Wasseratlas 2025 Mehr als die Hälfte deutscher Gewässer in schlechtem Zustand
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08. Januar 2025, 20:40 Uhr
Umweltexperten haben in ihrem Wasseratlas 2025 deutschen Gewässern eine überwiegend schlechte Qualität bescheinigt. Zugleich forderten sie mehr Anreize zu Wassersparen. Weltweit drohe eine Wasserkrise. Der Wasserkreislauf des Planeten gerate durch Übernutzung, Verschmutzung und die Zerstörung intakter Landschaften zunehmend aus dem Gleichgewicht.
- Deutschland drohen wegen schlechter Wasserqualität EU-Strafen
- BUND und Heinrich-Böll-Stiftung fordern Anreize zum Wassersparen
- Studienmacher warnen vor weltweiter Wasserkrise
Die Oberflächengewässer in Deutschland weisen einer Studie zufolge überwiegend keine gute Qualität auf. Wie die Heinrich-Böll-Stiftung und der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) bei der Vorstellung ihres Wasseratlas 2025 mitteilten, befinden sich 52,7 Prozent der Seen, Flüsse und Bäche in Deutschland in einem schlechten oder sehr schlechten ökologischen Zustand. Lediglich neun Prozent können nach den Kriterien der EU-Wasserrahmenrichtlinie mit gut bewertet werden. Schlechter schnitten im EU-weiten Vergleich nur Kroatien und Luxemburg ab.
Die Studienmacher erklärten, es habe zwar "einige Verbesserungen" gegeben, vielerorts sein die Nitratwerte im Wasser aber noch zu hoch. Es sei mittlerweile unrealistisch, dass Deutschland die Vorgaben der EU pünktlich erfülle. Diese sehen vor, dass die EU-Mitgliedstaaten ihre Gewässer bis 2027 in einen guten Zustand versetzen. Ansonsten drohen hohe Strafzahlungen.
BUND und Böll-Stiftung fordern Anreize zum Wassersparen
Der BUND und die Stiftung fordern die Politik zu einem "effektiven und schnellen" Handeln auf. BUND-Chef Olaf Bandt sagte, auch Industrie und die Landwirtschaft müssten verbindlich in die Pflicht genommen werden. Zudem müsse es Anreize zum Wassersparen geben. Imme Scholz vom Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung ergänzte, in Deutschland würden im Schnitt direkt und indirekt pro Person rund 7.200 Liter Wasser am Tag verbraucht.
Der Klimawandel verstärkt laut der Studie das Wasserproblem noch. Pro Jahr verliert Deutschland demnach 2,5 Kubikkilometer Wasser. Höhere Temperaturen fördern zudem das Wachstum schädlicher Bakterien und Algen, verringern den Sauerstoffgehalt in Gewässern und verschlechtern die Lebensbedingungen für Mensch und Natur.
Experten warnen vor weltweiter Wasserkrise
Weltweit sieht es nach Ansicht der Studienmacher noch dramatischer aus. Der Wasserkreislauf des Planeten gerate durch Übernutzung, Verschmutzung und die Zerstörung intakter Landschaften zunehmend aus dem Gleichgewicht. Industrie, Digitalisierung, die Produktion von Kleidung, Fahrzeugen und Nahrungsmitteln beanspruchten weltweit große Mengen an Wasser. Dies gefährde Ökosysteme, die Nahrungsmittelversorgung und die Wasserqualität.
Ungerechte Verteilung von Wasser
Dabei gingen Wasserkrisen häufig nicht auf fehlende Wasserverfügbarkeit, sondern auf ungerechte Verteilung zurück. Die vielerorts vollzogene Privatisierung der Wasserversorgung habe negative Auswirkungen auf Preise, Infrastruktur und den Zugang zu sauberem Wasser, sowohl in reichen als auch in armen Ländern. "Um eine gerechte Verteilung und den Schutz der Wasserressourcen zu gewährleisten, muss Wasser als öffentliches Gut anerkannt und die Wasserversorgung wieder in die öffentliche Hand zurückgeführt werden", erklärte die Co-Vorständin der Böll-Stiftung, Imme Scholz.
Mehr als 120 internationale Wasserkonflikte im Jahr
Scholz betonte, besonders in ärmeren Ländern und Regionen verstärkten Wassermangel und Extremwetterereignisse wie Dürren und Überschwemmungen die Armut, gefährdeten lokale Lebensgrundlagen und führten zu Migration und Konflikten. Weltweit würden inzwischen jährlich mehr als 120 Fälle von Wasserkonflikten registriert.
"Grenzüberschreitende Wasserressourcen können am besten gerecht verteilt werden, wenn alle Seiten auf eine nachhaltige Nutzung setzen", betonte Scholz. Dazu brauche es eine engere internationale Zusammenarbeit, die auf klimaresilientes und gerechtes Wassermanagement setzt und dies auch bei Wirtschafts- und Handelsbeziehungen berücksichtigt.
MDR, OTS, KNA, EPD (ys, dks)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 08. Januar 2025 | 10:30 Uhr