Russland-Ukraine-Krieg Newsblog: Blinken und Lawrow telefonieren erstmals seit Kriegsbeginn

29. Juli 2022, 22:25 Uhr

US-Außenminister Blinken hat erstmals seit Kriegsbeginn mit seinem russischen Kollegen Lawrow gesprochen. Nach dem Beschuss eines Gefängnisses in Donezk mit Dutzenden Toten weisen sich Russland und die Ukraine gegenseitig die Schuld zu. Die von Deutschland gelieferten Panzerhaubitzen sind offenbar teils bereits reparaturbedürftig. Aktuelle Nachrichten zum Krieg in der Ukraine im Newsblog.

Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig verifiziert werden können.

22:25 Uhr | Zahl der Toten nach Gefängnisangriff gestiegen

Nach dem Raketenangriff auf ein Gefängnis in der Ostukraine ist die Zahl der Toten auf 53 gestiegen. Weitere 75 Menschen wurden nach Angaben der Separatisten verletzt. In dem Gefängnis sollen die prorussischen Separatisten viele ukrainische Kriegsgefangene festgehalten haben. Moskau und Kiew wiesen sich gegenseitig die Schuld für den Angriff zu.

Update 21:36 Uhr | US-Außenminister spricht erstmals mit Lawrow seit Kriegsbeginn

US-Außenminister Antony Blinken hat erstmals seit Beginn des Kriegs in der Ukraine mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow gesprochen. "Wir hatten ein offenes und direktes Gespräch", erklärte Blinken in Washington. Er habe Lawrow gesagt, dass die Welt "niemals" eine Annexion ukrainischer Gebiete akzeptieren werde. Zudem habe er "Druck" auf die russische Seite ausgeübt, damit sie einen Vorschlag Washingtons über die Befreiung zweier in Russland gefangener US-Bürger akzeptiere.

Lawrow sprach sich in dem Telefonat nach Angaben seines Außenministeriums für eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Moskau und Washington aus. Zum möglichen Austausch von russischen und US-amerikanischen Gefangenen sagte er, man habe den Übergang zu einem professionellen Dialog der "ruhigen Diplomatie" ohne Spekulationen vorgeschlagen.

18:54 Uhr | Afrikanische Länder wollen Erdgas-Pipeline bauen

Die afrikanischen Staaten Algerien, Niger und Nigeria wollen damit beginnen, eine lang geplante Erdgas-Pipeline durch die Sahara zu bauen. Wie die staatliche Nachrichtenagentur in Algerien mitteilte, unterzeichneten die drei Länder dafür eine Absichtserklärung. Der algerische Ernergieminister Mohammed Arkab sagte, die 4.000 Kilometer lange Pipeline solle in kurzer Zeit fertig gestellt werden. Einen genauen Zeitplan nannte er nicht. Die Pipeline solle an Europa angebunden werden und jährlich 30 Milliarden Kubikmeter Gas liefern. Die Baukosten würden hauptsächlich Algerien und Nigeria übernehmen.

Update 17:45 Uhr | Ukraine: 600.000 Tonnen Getreide bereit zum Export

Die Ukraine ist nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj bereit für die ersten Getreidetransporte über das Schwarze Meer. Er sagte nach einem Besuch am Hafen Tschornomorsk, die Schiffe warteten auf Startsignale von der Türkei und den Vereinten Nationen. Die Lieferungen könnten seitens der Ukraine heute oder morgen beginnen.

Dem Präsidialamt zufolge stehen 17 Schiffe mit fast 600.000 Tonnen Getreide an Bord bereit. Die Frachtschiffe müssen durch das Kriegsgebiet im Schwarzen Meer fahren. Vergangene Woche hatten sich die Ukraine und Russland auf ein Abkommen geeinigt, unter Vermittlung von den Vereinten Nationen und der Türkei. Es garantiert den Schiffen sichere Korridore.

15:52 Uhr | Jena schaltet Beleuchtung von Sehenswürdigkeiten ab

Wegen der drohenden Energiekrise schaltet Jena an 15 öffentlichen Gebäuden am Abend und in der Nacht das Licht aus. Oberbürgermeister Thomas Nitzsche erklärte, die Stadt wolle damit Energie sparen und zugleich zeigen, dass es überall noch Energiesparpotenzial gebe. Dunkel bleiben künftig unter anderem das Theaterhaus, das Johannistor mit Stadtmauer sowie mehrere Museen und Türme.

Nach Angaben der Stadt können damit rund 30.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr eingespart werden. Das entspricht in etwa dem Energieverbrauch von zehn Einfamilienhäusern, die von jeweils zwei Personen bewohnt werden. Ausgenommen von der Aktion ist das Historische Rathaus, das in den ukrainischen Farben Blau und Gelb angestrahlt wird.

Unter anderem Berlin hat ebenfalls bereits die Strahler an insgesamt 200 bekannten Gebäuden abgeschaltet. Das entspricht der Senatsverwaltung zufolge einer Einsparung von 200.000 Kilowattstunden pro Jahr.

13:31 Uhr | Ukraine macht Russland für Tod von Kriegsgefangenen verantwortlich

Die Ukraine macht Russland für den Tod von 40 ukrainischen Kriegsgefangenen verantwortlich und bestreitet einen Angriff auf das Gefängnis in der Region Donezk, in dem sie festgehalten wurden. "Die Streitkräfte der Russischen Föderation haben gezielt mit Artillerie eine Justizvollzugsanstalt in der Siedlung Oleniwka im Gebiet Donezk beschossen, in der auch ukrainische Gefangene festgehalten wurden", erklärte der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte. Ziel sei es gewesen, die Ukraine des Kriegsverbrechens zu beschuldigen.

