Atomkraftwerk Saporischschja bei Nacht
Blick auf das Atomkraftwerk Saporischschja bei Nacht. Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) ist die Verbindung zum Versorgungsnetz erneut unterbrochen worden. Bildrechte: IMAGO/NurPhoto

Russland-Ukraine-Krieg Newsblog: AKW Saporischschja erneut vom Netz genommen

03. September 2022, 23:15 Uhr

Die Verbindung zwischen dem Atomkraftwerk Saporischschja und dem Versorgungsnetz ist offenbar unterbrochen worden. Nach dem weiterem Stopp von Nord Stream 1 liefert Gazprom jetzt etwas Gas über die Ukraine. Die Gasversorgung in Deutschland ist nach Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums sicher. Aktuelle Nachrichten zum Ukraine-Krieg und den Folgen im Newsblog.

Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig verifiziert werden können.

Aktueller Ukraine-Ticker

23:15 Uhr | Früher als geplant: Deutsche Gasspeicher zu 85 Prozent gefüllt

Trotz stark reduzierter Erdgaslieferungen aus Russland haben die deutschen Gasspeicher früher als angepeilt einen Füllstand von 85 Prozent erreicht. Dies geht aus im Internet veröffentlichten Daten der für die Speicher zuständigen Unternehmen hervor. Die Bundesregierung hatte diesen Füllstand für Oktober anvisiert, gefolgt von 95 Prozent ab Anfang November. Das Zwischenziel von 75 Prozent war Mitte August erreicht worden und damit ebenfalls zwei Wochen früher als geplant. Die Speicherfüllung gilt als ein wichtiges Element dafür, dass Deutschland ohne Gasmangel durch den Winter kommt.

19:29 Uhr | AKW Saporischschja erneut vom Netz genommen

Das von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk Saporischschja in der Südukraine ist erneut vom Netz genommen worden. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) teilte mit, die Verbindung zwischen der letzten verbleibenden Hauptstromleitung des Kraftwerks und dem Versorgungsnetz sei unterbrochen worden. Die IAEA sei "heute vor Ort" darüber informiert worden, dass die Anlage weiter Strom über eine Reserveleitung liefere.

Zuvor hatte es am AKW nach russischen Angaben wieder Militäreinsätze der ukrainischen Streitkräfte gegeben. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, an der Aktion seien 250 Soldaten und ausländische Söldner beteiligt gewesen. Der Angriff sei abgewehrt und mehrere Boote zerstört worden. Außerdem seien 47 Kämpfer getötet worden. Das ukrainische Militär beschuldigte wiederum Russland, es habe in der vergangenen Nacht Angriffe in Richtung Saporischschja vorgenommen.

17:59 Uhr | EU sieht sich auf russischen Gas-Lieferstopp gut vorbereitet

Die EU sieht sich gut auf einen möglichen vollständigen russischen Gas-Lieferstopp vorbereitet. Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni sagte, Russland nutze das Gas als Waffe. Deshalb habe die EU verstärkt Erdgas gespeichert und Maßnahmen zum Einsparen von Energie getroffen. Man habe keine Angst vor den Entscheidungen des russischen Präsidenten Putin.

Der russische Gazprom-Konzern hat die Lieferungen nach Deutschland durch die Pipeline Nord Stream 1 auf unbestimmte Zeit unterbrochen. Als Grund wurden Probleme an einer Kompressorstation genannt. Die Bundesnetzagentur äußerte an der Darstellung erhebliche Zweifel.

16:05 Uhr | Saporischschja: Erdogan bietet Vermittlerrolle an

Angesichts des anhaltenden Beschusses um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja hat der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan dem russischen Präsidenten Wladimir Putin seine Vermittlung angeboten. Wie das Präsidialamt in Ankara mitteilte, hob Erdogan hervor, dass die Türkei "eine Vermittlerrolle" einnehmen könne, "wie sie es bereits beim Abkommen über das Getreide getan" habe.

Das seit März von Russland besetzte Atomkraftwerk Saporischschja sowie dessen Umgebung waren in den vergangenen Wochen immer wieder beschossen worden. Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig für die Angriffe verantwortlich.

13:36 Uhr | Bundesnetzagentur bezweifelt russische Begründung für Gas-Lieferstopp

Die Bundesnetzagentur hat Zweifel an der russischen Begründung für die Nicht-Wiederaufnahme der Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 geäußert. "Die von russischer Seite behaupteten Mängel sind nach Einschätzung der Bundesnetzagentur technisch kein Grund für die Einstellung des Betriebs", schrieb die Behörde in ihrem Lagebericht zur Gasversorgung.

