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Ab März Mehr Geld für Leiharbeiter
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24. Februar 2025, 07:41 Uhr
Zum 1. März steigt der Branchenmindestlohn für Leiharbeit. Seit der Coronapandemie ist die Anzahl der Beschäftigten in der Branche gesunken. Einen Grund dafür, dass die Zahlen nicht wieder auf das Niveau von vor der Pandemie steigen, sehen Experten in der aktuellen wirtschaftlichen Lage.
Branchenmindestlohn steigt in der Leiharbeit
Ab 1. März erhöht sich der Branchenmindestlohn für Leiharbeit. Er beträgt dann 14,53 Euro pro Stunde und liegt damit 1,71 Euro über dem allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn (12,82 Euro).
Was ist ein Branchenmindestlohn? Das Statistische Bundesamt schreibt dazu auf seiner Website: "Ein Branchenmindestlohn ist eine verbindliche unterste Lohngrenze für eine bestimmte Branche. Er wird in Tarifverhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern ausgehandelt und anschließend für allgemeinverbindlich erklärt. Der Branchenmindestlohn gilt dann für alle Beschäftigten in der entsprechenden Branche – unabhängig davon, ob ihr Arbeitgeber einen Tarifvertrag abgeschlossen hat und tarifgebunden ist. Beispiele sind die Mindestlöhne im Bauhauptgewerbe, der Gebäudereinigung und der Pflegebranche."
Anzahl an Beschäftigten sinkt
Im Juni 2024 gab es nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 724.769 Beschäftigte in der Leiharbeit. Verglichen mit dem Durchschnitt der letzten Jahre ist die Zahl rückläufig. Laut Elke Jahn, Forscherin am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit, war der Rückgang vermutlich zunächst bedingt durch die Coronapandemie. Zeitarbeit sei aber auch ein Anzeichen der Wirtschaftslage. "Dass sich die Leiharbeitsbranche von dem Corona-Rückgang nicht erholt hat, kann der aktuellen konjunkturellen Lage zugeschrieben werden", schätzt die Expertin ein.
Auch Friederike Posselt, Referentin für Tarifpolitik des Deutschen Gewerkschaftsbunds, sieht die schon länger anhaltende Konjunkturschwäche der deutschen Wirtschaft als einen Grund: "Da die Leiharbeit der konjunkturelle Frühindikator der wirtschaftlichen Entwicklung ist, verzichten viele Unternehmen zunächst auf ihre Leiharbeitsbeschäftigten." Zum anderen sei der Rückgang auch auf den Arbeits- und Fachkräftemangel zurückzuführen. "Leiharbeitsunternehmen finden nur noch erschwert neues Personal", so die Expertin.
Jahr | 2023 | 2022 | 2021 | 2020 | 2019 |
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Anzahl Beschäftigte im Jahresdurchschnitt | 796.133 | 829.794 | 815.880 | 782.694 | 895.472 |
Quelle Tabelle: Bundesagentur für Arbeit
Leiharbeit in vielen verschiedenen Berufsgruppen
Zumeist arbeiten vor allem Männer als Leiharbeiter erklärt ein Sprecher von der Bundesagentur für Arbeit: "Das korrespondiert auch mit den Branchen, die üblicherweise auch auf Leiharbeit setzen. Dort ist der Männeranteil traditionell hoch." Eine Ausnahme gebe es allerdings bei Pflegeberufen. "Zudem sind Menschen mit anderer Staatsangehörigkeit überdurchschnittlich in der Arbeitnehmerüberlassung vertreten", sagt er. Dies betreffe einen Anteil von rund 46 Prozent.
Zeitarbeit, Leiharbeit oder Arbeitnehmerüberlassung? "Die Begriffe Zeitarbeit und Leiharbeit werden beide für Arbeitnehmerüberlassung gebraucht. Im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) wird der Begriff Leiharbeitnehmer verwandt", erläutert Friederike Posselt vom Deutschen Gewerkschaftsbund.
Leiharbeiter werden in vielen verschiedenen Bereichen beschäftigt. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit gehören zu den häufigsten Berufgsgruppen zum Beispiel Tätigkeiten in der Lagerwirtschaft, bei der Post, in der Metallbearbeitung, im Gesundheitswesen, im Büro, in der Gastronomie, in der Altenpflege oder in der Reinigung.
MDR (jvo)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 28. Februar 2025 | 17:45 Uhr