Russland-Ukraine-Krieg Newsblog: Russland will AKW angeblich an Krim anschließen
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10. August 2022, 23:03 Uhr
Russland will laut Ukraine die Krim an das besetzte AKW Saporischschja anschließen. Unterdessen scheint der zeitweise unterbrochene Öl-Transport über die "Druschba"-Pipeline nach Südosteuropa vorerst gesichert. Bei den Kämpfen in der Ukraine soll nun angeblich auch ein deutscher "Gepard-"Luftwabwehrpanzer zerstört worden sein. Im Newsblog weitere aktuelle Nachrichten zum Ukraine-Krieg und zu dessen Folgen.
Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig verifiziert werden können.
- Öl-Transit über "Druschba"-Pipeline gesichert
- Angeblich "Gepard"-Luftabwehrpanzer zerstört
- Russland will besetztes AKW angeblich an Krim anschließen
- Aktuelles und Hintergründe
23:03 Uhr | Donezk: Giftiges Ammoniak strömt aus
Aus einer brennenden Brauerei im ostukrainischen Donezk tritt nach Angaben der pro-russischen Separatisten dort giftiges Ammoniak aus. Der Brand sei durch den Beschuss ukrainischer Artillerie ausgelöst worden. Die Bevölkerung sei aufgefordert, in Gebäuden zu bleiben, Fenster geschlossen zu halten. Ammoniak dient beim Bierbrauen als Kühlmittel. Durch ukrainischen Beschuss seien heute in Donezk auch drei Zivilisten getötet worden.
21:59 Uhr | Selenskyj kündigt Vergeltung an
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Vergeltung für die Beschießung der Stadt Marhanets angekündigt, bei der 13 Zivilisten getötet worden sein sollen. Das sagte er in seiner abendlichen Video-Botschaft.
20:47 Uhr | "Razoni" legt in der Türkei an
Nach einer Hängepartie ist der Frachter "Razoni", der als erstes Schiff seit Kriegsbeginn mit Getreide die Ukraine verlassen hatte, in den türkischen Mittelmeerhafen von Mersin eingelaufen. Dies war am Abend auf Ortungs-Websiten zu sehen. Einem Medienbericht zufolge war zuvor ein neuer Käufer für die 26.000 Tonnen Mais gefunden worden. Die "Razoni" hatte am Montag vergangener Woche den ukrainischen Hafen Odessa verlassen und hätte am vergangenen Sonntag in Tripoli ankommen sollen. Wegen der Verzögerung der Lieferung um fünf Monate war der libanesische Käufer nach ukrainischen Angaben aber vom Kaufvertrag zurückgetreten. Daraufhin wurde ein neuer Abnehmer gesucht und nun angeblich in der Türkei gefunden.
Im Juli hatten die Ukraine und Russland ein von der Türkei und der UNO vermitteltes Abkommen für den Export von Agrarprodukten und Dünger aus drei ukrainischen Schwarzmeerhäfen abgeschlossen. Einige Schiffe haben seitdem die Häfen Tschornomorsk, Odessa und Piwdennyj mit mehr als 370.000 Tonnen Fracht verlassen können. Russland hatte zuvor die Häfen blockiert und die Ukraine ihrerseits die Zufahrten vermint.
19:32 Uhr | Ukraine: Zivilisten getötet
Durch weiteren russischen Artilleriebeschuss auf Bachmut im Osten der Ukraine sind nach ukrainischen Angaben heute mindestens sieben Zivilisten getötet worden. Laut Generalstaatsanwaltschaft wurden Hochhäuser, Läden und Einfamilienhäuser im Stadtzentrum getroffen. Russland habe dabei Mehrfach-Raketenwerfer des Typs "Uragan" eingesetzt.