12:05 Uhr | Bericht: Kiew meldet Probleme mit kürzlich gelieferten deutschen Haubitzen

Nur einen Monat nach der Lieferung deutscher Panzerhaubitzen an die Ukraine weisen die Artilleriegeschütze nach einem Pressebericht bereits deutliche Verschleißerscheinungen auf. Mitte der Woche habe die Regierung in Kiew das Verteidigungsministerium in Berlin informiert, dass einige der sieben Ende Juni gelieferten Panzerhaubitzen 2000 nach intensivem Beschuss russischer Stellungen Fehlermeldungen anzeigten. Mehrere Haubitzen seien deswegen reparaturbedürftig.

Die Bundeswehr gehe davon aus, dass die Probleme mit der hohen Feuergeschwindigkeit zusammenhängen, mit der die ukrainischen Streitkräfte die Geschütze einsetzen, heißt es in dem Bericht des "Spiegel". Zudem hätten die Soldaten an der Front anfangs versucht, Spezialmunition auf zu große Entfernung zu verschießen, schreibt das Nachrichtenmagazin. Die Bundeswehr sagte demnach zu, schnell weitere Ersatzteilpakete zur Behebung der Probleme in die Ukraine zu schicken. Parallel verhandele die Bundesregierung mit der Rüstungsindustrie über den Aufbau eines Instandsetzungszentrums in Polen.

Der frühere NATO-General und Generalleutnant a.D. Erhard Bühler 57 min
Bildrechte: MDR / Erhard Bühler

11:01 Uhr | Fünf Tote und sieben Verletzte bei russischem Angriff in Mykolajiw

Bei einem russischen Angriff im Süden der Ukraine sind nach ukrainischen Angaben mindestens fünf Menschen getötet worden. In der Region Mykolajiw seien Menschen nahe einer Bushaltestelle getroffen worden, teilte der Gouverneur Vitaly Kim auf Telegram mit.

10:31 Uhr | 40 tote Kriegsgefangene bei Beschuss einer Baracke in Donezk

Russland wirft der ukrainischen Armee vor, ein Gefängnis in der von pro-russischen Separatisten kontrollierten Region Donezk angegriffen zu haben. Dabei sollen nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau 40 ukrainische Kriegshäftlinge getötet und 75 weitere verletzt worden sein.

Der Angriff in Oleniwka sei mit einem der Himars-Raketenwerfer ausgeführt worden, den die Ukraine von den USA erhalten habe. Den russischen Angaben zufolge waren in dem Gefängnis unter anderem Mitglieder des Asow-Regiments inhaftiert, die im Mai nach wochenlangen Kämpfen um das Asow-Stahlwerk im ostukrainischen Mariupol in Kriegsgefangenschaft geraten waren.

Die ukrainische Regierung äußerte sich zunächst nicht dazu. In sozialen Netzwerken kursieren bislang nur Fotos aus der Stadt Ilowajsk, rund 40 Kilometer östlich von Oleniwka, wo es in der Nacht heftige Explosionen gab. Unabhängig können die Angaben nicht überprüft werden.

10:11 Uhr | Arbeitslosigkeit im Juli wegen Ukraine-Erfassung gestiegen

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Juli um 107.000 auf 2,47 Millionen gestiegen. Hintergrund ist vor allem die weitere Erfassung ukrainischer Flüchtlinge in der Arbeitsmarktstatistik, wie die Bundesagentur für Arbeit am Freitag in Nürnberg mitteilte. Im Vergleich zum Juli 2021 sank die Zahl der Arbeitslosen um 120.000. Die Arbeitslosenquote betrug 5,4 Prozent, 0,2 Punkte mehr als im Juni.

04:44 Uhr | Kiew und Umgebung wieder unter Raketenbeschuss

Bei einem russischen Raketenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew sind nach Angaben des Gouverneurs fünfzehn Menschen verletzt worden. Raketen schlugen in Militäreinrichtungen am Rande der Großstadt Kiew, sagt Oleksiy Kuleba, Gouverneur der Region, auf dem Messenger-Dienst Telegram. Mehr als zehn russische Raketen schlugen auch in der Region Tschernihiw nordöstlich von Kiew ein, wie der dortige Gouverneur dem ukrainischen Fernsehen mitteilt. Wie Kiew ist auch Tschernihiw seit Wochen nicht mehr angegriffen worden.

00:01 Uhr | Strengere Regeln für Gasspeicher-Füllstände in Kraft

In Deutschland gelten ab sofort strengere Auflagen für die Füllstände der Erdgasspeicher. Die entsprechende Verordnung ist um Mitternacht in Kraft getreten. Sie schreibt vor, dass die Speicher zum Stichtag 1. September zu drei Vierteln gefüllt sein müssen. Zum 1. Oktober sind dann 85 Prozent vorgeschrieben, zum 1. November 95 Prozent. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sagte, die Bundesregierung tue alles, um die Versorgungssicherheit weiterhin zu gewährleisten. In den vergangenen Monaten sei man deutlich vorangekommen. Dennoch bleibe die Lage angespannt.

Aktuell sind die Gasspeicher in Deutschland zu gut 67 Prozent befüllt. Grund für die weiterhin angespannte Lage sind die zuletzt weiter gekürzten Gaslieferungen Russlands.

00:00 Uhr | Newsblog am Freitag, 29. Juli 2022

Guten Morgen, in unserem Newsblog halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.

Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 29. Juli 2022 | 06:00 Uhr

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