Corona-Forschung aktuell: 17. Dezember Corona: Das Paket der Maßnahmen bremst die Virusausbreitung
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17. Dezember 2020, 05:00 Uhr
Was bringen Veranstaltungsverbote und wären generelle Schließungen von Geschäften verzichtbar im Kampf gegen das Virus? Epidemiologen haben nachgerechnet. Außerdem: Personal verbreitet Corona zwischen Pflegeheimen.
Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über Corona
Fast 1.000 Menschen in Deutschland sind an nur einem Tag an Covid-19 gestorben und in Zittau muss die Triage angewendet werden. Derweil gibt es aus der Forschung täglich neue Erkenntnisse zu Covid-19, SARS-CoV-2 und den Folgen der Pandemie sowie ihrer Bekämpfungsmaßnahmen. MDR WISSEN verschafft Ihnen hier den Überblick über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse.
USA: Erste wildlebende Nerze mit Corona
Das US-Landwirtschaftsministerium hat zum ersten Mal bei wild lebenden Nerzen Corona festgestellt. Wie die BBC unter Berufung auf das Ministerium berichtet, sei das Virus bei einem Tier gefunden worden, das im Umkreis einer Nerzfarm im US-Bundesstaat Utah lebte. Die Farm war von SARS-CoV-2 befallen. Andere Wildtiere seien nicht befallen gewesen, hieß es in dem Bericht weiter.
Der Fund weckte neue Befürchtungen, dass von Nerzfarmen eine größere Gefahr in der Pandemie ausgeht. Anfang November war das Virus in mehreren Betrieben in Dänemark gefunden worden, wo es von Menschen auf Tiere und zurück übertragen wurde. Dabei war der Krankheitserreger auch mehrfach mutiert.
Geteiltes Personal verbreitet Corona in Pflegeheimen
Forscher haben untersucht, wie sich das Coronavirus trotz Besuchsverboten zwischen verschiedenen Pflegeheimen in den USA verbreiten konnte. Immerhin 40 Prozent der Covid-19-Todesfälle stehen mit solchen Einrichtungen in Verbindung. Laut der in PNAS erschienenen Studie sind dafür Angestellte und Subunternehmer verantwortlich, die in mehr als einer Einrichtung arbeiten.
Die Wissenschaftler werteten über 11 Wochen die Ortsdaten von 50 Millionen Mobiltelefonen aus. So entdeckten sie rund 500.000 Personen, die Pflegeheime auch nach dem seit Anfang März geltenden Besuchsversverbot weiter betraten und verließen. Etwa 5,1 Prozent dieser Personen betrat mehr als eine Einrichtung. Bei der Analyse der Daten konnten die Forscher so ein Netzwerk zwischen den Heimen rekonstruieren. Im Durchschnitt war eine Einrichtung so mit 7,1 weiteren Heimen verbunden.
Die Analyse zeige, dass, wo immer es möglich sei, personelle Verflechtungen zwischen Heimen gelöst werden und Personal nur an eine Einrichtung gebunden werden solle, so die Autoren der Studie. Da das aber nicht immer möglich sei, solle genau erfasst werden, welche Einrichtungen über Personal miteinander verbunden seien und die Teststrategien entsprechend angepasst werden.
Zur Studie
Achen et.al.: Nursing home staff networks and COVID-19, PNAS
Geschäftschließungen und Veranstaltungsverbote: Corona-Maßnahmen als Paket effektiv
Studierende sitzen vor dem Schreibtisch in den eigenen vier Wänden anstatt in der Universität. Sportfans dürfen nicht mehr in die Stadien und Arenen. Und geöffnet sind nur noch systemrelevante Geschäfte. Forschende aus Tschechien, Großbritannien, Australien und den USA haben sich die einzelnen Maßnahmen von 41 Ländern gegen die Verbreitung von Covid-19 genauer angeschaut. Besonderes Augenmerk wurde auf den Zeitraum zwischen 22. Januar und dem 30. Mai gelegt.
Die Autorinnen und Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, dass alle Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 beitragen. Zwar steige die Effektivität durch die generelle Schließung aller Geschäfte nur unwesentlich. Auch das Verbot von Veranstaltungen mit weniger als 10 Menschen sei geringer wirksam, als das Verbot von Events mit unter 100 beziehungsweise unter 1.000 Teilnehmern. Dennoch addierten sich alle Maßnahmen zusammen auf eine Effektivität von etwa 77 Prozent (die Spanne der Schätzung beträgt 67 bis 85 Prozent Effektivität).
Maßnahme | Effektivität (95 % Prognose-Intervall) | Intervall |
---|---|---|
Veranstaltungen über 1000 | 23 % | 0 bis 40 % |
Veranstaltungen über 100 | 34 % | 12 bis 52 % |
Veranstaltungen über 10 | 42 % | 17 bis 60 % |
Schließung einiger Geschäfte (Restaurant/Diskotheken) | 18 % | -8 bis 40 % |
Schließung nicht-systemrelevanten Geschäfte | 27 % | -3 bis 49 % |
Schließung von Schulen und Universitäten | 38 % | 16 bis 54 % |
Generelle Ausgangssperre | 13 % | -5 bis 31 % |
Eine generelle Ausgangssperre betrachten die Forschenden eher kritisch. Andere Maßnahmen reichen aus, um die Reproduktionszahl unter 1 zu drücken. Da sich die Studie auf die Zeit zwischen Januar und Mai bezieht, können auch Schlüsse für jetzt gezogen werden. Schließlich findet das Leben auch jetzt wieder vornehmlich drinnen statt, also dort, wo es die meisten Ansteckungen gibt.
Allerdings hat die Studie auch einige Schwächen: In Ländern mit eher älterer Bevölkerung haben Schul- und Universitätsschließungen geringere Wirkung als in im Schnitt jüngeren Ländern. Auch haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den verpflichtenden Mund-Nasen-Schutz nicht einbezogen.
Zur Studie
Science: Inferring the effectiveness of government interventions against COVID-19
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