Ein Mann hält einen Zapfhahn einer Erdgas-Tanksäule
Autos mit Verbrenner-Motor dürfen ab 2035 in der EU nicht mehr zugelassen werden. Doch für sogenannte E-Fuels soll es eine Ausnahme geben. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Marijan Murat

Verbrenner-Aus ab 2035 Ausnahme für E-Fuels: Nabu kritisiert von der Leyens Ankündigung

23. Juli 2024, 09:13 Uhr

Eigentlich war alles klar: Ab 2035 dürfen in der EU keine Autos mit Verbrenner-Motor mehr zugelassen werden. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat nun aber Ausnahmen für sogenannte E-Fuels angekündigt, also für synthetisch hergestellte Kraftstoffe, mit denen Verbrenner theoretisch klimaneutral betrieben werden können. Die Automobilindustrie freut es, Umweltschützer weniger.

Ab 2035 dürfen in der EU keine Autos mit Verbrenner-Motor mehr zugelassen werden. Am vergangenen Donnerstag versprach EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in einer Rede einen Vorstoß für Ausnahmen für sogenannte E-Fuels.

Dass der Umstieg auf die E-Mobilität die Autoindustrie vor riesige Herausforderungen stellt, liegt auf der Hand. Insbesondere Zulieferer, die sich auf Motoren und Getriebe spezialisiert haben, müssen sich fundamental umstellen – oder stehen vor dem Aus.

Automobilindustrie zeigt sich optimistisch

Die heimische Autobranche sieht sich auf dem Weg zur E-Mobilität auf einem guten Weg. Man sei sogar das Zentrum der Elektromobilität in Deutschland, sagt der Chef der Branchennetzwerks Automotive Cluster Ostdeutschland (ACOD), Jens Katzek. Trotzdem freue er sich über den Vorstoß der EU-Kommissionspräsidentin in Sachen E-Fuels. "Damit wird aus meiner Sicht jedenfalls diese Debatte endlich auch mal beendet, die, wie ich finde, einen fast schon religiösen Charakter bekommen hat und viele Menschen verunsichert hat. Aber ich habe diese Argumentation nie verstanden, weil für mich und auch für die Industrie ist Elektromobilität ganz klar die Zukunft."

Aber man müsse sich auch im Klaren darüber sein, dass in Deutschland fast 60 Millionen Autos auf den Straßen seien. Und die müssten im Sinne der angestrebten Klimaneutralität ja irgendwie angetrieben werden, sagt Katzek: "Wenn man dieses CO2-Minderungsziel in das Zentrum unserer Überlegungen stellt, dann ist es eben eine weitere Option, um das CO2-Ziel zu erreichen."

E-Fuels als Chance auf dem Weg zur Klimaneutralität?

So sieht das auch Dirk Vogel vom Netzwerk der Automobilzulieferer Sachsen. Er führt die Verbrenner-Bestandsflotte in Europa an, mehr als 250 Millionen Fahrzeuge seien das. "Die können wir nicht alle wegschmeißen und jetzt Elektro drüberschreiben, sondern wir brauchen eine Lösung, womit auch diese Fahrzeuge klimaneutral unterwegs sein können."

Wie genau von der Leyen beim Verbrenner-Aus nachsteuern will ist, noch nicht klar. Vogel sagt dazu: "Die Grundüberlegung, die hier dahintersteht, ist aber, dass man vermutlich dann Fahrzeuge, die mit E-Fuels betrieben werden, vielleicht davon ausnimmt, weil man sagt, sie sind CO2-neutral."

 

Umweltschützer alarmiert

Das hätte zur Folge, dass länger Verbrennerfahrzeuge produziert werden könnten, so Vogel. Beim Naturschutzbund Nabu hält man davon nichts. Überhaupt ist man beim Nabu verwundert über die neuerliche E-Fuels-Diskussion. Verkehrsexperte Nikolas von Wysiecki sagt: "Da ist nicht viel Neues dran. Dass es Tendenzen für E-Fuels in der EU gab, das ist nicht neu. Und insofern ist auch dieser Beschluss von Ursula von der Leyen nicht groß neu einzuordnen."

Die Position des Nabu ist klar. Für den Klima- und Naturschutz brauche es in erster Linie Elektromobilität, sagt von Wysiecki. "Und das sehen auch die Autohersteller ganz überwiegend so. Wo es hakt bei der Elektromobilität, ist das Vertrauen der Verbraucherinnen." Es sei "Gift für die Debatte", wenn so getan werde, als gäbe es E-Fuels und als seien diese klimaneutral. Weder gebe es diese Kraftstoffe, noch gebe es die Fahrzeuge dazu", sagt von Wysiecki. Statt "Fantasie-Kraftstoffe" zu bewerben, solle sich die EU-Kommission überlegen, wie sie einen schnelleren Umstieg auf E-Mobilität ermöglichen könne.

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