Corona-Forschung aktuell: 26. November Russischer Impfstoff Sputnik V feiert Erfolge

27. November 2020, 16:44 Uhr

Russland meldet für den Impfstoff Sputnik V ausgezeichnete Wirksamkeitsdaten. Die sollen bald auch einem Fachpublikum vorgestellt werden. Und: Feinstaub kann die Ausbreitung von Sars-CoV-2 begünstigen.

Ortsansicht Brè im Tessin
Hochnebel im Schweizer Kanton Tessin. Solche Wetterlagen begünstigen Feinstaub. Ein Zusammenhang zwischen Feinstaub und Corona wurde z.B. im Tessin festgestellt. Bildrechte: imago/imagebroker

Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über Corona

Die Corona-Beschränkungen in Deutschland bleiben in Kraft, in Sachsen und Sachsen-Anhalt wird es längere Weihnachtsferien geben und Schnelltests sollen die Quarantänezeit verkürzen. Gleichzeitig steigen die Chancen, dass es noch in diesem Jahr erste Impfungen gegen das Virus geben könnte. Auch daneben finden Forschende immer mehr über das Coronavirus und seine Ausbreitung heraus. MDR Wissen verschafft Ihnen hier den Überblick über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse.


Ist Sputnik V wirklich ein guter Gefährte?

Neuigkeiten aus Russland und vom dort bereits im August quasi zugelassenen Corona-Impfstoff Sputnik V: Wie das Fachmagazin Science berichtet, gibt es jetzt neue Daten, die eine Wirksamkeit der Impfung untermauern. Bei einer Zwischenanalyse sei anhand von fast 18.800 Probandinnen und Probanden eine Wirksamkeit von 91,4 Prozent nachgewiesen worden.

Sofern die Zahlen valide sind, wäre die Wirksamkeit höher, als bei der von der Universität Oxford und dem Pharmaunternehmens AstraZeneca entwickelten Impfung, die wie auch Sputnik V auf einem Vektor-Impfstoff basiert. Die hier erst am Montag kommunizierte Wirksamkeit liegt bei siebzig Prozent.

Erster sowjetischer Satellit Sputnik 1 (gestartet am 4. Oktober 1957), ausgestellt im Weltraumpavillon in der Ausstellung wirtschaftlicher Errungenschaften (VDNKh), Moskau.
Wird Sputnik V seinem Namen gerecht? Der Namensvetter Sputnik 1 war als erster Satellit eine bahnbrechende Entwicklung. Nun muss der Impfstoff beweisen, was er verspricht. Bildrechte: imago/ITAR-TASS

"Ich denke, die Zahlen sind jetzt signifikant und glaubwürdig", sagt Ian Jones, Virologe an der Universität Reading, in Science. Der neue Bericht könne frühere Bedenken gegenüber dem Impfstoff jetzt zerstreuen. Damit einhergehend sei nun geplant, die Studie in einer internationalen Peer-Review-Zeitschrift zu veröffentlichen. Damit wären die Daten einem größeren Fachpublikum zugänglich.

Für die Virologin Charlotte Houldcroft von der Universität Cambridge seien die neuen Zahlen zunächst ein weiterer Fall von Wissenschaft durch Pressemitteilung. Sie sagte in Science: "Wenn die Zahlen so gut sind, wie sie scheinen, ist das wirklich vielversprechend." Sie betonte, dass bei Vektorimpfstoffen wie Sputnik V ein deutlich einfacherer Transport möglich sei. So werde keine extreme Kühlkette wie bei mRNA-Impfstoffe benötigt, eine Standardkühlkette reiche aus.

