Energiewende Hohe Kosten für Import von E-Fuels aus Sonnenstaaten
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17. April 2024, 11:43 Uhr
Das Ziel ist klar: Bis 2050 will die Europäische Union klimaneutral werden, Deutschland schon im Jahr 2045. Ein Baustein vieler Pläne ist der Import von klimaneutralem Wasserstoff und Methan aus Regionen, wo die Sonne verlässlich scheint – etwa aus Nordafrika oder dem Nahen Osten. Denn dank der Solarenergie sind dort die Stromkosten für die Elektrolyse gering. Wie realistisch die Idee tatsächlich ist, hat ein Forschungsteam unter Fraunhofer-Beteiligung analysiert. Das Ergebnis ist ernüchternd.
Die Grundidee von synthetischen Kraftstoffen – sogenannten E-Fuels – oder Heizöl bzw. -gas, hergestellt mithilfe von Strom aus erneuerbaren Energiequellen, klingt charmant und plausibel: Damit wäre es möglich, viele der bisherigen Technologien und Infrastruktur weiterhin zu nutzen. Grundlage dafür sind Wasserstoff und Methan, die allerdings im Prozess der Elektrolyse zunächst einmal hergestellt werden müssen. Dazu braucht es den Strom aus erneuerbaren Energien.
Warum also die Stoffe nicht dort herstellen, wo die Sonne ohnehin immer für Solarstrom sorgt? In den Ländern Nordafrikas oder im Nahen Osten müssten sich Wasserstoff und Methan doch preisgünstig produzieren lassen, um sie dann nach Europa zu importieren. Doch diese Annahme ist ein Trugschluss, zeigt eine Untersuchung von Fraunhofer-Forschern.
Hohe Marktpreise zu erwarten
Sie haben darin bewertet, welches Potenzial diese Energieimporte aus den Sonnenstaaten haben. Dafür berechnen sie detailliert die Preise für "grünen" Wasserstoff und Methan. Im Jahr 2030 werden sie demnach über 100 Euro pro Megawattstunde kosten und selbst im Jahr 2050 noch knapp unter 100 Euro pro Megawattstunde. Derzeit betrage der Preis für Methan am europäischen Rohstoffmarkt rund 30 Euro je Megawattstunde, so das Forschungsteam. Das seien sehr hohe absehbare Kosten, die zeigten, dass an der Energiewende im eigenen Land kein Weg vorbeigehe.
Die hohen Kosten zeigen, dass der Import von E-Fuels nach Europa kein billiges Patentrezept ist, um Engpässe beim Ausbau der erneuerbaren Energien zu umgehen oder eine Transformation auf der Angebotsseite zu erreichen.
Dem Forschungsteam zufolge muss abgewogen werden, ob sich synthetische Kraftstoffe – sogenannte E-Fuels – also im Vergleich mit anderen Optionen rechnen. Um zu bewerten, ob und wie wettbewerbsfähig Importe aus den Sonnenstaaten in Nordafrika und dem Nahen Osten sein können, sei unter anderem die Höhe der Transportkosten relevant. Zusätzlich bleibe auch die Frage, ob Importe begünstigt werden, weil in Europa zu wenig Flächen für den Ausbau der erneuerbaren Energien gefunden werden.
Risen-Projekte brauchen Sicherheit
Das Forschungsteam hat die Produktionsketten von synthetischen Kraftstoffen inklusive des Transports im Detail analysiert. Dabei sei klargeworden, wie komplex und riesig die potentiellen Projekte angelegt sein müssten. Das wiederum hieße, dass niemand sie als "Lückenfüller" für europäischen Bedarf betreiben würde, denn dafür seien sie zu groß und kostspielig. Deshalb brauche es starke politische Unterstützung und langfristige Vereinbarungen über Preise, zu denen die E-Fuels abgenommen werden, um die nötige Sicherheit für Betreiber zu schaffen.
Das alles klingt nicht nach Projekten, die im Rahmen privatwirtschaftlicher Bemühungen umsetzbar sind. Das mahnt auch das Forschungsteam an und betont, dass die Politik sich dringend entscheiden müsse, ob grüner Wasserstoff bzw. klimaneutral erzeugte E-Fuels künftig importiert werden sollen. Denn "Infrastrukturprojekte in der hier diskutierten Größenordnung" hätten eine erhebliche Vorlaufzeit.
Das Fazit des Forschungsteams lautet, dass an der Grundidee durchaus etwas dran ist: Die Analyse zeige, dass die E-Fuel-Produktion in Nordafrika und dem Nahen Osten wegen des hohen Solarpotentials durchaus attraktiv sei. Allerdings könnten diese Vorteile durch die Kapital- und Transportkosten geschmälert oder sogar ganz zunichtegemacht werden.
Zur Studie
Lux et.al.: Supply curves of electricity-based gaseous fuels in the MENA region. In: Computers & Industrial Engineering, Volume 162, December 2021.
(kie)
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