Corona-Forschung aktuell: 16. Dezember Ungleiche Verteilung der Corona-Impfung
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15. Dezember 2020, 16:53 Uhr
Impfungen nur für Reiche? Im deutschen Gesundheitssystem ist das undenkbar, doch weltweit konkurrieren die Länder bei der Verteilung der Corona-Impfung. Auch die logistische Herausforderung ist immens.
Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über Corona
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft fordert eine Notfallzulassung in Sachen Impfstoff. Derweil gibt es aus der Forschung täglich neue Erkenntnisse zu Covid-19, SARS-CoV-2 und den Folgen der Pandemie sowie ihrer Bekämpfungsmaßnahmen. MDR WISSEN verschafft Ihnen hier den Überblick über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse.
Ungerechte Verteilung statt Fairteilung
Fast ein Viertel der Weltbevölkerung wird auch 2022 noch keinen Zugang zu einer Corona-Impfung erhalten, schätzt eine neue Studie. Forschende der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health haben sich hierfür die Vorbestellungen der Corona-Impfungen genauer angesehen. Diese liegen derzeit bei fast 7,5 Milliarden Dosen, würden somit für 3,76 Millarden Menschen reichen.
Doch mehr als die Hälfte der Vorbestellungen stammen dabei aus Ländern, die gerade einmal 14 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen. Insbesondere einkommensschwächere Länder haben das Nachsehen. Alleine Kanada hat sich mehr als vier Dosen pro Einwohner vorbestellt. Zum Vergleich gibt es in Indonesien weniger als eine Dosis auf zwei Einwohnerinnen. Dem "Impfstoff-Nationalismus" stellt sich COVAX (Covid-19 Vaccines Global Access) entgegen. Russland und die USA sind aber kein Mitglied. COVAX setzt sich für einen gerechten und gleichmäßigen Zugang zu Impfstoffen gegen Covid-19 ein.
Nachfrage übertrifft Angebot
Ob auch Länder im globalen Süden ausreichend Impfstoffe erhalten, hängt also maßgeblich davon ab, wie selbstlos Russland und die USA handeln. Auch die hohen Preise für eine Impfstoffdosis sind dafür verantwortlich. Während der Impfstoff von Astra Zeneca/Oxford University mit acht Dollar pro Dosis erschwinglich ist, müssen für andere Impfstoffe bis zu 72 Dollar auf den Tisch gelegt werden. Allerdings schränkt die Studie ein: Selbst wenn alle Produktionsversprechen gehalten werden, bleibt 2022 noch fast ein Viertel der Weltbevölkerung ohne Zugang zu Impfungen.
In einer zweiten Studie wurde der weltweite Bedarf ermittelt. Drei Faktoren wurden dabei besonders berücksichtigt: Die Vermeidung schwerer Covid-19-Verläufe, die Verbreitung des Virus zu stoppen und die Funktion öffentlicher Einrichtungen. Außerdem wurde auf Basis von 30 anderen Studien errechnet, dass sich weltweit 68 Prozent impfen lassen wollen. Außerdem wurden unter 19-Jährige herausgerechnet, da sie kein Teil der dritten Phase der Impfstoffzulassungen sind.
Bei einer Weltbevölkerung von 7,8 Milliarden kamen die Autorinnen und Autoren so zunächst auf eine Zielgruppe von 5,2 Milliarden Menschen. Darin enthalten: Prioritär zu behandelnde, also etwa 2,2 Milliarden besonders gefährdete Menschen sowie systemrelevante Berufsgruppen (260 Millionen). Hinzu kommen gut 2,8 Milliarden Menschen, um die Verbreitung des Virus zu stoppen.
Da die Impfbereitschaft weltweit bei etwa 68 Prozent liegt, sind also ungefähr 3,7 Milliarden Menschen in der Zielgruppe für Impfungen gegen Covid-19. Laut der Studie würde das für eine Herdenimmunität genügen. Allerdings erfordert es auch politischen Willen, die Impfstoffe weltweit zu verteilen. Die Herausforderungen werden als immens hoch angesehen, schließlich müssen einige Impfstoffe gekühlt gelagert werden. Die Infrastruktur dürfte daher in vielen Ländern nicht ausreichen.