19:29 Uhr | Ukraine bittet Schweiz um Vertretung
Die Ukraine hat die Schweiz um eine diplomatische Vertretung des Landes in Moskau gebeten. "Die Verhandlungen dazu sind abgeschlossen", sagte eine Sprecherin des Schweizer Außenministeriums der Nachrichtenagentur AFP. Russlands Einverständnis stehe aber noch aus. Die Schweiz vermittelt bereits seit dem 19. Jahrhundert regelmäßig zwischen Staaten, die diplomatische Beziehungen zueinander abgebrochen haben. Die Ukraine hatte dies nach dem Beginn des russischen Angriffs am 24. Februar getan.
18:01 Uhr | Ukraine-Gläubiger stunden Zins und Tilgung
Große internationale Gläubiger kommen dem Wunsch der ukrainischen Regierung nach und verzichten für zwei Jahre auf Zins- und Rückzahlungen von 13 Staatsanleihen im Volumen von insgesamt fast 20 Milliarden Dollar. Medienberichten zufolge zählen dazu auch die Investmentgesellschaften Blackrock, Fidelity International, Amia Capital und Gemsstock.
17:18 Uhr | Russischer Hubschrauber über Estland
Estland hat die Verletzung seines Luftraums durch einen russischen Helikopter gemeldet. Der Hubschrauber des Typs Mi-8 sei am 9. August abends unerlaubt in den Luftraum des EU- und Nato-Mitglieds eingedrungen, teilten die estnische Armee mit. Das Außenministerium in Tallinn bestellte den russischen Botschafter ein. Laut Armee war es in diesem Jahr die dritte Luftraumverletzung durch Russland – nach insgesamt fünf im vergangenen. Ob es sich um einen Militär-Hubschrauber handelte, war unklar.
16:37 Uhr | USA sagen der Ukraine weitere Hilfe zu
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat der Ukraine bei einem Besuch in Lettland anhaltende Unterstützung zugesichert. "Wir sind entschlossen, der Ukraine zu helfen, die Ausrüstung und Fähigkeiten bereitzustellen, die es ihr ermöglichen, ihr Hoheitsgebiet zu verteidigen", sagte der Pentagon-Chef in Riga. Die Militär-Hilfe werde so lange kommen, wie sie nötig sei.
15:46 Uhr | Owsjannikowa erneut festgenommen
Die durch ihren Live-Protest gegen den russischen Militäreinsatz in der Ukraine bekannt gewordene Fernsehjournalistin Marina Owsjannikowa ist in Russland erneut festgenommen worden. Es werde wegen der "Verbreitung von Falschinformationen" über die Armee ermittelt, sagte ihr Anwalt.
Sie wurde bereits mehrere Male wegen "Diskreditierung" der Armee zu Geldstrafen verurteilt. Bekannt wurde sie im März, als sie während einer Live-Sendung im staatlichen russischen Fernsehen hinter der Nachrichtensprecherin ein gegen den Militäreinsatz in der Ukraine gerichtetes Protest-Plakat zeigte.
15:44 Uhr | Ukraine: Weitere Brücke im Süden zerstört
Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben nun auch die Brücke am Staudamm von Nowa Kachowka im Süden der Ukraine unbrauchbar gemacht. Gestern hatte der russische Sender RT über Beschuss der Brücke berichtet. Mit der Zerstörung der drei Flussquerungen soll anscheinend Nachschub für die russische Armee auf dem anderen Ufer verhindert und die Rückeroberung möglich werden. Die Eisenbahnbrücke und die Straßenbrücke bei Cherson waren bereits zerstört worden. Stattdessen bauten die russischen Truppen eine Fährverbindung für Zivilisten und Medienbrichten zufolge auch mehrere Ponton-Brücken über den knapp einen Kilometer breiten Fluss.
