Elektromobilität So soll der Lkw-Verkehr elektrifiziert werden
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30. August 2024, 07:48 Uhr
Die Elektromobilität in Deutschland hat es bislang schwer: Während in China inzwischen mehr Elektroautos als Verbrenner zugelassen werden, geht die Zahl der Neuzulassungen batteriebetriebener Fahrzeuge hierzulande zurück. Trotzdem will die Bundesregierung auch den LKW-Verkehr elektrifizieren. Denn die großen Diesel-Transporter sind Dreckschleudern in Sachen CO2 und Staub. Wie soll die Umstellung auf saubere Lkw gelingen?
- Vor 20 Jahren schien es noch unmöglich, dass Lkws einmal elektrisch betrieben werden könnten, heute ist das anders.
- Dennoch tüfteln die Hersteller noch an anderen grünen Antriebsarten.
- Ein Knackpunkt bleibt das Thema Ladesäulen.
Matthias Jakob steht neben einem batteriebetriebenen Lkw. Der Elektro-Experte von Renault Trucks spricht über Zuladung, Lenkverhalten und Akkus. Ausgestattet mit Assistenzsystemen für das Einparken und Abstandhalten sei der Elektro-Lkw die Zukunft, findet Jakob, und das nicht nur aus Umweltgründen: "Klar, wir sparen da einiges an CO2-Emissionen ein, aber natürlich ist das für den Fahrer ein riesiger Benefit. Wir haben ja hier ein Demo-Fahrzeug: Wenn der Kunde das eine Woche oder zwei zur Verfügung hat, dann ist die Skepsis am Anfang groß, aber danach will er das Fahrzeug gar nicht mehr hergeben."
Elektro-Lkw vor 20 Jahren noch undenkbar
Noch vor 20 Jahren galten elektrische Lkw unter Fachleuten als Unmöglichkeit. Es hieß, um schwere Lasten zu fahren, müsse man einen ganzen Hänger an Batterien mitnehmen. Inzwischen passen die Akku-Packs unter den Sattelschlepper. Selbst mit schwerer Ladung könne man Strecke machen, sagt Sören Petow von MAN Trucks.
Die Firma hat für ihre Lkw eigene Batterien entwickelt. "Es hängt sehr von der Topografie ab, aber wir sind schon eine Referenzstrecke gefahren mit 30 Tonnen im Auflieger. Da haben wir einen Verbrauch von 0,8 Kilowattstunden. Somit sind wir dann bei 500 Kilometern, was da möglich wäre."
Hersteller suchen nach Alternativen wie Biogas und Wasserstoff
Wobei man unter Alltagsbedingungen selten schafft, was unter optimalen Voraussetzungen möglich war. Für einen grünen Güterverkehr tüfteln die Hersteller noch an anderen Antriebsarten – die Palette reicht vom Biogas-Motor über synthetische Kraftstoffe bis hin zum Wasserstoff-Lkw.
Vieles könne eine Lösung sein, sagt Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig. "Sachsen hat immer davon gelebt, dass wir technologieoffen rangegangen sind. Wasserstoff zum Beispiel: Die Brennstoffzelle ist sehr geeignet, über weitere Entfernungen Logistik zu organisieren. Die Elektromobilität ist sicherlich eine gut geeignete, dann aber eher in einem Nahbereich." Es werde für die jeweilige Anwendung die richtige Antriebstechnologie geben.
Noch fehlen die Lademöglichkeiten
Dass man Elektro-Lkw bislang kaum auf Straßen sieht, liegt vor allem an fehlenden Lademöglichkeiten. Man könne einen Lastwagen zwar auch an einer Pkw-Säule laden, sagt Felix Steck von der Leitstelle Ladeinfrastruktur, doch das würde sehr lange dauern.
Eine Lösung sei in Arbeit, erklärt Steck: "Der Bund plant deutschlandweit ein Lkw-Schnellladenetz an 350 Standorten, über 4.000 Ladepunkte. Darunter sind auch Ladepunkte, die das Laden in der Pausenzeit ermöglichen, also in 45 Minuten." Diese Standorte entstünden an unbewirtschafteten wie bewirtschafteten Rastanlagen und sollten die Elektromobilität auch im Fernverkehr ermöglichen.
Ein nennenswertes Angebot werde es ab 2027 geben, sagt Steck. Die größte Herausforderung sei die Verkabelung der Rasthöfe. Denn damit zehn Lkw zeitgleich laden können, muss ein Stromanschluss her, der auch für eine Kleinstadt reichen würde.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 26. August 2024 | 06:56 Uhr