Corona-Forschung aktuell: 27. November Studie gibt Hoffnung für die Kultur: Orchestermitglieder dürfen näher zusammenrücken
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27. November 2020, 16:21 Uhr
Ältere spüren keine gesundheitlichen Auswirkungen der Pandemie – fühlen sich aber häufig deprimiert. Das ergab eine Untersuchung der Uni Mainz. Hoffnung weckt hingegen der Blick auf die Impfstoffforschung und auf neue Möglichkeiten im Kulturbetrieb.
Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über Corona
Aus dem November-Lockdown ist ein Herbst-Lockdown geworden, die Beschränkungen werden verschärft, in Sachsen und Sachsen-Anhalt wird es längere Weihnachtsferien geben und Schnelltests sollen die Quarantänezeit verkürzen. Gleichzeitig steigen die Chancen, Weihnachten in Familie verbringen zu können – und dass es noch in diesem Jahr erste Impfungen gegen das Virus geben könnte. Auch daneben finden Forschende immer mehr über das Coronavirus und seine Ausbreitung heraus. MDR WISSEN verschafft Ihnen hier den Überblick über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse.
Metastudie gibt Überblick über Impfstofffortschritt
Für den Erfolg eines Corona-Impfstoffs sind mehrere Faktoren entscheidend. Allen voran der der Impfsicherheit und der Wirksamkeit. Mit dem Fortschritt bei der Entwicklung hat sich jetzt eine als Preprint veröffentlichte Metastudie beschäftigt. Darin wurden aus fast 7.100 wissenschaftlichen Artikeln nach strengen Kriterien fünf Studien ausgewählt und analysiert. Die Studien befassen sich mit fünf verschiedenen Impfstoffkandidaten mit unterschiedlichem Wirkungsansatz.
Im Ergebnis zeige sich, dass in Bezug auf die Sicherheit mehr Nebenwirkungen bei den tatsächlichen Impfungen als bei der Placebogruppe auftraten. Allerdings beschränkten die sich fast ausschließlich auf lokale Reaktionen wie Rötungen, Juckreiz und Schmerzen an der Impfstelle. Weitere Unterschiede zur Placebogruppe gab es nicht, die Nebenwirkungen blieben zudem nur wenige Tage. Durch eine signifikante Erhöhung der Antikörper konnte zudem eine gute Wirksamkeit festgestellt werden. Kurzum: Die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs ist unabhängig von der Wirkungsweise auf einem guten Weg.
Link zum Preprint
Die Vorab-Metastudie erschien am 4.11.2020 auf der Plattform PubMed.
DOI: 10.1101/2020.11.03.20224998
Kultur und Corona: Orchestermitglieder dürfen wieder näher zusammenrücken
Drei Meter Abstand im Chor und Plexiglas vor der Posaune: Durch eine andere Aerosol- und Tröpfchenausscheidung gelten in Chören und Orchestern andere Abstandsregeln als im Alltag. Nach einer Studie zu Sicherheitsmaßnahmen im Chor legt die Universität Erlangen-Nürnberg jetzt mit einer Studie mit Orchestermusikern nach. Das Forschungsteam hat sich dazu auf den Aerosolausstoß bei Blasinstrumenten konzentriert. Die Aerosolausbreitung wurde dabei anhand einer Versuchsanordnung in einem Studio des Bayerischen Rundfunks mithilfe einer E-Zigaretten-Basissubstanz sichtbar gemacht und ausgemessen.
Im Ergebnis müssen neben einer ständigen Belüftung des Raums die Abstände zur Seite nicht ganz so groß sein wie nach vorn. "Die gemessenen Blasinstrumente unterscheiden sich in ihrer Abstrahlcharakteristik nach vorne hin. Für die Trompete und die Klarinette haben wir im Mittel Abstände der Wolke vom Mund von 0,9 Metern gemessen. Vereinzelte Musiker erreichten jedoch auch Weiten von 1,5 Metern, sodass Sicherheitsabstände von zwei Metern nach vorne sinnhaft erscheinen", so Matthias Echternach vom LMU-Klinikum in München, der an der Studie beteiligt war.
Bei Querflöten seien Weiten bis zwei Metern gemessen worden, weshalb der Abstand mindestens drei Meter betragen sollte. Zur Seite blieb die Abstrahlung bei allen Instrumenten allerdings unter einem Meter, weshalb die Musikerinnen und Musiker im Orchester auf 1,5 Meter zusammenrücken könnten.
Geringere Abstände zwischen den Instrumenten sind aus verschiedenen Gründen wichtig. So können sich Musizierende zum einen während des Konzerts besser hören. Zum anderen ist so ein größeres Repertoire möglich, das Stücke beinhaltet, die eine größere Orchesterbesetzung erfordern.
Ältere sind deprimiert und Warnung vor Pandemie-Müdigkeit
Ältere Menschen sind, sowohl was die physiologische als auch psychologische Gesundheit betrifft, seit Beginn der Pandemie ein großes Thema. Zu Wort kommen sie in der Öffentlichkeit kaum, weshalb die Universität Mainz in einer empirischen Studie jetzt älteren Menschen eine Stimme geben möchte.
In einer Umfrage unter 500 über 75-Jährigen stellte sich ersten Ergebnissen zufolge heraus: Ältere stellen keine gesundheitlichen Auswirkungen der Pandemie fest, fühlen sich aber zum Teil allein gelassen (15 Prozent). Der Hälfte fehlt der Austausch mit anderen, ein Viertel fühlt sich häufiger deprimiert. Die Forschenden appellieren, Ältere nicht pauschal als schutzbedürftige Gruppe zu isolieren, sondern sie differenzierter zu betrachten und als wertvolle Stütze in der pandemiegebeutelten Gesellschaft zu sehen.
Der Arbeitspsychologe Hannes Zacher von der Universität Leipzig warnt indessen vor schwerwiegenden psychischen Auswirkungen der Pandemie. Er beobachte eine "große Pandemiemüdigkeit". So sei Unsicherheit wie etwa die Angst vorm Verlust eines Arbeitsplatztes ein großer Stressfaktor, größer noch als die Arbeitslosigkeit selbst. Zwiegespalten sei der Forscher auch in Bezug auf die Heimarbeit, die zwar Chancen in Bezug auf Flexibilität und Effektvität böte, aber auch Überarbeitung und den Verlust sozialer Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen fördere.
Zacher appelliert an die Politik, künftig nicht nur Virologinnen und Virologen, sondern auch Forschende aus den Bereichen Soziologie und Psychologie in die Einschätzung der Gesamtlage miteinzubeziehen. Weiterhin müssen die Perspektiven von Älteren und Kindern stärker gehört werden sowie psychologische Hilfsangebote verbessert werden.
(flo)
MDR Aktuell
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