15:01 Uhr | Öl-Transit über "Druschba"-Pipeline gesichert
Der Transport von russischem Erdöl über die Pipeline "Druschba" (Freundschaft) nach Ungarn, Tschechien und in die Slowakei soll wieder laufen. Die slowakische Raffinerie Slovnaft teilte mit, die Ukraine und Russland hätten einem Kompromiss zugestimmt. Demnach zahlten die ungarische Raffinerie-Firma MOL und ihre Tochter Slovnaft vorerst die Transitgebühren an die Ukraine. Der russische Pipeline-Betreiber Transneft hatte die Öl-Transporte am 4. August gestoppt, weil wegen der westlichen Sanktionen aus Russland keine Transitgebühren an die Ukraine überwiesen werden konnten. Betroffen war der in der Ukraine abzweigende südliche Strang der Leitung. Ein weiterer versorgt, durch Polen laufend, vorerst noch die Raffinierie im brandenburgischen Schwedt mit russischem Erdöl.
14:11 Uhr | Krim: Ukraine meldet zerstörte Flugzeuge
Bei den Explosionen auf einem russischen Luftwaffenstützpunkt auf der Halbinsel Krim sind angeblich mindestens zehn Kampfflugzeuge zerstört worden. Das sagte ein Sprecher der ukrainischen Luftwaffe. Der Flugplatz war gestern von Explosionen erschüttert worden. Moskau nannte einen Verstoß gegen Brandschutzregeln als Grund. Medien berichteten von einem Angriff von ukrainischer Seite, was die Führung in Kiew aber bestreitet.
13:37 Uhr | Viele Panzerhaubitzen nicht einsatzfähig
In der Ukraine sind nach Angaben des FDP-Verteidigungspolitikers Marcus Faber derzeit nur noch fünf der 15 von Deutschland und den Niederlanden gelieferten Panzerhaubitzen einsatzbereit. Das habe er in Kiew vom dortigen Verteidigungsministerium erfahren, wird Faber nach einer mehrtägigen Reise bei n-tv zitiert. Nach seinem Wissen seien die Waffensysteme aber nicht von russischen Streitkräften zerstört worden. Vielmehr sei der Einbau mitgelieferter Ersatzteile schwierig.
12:15 Uhr | Angeblich "Gepard"-Luftabwehrpanzer zerstört
Die russische Armee hat nach eigenen Angaben einen deutschen "Gepard"-Luftabwehrpanzer im Süden der Ukraine zerstört. Das Waffensystem sei im Gebiet der Stadt Mikolajiw getroffen worden, hieß es. Zudem seien in der Region drei ukrainische Kampfjets abgeschossen und auch sieben Himars-Raketen aus US-Beständen zerstört worden.
11:46 Uhr | Ukraine meldet Tote durch Raketenbeschuss
Im Süden der Ukraine sind in der Nacht durch Raketenbeschuss offenbar mindestens 13 Menschen getötet worden. Die ukrainische Militärverwaltung meldete, dass die getroffenen Ortschaften in der Nähe des Atomkraftwerks Saporischschja liegen. Unabhängig überprüfen lässt sich das nicht.
08:42 Uhr | Experte: Russland trotzt "Sanktionssturm"
Der russische Wirtschaftsexperte Alexander Auzan hat von einem westlichen "Sanktionssturm" gegen Russland gesprochen. Er glaubt, dass die russische Wirtschaft dennoch Chancen habe. Als besonders problematisch bezeichnete er aber, dass es nicht nur Sanktionen der Regierungen gebe, sondern bereits Auseinandersetzungen zwischen den Zivilisationen.
08:14 Uhr | Selenskyj: Krieg endet mit der Krim
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erneut eine Rückeroberung der Krim als zentrales Ziel hervorgehoben. In einer Videoansprache sagte er, Russland habe die Krim mit der Annexion 2014 in einen der gefährlichsten Orte Europas verwandelt: "Die Schwarzmeer-Region kann nicht sicher sein, solange die Krim besetzt ist." Der russische Krieg habe mit der Krim begonnen und müsse "mit ihrer Befreiung" enden.
Die Schwarzmeer-Region kann nicht sicher sein, solange die Krim besetzt ist.
