Corona Forschung aktuell: 30. Oktober Mehr Kinder als bisher bekannt hatten Corona schon
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30. Oktober 2020, 21:04 Uhr
Corona verläuft bei Kindern meist ohne Symptome, daher bleiben Ansteckungen oft unentdeckt. Bayrische Forscher zeigen jetzt, dass es im Sommer mindestens fünf Mal so viele Coronafälle bei Kindern gab, wie bisher bekannt.
Was die Forschung herausgefunden hat
Deutschland bereitet sich auf einen neuen, teilweisen Lockdown vor. Daneben erscheinen täglich zahlreiche neue Studien, die neues Licht auf Sars-CoV-2 und Covid-19 werfen. MDR Wissen verschafft Ihnen hier täglich den Überlick.
Wird der Winter die Corona-Jahreszeit?
Winter ist normalerweise auch Grippesaison, (wenn nicht strenge Hygieneregeln die Verbreitung der Influenzaviren eindämmen). Wird es kälter, steigt die Zahl der Ansteckungen. Im Januar und Februar erreichen die Infektionen dann ihren Höhepunkt. Mit Blick auf die Kurve der Fallzahlen sprechen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von der Grippewelle. Droht nun künftig bei Corona eine ähnliche Entwicklung? Forscher erwarten jedenfalls deutlich höhere Covid-19-Fallzahlen als noch im Sommer. Coronaviren verlieren durch UV-Licht und Temperaturen ab 40 Grad ihre Ansteckungsfähigkeit. In den Räumen, in denen sich Menschen im Winter vorzugsweise aufhalten, gibt es kein UV-Licht durch die Sonne und die Raumtemperatur beträgt oft nur 20 Grad. Allerdings seien diese Umweltbedingungen in den Auswirkungen nur schwer unterscheidbar vom Verhalten der Menschen, die in der kalten Jahreszeit enger zusammenrücken, schreibt Smriti Mallapaty in "nature". Ob Covid-19 zu einer saisonal wiederkehrenden Erkrankung wird, hängt von vielen Faktoren ab. Unter anderem, wie lange eine Infektion vor einer erneuten Ansteckung schützt und wie gut die Impfungen wirken.
Staubsaugerbeutel filtern am besten, aber...
Welcher Maskenstoff hält am besten die ultrakleinen Partikel fest, auf denen die Coronaviren von Mensch zu Mensch übertragen werden? Um diese Frage zu klären, haben Wissenschaftler der Universitäten Cambridge und Northwestern alle Arten von Stoffen und Ersatzmasken getestet, von T-Shirts, über Socken und Jeans hin zu Staubsaugerbeuteln, N95-Schutzmasken und mehr. Wichtigstes Kriterium war, ob sie Partikel im Größenbereich von 0,02 bis 0,1 Mikrometern – so groß sind Coronaviren in etwa – aus der ausgestoßenen Atemluft herausfiltern konnten. Laut der im British Medical Journal erschienenen Studie waren die meisten Maskenstoffe in der Lage, die ultrafeinen Partikel zu filtern. Noch effektiver waren die N95-Masken, am besten schnitten Stoffe von Staubsaugerbeuteln ab. Bei selbstgenähten Masken zählte die Menge der Stoffschichten. Die Forscher testeten zudem, wie sich waschen auf die Performance auswirkte. Einige Waschgänge sind demnach kein Problem unendlich oft sollten Masken aber nicht weiterverwendet werden, schreibt das Team um Eugenia O'Kelly von der Universität Cambrigde. Bei Staubsaugerbeuteln rät sie zur Vorsicht. Sie könnten Fasern enthalten, die für die Gesundheit schädlich sind, wenn sie eingeatmet werden. Deutsche Hersteller hatten bereits im Frühjahr vor der Benutzung gewarnt.
