Nachfrage zurückgegangen Studenten müssen für Studienkredit dreimal so viel Zinsen zahlen wie vor einigen Jahren

27. November 2023, 14:10 Uhr

Studenten müssen für einen KfW-Studienkredit deutlich mehr Zinsen zahlen als noch vor ein paar Jahren. Nach der letzten Erhöhung liegt der Zinssatz aktuell bei etwa 9 Prozent. Die Nachfrage nach dem Studienkredit ist in der Folge stark zurückgegangen. Nach Aussage der Linken-Politikerin Nicole Gohlke ist der Kredit "nur noch Abzocke".

Die monatliche Zins-Belastung für einen KfW-Studienkredit hat sich innerhalb von fünf Jahren fast verdreifacht. Das zeigen Daten der staatlichen Förderbank, die das Bundesbildungsministerium auf Anfrage der Linken veröffentlicht hat. Demnach lag die durchschnittliche monatliche Zinszahlung 2018 bei etwa 32 Euro, jetzt sind es rund 80 Euro.

Im Schnitt mussten Kreditnehmer bei vollständiger Tilgung des Studienkredits 2013 insgesamt 1.300 Euro Zinsen zahlen, derzeit sind es 2.700 Euro. Das Ministerium wies darauf hin, dass die Höhe auch von der gewählten Laufzeit und der Höhe des Kredits abhänge. Bis 2021 habe es eher Kredite mit kurzer Laufzeit gegeben.

KfW erhöht Zinssatz auf 9 Prozent

Allerdings sind die KfW-Studienkredite auch an sich deutlich teurer geworden. So lag der Zinssatz im Oktober 2021 noch bei 3,76 Prozent, nach der letzten Erhöhung zum 1. Oktober sind es nun 9,01 Prozent. Die KfW begründet den Schritt mit dem Anstieg des europäischen Referenz­Zinssatzes Euribor.

Stichwort: KfW-Studienkredit Ein KfW-Studienkredit wird nicht in einer Summe ausgezahlt, sondern monatlich. Es gibt maximal 650 Euro pro Monat für höchstens 14 Semester. Die Höchstsumme liegt damit bei 54.600 Euro. Nach der letzten Zahlung beginnt eine 18-monatige sogenannte Karenzzeit, danach folgt die Rückzahlungsphase. Maximal 25 Jahre Zeit bleibt für die Tilgung. Zinsen werden in der Regel über die gesamte Zeit von der Auszahlungsphase bis zur Rückzahlungsphase fällig.

Weniger Studenten nehmen KfW-Kredit auf

Die Zahl der beantragten KfW-Studienkredite ist deutlich zurückgegangen. Im laufenden Jahr wurden demnach bis Anfang November rund 8.800 Anträge gestellt, im gesamten vergangenen Jahr waren es 16.600 und im Jahr davor sogar 24.800 Anträge. In der Corona-Zeit zwischen Mai 2020 und September 2022 hatte der Bund allerdings als Entlastungsmaßnahme auch einen Teil der Zinsen übernommen.

Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Nicole Gohlke, kritisierte die Entwicklung: "Schluss mit dem Zinswahnsinn und her mit einem Instrument, das wirkt: Das Bafög muss schnellstmöglich existenzsichernd ausgestaltet werden". Der KfW-Studienkredit sei für viele nicht nur unattraktiv geworden, sondern habe als Instrument ausgedient und sei nur noch Abzocke.

Den Angaben zufolge befanden sich beim KfW-Studienkredit zuletzt knapp 40.000 Menschen in der Auszahlungsphase und 40.000 in der Karenzphase, 176.000 zahlten ihren Kredit ab. (Stand: 8. November 2023)

dpa (akq)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 27. November 2023 | 06:30 Uhr

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