Lösungen sind bekannt Wie sich der Klimawandel aufhalten lässt
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11. November 2024, 14:55 Uhr
Wie können wir den Klimawandel aufhalten? Die Antwort auf diese Frage ist gar nicht so kompliziert. Um die Erderhitzung zu begrenzen und die Folgen abzumilden, muss die Menschheit den Ausstoß von Treibhausgasen stoppen. Die Mittel und Wege dafür sind bekannt. Fakten und Lösungen liegen auf dem Tisch. Ein Überblick.
Die schlechte Nachricht zuerst: Vollständig aufhalten können wir die globale Erderwärmung nicht mehr. Die Erde wird sich weiter erhitzen, bis die Menschheit keine zusätzlichen Treibhausgase mehr in die Atmosphäre einbringt. Davon sind wir weit entfernt. Und selbst wenn das gelänge, würde sich die Erde nicht schnell abkühlen. Denn CO2 und andere Gase bauen sich nur langsam ab und wirken lange nach. Einige Veränderungen sind nach wissenschaftlicher Ansicht bereits auf Jahrhunderte unumkehrbar, wie das Abschmelzen der polaren Eisschilde und der Anstieg des Meeresspiegels.
Wenn wir jetzt handeln, können wir immer noch eine lebenswerte, nachhaltige Zukunft für alle sichern.
Lösungen für den Klimawandel existieren
Nun die gute Nachricht: Wir können den Klimawandel und seine negativen Folgen begrenzen. Wissenschaftler des Weltklimarats IPCC schrieben zur Veröffentlichung ihres sechsten Sachstandsberichts: "Es gibt es mehrere praktikable und wirksame Möglichkeiten, Treibhausgasemissionen zu reduzieren und sich an den vom Menschen verursachten Klimawandel anpassen, und sie sind jetzt verfügbar. Der Vorsitzende des IPCC, Hoesung Lee, sagte: "Wenn wir jetzt handeln, können wir immer noch eine lebenswerte, nachhaltige Zukunft für alle sichern."
Die wichtigsten Informationen zum Klimawandel in 20 Worten:
1. Er ist real.
2. Wir sind die Ursache.
3. Er ist gefährlich.
4. Die Fachleute sind sich einig.
5. Wir können noch etwas tun.
Deutsches Klima-Konsortium
Klimaschutz ist komplex. Er muss international und an vielen unterschiedlichen Stellen erfolgen. Es lässt sich auch darüber streiten, welche Maßnahmen im Detail die richtigen sind. Es gibt an vielen Stellen Hürden und Widerstände, Vor- und Nachteile. Und dennoch ist die grundsätzliche Zielsetzung klar: Die CO2-Emissionen müssen runter, und zwar in den Bereichen Energie, Industrie, Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft. Ein Überblick.
Ausstoß von Treibhausgasen im Jahr 2023
in Tonnen CO2-Äquivalente
Energiesektor: 205 Mio.
Industrie: 155 Mio.
Verkehr: 146 Mio.
Gebäude: 102 Mio.
Landwirtschaft: 60 Mio.
Umweltbundesamt, vorläufige Zahlen vom 15. März 2024
Klimaschutz bei der Energie: Raus aus Kohle, Öl und Gas
Seit mehr als einem Jahrhundert verbrennt die Menschheit Kohle, Öl und Gas zur Energiegewinnung. Das dabei ausgestoßene CO2 ist die Ursache des menschengemachten Klimawandels. Wollen wir die Erderhitzung aufhalten, muss zuvorderst die Verbrennung fossiler Energieträger gestoppt werden.
Entscheidend kommt es also darauf an, dass die Ausbauziele der erneuerbaren Energien weiterhin ambitioniert umgesetzt werden.
Die Wissenschaft ist sich einig, dass Kohle und Öl durch erneuerbare Energien ersetzt werden müssen. Vor allem Solarenergie und Windkraft sorgen für große CO2-Einsparungen bei vergleichsweise geringen Kosten. Das Umweltbundesamt schreibt in seiner aktuellen Treibhausgas-Projektion für Deutschland: "Entscheidend kommt es also darauf an, dass die Ausbauziele der erneuerbaren Energien weiterhin ambitioniert umgesetzt werden."
Zur Energiewende gehört außerdem, den Energieverbrauch insgesamt zu senken. Das kann zum einen durch mehr Effizienz gelingen. Ein Beispiel wäre ein neuer Kühlschrank, der mit weniger Strom gleich gut kühlt. Zum anderen braucht es eine echte Reduktion. Hier gibt es viele Beispiele: nachhaltige Kleidung statt Fast Fashion, kleinere Autos, reduzierte Wohnfläche oder weniger Lebensmittel, die im Müll landen.
Weniger Konsum führt zu weniger Ressourcenverbrauch und damit zu geringerem Energieeinsatz. Als zentrales, übergreifendes Steuerinstrument wird hierbei die CO2-Bepreisung angesehen.
Klimaschutz in der Industrie: Sparen und recyceln
Auf vieles können oder wollen wir nicht verzichten. Daher sollte die Produktion zumindest effizienter gemacht, Ressourcen sollten durch geringeren Materialeinsatz geschont werden. Beispielsweise sollten immer mehr Produkte aus recyclten Stoffen gebaut werden. Das gilt für den gesamten Industriesektor.
Grüner Wasserstoff wird als Energieträger entscheidend sein.
