Corona-Forschung aktuell: 5. Dezember Schutzmasken im öffentlichen Raum reduzieren Neuinfektionen erheblich

06. Dezember 2020, 14:41 Uhr

Masken sind ein wichtiges Mittel im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Eine Studie hat nun untersucht, wie sich das Tragen in der Öffentlichkeit in Deutschland auswirkt. Das Ergebnis: deutlich weniger Neuinfektionen.

Menschen in der Einkaufsstraße und Fußgängerzone in der Innenstadt von Heidelberg.
Das Tragen von Schutzmasken in der Öffentlichkeit hat messbare Auswirkungen auf die Verbreitung von Covid-19. Bildrechte: imago images/Ralph Peters

Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über Corona

In Mitteldeutschland laufen die Vorbereitungen für Impfzentren an. Auch aus der Wissenschaft gibt es aktuell täglich Neuigkeiten zur Covid-19 und Sars-CoV-2. MDR WISSEN verschafft Ihnen hier den Überblick über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse.

Maskentragen reduziert Neuinfektionen um rund 45 Prozent

Gesichtsmasken haben sich zu einem wichtigen Baustein im Kampf gegen Corona entwickelt. Doch wie genau wirkt sich ihr Schutz aus, wenn sie flächendeckend im öffentlichen Raum getragen werden? Ein deutsches Forscherteam hat versucht, diese Frage zu beantworten und dafür verfügbare Daten zur Verbreitung von Sars-CoV-2 genutzt, die mit Informationen über die regional unterschiedlichen Regeln zum Maskentragen verknüpft wurden. Im Ergebnis kamen die Wissenschaftler je nach Region auf eine Spannbreite von 15 bis 75 Prozent weniger Neuinfektionen zum Zeitpunkt von 20 Tagen, nachdem eine Maskenpflicht eingeführt wurde – im Schnitt waren dies rund 45 Prozent für ganz Deutschland.

Die Untersuchung begann dabei mit der Verhängung einer Maskenpflicht in weiten Teilen der Öffentlichkeit in Jena am 1. April, die erste Verordnung dieser Art in Deutschland. Am 6. April wurden die Regeln flächendeckend eingeführt, danach fiel die Zahl der Neuinfektionen dort bis zum 10. April fast auf null. Sechs weitere Thüringer Regionen hatten nachgezogen, bis schließlich für den ganzen Freistaat eine Maskenpflicht verhängt wurde. Am Ende führten auch alle anderen Bundesländer bis zum 29. April diese Regel ein.

Der größte Rückgang (besagte 75 Prozent) der Neuinfektionen wurden denn auch in Jena gemessen. Noch höher war er dort in der Gruppe der Über-60-Jährigen, wo er bei rund 90 Prozent lag. Im restlichen Deutschland lagen die Zahlen zwar darunter, sie seien laut den Forschern aber trotzdem signifikant. "Gesichtsmasken tragen ist eine effektive und kostengünstige Maßnahme im Kampf gegen Covid-19", resümieren die Wissenschaftler.

Anmerkung: In einer ersten Version des Artikels hieß es nur, dass die Maskenpflicht in Jena am 1. April verhängt wurde. Dies war missverständlich, da die Verordnung tatsächlich am 1. April beschlossen wurde, sie aber erst am 6. April in Kraft trat. Wir haben dies korrigiert.

Vor allem weite Reisen wurden in der Pandemie weniger

Eine weitere deutsche Studie beschäftigte sich mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Mobilität hierzulande. Die Experten vom Robert Koch-Institut werteten dafür die Mobilfunkdaten von mehr als 43 Millionen Bundesbürgern aus. Dabei registrierten sie einen starken Rückgang der Reisen über weite Distanzen, sodass entferntere Regionen in Deutschland nicht mehr so gut miteinander verbunden waren. Kürzere Abstecher nahmen dagegen nicht so deutlich ab, womit sich ein eher lokales Leben verstärkte, was die Forscher "Small World"-Effekt nennen.

Die Abnahme der Mobilität insgesamt hatte dabei laut den Wissenschaftlern messbare Auswirkungen auf die Verbreitung von Covid-19, weil dadurch die Epidemie-Kurve merklich abflachte. Gerade zwischen weiter entfernten Regionen verbreitete sich die Krankheit nicht so stark, wie Computermodelle aufzeigten.

Clubbesuche könnten zu Superspreader-Events werden

Ein Team um Christian Drosten, den Chefvirologen der Charité, hat sich zudem die Effekte von Clubbesuchen auf die Verbreitung von Covid-19 angeschaut. Dafür untersuchten sie den Ausbruch der Krankheit, nachdem ein infizierter Mann am 29. Februar eine Berliner Disko besucht hatte. Die Ergebnisse wurden als Preprint veröffentlicht, sie müssen also noch von Experten begutachtet werden.

Demnach steckten sich allein infolge dieses Besuchs 74 Menschen mit dem neuartigen Coronavirus an. Besonders die Mitarbeiter waren davon betroffen mit einer Infektionsrate von 56 Prozent. In der Studie wird die Lokalität nur als "Club X" bezeichnet, laut dem "Tagesspiegel" soll es sich dabei um die "Trompete" in Berlin-Mitte handeln.

Die Forschenden führten Interviews mit 44 Personen, die an insgesamt drei Abenden (29. Februar, 2. und 5. März) in dem Club gewesen waren – inklusive aller 16 Mitarbeiter, um die Weiterverbreitung des Virus zu untersuchen. So kamen sie auf die 74 Menschen, bei denen die Infektion auf den Clubbesuch zurückgeführt werden konnte. Genau die Hälfte von ihnen war jeweils männlich und weiblich, das mittlere Alter betrug 30 Jahre.

Letztlich zeige ihre Studie, wie eine einzelne Person zum Superspreader werden könne und wie Clubbesuche sich zu Superspreading-Events entwickeln könnten, betonen die Experten. Besonders die Clubmitarbeiter spielten dabei eine entscheidende Rolle. Daher sollten sie auch bei künftigen Lockerungen der Schutzmaßnahmen besonders im Blick behalten werden.

cdi

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