CO2-Speicherung im Meer Lagerung in der Nordsee: CO2 aus Leuna soll per Pipeline an die Küste
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01. Oktober 2024, 11:18 Uhr
Industrie- und Chemieunternehmen aus Sachsen-Anhalt wollen ihren klimatischen Fußabdruck reduzieren, indem sie Treibhausgas an die deutsche Küste leiten. Dazu könnte ein Pipeline-System aufgebaut werden, wie in einer Machbarkeitsstudie am Montag vorgestellt wurde. Pläne der Bundesregierung, wonach Kohlendioxid (CO2) in der Nordsee gespeichert werden könnte, kommen dieser Idee entgegen.
- Aus Sicht von Unternehmen aus Mitteldeutschland ist der Transport von CO2 per Pipeline die effizienteste Option, um den Ausstoß zu reduzieren.
- Die Bundesregierung plant, die Speicherung von CO2 in der Nordsee zu erlauben. Umweltverbände sehen das kritisch.
- Die Kosten für ein Pipeline-System wären hoch, doch der CO2-Ausstoß hiesiger Unternehmen ist es ebenfalls.
Chemie- und Industrieunternehmen aus Sachsen-Anhalt fordern den Aufbau von Pipelines, um klimaschädliches CO2 an die Küste zu transportieren. Laut einer Machbarkeitsstudie des Unternehmenskonsortiums um Totalenergies in Leuna ist der Transport per Pipeline die effizienteste Option, um die großen Mengen Kohlendioxid aus Mitteldeutschland signifikant zu reduzieren.
Neben der Beschleunigung beim Aufbau von erneuerbaren Energien sei auch die Abspaltung von Kohlendioxid eine zentrale Säule, um Klimaneutralität zu erreichen, sagte der Geschäftsführer der Totalenergies-Raffinerie Leuna, Thomas Behrens, bei der Vorstellung der Studie. Es brauche dringend Planungssicherheit für die Großindustrie.
Kurzfristig werde es allerdings nicht möglich sein, eine solche CO2-Pipeline zur Nordsee in Betrieb zu nehmen, sagte Kai Schulze vom Gasnetzbetreiber VNG – aus rechtlichen und technischen Gründen. "CO2 darf derzeit nur per Bahn, Schiff oder Lkw transportiert werden, nicht aber über Pipelines", sagte der Energieexperte MDR SACHSEN-ANHALT. Die Bundesregierung arbeite aber an einer Gesetzänderung.
Bundesregierung plant Speicherung von CO2 in Nordsee
Die Bundesregierung treibt derzeit die Pläne voran, die Speicherung von CO2 in der Nordsee zu erlauben. Für industrielle Bereiche wie die Zementwirtschaft gebe es keine Alternative zu einer CO2-Speicherung, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vergangene Woche im Bundestag. Die Pläne sind umstritten, auch unter den Grünen.
Umweltverbände warnen davor, die unterirdische Speicherung des klimaschädlichen CO2 in großem Stil in Deutschland zuzulassen. In einem offenen Brief der Verbände heißt es, mit dem neuen Gesetz würde ein breiter Einsatz der CO2-Speichertechnik "auch für vermeidbare Emissionen" der Industrie oder bei der Stromerzeugung ermöglicht. Damit verringerten sich die Anreize, auf fossile Energieträger wie Öl, Kohle und Gas zu verzichten.
Chemieindustrie geht nicht ohne Kohlendioxid
Es sei ein wichtiges Thema für das Überleben der Industrie in einem Bundesland, in dem Chemieindustrie prägend sei, sagte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU). Die Ziele zur Klimaneutralität seien ambitioniert. Nach Berechnungen der Studie wurden im Jahr 2019, vor der Corona-Pandemie, im mitteldeutschen Raum mehr als 6,1 Millionen Tonnen Kohlendioxid emittiert. Laut Umweltbundesamt lagen die CO2-Emissionen bundesweit im Jahr 2019 bei fast 810 Millionen Tonnen.
Hohe Kosten für Bau der Pipeline
Der Aufbau einer Pipeline-Infrastruktur ist laut der Studie allerdings teuer. Je nach Verlauf der Trassen wurden zwischen 1,1 und 1,6 Milliarden Euro für den Bau veranschlagt. Aufgrund der Kosten müsse auch über Kooperationen mit Nachbarländern nachgedacht werden. An dem Konsortium sind neben Totalenergies aus Leuna auch das Gas-Unternehmen VNG aus Leipzig, die DBI-Gruppe und verschiedene Chemie- und Industrieunternehmen aus dem mitteldeutschen Raum beteiligt.
dpa, MDR (Daniel Salpius, Kalina Bunk) | erstmals veröffentlicht am 30.09.2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 30. September 2024 | 19:00 Uhr
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