Im Fokus steht die Produktion von Stahl, Chemie und anderen Grundstoffen, die für die Wirtschaft unverzichtbar sind. Ihre Herstellung ist besonders energieintensiv. Wissenschaft und Politik setzen ihre Hoffnungen hier auf sogenannten grünen Wasserstoff, bei dem der für die Elektrolyse von Wasser erforderliche Strom aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina schreibt dazu: "Grüner Wasserstoff wird als Energieträger entscheidend sein, um auch in Bereichen klimaneutral zu werden, in denen fossile Energie nicht durch Strom ersetzt werden kann."
Wo CO2-Emissionen in der Industrie unvermeidbar sind, werden Verfahren zur Abscheidung und Speicherung des Treibhausgases erwogen. Solche Verfahren sind allerdings teuer.
Klimaschutz beim Verkehr: Vorfahrt für Fußgänger, Radfahrer und ÖPNV
Der Verkehr gehört zu den größten Verursachern von CO2. Das liegt daran, dass größtenteils mit Erdöl betriebene Pkw und Lkw die Straßen dominieren. Um Treibhausgasemissionen zu reduzieren, braucht es auch hier eine Wende. Deshalb treibt die Politik die Elektrifizierung des Autoverkehrs voran und macht der Industrie immer schärfere Vorgaben für die erlaubten Emissionen.
Mehr Platz und Geld für Fuß, Rad, Bus und Bahn.
Doch diese sogenannte Antriebswende reicht nicht aus beziehungsweise ist sie weiterhin energie- und ressourcenintensiv. Wirksamer wäre es nach wissenschaftlicher Analyse, die umweltfreundlichere Alternativen zum Auto und Lastwagen zu fördern. "Mehr Platz und Geld für Fuß, Rad, Bus und Bahn", schreibt das Umweltbundesamt.
Weitere empfohlene Maßnahmen sind: Abbau klimaschädlicher Subventionen wie Diesel- und Dienstwagenprivileg, Einführung eines Tempolimits auf Autobahnen, eine Pkw-Maut für jeden gefahrenen Kilometer sowie der Ausbau von Carsharing-Angeboten.
Klimaschutz bei Gebäuden: Sanieren und anders heizen
Das Beheizen von Gebäuden kostet sehr viel Energie. Viel davon geht verloren durch undichte Fenster oder ungedämmte Wände. Daher empfehlen Fachleute, den Bestand energetisch zu sanieren. Nach Angaben des Umweltbundesamts gehört die finanzielle Förderung für solche Sanierungen zu den wirksamsten Instrumenten zur Emissionsreduzierung.
Wärmepumpen kommt dabei in nahezu allen Zielszenarien eine essenzielle Rolle zu.
Wohnungen und Häuser sollen aber nicht nur effizenter, sondern auch anders beheizt werden. Auch in diesem Sektor müssen fossile Energieträger durch erneuerbaren Strom ersetzt werden. Fachleute empfehlen Wärmepumpen statt Öl- oder Gasheizungen. Das Umweltbundesamt schreibt: "Langfristig muss jeglicher verbleibende Energiebedarf treibhausgasneutral durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Wärmepumpen kommt dabei in nahezu allen Zielszenarien eine essenzielle Rolle zu."
Klimaschutz in der Landwirtschaft: Weniger Tiere
Die Tierhaltung verursacht weltweit extrem viele Treibhausgase, insbesondere durch Methan-Emissionen. Vor allem bei der Rinder- und Milchkuhhaltung entstehen klimaschädliche Gase. Hinzu kommt der enorme Flächenverbrauch. Folglich wäre es ein großer Beitrag zum Klimaschutz, wenn weltweit weniger Fleisch gegessen und weniger Milchprodukte konsumiert würden.
Im Blickpunkt stehen außerdem die Wälder der Erde. Sie speichern bislang CO2. Neu- und Wiederaufforstung sind zwar teuer, können aber viele Tonnen Treibhausgas einsparen. Eine weitere positive Maßnahme wäre die Wiedervernässung von Moorböden, denn sie speichern sehr gut CO2.
Verantwortung übernehmen: Was jeder Einzelne gegen den Klimawandel tun kann
In der Gesamtschau wird deutlich, dass es grundlegende Systemänderungen braucht, um das Klima zu schützen. Kollektives Handeln ist gefordert. Der Weltklimarat schreibt: "Es gibt erprobte politische Maßnahmen, mit denen tiefgreifende Emissionsreduktionen und Klimaresilienz erreicht werden können, wenn sie ausgeweitet und breiter angewendet werden. Politisches Engagement, koordinierte Politik, internationale Zusammenarbeit, Ökosystemverantwortung und inklusive Regierungsführung sind wichtig für einen wirksamen und gerechten Klimaschutz."
Die Forschung nimmt also zuvorderst die globale Politik in die Pflicht. Wer als Einzelner etwas gegen für den Klimaschutz tun möchte, könnte dadurch entmutigt werden. Doch selbstverständlich hat jeder und jede die Möglichkeit, seinen CO2-Verbrauch zu senken, durch sein Verhalten Vorbild zu sein und gesellschaftliche Veränderungen mit anzustoßen.
Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hat etwa 77 Klimaschutz-Tipps aufgeschrieben. Sofortiges Handeln ist möglich.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL - das Nachrichtenradio | 11. November 2024 | 12:48 Uhr
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