Feinstaub begünstigt die Verbreitung von Coronaviren

Forschende aus der Schweiz haben einen Zusammenhang von hohen Corona-Infektionszahlen und höherer Feinstaubbelastung festgestellt. Bereits vorher gab es wissenschaftlich nachgewiesene Zusammenhänge zwischen Feinstaub und der Ausbreitung einer Grippewelle. Das Forschungsteam aus Genf und Zürich wollte nun herausfinden, ob dies auch auf Corona zutrifft. So würden Studien daraufhin deuten, dass sich Sars-CoV-2 bereits Ende 2019 in Europa befand, zu einem Ausbruch kam es allerdings erst wesentlich später. "Diese Zeitverzögerung ist überraschend und legt nahe, dass etwas anderes als die bloße Interaktion zwischen Menschen die Übertragung des Virus und die Schwere der Infektion fördern kann", so Mario Roher vom Institut für Umweltwissenschaften an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Das Team stellte fest, dass die Erhöhung der Infektionszahlen auf Phasen folgte, in denen der Feinstaubgehalt in der Luft höher war.

Feinstaub – der nicht nur auf hohe Verkehrsaufkommen in Großstädten, sondern auch auf Saharaluft zurückzuführen ist – ist dabei gleich in zweierlei Hinsicht Corona-fördernd. Zum einen wirken sich die winzigen Partikel auf die Atemwegs-, Lungen- und Herz-Kreislauf-Trakte aus. Dies seien entzündliche Faktoren, die ein schwerwiegendes Fortschreiten der Krankheit begünstigen können. Außerdem können die feinen Partikel die Viren weitertransportieren, so die Forschenden. Die Erkenntnisse könnten helfen, bei zu erwartenden hohen Feinstaubkonzentrationen entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Link zur Studie

Die Studie erschien am 21. November im Fachblatt Earth Systems and Environment.
DOI: 10.1007/s41748-020-00184-4

Wissenschaftliche Hilfe für Entscheidungsträgerinnen und -träger in Krisenzeiten

Während der Corona-Krise müssen und mussten allerhand Entscheidungen getroffen werden – notwendige und unliebsame, nachvollziehbare und nicht nachvollziehbare, leicht verdauliche und welche mit schweren gesellschaftlichen Einschnitten. Dabei ist das Abwägen von Folgen für Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger nicht immer leicht und oft steht die Frage nach dem geringeren Übel im Raum. Das Fraunhofer-Institut für naturwissenschaftlich-technische Trendanalysen (Fraunhofer-INT) möchte künftig mit einem wissenschaftlichen Beitrat die Entscheidungsfindung unterstützten und hat jetzt KResCo gestartet.

Der Name steht für das Projekt Krisenmanagement und Resilienz – Corona, für das am gestrigen Mittwoch der Startschuss fiel. Es soll künftig wissenschaftlich fundierte Handlungsempfehlungen in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Bevölkerungsschutz und Forschung entwickeln. Dabei geht es keineswegs nur um die aktuelle Covid-19-Pandemie, sondern auch um mögliche künftige Krisen. Das Fraunhofer-INT erhofft sich, mit dem Projekt ein besseres gesellschaftliches Durchhaltevermögen und ein besseres Verständnis über die Auswirkungen von Entscheidungen zu bewirken.

Dazu werden zunächst Daten über Entscheidungen während der Covid-19-Pandemie aus verschiedenen Ländern gesammelt. Im Fokus der Forschenden stehen Deutschland, Österreich, Italien und Schweden. Die letzteren beiden, weil Italien das erste mit der Pandemie konfrontierte Land in Europa war und Schweden, weil es durch das Konzept der Herdenimmunität besonders interessant sei.

Intensivbettensimulator soll Krankenhäusern helfen

Die Technische Hochschule Köln hat eine Software vorgestellt, die den typischen Behandlungsverlauf von Covid-19-Patientinnen und -Patienten und die Auslastung von Intensivbetten simulieren kann. So könnte anhand unterschiedlicher Szenarien künftig der Bedarf an Krankenhausbetten besser vorausgeplant werden. Den Berechnungen liegen medizinische Fachexpertise sowie etwa eine halbe Millionen Daten zugrunde. Das Projekt BaBSim.Hospital ist als quelloffene Software lizenziert und kann als öffentliche Demo-Version aufgerufen werden.

(flo)

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