Arbeitsmarkt Fachkräftemangel: Unternehmen setzen auf Festanstellungen statt auf Zeitarbeit
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30. April 2024, 08:45 Uhr
Am Dienstag gibt die Bundesagentur für Arbeit wieder die aktuellen Arbeitsmarktzahlen heraus. Die schwächelnde Konjunktur wird sich voraussichtlich auch wieder in den Arbeitslosenzahlen spiegeln. Gleichzeitig treibt der Fachkräftemangel die Wirtschaft weiter um. Unternehmen scheinen in diesen Zeiten wieder mehr auf Festanstellungen statt auf Zeitarbeit zu setzen.
- Vor 14 Jahren ging das Institut für Arbeitsmarktforschung noch davon aus, dass die Zeitarbeit 2025 eine große Rolle spielen werde.
- Das Gegenteil ist der Fall: Seit Jahren zeigt sich bei der Zeitarbeit ein rückläufiger Trend.
- Einer der Gründe dafür ist der Fachkräftemangel.
Zum Einstieg ein kurzer Blick zurück: Vor 14 Jahren schaute das Institut für Arbeitsmarktforschung auf das Jahr 2025 – also kommendes Jahr. Die Prognose damals: Zeitarbeit werde eine große Rolle spielen. Die Aussage sei gar nicht mal so schlecht gewesen, meint Steffen Müller vom Institut für Wirtschaftsforschung in Halle. Bei der Zeitarbeit habe es über die letzten Jahrzehnte erstmal einen starken Anstieg gegeben, bevor es seit 2017 wieder bergab gegangen sei. "Das ist auch nicht verwunderlich. Zeitarbeit ist ja eine flexible Personalreserve. Festangestellte kann ich nur schwer kündigen und das zu hohen Kosten. Zeitarbeiter kann ich relativ schnell, wenn die Nachfrage sinkt, zurück in den Zeitarbeitsbetrieb schicken. Wenn die Konjunktur gut läuft, habe ich viele Leiharbeiter. Wenn die Konjunktur schlecht läuft, habe ich wenige."
Weiterhin weniger Zeitarbeit
Die jüngsten Zahlen zur Leiharbeit in Deutschland liegen für Sommer 2023 vor. Da waren es in ganz Deutschland knapp über 800.000 Menschen in Leiharbeit – davon rund elf Prozent in Mitteldeutschland. Gegenüber dem Vorjahr waren das fünf Prozent weniger.
Wegen der vielen Krisen brummt die Konjunktur derzeit nicht gerade. Das merken auch die Zeitarbeitsfirmen. Elisa Heinrich ist Regionalgebietsleiterin für Sachsen-Anhalt und Sachsen bei Hofmann Personal und erklärt: Die Anfragen gehen bundesweit zurück, weil die meisten Branchen stagnieren. "Aktuell ist es einfach der Wirtschaft wegen ruhiger. Es ist eher so, dass wir im Facharbeiterbereich, im höher qualifizierten Bereich, angefragt werden. Das ist einfach dem geschuldet, dass die Kunden auch wissen, wie sich der Markt über die letzten Jahre gezeigt hat. Dass natürlich eher Facharbeitermangel auf dem Markt herrschte."
Festanstellungen statt Zeitarbeit wegen Fachkräftemangel
Einen rückläufigen Trend bei der Zeitarbeit bestätigt auch die Bundesagentur für Arbeit. Marion Kopelke ist BA-Sprecherin für Sachsen-Anhalt und Thüringen. Sie beschreibt einen Grund, warum weniger Menschen für den Zeitarbeitsmarkt zur Verfügung stehen. "Das liegt daran, dass die Zeitarbeit auch in Konkurrenz zu den hiesigen Unternehmen steht. Das hat einfach etwas mit dem Fachkräftebedarf zu tun. Die Unternehmen, die Fachkräfte haben, versuchen die auch an Bord zu lassen und nicht freizusetzen, wenn es konjunkturelle Schwächen gibt."
Je mehr Fachkräfte in den Unternehmen gebunden sind, desto weniger stehen dem Leiharbeitsmarkt zur Verfügung. Dass Betriebe im Zuge des Fachkräftemangels verstärkt auf reguläre Beschäftigung setzen, bestätigt auch der Deutsche Gewerkschaftsbund auf Anfrage. Aber es gibt auch eine Ausnahme: Im Bereich Gesundheit und Pflege ist der Anteil der Leiharbeiter zuletzt wieder gestiegen. Das führt der DGB auch auf den Tarifvertrag für die Leiharbeit zurück.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 30. April 2024 | 06:11 Uhr
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