Mit 84 Jahren DDR-Bürgerrechtler Gerd Poppe tot – Steinmeier würdigt "Vorkämpfer für Demokratie"
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30. März 2025, 18:21 Uhr
Der DDR-Bürgerrechtler Gerd Poppe ist tot. Er starb nach Angaben der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur im Alter von 84 Jahren. Bundespräsident Steinmeier würdigte den langjährigen Politiker von Bündnis 90/Die Grünen als "Vorkämpfer für Demokratie und Menschenrechte".
Der DDR-Oppositionelle Gerd Poppe ist tot. Er starb nach Angaben der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur am Samstag, wenige Tage nach seinem 84. Geburtstag. Poppe gilt als einer der bekanntesten DDR-Bürgerrechtler.
Die Bundesstiftung erklärte in einem Beitrag auf X, Poppe habe zu denjenigen gehört, die "seit den 1970er Jahren in der DDR beharrlich gegen die kommunistische Diktatur aufbegehrten – mit Worten, mit Haltung, mit persönlichem Risiko". Er sei verhaftet worden, habe sich aber nicht einschüchtern lassen. Die Stiftung verliere mit ihm "nicht nur einen Mitgründer, sondern einen klugen, diskreten und beharrlichen Mitgestalter".
Steinmeier würdigt bedeutenden Demokraten
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Poppe als bedeutenden Demokraten. Deutschland habe "eine wirkmächtige, mutige und beeindruckende politische Persönlichkeit und einen Vorkämpfer für Demokratie und Menschenrechte" verloren. Trotz massiver Repressalien seitens des SED-Regimes habe er sich in seinem Engagement in der DDR-Opposition nie einschüchtern lassen.
Partei- und Fraktionsspitze der Grünen würdigten Poppe als "großen Bürgerrechtler und unbeirrbaren Kämpfer für Freiheit, Frieden und Menschenrechte in der DDR, in der Bundesrepublik Deutschland und weltweit". Nach dem Mauerfall gehörte er als Abgeordneter für Bündnis 90 zunächst der frei gewählten Volkskammer an. Nach der Wiedervereinigung zog er für die fusionierte Partei Bündnis 90/Die Grünen in den Bundestag ein.
Spitzname "Poppoff" in Oppositionskreisen
Der studierte Physiker Poppe wurde in DDR-Oppositionskreisen auch unter dem Spitznamen "Poppoff" bekannt. Er engagierte sich über Jahrzehnte gegen das SED-Regime, war Mitbegründer oppositioneller Gruppen, organisierte unter anderem literarische Abende mit kritischen Autoren und arbeitete in der Friedensbewegung. 1976 protestierte er gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. 1985 gründete er zusammen mit Bärbel Bohley und Wolfgang Templin die Oppositionsgruppe Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM).
Nach 1989 war Poppe Minister ohne Geschäftsbereich in der DDR-Regierung. Später war er erster Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe. 1995 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Von 1998 bis 2021 war Poppe Mitglied des Vorstandes der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
MDR/AFP (fef, dni)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 30. März 2025 | 17:12 Uhr