Nachgefragt in Altenburg Offene Rechnungen und kein Strom: Mieter zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Hauptinhalt
13. April 2023, 05:00 Uhr
In Altenburg wurde mehreren Mietparteien der Strom abgestellt. Der Grund: Der Vermieter hat sich wiederholt nicht um die Rechnungen für Heizung, Strom und Wärme gekümmert. Nach einem Besuch im Januar wollte MDR THÜRINGEN wissen: Wie ist die Lage in der Altenburger Ahornstraße jetzt?
- Hausverwaltungen zahlen Rechnungen nicht zuverlässig.
- Altenburg ist kein Einzelfall, wenn es um offene Rechnungen von Hausverwaltungen geht.
- Manche Familien haben wegen verschlissenen Stromzählern seit Monaten keine Beleuchtung.
Anfang April war es mal wieder so weit: Heizung und Warmwasser hätten abgestellt werden können, weil einmal mehr Rechnungen dafür vom Eigentümer der Häuser nicht bezahlt wurden. Aber die Energie- und Wasserversorgung Altenburg (EWA) handelte großzügig und verlängerte die Zahlungsfrist auf den ersten Werktag nach Ostern. Die Mieter hatten also Glück.
"Es gibt Hoffnung", meint Andrea Schappmann, die EWA-Geschäftsführerin. Denn jetzt habe sich ein neuer Verwalter für die Wohnungen in der Ahornstraße gemeldet.
Abschaltungen vorerst abgewendet
Frau Schappmann ist mit ihrem Kollegen Uwe Pittroff gerade dabei, an Hauseingängen Aushänge einzusammeln: "Also, wir können jetzt unsere Zettel - unsere Ankündigungen für die Sperrung - entsorgen, weil alle offenen Forderungen beglichen wurden." Es gehe um einen immerhin fünfstelligen Betrag, erklärt die EWA-Chefin. Jetzt habe sie ein gutes Gefühl. Sie hoffe, der neue Verwalter werde zuverlässiger zahlen, sagt sie.
Trotzdem mache sie sich schon jetzt Sorgen vor dem nächsten Winter, gesteht Helga Kittlaus. Sie wohnt mit ihrem Mann im Haus Nummer 24. Olaf Kittlaus ist ein sachlicher und optimistischer Mensch. Aber auch ein akribischer: Eine ganze Mappe voller Dokumente hat er - und immer ging es um die Ärgernisse der Mieter. Kittlaus' Papiere beweisen auch, dass für die Häuser in der Ahornstraße die Verwalter immer wieder wechseln. Manchmal nach nur wenigen Monaten. Kittlaus erinnert an den letzten Besuch von MDR THÜRINGEN in Januar. Da wusste er noch gar nicht, dass gerade wieder eine neue Verwaltung die Häuser übernommen hatte. "Ja, auch wir haben erst im März erfahren, wer seit 1. Januar zuständig ist", sagt EWA-Prokurist Uwe Pittroff.
Altenburg kein Einzelfall
Damals im Januar hatte EWA-Chefin Schappmann gesagt: "Nein, wir sind keine Exoten. So etwas gibt es nicht nur in Altenburg." Beim Gedankenaustausch mit Geschäftsführungskollegen aus anderen Städten habe sie erfahren, dass es durchaus auch andere Hauseigentümergesellschaften gebe, die Rechnungen nicht fristgerecht begleichen. Oder Verpflichtungen nicht nachkommen, die sie nun einmal hätten.
Zum Beispiel für die Hausstromversorgung. In mehreren Häusern in der Altenburger Ahornstraße hätten verschlissene und überalterte Zähler durch den Vermieter längst auf seine Kosten ausgetauscht werden müssen. Aber nichts ist da erledigt worden. Deshalb war die EWA gezwungen, diese Hausstromzähler abzuklemmen.
Seit 9. September haben wir im Treppenhaus kein Licht. Keine Klingelanlage geht. Keine Wechselsprechanlage.
Für einige Familien bedeutet das, dass sie seit Monaten auch keine Deckenbeleuchtung in ihren Wohnräumen haben - die war vor Jahrzehnten offenbar falsch an den Hausstromzähler angeschlossen worden. Nun ist es dunkel bei diesen Mietern. In der Wohnung, wie in den Hausfluren und Kellern.
Gefährlicher Alltag ohne Hausstrom
Der Mieter Dieter Lepka erzählt: "Seit 9. September haben wir im Treppenhaus kein Licht. Keine Klingelanlage geht. Keine Wechselsprechanlage." Lepka erinnert sich an Situationen, die sich niemand wünscht. Da kam eine Frau abends nach einer Operation wieder zurück ins Haus. Am nächsten Morgen wollten sich Krankenschwestern bei einem Hausbesuch kümmern - aber die Haustür war zu, die Klingeln gingen nicht…
Ein paar Häuser weiter wohnt die junge Mutti Jasmin Fuhrmann. Auch sie fordert, dass die Hausverwalter endlich etwas unternehmen müssen, damit im Treppenhaus wieder Licht brennt. "Ich bin auch schon einmal im Dunkeln hingefallen mit meinem Kind mit dem Kinderwagen. Das hätte böse enden können. Gott sei Dank habe ich nur mir weh getan und meinem Kind ist nichts passiert."
Auch Mieter Olaf Kittlaus fragt, was ist eigentlich, wenn es mal einen schlimmeren Unfall gibt? Wer muss dann die Verantwortung übernehmen? EWA-Prokurist Pittroff hat darauf eine klare Antwort: "Das ist eine versicherungsrechtliche Frage, die mit der Hausverwaltung geklärt werden muss. Für die Beleuchtung des Hauses ist an sich der Eigentümer, und dann seine Hausverwaltung zuständig."
Aber seit Monaten habe sich nichts geändert. Auch von der neuen Hausverwaltung sei in dieser Angelegenheit noch nichts zu hören gewesen, erzählen Mieter. Eine Frau hat versucht, via Facebook Mitarbeiter der Hausverwaltung zu erreichen. Zitat: "Ist euch bewusst, dass hier alte Menschen, behinderte Menschen und Kinder wohnen?"
Für ihre kleinen Alltagsnöte haben Mieter versucht, einfachste Lösungen zu finden: Schilder an den Haustüren, die Lieferdienste darüber informieren, dass die Klingeln nicht funktionieren. Dieter Lepka wartet hinter dem Fenster, wenn er weiß, dass die Apotheke ihm neue Arzneien liefert. Und Gäste sollen sich bitte übers Handy vor der Haustür melden, sagen andere in der Straße, in der die Mieter zwischen Hoffnung und Verzweiflung leben.
MDR (mar/cfr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 12. April 2023 | 19:00 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/8a5db498-ab7f-4f58-b53d-2ba35f43f896 was not found on this server.