Tarifstreit mit Verdi Warnstreiks legen Flughäfen lahm – auch Leipzig/Halle und Dresden betroffen
Hauptinhalt
10. März 2025, 09:28 Uhr
An den meisten Flughäfen in Deutschland ist der Flugverkehr zum Erliegen gekommen. Grund sind Warnstreiks der Beschäftigten aus dem öffentlichen Dienst. In Frankfurt hebt heute kein Passagierflugzeug ab. Nach Angaben der Verkehrsleitung wird es nur einige Ankünfte geben. Das gleiche gilt für Berlin. Auch an den Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden fällt ein Großteil der Verbindungen aus. Der Flughafenverband rechnet damit, dass bundesweit gut 500.000 Passagiere ihre Reise nicht antreten können.
- Die Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi haben an 13 deutschen Flughäfen begonnen – mehr als 3.400 Flüge sollen ausfallen.
- In Leipzig/Halle und Dresden wurden über 30 Flüge gestrichen.
- An den Flughäfen Berlin Brandenburg und Frankfurt sollen voraussichtlich keine Passagierflugzeuge abheben.
Die Gewerkschaft Verdi hat ihre Warnstreiks an 13 deutschen Flughäfen begonnen und damit große Teile des Flugverkehrs lahmgelegt. Seit 0 Uhr sind Beschäftigte aus dem öffentlichen Dienst der Flughafenbetreiber, den Bodenverkehrsdiensten und den Luftsicherheitsbereichen in verschiedenen Tarifkonflikten im Ausstand, wie ein Sprecher der Gewerkschaft bestätigte. Der Warnstreik soll 24 Stunden dauern.
Nach einer Schätzung des Flughafenverbands ADV vor Streikbeginn fallen allein wegen des Ausstands im öffentlichen Dienst und bei den Bodenverkehrsdiensten insgesamt voraussichtlich mehr als 3.400 Flüge aus. Rund 510.000 Passagiere können ihre Reisen nicht wie geplant antreten.
Auch Leipzig/Halle und Dresden betroffen
Auch an den Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden fallen zahlreiche Flüge aus. Wie ein Sprecher der Mitteldeutschen Flughafen AG sagte, sind in Leipzig/Halle 14 und in Dresden 17 Flüge gestrichen worden. In Leipzig/Halle seien neben den innerdeutschen Verbindungen auch Flüge von und nach Istanbul und Wien betroffen. Dem Verdi-Fachbereichsleiter für den Luftverkehr, Paul Schmidt, zufolge ist der Warnstreik in Leipzig/Halle am Morgen planmäßig angelaufen. Die meisten Flugbewegungen fänden nicht statt. Die Terminals seien leer.
Dresden, dessen Flughafen eigentlich nicht bestreikt wird, sei von Streichungen betroffen, weil die innerdeutschen Lufthansa-Verbindungen nach München, Frankfurt und Düsseldorf ausfallen. Nach Angaben des Sprechers sind einige Tausend Fluggäste betroffen.
Die Mitteldeutsche Flughafen AG bat Passagiere, sich über den aktuellen Flugplan zu informieren und sich bei ihrer Fluggesellschaft zu Umbuchungen und alternativen Reisemöglichkeiten zu erkundigen.
Flugausfälle in Berlin und Frankfurt
Am Flughafen BER sind kaum Beschäftigte vor Ort, sagte Gewerkschaftssekretär Enrico Rümker am Montagmorgen. Starts und Landungen wird es dort voraussichtlich keine geben. Mit einem großen Chaos am BER rechnete Rümker nicht. Der Berliner Flughafen hatte bereits vorab mitgeteilt: "Sämtliche geplanten Abflüge und Ankünfte werden von den Streiks betroffen sein und können daher nicht stattfinden."
Auch den Flughafen Frankfurt werde am Montag kein Passagierflugzeug verlassen, teilte ein Sprecher der Verkehrsleitung am Morgen mit. Von 1.116 Starts und Landungen mit zusammen rund 150.000 Passagieren wurden in Frankfurt den Angaben zufolge 1.054 annulliert. Laut dem Sprecher soll es nur einige Ankünfte von Flugzeugen geben – teils mit Passagieren, teils leer.
Betroffen sind neben den Flughäfen in Leipzig/Halle, Berlin Brandenburg (BER) und Frankfurt/Main auch die in Hamburg, München, Stuttgart, Köln/Bonn, Düsseldorf, Dortmund, Hannover, Bremen, Karsruhe/Baden-Baden und Weeze.
Streik in Hamburg
Bereits einen Tag vor den angekündigten Warnstreiks an deutschen Flughäfen hatte die Gewerkschaft Verdi am Flughafen Hamburg die Beschäftigten im Abfertigungsdienst zum sofortigen Ausstand aufgerufen. Die Ankündigung erfolgte mit nur 30 Minuten Vorankündigung. Der Warnstreik fiel zudem mit dem Ferienbeginn in Hamburg zusammen. Ein Verdi-Sprecher verteidigte den vorgezogenen Warnstreik in Hamburg. Damit werde "die Streikwirkung auch wirklich gespürt".
Kritik vom Luftverkehrsverband
Der Hauptgeschäftsführer des Luftverkehrsverbands BDL, Joachim Lang, kritisierte die Streiks als nicht verhältnismäßig. Hier werde ein kompletter Verkehrszweig flächendeckend stillgelegt, obwohl Flughäfen und Airlines, aber auch Gastronomie, Einzelhandel und Hotels keine Tarifpartner seien.
Acht Prozent und drei freie Tage gefordert
Hintergrund für die neuen Warnstreiks ist der Tarifstreit mit Bund und Kommunen, in dem kommende Woche die nächste Verhandlungsrunde ansteht. Bei den einstmals kommunalen Flughafenbetreibern wird noch ein größerer Teil des Personals nach den Tarifregeln des öffentlichen Dienstes beschäftigt. Auch für die Bodenverkehrsdienste wird parallel ein Branchentarifvertrag verhandelt.
Verdi fordert eine Tariferhöhung von acht Prozent, mindestens aber 350 Euro mehr im Monat. Zudem werden höhere Zuschläge bei belastenden und ungünstigen Arbeitszeiten gefordert. Die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen den Verdi-Forderungen zufolge um 200 Euro monatlich angehoben werden. Außerdem fordert die Gewerkschaft drei zusätzliche freie Tage. Die Arbeitgeber haben diese Forderungen als nicht finanzierbar zurückgewiesen.
In der laufenden Tarifrunde wurden bereits die Flughäfen in Köln, Düsseldorf, Hamburg und München bestreikt, wo es jeweils zu zahlreichen Flugausfällen gekommen war. Am Frankfurter Flughafen haben die öffentlich Bediensteten zuletzt im März 2023 einen Warnstreik abgehalten – damals zeitgleich abgestimmt mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).
Für den öffentlichen Dienst ist die nächste Verhandlungsrunde für den 14. März in Potsdam geplant. Derweil sollen die Warnstreiks auch in anderen Einrichtungen des Bundes und der Kommunen in dieser Woche weitergehen.
dpa/AFP/Reuters (dni,sto)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 10. März 2025 | 08:00 Uhr