Globus zwischen Plastikverpackungen
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Klimawandel Wissenschaftler warnen: Erdsystem am Anschlag

21. Oktober 2024, 10:24 Uhr

Klimawandel und Umweltzerstörung schreiten laut Forschern weiter voran: 2023 wurden mehr fossile Brennstoffe verbrannt als je zuvor. Die Zahl der Menschen auf der Erde wuchs dabei genauso wie die Zerstörung der Wälder.

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Vor dem im November anstehenden Weltklimagipfel in Aserbaidschan warnen Wissenschaftler: Der Klimawandel schreitet so schnell voran wie nie zuvor. Laut einem Report im Fachmagazin BioScience zeigen 25 von 35 Vitalparametern des Erdsystems negative Rekordwerte. So waren die drei Tage mit der weltweit höchsten, jemals gemessenen Durchschnittstemperatur alle im Juli 2024. Zugleich liegen auch die monatlichen Durchschnittstemperaturen seit über einem Jahr über allen bekannten Mittelwerten.

Trotzdem haben die Menschen im Jahr 2023 mehr fossile Energieträger verbrannt als je zuvor. Die Autoren um den US-Forstwissenschaftler William Ripple beziffern den Anstieg der daraus folgenden Abgasmengen auf 1,5 Prozent. Vor allem die Verbrennung von Erdölprodukten (plus 2,5 Prozent) und Kohle (plus 1,6 Prozent) habe zugenommen, schreiben sie.

Forscher: Klimabedingungen so bedrohlich wie nie

Auch die menschliche Weltbevölkerung und ihre Nutztierpopulationen sind größer als je zuvor und wachsen weiter. Aktuell leben rund 8,2 Milliarden Menschen auf der Erde. Und laut dem Report werden täglich etwa 200.000 Menschen mehr geboren, als zugleich sterben. Beim Vieh wächst die Population um 170.000 Individuen täglich. Zugleich seien in der Atmosphäre Spitzenmengen der von Menschen ausgestoßenen Treibhausgase CO2, Methan und Lachgas gemessen worden.

"Wir befinden uns bereits mitten in einem abrupten Klimawandel, der das Leben auf der Erde in einer Weise gefährdet, wie es die Menschheit noch nie zuvor erlebt hat", sagt Autor William Ripple. "Ökologische Überbelastung bedeutet, dass mehr entnommen wird, als die Erde auf sichere Weise bereitstellen kann. Den Planeten hat das in klimatische Bedingungen versetzt, die bedrohlicher sind als alles, was unsere prähistorischen Vorfahren erlebt haben." Das gefährde laut Ripple die Lebensgrundlage der Menschheit.

Mehr CO2, weniger Wald, mehr gefährliche Kipppunkte

Trotz aller Anstrengungen, dem Klimawandel entgegenzusteuern, sind die wichtigsten Entwicklungen laut dem Report weiter negativ. So hat die Geschwindigkeit, mit der Waldflächen verloren gehen, 2023 noch zugenommen. Die Summe der abgeholzten oder abgebrannten Wälder stieg von 22,8 Millionen Hektar im Jahr 2022 auf 28,3 Millionen Hektar in 2023. Die Meere seien durch die hohen Mengen an gebundenem CO2 so sauer und zugleich so warm wie nie zuvor. Konsequenterweise schrumpften auch die Gletscher in der Antarktis, Grönland und in den Hochgebirgen weiter.

Insgesamt habe die Wissenschaft mittlerweile 28 potenziell gefährliche Feedbackschleifen beschrieben, die bei Überschreiten von Kipppunkten das Klima zusätzlich anheizen können. So führe die steigende Erwärmung zum Auftauen der sogenannten Permafrostböden, also eigentlich ständig gefrorener Moore entlang des Nordpolarmeers. Dort ist sehr viel Methan gebunden, das beim Auftauen freigesetzt wird und das Klima zusätzlich anheizt.

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Hitzefolgen werden globale Fluchtmigration antreiben

Die Überhitzung habe auch für die Menschen spürbare Folgen: In den USA starben 2023 schätzungsweise 2.325 Menschen an Hitzefolgen, mehr als doppelt so viele wie noch 1999. Auch in Asien starben Tausende in Folge von Hitzewellen. So wurden in Indien Rekordtemperaturen von über 50 Grad Celsius gemessen. "Der Klimawandel hat bereits Millionen von Menschen vertrieben und könnte noch Hunderte Millionen oder sogar Milliarden vertreiben. Dies würde wahrscheinlich zu größerer geopolitischer Instabilität und möglicherweise sogar zu einem teilweisen Zusammenbruch der Gesellschaft führen", warnt Ripple.

Zwar gebe es auch Erfolge. So habe die Nutzung von Wind- und Sonnenenergie 2023 weltweit um 15 Prozent zugelegt gegenüber dem Vorjahr. Aber ihr gesamter Verbrauch entspreche bislang nur etwa 7 Prozent dessen, was durch die Nutzung fossiler Energien erzeugt werde. "Trotz sechs Berichten des Weltklimarats, Hunderten anderer Berichte, Zehntausenden wissenschaftlicher Arbeiten und 28 jährlichen Treffen der UN-Vertragsstaatenkonferenz hat die Welt beim Klimawandel nur sehr geringe Fortschritte erzielt", sagt Co-Autor Christopher Wolf. "Die Zukunft der Menschheit hängt von Kreativität, moralischer Stärke und Ausdauer ab. Wenn künftige Generationen die Welt erben sollen, die sie verdienen, sind entschlossene Maßnahmen erforderlich, und zwar schnell."

Forscher: Klimaschutz in die Lehrpläne der Schulen

Für die anstehenden Klimaverhandlungen schlagen die Forscher ein Set von Maßnahmen vor, das bereits lange diskutiert wird. So könnten globale Preise für CO2-Emissionen einerseits wohlhabende Länder mit hohem Verbrauch zur Kasse bitten und die Nutzung fossiler Energieträger unattraktiver machen. Zugleich könnten die Einnahmen weitere Klimaschutzmaßnahmen finanzieren. Energie müsse zudem deutlich effizienter eingesetzt und die Nutzung fossiler Energien beendet werden. Der Ausbau erneuerbarer Energien könne dabei helfen, ebenso wie eine Umstellung auf primär pflanzliche Lebensmittel. Klima und Klimaschutz sollten zudem überall in die Lehrpläne der Schulsysteme aufgenommen werden.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 06. Oktober 2024 | 17:00 Uhr

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