Corona-Forschung aktuell: 2. Dezember Charité: Corona erreicht Gehirn über Riechschleimhaut
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02. Dezember 2020, 14:11 Uhr
Das Paul-Ehrlich-Institut hat den ersten Peptid-Impfstoff zur klinischen Prüfung zugelassen. Und: Berliner Forscher rekonstruieren mit Elektronenmikroskopie den Weg der Coronaviren über die Riechschleimhaut ins Gehirn.
Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über Corona
Ab morgen darf in Leipzig kein Glühwein mehr ausgeschenkt werden. Unterdessen beginnen auch in Mitteldeutschland Vorbereitungen für Impfzentren. Doch auch aus der Wissenschaft gibt es Neuigkeiten. MDR WISSEN verschafft Ihnen hier den Überblick über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse.
Nervenschäden korrekt erkennen
Nach der Erholung von Covid-19 klagen einige Menschen über Taubheit und Schwächegefühl in ihren Gliedmaßen. Schmerzen in Händen und Füßen können ihren Ursprung dabei oft auch woanders haben, weshalb eine genaue Diagnose erforderlich ist.
Angenommen, Sie haben Schmerzen in den Fingern, kann das auch auf Probleme im Nacken, Ellenbogen oder Handgelenk hindeuten.
Aufnahmen mit dem MRT zeigen nicht nur, wo das Problem selbst liegt, sondern auch den Ursprung. Darüber berichten die Forscher um Radiologie-Professorin Swati Deshmukh von der Northwestern University (Illinois/USA) in ihrer Untersuchung. So treten Schäden an den Nerven oft auf, wenn die Patientinnen und Patienten künstlich beatmet werden mussten und dafür in Bauchlage gebracht wurden. Aber auch eine Immunreaktion, die die Nerven angreift, ist möglich. Wurden Blutverdünner verabreicht, können auch Blutergüsse dafür verantwortlich sein.
Besonders wichtig ist es, dass der Ursprung korrekt erkannt wird, so die Forscher. Ist das Taubheitsgefühl auf die Bauchlage zurückzuführen, helfe Nerven- oder Rehabilitationschirurgie weiter. Liegt eine Entzündungsreaktion an den Nerven vor, seien Neurologinnen und Neurologen die besten Ansprechpartner. Chirurgische Einrichtungen suche man am besten auf, wenn sich die Nervenschäden auf Blutverdünner bzw. -ergüsse zurückführen ließen.
Link zur Studie
Die Studie wurde im Juli 2020 als Preprint veröffentlicht und ist jetzt nach dem Begutachtungsprozess im British Journal of Anaesthesia erschienen. Eine pdf finden Sie hier.
Erste klinische Prüfung für Peptid-Impfstoff
Erstmals wurde ein Peptid-Impfstoff gegen Covid-19 zur klinischen Prüfung in Deutschland zugelassen. Er heißt CoVac-1 und ist eine Entwicklung der Uni Tübingen. Zunächst werden zwölf gesunde Probandinnen und Probanden zwischen 18 und 55 Jahren geimpft. Bei Erfolg werden auch ältere Menschen sowie Vorerkrankte miteinbezogen. Zur Studie gehören ein Screening-Termin, die Impfung selbst sowie sechs Kontrolltermine binnen sechs Monaten. In der ersten klinischen Prüfung geht es vor allem darum, die generelle Verträglichkeit, aber auch die Wirkung des Impfstoffkandidatens des Universität Tübingen zu ermitteln.
Der Peptid-Impfstoff ergänzt das Portfolio der Covid-19-Impfstoffplattformen um einen weiteren vielversprechenden Ansatz.
Cichutek ist Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), also des Bundesinstituts für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, das das Verfahren genehmigt. Peptid-Impfstoffe bauen auf aktive Immunisierung. Das heißt, darauf, dass sich nach dem Überstehen von Covid-19 eine Immunität gegen die erneute Erkrankung einstellt. Hierzu werden sehr kleine Dosen des Virus, bestehend aus verschiedenen Proteinen, verabreicht. Sie stimulieren dann eine Antwort des Immunsystems. Das Immunsystem zerstört die mit Sars-CoV-2 infizierten Zellen nach der erfolgreichen Erkennung.
"Impft man solche Peptide zusammen mit einem geeigneten Immunstimulator, einem sogenannten Adjuvanz, können T-Zellen gezielt gegen Tumorzellen, aber eben auch gegen virusbefallene Zellen aktiviert werden", beschreibt Dr. Juliane Walz von der Uni Tübingen den Vorgang. Dort werden noch Probanden für die klinische Studie des Impfstoffs CoVac-1 gesucht.
Charité: Corona gelangt durch Riechzellen ins Gehirnzelle
Dass Corona auch das Gehirn befallen kann und dadurch Symptome von Kopfschmerzen bis zum Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn auslöst, ist schon länger bekannt. Etwa ein Drittel aller Covid-19-Patienten ist davon betroffen. In einigen schweren Fällen kann es dadurch sogar zu Schlaganfällen und anderen schweren neurologischen Schäden kommen.
Ein Forschungsteam der Berliner Universitätsklinik Charité unter Leitung von Helena Radbruch und Frank Heppner hat jetzt den Weg des Virus in das Gehirn noch einmal rekonstruiert und die Ergebnisse im Fachjournal Nature Neuroscience veröffentlicht. Die Wissenschaftler untersuchten 33 Patienten, die an Covid-19 verstorben waren. Im Durchschnitt waren die Patienten 72 Jahre alt. Die Forscher entnahmen Proben aus vier verschiedenen Hirnregionen und der Riechschleimhaut und machten elektronenmikroskopische Aufnahmen davon. Dabei fanden sie mitunter intakte Partikel des Virus.
Am höchsten sei die Virenlast in der Riechschleimhaut gewesen. "Auf Basis dieser Daten gehen wir davon aus, dass Sars-CoV-2 die Riechschleimhaut als Eintrittspforte ins Gehirn benutzen kann", sagt Frank Heppner. Nicht ganz klar sei, wie sich das Virus im Gehirn bewege. Da es keinen eigenen Antrieb hat, muss es vom Körper selbst bewegt werden. Offenbar werde es von Nervenzelle zu Nervenzelle weitergegeben sowie von den Blutgefäßen transportiert, schließen die Forscher aus ihren Beobachtungen. Auch fanden sie Blutgerinnsel im Gehirn, die die neurologischen Symptome erklären könnten. Allerdings stünden die Ergebnisse unter einem Vorbehalt: Alle Verstorbenen hatten schwere Verläufe von Covid-19. Inwiefern die Beobachtungen auch für leichtere Erkrankungen stimmen, ist daher offen.
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