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Gewerkschaft macht Überlastung geltend

MDR AKTUELL Di 18.02.2025 06:10Uhr 02:57 min

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Überlastung nimmt zu Warum die Gewerkschaft Verdi mehr Urlaubstage für öffentlichen Dienst fordert

19. Februar 2025, 15:38 Uhr

Nach Angaben des Deutschen Instituts für Arbeitsmedizin nehmen Erkrankungen durch Überlastung zu. Die Gewerkschaft Verdi fordert deshalb drei Tage mehr Urlaub und eine flexiblere Arbeitszeitgestaltung im öffentlichen Dienst.

Wer im Job häufiger Stress statt Zufriedenheit empfindet, könnte überlastet sein. Für den öffentlichen Dienst fordert die Gewerkschaft Verdi deshalb nun drei Tage mehr Urlaub. Denn es kann zwar ein gutes Gefühl auslösen, hart zu arbeiten, aber genauso wichtig ist es, ein ausgeglichenes Leben zu führen.

Letzteres käme häufig zu kurz, beklagt Fachbereichsleiter Paul Schmidt von der Gewerkschaft Verdi: "Wir haben im letzten Jahr eine sehr umfangreiche Arbeitszeitbefragung durchgeführt mit ungefähr 250.000 Beschäftigten. Dabei wurde uns gesagt, dass sich zwei Drittel der Belegschaft nicht vorstellen können, dass sie unter der derzeitigen Belastung die Rente gesund erreichen." Da müsse man dringend gegensteuern, sagt Schmidt.

Arbeitgeber halten zusätzliche Arbeitstage für nicht finanzierbar

Die Arbeitgeberseite erkennt an, dass die Belastung in der Arbeitswelt steigt. Allerdings seien zusätzliche Urlaubstage nicht finanzierbar. Zudem fehle bereits jetzt Personal in erheblichem Umfang, argumentiert Karin Welge, Präsidentin der Bundesvereinigung Kommunaler Arbeitgeber: "Wenn es einerseits darum geht, die Arbeit nicht mehr zu verdichten, wir aber zu wenige Leute in der Struktur haben, dann stellt sich schon die Frage, wie das leistbar sein soll." Das sei eine sehr komplexe Frage.

Welge fordert eine Entbürokratisierung: "Prozesse vereinfachen und natürlich nicht noch mehr Aufgabenübertragung von Bund und Ländern an die Kommunen. Wir müssen da deutlich in eine Standarddebatte gehen und da ist manchmal weniger mehr."

Arbeitsmedizinerin: Erkrankungen durch Überlastung nehmen zu

Arbeitsmedizinerin Juliane Illert vom Deutschen Institut für Arbeitsmedizin berichtet aus der Praxis, dass Erkrankungen aufgrund von Überlastung zunähmen: "Wir brauchen immer Phasen, die uns anregen, aber wir brauchen dann auch Phasen, um an der Stelle das Ganze auch zu verarbeiten und uns zu erholen." Durch zu viele Ereignisse im beruflichen Kontext – Fachkräftemangel, höhere Anforderungen – sowie im Privaten würden diese Erholungsphasen manchmal fehlen. "Das führt dazu, dass sich jemand an der Stelle am Ende auch schneller belastet fühlt", erklärt Illert.

Illert rät, frühzeitig auf Symptome für drohende Überlastung zu achten: "Phasen von Unkonzentriertheit oder Dinge, die ich nicht am Arbeitsplatz belassen kann, sondern mental mit nach Hause trage. Manchmal können es auch so unspezifische Körpersymptome sein wie Herzrasen, das plötzlich auftritt oder Kopfschmerzen." Vor allem dann, wenn solche Symptome nicht nur vorübergehend, sondern über einen längeren Zeitraum, etwa über Tage oder Wochen hinweg, auftreten, sollte man wachsam werden.

Gewerkschaft Verdi fordert flexiblere Arbeitszeitgestaltung

Die Gewerkschaft Verdi will deshalb, dass Angestellte ihre Arbeitszeit flexibler als bisher gestalten können. Laut Fachbereichsleiter Paul Schmidt fordert Verdi ein sogenanntes "Meine-Zeit-Konto".

Damit sollen die Beschäftigten selbst entscheiden können, wie sie mit ihrer Arbeitszeit umgehen: "Dass sie beispielsweise einen Teil der Lohnerhöhung oder von Zuschlägen und Sonderzahlungen in ein Zeitkonto umwandeln können, um dafür Arbeitszeit abzusenken, zusätzlich freie Tage zu nehmen oder auch mal in ein Sabbatical zu gehen", erklärt Schmidt. "Also, wirklich ganz souverän auf die eigene Belastung zu gucken und dann zu entscheiden: Was brauche ich gerade, damit ich wirklich gesund und gut und motiviert durch meinen Job komme."

Stress durch den Job ist durchaus normal. Der Umgang damit liegt allerdings in der Hand jedes Einzelnen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 18. Februar 2025 | 06:00 Uhr

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