Studie Demografischer Wandel trifft ostdeutschen Arbeitsmarkt am härtesten
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20. Februar 2025, 11:03 Uhr
In den nächsten Jahren gehen immer mehr Menschen in Rente. Vor allem Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen sind davon überdurchschnittlich betroffen. Dies und der Strukturwandel werden einer Studie zufolge zu einem deutlichen Abbau von Arbeitsplätzen führen. Die Autoren warnen vor einer Abwärtsspirale und raten zum Gegensteuern.
- In Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen schrumpft die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter.
- Mit Ausnahme des Gesundheitswesens nimmt auch die Zahl der Arbeitsplätze ab.
- Studienautoren warnen vor Abwärtsspirale in schwachen Regionen.
Der demografische Wandel wird besonders starke Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in Ostdeutschland haben. Das geht aus einer Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie des Bundesinstituts für Berufsbildung und der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung hervor.
Thüringens arbeitsfähige Bevölkerung schrumpft am stärksten
Während die Untersuchung für ganz Deutschland vorhersagt, dass die Zahl der Erwerbsfähigen bis 2040 um 4,9 Prozent zurückgeht, rechnet sie für die ostdeutschen Bundesländer mit einem deutlich höheren Rückgang. Am stärksten sinkt demnach die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in Thüringen mit 15,8 Prozent. In Sachsen-Anhalt ist mit einem Rückgang um 14 Prozent zu rechnen, in Sachsen mit 9,4 Prozent.
Weniger Stellen in Bauwirtschaft und Verwaltung
Dass weniger Menschen im Berufsleben stehen, ist laut Studie neben dem Strukturwandel auch ein Grund, dass weniger Jobs angeboten werden. Die Untersuchung sagt, bis 2040 werde es etwa 900.000 Arbeitsplätze weniger geben. Betroffen seien vor allem die Baubranche, die öffentliche Verwaltung, der Einzelhandel, die Lebensmittelindustrie und der Bereich Bildung und Erziehung. Im Gesundheits- und Sozialwesen entstünden angesichts der alternden Bevölkerung neue Jobs. Die Studie spricht hier von 600.000 Stellen.
Studienmacher warnen vor Abwärtsspirale
Um die Wirtschaftskraft zu erhalten, schlagen die Studienmacher vor, gezielt in den schrumpfenden Regionen anzusetzen. Sonst bestehe die Gefahr einer Abwärtsspirale. Wenn weniger Menschen in einer Region lebten, werde die öffentliche Infrastruktur zurückgefahren, was dazu führen könne, dass noch mehr Menschen wegzögen.
Potenzial sieht IAB-Experte Enzo Weber zum Beispiel bei älteren Menschen und Frauen, die länger beziehungsweise mehr arbeiten könnten. Auch technologische Lösungen wie virtuelles Arbeiten könnten helfen, denn dadurch könnten Menschen in Regionen mit wenig Jobmöglichkeiten ohne Umzug in Regionen arbeiten, wo Arbeitskräfte gesucht werden.
Zudem mahnt Weber, es werde nicht ohne die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte gehen. Häufig würden diese in Deutschland unter ihren Möglichkeiten arbeiten. Deshalb müssten die Anerkennung von Abschlüssen, die sprachliche Förderung und berufliche Weiterbildung verbessert werden.
dpa/MDR(kos)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 19. Februar 2025 | 10:30 Uhr