Corona-Forschung aktuell: 24. November Doppelt so viele Corona-Infizierte in den USA bis Januar

24. November 2020, 10:12 Uhr

Bis zum Amtsantritt von Joe Biden könnte sich die Zahl der Corona-Infizierten in den USA verdoppeln. Und: Ein neues Netzwerk, an dem Forscher der Uni Magdeburg beteiligt sind, will Expertise im Bereich sozialer Corona-Risiken sammeln.

Mädchen mit unterschiedlicher Hautfarbe und Mund-Nasen-Bedeckung auf einer Eisbahn beim Schlittschuhlaufen in Manhattan. Im Hintergrud unscharf viele Menschen und Gebäude.
Schlittschuhlaufen in Manhattan? In dieser Saison nur mit Mund-Nasen-Bedeckung. Bildrechte: imago images/ZUMA Wire

Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über Corona

Die Corona-Beschränkungen in Deutschland bleiben in Kraft und könnten sogar verschärft werden. Gleichzeitig steigen die Chancen, dass es noch in diesem Jahr erste Impfungen gegen das Virus geben könnte. Auch daneben finden Forscher immer mehr über das Coronavirus und seine Ausbreitung heraus. MDR Wissen verschafft Ihnen hier den Überblick über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse.

Neues Expert/-innennetzwerk: Corona nicht nur mit Medizin bekämpfen

Bei der Ausbreitung von Sars-CoV-2 spielen nicht nur biomedizinische Faktoren eine Rolle. Wie erste Studien zeigen, sind auch soziale (und kulturelle) Faktoren entscheidend. Das Infektionsrisiko und der Krankheitsverlauf werden demnach durch Bildungsstand, Einkommensverhältnisse, Beruf sowie Lebensumfeld, Umweltfaktoren und Versorgungssituation beeinflusst. Expertinnen und Experten wollen diesem Umstand mit dem wissenschaftlichen Netzwerk MethodCOV begegnen.

Daran beteiligt ist auch die Universität Magdeburg: "Die aktuelle Entwicklung der Covid-19-Pandemie zeigt uns deutlich, dass jetzt transdisziplinäre [mehrere Fachbereiche übergreifende, Anm.d.Red.] Lösungen notwendig sind, um besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen noch besser zu schützen. In den vergangenen Wochen und Monaten konnten wichtige biomedizinische Erkenntnisse gewonnen werden, die dabei helfen, das Sars-CoV-2-Virus und die Krankheit besser zu verstehen und auch die Symptome besser zu behandeln. Mit MethodCOV sollen auch die sozialen Faktoren stärker in den Blick der Wissenschaft rücken und müssen künftig mitberücksichtigt werden“, erklärt Christian Apfelbacher, Direktor am Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung der Uni Magdeburg.

In dem Verbundprojekt wollen 37 Forschungsinstitute aus 24 Universitätsmedizinen ihre Erkenntnisse in neue Präventions- und Therapiekonzepte einfließen lassen. Das Netzwerk will zudem nachhaltig arbeiten: Eine Gruppe aus Forschenden der Bereiche Medizinhistorik und Medizinethik stelle zusätzlich Orientierungswissen für die Zukunft bereit und führe die bereits seit Beginn der Pandemie geführten Rechts- und Wertedebatten weiter.

MethodCoV ist Teil eines größeren Universitätsnetzwerkes. Hier finden Sie die Übersicht: FAQ zum Nationalen Forschungsnetzwerk der Universitätsmedizin

USA: Verdopplung der Infektionszahlen bis Ende Januar möglich

Anlässlich der Ankündigung durch den designierten US-Präsidenten Joe Biden, die Bekämpfung von Covid-19 habe bei Amtsantritt äußerste Priorität, wagt die Universität Washington in St. Louis eine Vorhersage des Infektionsgeschehens in den Vereinigten Staaten. Bis zur Amtseinführung könnte sich die Zahl der Infektionen fast verdoppelt haben und von 11,4 Millionen auf zwanzig Millionen anwachsen. Das Berechnungsmodel berücksichtige dabei etwa, dass Menschen eher innerhalb miteinander verbundener sozialer Netzwerke leben und weniger mit zufälligen Fremden interagieren, was sich wiederum auf ein weniger exponentielles Wachstum auswirken würde. "Wir prognostizieren die Rate neuer Fälle für Covid-19 unter verschiedenen sozialen Distanzierungsnormen und stellen fest, dass die Fälle von Covid-19 massiv zunehmen werden, wenn die soziale Distanzierung beseitigt wird", schreibt das Forscherteam in seiner Veröffentlichung. Andererseits würde bereits eine kleine Intensivierung der Abstandsregeln die im Januar zu erwartenden Fälle deutlich reduzieren.

Link zur Studie

Die Untersuchung "Forecasting the spread of COVID-19 under different reopening strategies" ist in "scientific reports" erschienen.

Geringes Covid-19-Risiko in US-Kinderkrankenhäusern – aber Unterschiede bei Ethnien

Bei einer groß angelegten Studie in US-amerikanischen Kinderkliniken wurde unter 135.000 getesteten jungen Patientinnen und Patienten bei nur vier Prozent das Coronavirus nachgewiesen. Bei sieben Prozent der positiv Getesteten wurde eine ernstere Erkrankung festgestellt. Eine Infektion konnte bei speziellen Gruppen verstärkt nachgewiesen werden, darunter z.B. Patientinnen und Patienten mit chronischen oder längeren Erkrankungen und solchen aus ethnischen Minderheiten. Die Forschenden weisen darauf hin, dass den Krankenhausdaten zufolge Kinder der schwarzen, hispanischen und asiatischen Bevölkerungsgruppe einem höheren Risiko einer Sars-CoV-2-Infektion ausgesetzt sind als weiße Kinder. Kinder aus ethnischen Minderheiten werden aber seltener getestet. Folgestudien sollen nun Aufschluss über die Zusammenhänge der Positiv-Tests geben.

Link zur Studie

Die Studie "Assessment of 135.794 Pediatric Patients Tested for Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2 Across the United States" ist in JAMA Pediatrics erschienen.

(flo)

MDR Aktuell

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