierten Brigade installieren Panzerabwehrminen und nicht explosive Hindernisse entlang der Frontlinie in der Nähe der Stadt Chasiv Yar. mit Audio
Soldaten der 24. Mechanisierten Brigade installieren Panzerabwehrminen und nicht explosive Hindernisse entlang der Frontlinie in der Nähe der Stadt Chasiv Yar. Bildrechte: picture alliance/dpa/Ukrainian 24th Mechanised Brigade via AP | Oleg Petrasiuk