Corona-Forschung aktuell: 20. November Jeder sechste hat Corona ohne Symptome
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04. Januar 2021, 11:26 Uhr
Während einige Patienten an Corona sterben, haben andere nicht mal ein Kratzen im Hals. Sind sie stille "Spreader"? Außerdem: Auch in den USA sind Schlachthöfe offenbar Knotenpunkte der Pandemie.
Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über Corona
Immer mehr Impfstoffprojekte melden positive Zwischenergebnisse - damit rücken Fragen nach der richtigen Verteilung in den Vordergrund. Auch daneben finden Forscher immer mehr über das Coronavirus und seine Ausbreitung heraus. MDR Wissen verschafft Ihnen hier den Überblick über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse.
Schlachthöfe haben offenbar zentrale Rolle bei Corona-Ausbreitung in den USA
Während der verschiedenen Lockdowns in den USA durften fleischverarbeitende Betriebe wie Schlachthöfe oder Mastfarmen zumeist weiter
arbeiten, aufgrund ihrer Bedeutung für die Versorgung der Bevölkerung. Jetzt haben Forscher der Columbia University in New York Daten zur Ausbreitung der Pandemie mit Daten zur fleischverarbeitenden Industrie verglichen. Dabei kommen sie zum Ergebnis: Betriebe, die Vieh verarbeiten, könnten bis zum 21. Juli in Zusammenhang stehen mit 236.000 bis 310.000 Covid-19-Infektionen. Das wären sechs bis acht Prozent aller Fälle in den Vereinigten Staaten. Die Beschäftigten der Betriebe machen dabei nur einen kleinen Teil der Fälle aus, der Großteil entfalle auf die Ausbreitung in den umliegenden Gemeinden, schreiben die Autoren. Am deutlichsten sei der statistische Zusammenhang zwischen Fleischverarbeitung und Covid-19 im Umfeld der größten Fabriken, die von den größten Unternehmen betrieben würden. Dort, wo Betriebe eine Ausnahmegenehmigung zur Verarbeitung von mehr Vieh bekommen hätten, sei ein stärkerer Anstieg von Covid-19-Fällen zu verzeichnen. Vorübergehende Betriebsschließungen wiederum waren mit einem abgeschwächten Wachstum den Corona-Infektionen in den umliegenden Gemeinden verbunden. Die Forscher schließen aus ihrer Analyse: Die fleischverarbeitende Industrie stellt möglicherweise ein größeres Risiko für die öffentliche Gesundheit dar, als bislang angenommen.
Die Studie stützt Beobachtungen, die im Sommer in Deutschland gemacht wurden. Auch hier kam es in Betrieben der fleischverarbeitenden Industrie wiederholt zu größeren Corona-Ausbrüchen, unter anderem in den Schlachthöfen von Tönnies.
Masern-Mumps-Röteln Impfung schützt vor Corona
Die Maser-Mumps-Röteln Impfung hat offenbar einen schützenden Effekt bei einer Coronainfektion. Jeffrey Gold und sein Team berichten im Open-Access Journal mBio über einen statistischen Zusammenhang zwischen den vom Impfstoff der Firma Merck induzierten Antikörpern gegen Mumps und Covid-19-Verläufen. Bei der Untersuchung an 80 Probanden mit und ohne MMR-2-Impfung zeigte sicht: Geimpfte mit hohen Werten bei den Mumps-Antikörpern hatten deutlich mildere Coronaverläufe als Menschen ohne diese Impfung oder mit nur niedrigen Mumps-Titern. Das Ergebnis zeige, dass es offenbar eine Beziehung zwischen den Mumps-Titern und Corona gebe, die näher untersucht werden müsse.
Jeder sechste hat Corona ohne Symptome
Wie viele Menschen überstehen eine Corona-Infektion ohne Symptome – und welche Rolle spielen diese Infizierten bei der Ausbreitung des Virus? Auch auf diese Fragen gibt es nach wie vor keine eindeutigen Antworten von der Wissenschaft. Zwei neue Überblicksstudien zeigen jetzt aber: Etwa 17 Prozent aller Infizierten entwickeln überhaupt keine Symptome im Verlauf der Infektion. Und: Verglichen mit symptomatischen Virusträgern haben sie eine 42 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, Sars-CoV-2 weiterzugeben.
Bei der Diskussion sei wichtig, zwischen asymptomatisch und präsymptomatisch zu unterscheiden, schreibt Bianca Nogrady in einer Zusammenfassung für nature.com. Während presymptomatische Patienten zunächst vielleicht nur milde Symptome entwickeln, kommt es innerhalb von sieben bis 13 Tagen nach der Ansteckung zum richtigen Ausbruch der Covid-19. Asymptomatische Virusträger hingegen entwickeln gar keine Symptome. Die Aussage stützt sich auf eine Überblicksstudie des australischen Forschers Oyungerel Byambasuren, der zusammen mit seinem Team 13 Studien mit insgesamt 21.708 Teilnehmern ausgewertet hat. Berücksichtig wurden dabei nur solche Studien, die die Infektionsverläufe ihrer Probanden mindestens über sieben Tage lang verfolgt haben. Von den asymptomatischen Patienten ging selbst in ihrem direkten Umfeld, etwa ihren Familien, ein deutlich geringeres Ansteckungsrisiko aus als von symptomatischen Erkrankten.
Eine zweite Metastudie liefert für dieses Phänomen auch eine mögliche Erklärung. Muge Cevik und Kollegen von der Universität von St. Andrews im Vereinten Königreich haben 79 Studien über die Virusdynamiken in Infizierten ausgewertet. Dabei zeigte sich: Asymptomatische Patienten scheinen die Coronaviren deutlich schneller loszuwerden als symptomatische Infizierte. Innerhalb kürzerer Zeit sei kein Virus mehr nachweisbar gewesen. Doch das bedeute nicht zwingend, dass das Immunsystem der asymptomatischen Patienten stärker und sie damit länger geschützt seien. Im Gegenteil zeigt sich bei Blutuntersuchungen: Wer stärkere Symptome hatte, behalte seine Corona-Antikörper länger. Forscher empfehlen deswegen allen, weiterhin eine Maske zu tragen und Abstand zu halten.
Quellen
- JAMMI: Estimating the extent of asymptomatic COVID-19 and its potential for community transmission: Systematic review and meta-analysis
- SSRN-Preprint: SARS-CoV-2, SARS-CoV-1 and MERS-CoV Viral Load Dynamics, Duration of Viral Shedding and Infectiousness: A Living Systematic Review and Meta-Analysis
- nature.com: What the data say about asymptomatic COVID infections
(ens)
MDR Aktuell
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