Wassermangel Reiche verbrauchen mehr als 50 Prozent des Wassers in Großstädten
Hauptinhalt
11. April 2023, 17:17 Uhr
Forschende wollten wissen, ob Städtebewohner je nach gesellschaftlicher Schicht anders Wasser verbrauchen. Tatsächlich können sie eine große Kluft zwischen armen und reichen Gesellschaftsschichten aufzeigen. Raten Sie mal, wie viel Prozent des städtischen Wassers von 14 Prozent der Bevölkerung Kapstadts verbraucht werden.
Reich, schön und im Sommer vor allem kühl. Volle und saubere Pools und ein gepflegter grüner Rasen. So lässt es sich leben. Jedoch nur für einen geringen Teil der Bevölkerung. Wie Forschende in einer neuen Studie zeigen, verbrauchen reiche Menschen mehr als 50 Prozent des Wassers in Großstädten.
"Klimawandel und Bevölkerungswachstum bedeuten, dass Wasser in Großstädten zu einer immer kostbareren Ressource wird, aber wir haben gezeigt, dass die soziale Ungleichheit das größte Problem für ärmere Menschen ist, wenn sie Zugang zu Wasser für ihren täglichen Bedarf haben", erklärt Hannah Cloke. Sie ist Hydrologin an der University of Reading und Mitverfasserin der Studie.
Das Forschungsteam hat sich vor allem auf Kapstadt in Südafrika konzentriert, schaute sich aber auch weitere 80 internationale Großstädte an wie Tokio, Barcelona, London, oder Miami – aber auch Sao Paulo, Jakarta, Mexiko-Stadt und andere Orte. In Kapstadt hat sich gezeigt, dass die städtische Wasserkrise dazu führt, dass viele unterprivilegierte Menschen ohne Wasserhahn oder Toilette leben. Ihren begrenzter Zugang zum Wasser nutzen sie zum Trinken und für die Hygiene – also für ihre Grundbedürfnisse.
"Mehr als 80 Großstädte weltweit litten in den letzten 20 Jahren unter Wasserknappheit aufgrund von Dürren und nicht nachhaltiger Wassernutzung, aber unsere Prognosen zeigen, dass sich diese Krise noch verschärfen könnte, da die Kluft zwischen Arm und Reich in vielen Teilen der Welt immer größer wird", sagt Cloke.
Reiche 14 Prozent verbrauchen mehr als die Hälfte des städtischen Wassers
Mithilfe eines Modells haben die Forschenden den häuslichen Wasserverbrauch von Stadtbewohnern in Kapstadt untersucht. Sie wollten verstehen, wie die verschiedenen sozialen Schichten Wasser verbrauchen. Dabei identifizierten sie fünf soziale Gruppen, die von der Elite (Menschen, die in geräumigen Häusern mit großen Gärten und Swimmingpools leben) bis zu den informellen Bewohnern (Menschen, die in Hütten am Rande der Stadt leben) reichen.
Dabei machten informelle Haushalte und Haushalte mit niedrigerem Einkommen ungefähr 62 Prozent der Stadtbevölkerung aus. Sie verbrauchen 27 Prozent des Wassers in Kapstadt. Dagegen gehen 51 Prozent des gesamten Wasserverbrauches auf die Haushalte der Elite und der oberen Mittelschicht zurück, wobei diese zusammen nicht einmal 14 Prozent der kapstädtischen Bevölkerung ausmachen.
"Dies zeigt die enge Verbindung zwischen sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Ungleichheit. Letztendlich werden alle unter den Folgen leiden, wenn wir nicht gerechtere Wege zur gemeinsamen Nutzung des Wassers in den Städten entwickeln", sagt Cloke. Bisherige Bemühungen zur Bewältigung der Wasserversorgung in wasserarmen Städten stützen sich vor allem auf technische Lösungen. Dazu gehört unter anderem die Entwicklung einer effizienteren Wasserinfrastruktur.
Bisherige Maßnahmen nicht gut genug
Laut den Forschenden seien diese reaktiven Strategien aber unzureichend und kontraproduktiv und würden sich lediglich auf die Aufrechterhaltung und Erhöhung der Wasserversorgung konzentrieren. Stattdessen wünscht sich das Forschungsteam einen proaktiveren Ansatz, der darauf abzielt, den nicht nachhaltigen Wasserkonsum der Eliten zu reduzieren.
Links/Studien
Die Studie wurde am 10. April 2023 in der Fachzeitschrift Nature Sustainability unter dem Titel "Urban water crises driven by elites’ unsustainable consumption" (engl. Städtische Wasserkrisen durch den nicht nachhaltigen Konsum der Eliten) veröffentlicht.
pk
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 08. April 2023 | 09:11 Uhr