Russland betrachtet die Halbinsel als sein Staatsgebiet und hat für den Fall ukrainischer Angriffe mit massiver Vergeltung gedroht. Die meisten Staaten erkennen an, dass die Krim völkerrechtlich weiter zur Ukraine gehört.
07:48 Uhr | Händler: Getreide-Export wirken noch nicht
Die Wiederaufnahme der ukrainischen Getreide-Exporte macht sich nach Experten-Einschätzung noch nicht am Weltmarkt bemerkbar. Der Präsident des Bundesverbandes Agrarhandel, Thorsten Tiedemann, sagte MDR AKTUELL, abgesehen von den Schlagzeilen und vereinzelten Reaktionen an den Börsen habe es bislang keine großen Auswirkungen gegeben. Bisher seien ja erst einige Schiffe aus der Ukraine ausgelaufen. Verglichen mit dem, was das Land normalerweise exportiere, sei das verschwindend wenig. Erst wenn der Schiffsverkehr wieder stabil und sicher laufe, werde es signifikante Auswirkungen auf den Weltmarkt geben.
06:58 Uhr | IAEA: AKW Saporischschja derzeit keine Gefahr
Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA gibt nach dem Beschuss des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja vorsichtige Entwarnung. IAEA-Chef Rafael Grossi sagte, es bestehe keine unmittelbare Bedrohung der nuklearen Sicherheit. Ukrainische Behörden hätten die Organisation über Schäden informiert. Die gemessene Strahlung liegt demnach aber weiter auf normalem Niveau. Europas größtes Atomkraftwerk war am Wochenende mehrfach beschossen und teilweise beschädigt worden. Russland und die Ukraine geben sich dafür gegenseitig die Schuld.
03:28 Uhr | Ukraine: Russland will AKW für die Krim
Russland will nach ukrainischen Angaben die annektierte Halbinsel Krim an das besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja anschließen. Das sagte der Präsident des ukrainischen AKW-Betreibers Energoatom, Petro Kotin: "Dafür müssen zunächst die Stromleitungen des Atomkraftwerks beschädigt werden, die mit dem ukrainischen Energiesystem verbunden sind", sagte Kotin im ukrainischen Fernsehen. Drei Leitungen seien bereits beschädigt. Derzeit laufe das Werk mit einer Produktionsleitung, "was ein äußerst gefährlicher Arbeitsmodus ist". Sobald die letzte Leitung gekappt sei, hänge das Atomkraftwerk von Diesel-Generatoren ab: "Dann wird alles von deren Verlässlichkeit und den Treibstoffreserven abhängen."
02:40 Uhr | USA unterstützen Minenräumung in der Ukraine
Die USA unterstützen mit 89 Millionen Dollar die Minen-Räumung in der Ukraine durch Teams von Nichtregierungsorganisationen oder privaten Unternehmen. Ein Vertreter des US-Außenministerium warf den russischen Streitkräften vor, nach ihrem Rückzug aus Teilen der Ukraine zahlreiche Minen und Sprengfallen hinterlassen zu haben, unter anderem in Waschmaschinen, Krankenhausbetten und Leichen.
00:34 Uhr | Ukraine: Keine Verantwortung für Explosionen
Die Ukraine übernimmt nach Worten des Präsidentenberaters Mychajlo Podoljak nicht die Verantwortung für die Explosionen auf einem russischen Luftwaffenstützpunkt auf der Krim gestern. Auf die Frage des unabhängigen russischen Fernsehsenders "Doschd", ob Kiew hierfür Verantwortung trage, antwortete er: "Natürlich nicht. Was haben wir damit zu tun?" Allerdings deutete Podoljak dabei an, dass möglicherweise Partisanen beteiligt gewesen sein könnten. Die Krim wurde 2014 von Russland annektiert.
00:00 Uhr | Newsblog am Mittwoch, 10. August 2022
Guten Morgen, in unserem Newsblog halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.
Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 10. August 2022 | 06:00 Uhr