Geringes Ansteckungsrisiko bei Flugreisen
Wie hoch ist das Corona-Ansteckungsrisiko während Flugreisen? Sehr gering, schreibt ein Team von Autoren vom Verband der Luftfahrt-Medizinischen-Vereinigung im Journal der American Medical Association (JAMA). Der Grund dafür liege in der Art, wie die Passagierbereiche belüftet seien. Frische Luft ströme demnach vor allem aus den Düsen über dem jeweiligen Sitz und von der Decke der Kabine. Abgesaugt werde sie am Boden. Dadurch werde der Luftzug jeweils nur an wenigen Passagieren vorbei gelenkt. Ein Austausch von Partikeln zwischen verschiedenen Sitzreihen finde kaum statt. Dass das Ansteckungsrisiko bei Flugreisen gering sei, belege auch die relativ geringe Zahl bekannt gewordener Infektionen bei Flügen. Sie liege weltweit bei schätzungsweise 42, so die Autoren.
Lungenärzte wollen Pandemierat
Der Verband deutscher Lungenärzte hat sich in einer gemeinsamen Stellungnahme mit der Deutschen Lungenstiftung für die Einrichtung eines nationalen ärztlichen Pandemierates ausgesprochen. Ein solches Gremium hatte zuvor bereits die Bundesärztekammer gefordert. Die Lungenärzte verlangten zudem eine konsequente Umsetzung der Pflicht zum Tragen einer Alltagsmaske. Zudem müsse sichergestellt werden, dass es nicht zu Personalengpässen in den Kliniken komme und Patienten mit anderen lebensbedrohlichen Erkrankungen dann nicht ausreichend versorgt werden könnten. Flächendeckende Schul- und Kitaschließungen werden in der Stellungnahme abgelehnt. Die Kinderbetreuung solle höchstens lokal und zeitlich begrenzt eingeschränkt werden, wenn es das Ausbruchsgeschehen erforderlich mache.
Coronaquote bei Kindern deutlich höher, als von den Behörden erfasst
Forscher vom Helmholtz-Zentrum München können durch breit angelegte Antikörpertests zeigen: Im Frühjahr und Frühsommer hatten deutlich mehr Kinder Antikörper gegen das neue Coronavirus Sars-CoV-2 im Blut, als das laut den Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Ernährung und Gesundheit der Fall sein dürften. Wie das Team um Annette-G. Ziegler im Fachblatt Cell berichtet, fanden sie allein im April bei 0,87 Prozent der getesteten Kinder Antikörper gegen Corona. Die Behörden hatten aber nur bei 0,17 Prozent der 0 bis 18-Jährigen eine Infektion registriert. Die Coronaquote war damit bei den Forschern fünf Mal so hoch, wie die der Ämter.
Ziegler und ihr Team führten bereits seit Jahresbeginn eine breit angelegte Studie zu Diabetes bei Kindern durch. Mit Beginn der Pandemie ergänzten die Forscherinnen und Forscher die Testreihe um einen Test auf Antikörper gegen Corona. Laut eigenen Angaben sei dieser Test deutlich besser, als bisherige Ansätze, die häufig auch auf Erkältungscoronaviren reagieren und damit fehlerhaft sind. Der Test der bayrischen Wissenschaftler verfahre zweistufig und prüfe erstens, ob Antikörper an der Virusbindungsdomäne andocken und zweitens, ob sie auch an Nukleokapsid-Proteinen binden. So können die Forscher zu 100 Prozent sicher sehen, wenn Getestete keinen Kontakt zum Virus (Spezifität) hatten und zu 95 Prozent, wenn sie es hatten (Sensitivität).
Insgesamt hatte das Forschungsteam zwischen Januar und Juli rund 12.000 Blutproben von Kindern im Alter von einem bis 18 Jahren genommen. Bei den positiv getesteten fanden sie keine Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen. 35 Prozent der Kinder, in deren Familien Angehörige Corona hatten, hatten auch Antikörper im Blut. Insgesamt 47 Prozent aller coronapositiv getesteten Kinder hatten selbst keine Symptome einer Covid-19-Erkrankung. Die Forscher raten daher dringen dazu, Antikörpertests einzuführen, um die Dunkelziffer im Infektionsgeschehen zu senken.
MDR Aktuell
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