Am Freitagabend hatte der Staatskonzern Gazprom überraschend mitgeteilt, dass der Gasdurchfluss durch Nord Stream 1 bis auf weiteres gestoppt bleibe – und nicht, wie geplant, nach Abschluss der dreitägigen Wartungsarbeiten wieder aufgenommen werde. Der Grund für den Stopp sei ein Ölaustritt in einer Kompressorstation, teilte Gazprom mit.

12:30 Uhr | Gazprom liefert etwas mehr Gas durch Pipeline über Ukraine

Der russische Gazprom-Konzern will nach dem Stopp von Nord Stream 1 mehr Gas über die Ukraine liefern. Wie das Unternehmen mitteilte, sollen heute 42,7 Millionen Kubikmeter Gas durch eine Pipeline nach Europa fließen. Allerdings reichen die zusätzlichen Mengen nicht aus, um den Ausfall von Nord Stream 1 zu kompensieren. Gestern waren über die ukrainische Pipeline 41,3 Millionen Kubikmeter gepumpt worden. Am Abend hatte Gazprom mitgeteilt, dass vorübergend kein Gas über Nord Stream 1 geliefert wird. Als Grund wurden Probleme an einer Kompressorstation genannt.

10:17 Uhr | Ukraine bietet Deutschland Atomstrom an

Die Ukraine hat angeboten, Atomstrom nach Deutschland zu liefern. Ministerpräsident Denys Schmyhal sagte, derzeit werde Strom nach Moldau, Rumänien, die Slowakei und nach Polen exportiert. Man sei bereit, die Lieferungen nach Deutschland auszuweiten. Es gebe eine ausreichende Menge Strom dank der ukrainischen Atomkraftwerke.

Schmyhal will das Thema morgen bei einem Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin ansprechen. In der Ukraine gibt es insgesamt vier Atomkraftwerke mit 15 Reaktoren. Das größte AKW in Saporischschja befindet sich allerdings in russischer Hand.

08:29 Uhr | Innenministerium: Rechtsextremisten reisen in die Ukraine

Nach Erkenntnissen des Bundesinnenministeriums sind seit dem russischen Überfall 26 deutsche Rechtsextremisten in die Ukraine gereist. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, die dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" vorliegt. Demnach gibt es bei etwa der Hälfte der Fälle Hinweise, dass die Ausgereisten humanitäre Hilfe leisten wollten. Bei einer einstelligen Zahl der bekannten Ausreisefälle lägen Hinweise zu journalistischen Aktivitäten vor. Nur bei einigen wenigen gebe es Anhaltspunkte für eine angestrebte Beteiligung an Kampfhandlungen.

08:16 Uhr | Makejew soll neuer ukrainischer Botschafter werden

Der Nachfolger für den ukrainischen Botschafter in Berlin steht fest. Wie das Auswärtige Amt mitteilte, will die Regierung in Kiew Oleksij Makejew entsenden. Wie die Zeitung "Die Welt" schreibt, spricht der 46-jährige Diplomat fließend Deutsch und soll das Amt am 15. Oktober antreten. Er habe in Kiew internationale Beziehungen studiert und sei auch schon als Diplomat in Berlin tätig gewesen.

Makejew ist Nachfolger von Andrij Melnyk, der vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj abberufen wurde. Melnyk hatte deutsche Politiker immer wieder scharf kritisiert, unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz und Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer.

08:13 Uhr | Wirtschaftsministerium: Gasversorgung ist sicher

Das Bundeswirtschaftsministerium sieht die Gasversorgung in Deutschland als gesichert an. Eine Sprecherin sagte am Freitagabend, die Lage auf dem Gasmarkt sei angespannt. Die Versorgungssicherheit sei aber gewährleistet. Man habe die jüngsten Meldungen von Gazprom zur Kenntnis genommen, kommentiere sie in der Sache aber nicht. Man habe bereits die Unzuverlässigkeit Russlands gesehen und Maßnahmen unbeirrt und konsequent fortgesetzt, um unabhängig von russischen Energieimporten zu werden. Deutschland sei jetzt wesentlich besser gerüstet als noch vor einigen Monaten.

Gazprom hatte gestern angekündigt, bis auf Weiteres kein Gas über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 zu liefern. Es seien Reparaturen an einer der Kompressorstationen notwendig. Angaben zur Dauer der Arbeiten machte Gazprom nicht.

06:00 Uhr | Newsblog am Samstag, 3. September 2022

Guten Morgen, in unserem Newsblog halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.

Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 03. September 2022 | 20:00 Uhr

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