Maßnahmenkatalog: Lüften allein reicht nicht
Insbesondere in Krankenhäusern und Pflegeheimen ist das Ansteckungsrisiko besonders groß, denn Personal und gesunde Menschen sind hier oftmals längere Zeit in einem Raum. So hat es bereits in fast zehn Prozent aller Pflege- und Altenheimen Fälle von Covid-19 gegeben. Am Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig und in Neu-Delhi und Rom haben Forschende daher neue Empfehlungen erarbeitet, die die Verbreitung von Covid-19 über Aerosole in geschlossenen Räumen aufhalten sollen.
Regelmäßiges Lüften solle mit einer Kontrolle des Frischluftverbrauchs per CO2-Monitor kombiniert werden. Höher als 1000ppm darf der CO2-Wert nach Ansicht der Forschenden nicht liegen. Ist Lüften nicht möglich, sollten in geschlossenen Räumen Luftreiniger benutzt werden, die eine Mindesteffizienz von MERV-13 aufweisen. Um die Luftfeuchtigkeit bei 40 bis 60 Prozent zu halten, können Luftbefeuchter Abhilfe schaffen, erklärt einer der Leipziger Forscher:
Im Bereich um etwa 50 Prozent relative Luftfeuchtigkeit sind die menschlichen Schleimhäute am widerstandsfähigsten gegenüber Infektionen und außerdem können die Viren in den Aerosolpartikeln weniger lange überleben als bei trockener oder sehr feuchter Luft
Bei Zahnbehandlungen, aber auch chirurgischen Eingriffen und der Intubation entstehen besonders viele Aersole. Hier trage das medizinische Personal daher am besten Atemschutzmasken wie N95. Masken mit Ausatemventil oder Belüftung reichen nicht aus. Auch Medikamente, die über einen Zerstäuber verabreicht werden, sollten wenn möglich mit einem Dossier-Inhalator gegeben werden.
Auch zur richtigen Desinfektion gibt es wichtige Leitlinien. Besser werde auf UV-C-Licht und Wasserstoffperoxid verzichtet. UV-C-Licht steigere die Ozonkonzentration in der Luft, Wasserstoffperoxid könne Schäden am zentralen Nervensystem und der Lunge auslösen.
Virus für Kinder auf Kopfhöhe
Wenn ein Mensch durch einen Gang läuft und hustet, entsteht hinter dem Körper ein regelrechter Sog aus Aerosolen, ähnlich wie die Strömung hinter einem Schiff. Das haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am American Institute of Physics mithilfe einer Computeranimation herausgefunden. Gerade für Kinder kann das gefährlich sein, erklärt Xiaolei Yang: "Auf Höhe des Mundes und der Beine ist der Sog unbedeutend, hüfthoch allerdings deutlich sichtbar."
In einem engen Gang bleiben die Tröpfchen demnach ein Stück hinter der hustenden Person in einer regelrechten Blase auf Hüfthöhe. In offenen Räumen sei das etwas anders: Hier verteilen sie sich besser, sind dafür allerdings auch direkt hinter der Person.
Frettchen, Katzen und Co.
Nicht nur der Mensch kann sich mit dem Coronavirus anstecken, auch unter Tieren besteht das Risiko einer Ansteckung. Am Centre for Genomic Regulation (CRG) im spanischen Barcelona wurden die Hintergründe näher untersucht. Besonders Frettchen und Katzen, aber auch Hunde und Schleichkatzen sind gefährdet. Immun scheinen Mäuse, Ratten, Hühner und Enten zu sein.
Das Virus nimmt den Eingang über sogenannte ACE2-Rezeptoren. Hier dockt das zackige Protein an und tritt in die Zellen ein. Bei Mäusen, Ratten, aber auch Vögeln ist die Bindungsenergie sehr gering, während sie bei Frettchen und Katzen recht hoch ist. Auch Massentierhaltung von Frettchen, wie beispielsweise in Dänemark oder der Ukraine, sorge dafür, dass sich das Virus schnell verbreite.
Mit dem Wissen, wie sich das Virus bei anderen Arten verhält, können die Forschenden Empfehlungen geben, Kontakte zu bestimmten Tieren zu meiden und auch Infektionsherde frühzeitig erkennen.
Aktuelle Corona-Forschung
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