Energiekosten Gas- und Strompreise im zweiten Halbjahr 2022 stark gestiegen

17. April 2023, 17:10 Uhr

Nach Zahlen des Statischen Bundesamtes sind Strom und Gas für Verbraucher auch im zweiten Halbjahr 2022 teurer geworden. Trotz gesunkener Großhandelspreise ist Entspannung vorerst nicht zu erwarten. Zugleich steht aber auch der Verdacht im Raum, dass Anbieter ihre Preise künstlich erhöht haben könnten. Das Bundeskartellamt nimmt deshalb Energieversorger unter die Lupe.

  • Die Gaspreise kletterten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 37 Prozent, die Strompreise weniger stark.
  • Die gesunkenen Großhandelspreise haben noch keinen Einfluss auf die Kosten für die Endverbraucher.
  • Das Bundeskartellamt nimmt Energieversorger unter die Lupe und prüft Ermittlungen.

Die Preise für Gas und Strom für Verbraucher in Deutschland sind im zweiten Halbjahr 2022 noch einmal stark gestiegen. Für private Haushalte kletterte der Gaspreis im Vergleich zur ersten Jahreshälfte durchschnittlich um 16,2 Prozent auf 9,34 Cent pro Kilowattstunde, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden berichtete. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum legten die Gaspreise sogar um 36,7 Prozent zu.

Strompreise um 6,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht

Die Strompreise erhöhten sich demnach weniger deutlich. Private Haushalte zahlten 4,4 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2022 und damit durchschnittlich 34,96 Cent pro Kilowattstunde. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum ergab sich ein Plus von 6,4 Prozent. Entlastungen wie die Dezember-Soforthilfe der Bundesregierung, durch die deutsche Haushalte mit Gas oder Fernwärme den Dezemberabschlag erlassen bekamen, aber auch die Reduzierung des Umsatzsteuersatzes und der Wegfall der EEG-Umlage sind dabei berücksichtigt.

"Der gemeldete Anstieg der Strom- und Gaspreise für das zweite Halbjahr 2022 demonstriert das Ausmaß des Energiepreisschocks des vergangenen Jahres: Sowohl für Gas als auch für Strom zahlten die Privathaushalte im zweiten Halbjahr Rekordpreise", sagte Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung. Die Preisanstiege seien entscheidend für die derzeit beobachtete hohe Inflation in Deutschland verantwortlich.

Ökonom Dullien: Gaspreise könnten weiter steigen

Der Preisanstieg für Verbraucher zeigt sich gegensätzlich zu den momentan sinkenden Großhandelspreisen. "Preisveränderungen im Großhandel schlagen sich nur mit Verzögerung in den Preisen für die Privathaushalte nieder, weil Verträge üblicherweise dort längere Laufzeiten haben", erklärte Dullien. Der starke Anstieg der Großhandelspreise von Gas im zweiten Halbjahr 2022 habe sich im vergangenen Jahr noch nicht vollständig in den Endpreisen niedergeschlagen. Daher könnten die Gaspreise für Kunden sogar noch steigen, erwartet der Ökonom.

Auch die Bundesnetzagentur hatte bereits im März erklärt, dass Verbraucher erst in sechs bis zwölf Monaten von gesunkenen Großhandelspreisen für Gas und Strom profitieren werden.

Kartellamt prüft Ermittlungen gegen Energieversorger

Zugleich steht aber der Verdacht im Raum, dass Anbieter ihre Preise künstlich erhöht haben könnten. Das Bundeskartellamt nimmt deshalb Energieversorger unter die Lupe und prüft Ermittlungen. "Es ist alles andere als trivial, unter tausenden Versorgern mit verschiedensten Tarifen die schwarzen Schafe ausfindig zu machen. Aber wir kommen sehr gut voran", sagte Kartellamts-Präsident Andreas Mundt am Wochenende der "Rheinischen Post".

Derweil kündigte Marktführer Eon an, die Strompreise in Nordrhein-Westfalen zum 1. Juni um rund 45 Prozent zu erhöhen. "Wir haben die vielfach teureren Einkaufskosten während der Energiekrise überdurchschnittlich lange für unsere Kunden abgefedert", sagte ein Konzernsprecher der "Rheinischen Post". Doch weil Eon im vergangenen Jahr an den Großhandelsmärkten zu hohen Preisen zukünftige Energiemengen für Kunden habe sichern müssen, sei es "unvermeidbar, dass sich dies zeitlich versetzt, aber immer noch gedämpft auch in den Endkundenpreisen niederschlägt".

dpa (mze)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 05. April 2023 | 06:09 Uhr

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