Ein Schild mit der Aufschrift «Bundeskanzler» steht auf dem Kabinettstisch zu Beginn der Sitzung des Bundeskabinetts. 3 min
Audio: Noch laufen die Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD. Wer künftig am Kabinettstisch Platz nimmt, ist noch offen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld
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Politiker erwarten Minister aus dem Osten

MDR AKTUELL So 30.03.2025 12:07Uhr 03:21 min

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Kabinett Merz Ost-Politiker wünschen sich Ostdeutsche in neuer Bundesregierung

30. März 2025, 12:24 Uhr

Knapp jeder sechste Deutsche lebt in den neuen Bundesländern. Doch wie viele Politiker aus dem Osten werden in einer neuen Bundesregierung etwas zu entscheiden haben? Politiker von CDU und SPD in Sachsen und Sachsen-Anhalt hoffen, dass Vertreter aus dem Osten berücksichtigt werden.

Ginge es nach Guido Heuer, Fraktionschef der CDU Sachsen-Anhalt, dann würde in einem neuen Bundeskabinett deutlich mehr Ostdeutschland stecken. "Ich würde mich freuen, wenn Ostdeutschland dementsprechend im Kabinett stattfindet. Ich glaube aber, da bin ich in den fünf Ländern hier nicht ganz alleine mit der Vorstellung", sagt er.

Schaut man sich an, wer die Koalitionsbildung bislang vorbereitet hat, stellt man fest: Von den 256 Politikern in den gemeinsamen Arbeitsgruppen von Union und SPD kamen 34 aus dem Osten. Das klingt wenig, entspricht aber ungefähr dem Bevölkerungsanteil, der in den neuen Bundesländern lebt.

Frank Richter sieht Quoten skeptisch

Und zu sehr auf solche Quoten schauen, sollte man ohnehin nicht, findet Frank Richter. Quoten müssten offenbar manchmal sein, wenn sich Probleme überhaupt nicht lösen ließen. Quoten seien per se aber keine Lösung. "Sie können auch schnell zum Alibi werden und andere dann quasi von einer notwendigen Aufgabe entpflichten", fürchtet er. Deshalb sehe er Quoten skeptisch.

Die Aufgabe eines Bundesministers, egal, welches Ressort er verwaltet, besteht doch darin, die ganze Republik im Blick zu behalten und die unterschiedlichen Problemlagen dann auch zu bearbeiten.

Frank Richter, Theologe und Ex-Bürgerrechtler
Frank Richter, 2018
Der Theologe Frank Richter. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

Der Theologe und Ex-Bürgerrechtler Richter war acht Jahre Chef der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung und saß danach bis 2024 für die SPD im sächsischen Landtag. Seiner Meinung nach könnten Politiker aus der Region zwar ostdeutsche Perspektiven in eine neue Regierung einbringen, aber: "Die Aufgabe eines Bundesministers, egal welches Ressort er verwaltet, besteht doch darin, die ganze Republik im Blick zu behalten und die je unterschiedlichen Problemlagen zu bearbeiten", sagt Richter.

Letztlich sei es entscheidender, dass die wichtigsten Themen des Ostens angegangen würden, ohne ihn als besondere Problemzone zu behandeln, so Richter.

Überalterung des Ostens als große Herausforderung

Die Hauptherausforderung, wirtschaftlich wie gesellschaftlich, sieht Richter dabei in der Überalterung. Tatsächlich findet sich im Westen Deutschlands kaum eine Gegend mit derart wenig Jungen und derart vielen Alten wie in den meisten Ost-Regionen.

Eine, die sich diesem Trend entgegen stellt, ist Jessica Steiner. Die Leipzigerin gehört mit ihren 34 Jahren zur Generation Einheit, sitzt im Landtag für die Sachsen-CDU und ist Mitglied im Bundesvorstand. "Ich erwarte von der CDU, dass der Osten einfach mitgedacht wird. Dass man auch die Repräsentanz des Ostens berücksichtigt", sagt Steiner – und ist fest davon überzeugt, dass das auch passieren wird.

Einige Bundestags-Abgeordnete würden da widersprechen. Denn zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten schickt keine der fünf Fraktionen einen Ostdeutschen in das neue Bundestagspräsidium um Julia Klöckner.

CDU-Politikerin Steiner: Merz hat das Thema Ostdeutschland auf dem Schirm

Steiner ist sich dennoch sicher, dass die CDU es bei den Ministerposten anders machen wird. "Ich habe das große Vertrauen da auch in Friedrich Merz, der das Thema sehr auf dem Schirm hat. Insofern wäre ich sehr überrascht, wenn er nicht berücksichtigt, dass auch Vertreter des Ostens in einer neuen Bundesregierung sitzen müssen."

Welche Ressorts besonders geeignet wären oder wie viele ostdeutsche Minister es mindestens werden sollen, will Steiner nicht vorgeben.

Fest steht auch: Die Messlatte der Ampelregierung liegt niedrig. Denn im Kabinett Scholz saßen mit Steffi Lemke und Klara Geywitz nur zwei ostdeutsche Ministerinnen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 30. März 2025 | 12:07 Uhr

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