Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung,Überweisungsschein, 2023 3 min
Audio: Warum es Akutüberweisungen gibt. Bildrechte: picture alliance / Shotshop | Rüdiger Rebmann
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MDR AKTUELL beantwortet die Hörerfrage

MDR AKTUELL Mo 10.03.2025 07:22Uhr 02:37 min

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Dringlichkeitscode Wie das System der Akutüberweisungen funktioniert

10. März 2025, 09:07 Uhr

Wer einen Termin beim Facharzt braucht, muss oft lange darauf warten. Doch was, wenn es um ein dringendes Problem geht? Eine Möglichkeit ist dann die Akutüberweisung. MDR-AKTUELL-Hörer Ulrich Jander fragt, wieso es neben der normalen Überweisung eine Akutüberweisung gibt und wer an den verschiedenen Überweisungen verdient? Zudem wollte er wissen, ob solche Umstände nur bei gesetzlich Versicherten gelten und bei Privatpatienten entfallen?

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Mit der Überweisung seiner Hausärztin ging Ulrich Jander zum Venenfacharzt. Er bekam einen Termin – elf Wochen später. Ulrich Jander fand, dass seine Schmerzen in den Füßen nicht derart lange warten könnten. Da gab ihm die Sprechstundenhilfe den Tipp mit der Akutüberweisung.

Akutüberweisung vielen unbekannt

Dass Ulrich Jander nichts davon wusste, sei gar nicht untypisch, sagt Petra Heinevetter von der Stiftung Unabhängige Patientenberatung. Dabei sei es oft eine gute Idee, beim Hausarzt nachzuhaken: "Wenn Patienten von ihren Hausärzten 'nur' eine Überweisung bekommen und selber das Gefühl haben, es ist dringlicher, sollten sie den überweisenden Arzt darauf ansprechen, ob möglicherweise ein Dringlichkeitscode oder ein Hausarztvermittlungsfall hier vorliegt, damit ein Hin- und Herschicken vermieden werden kann."

Nur Hausarzt kann Akutüberweisung auslösen

Ulrich Jander musste noch einmal zu seiner Hausärztin. Zwei Tage darauf wurde er dann vom Venenfacharzt behandelt. Von da an habe das System optimal funktioniert, schreibt die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen. Denn nur der Hausarzt könne die Akutüberweisung auslösen. "Grundsätzlich ist anzumerken, dass Facharzttermine je nach Region und Versorgungsgrad knapp sind. Dabei kommt dem Hausarzt als Lotse im System eine besondere Rolle zu." Er kenne den Patienten und könne am besten die Dringlichkeit einer Mitbehandlung durch den Facharzt einschätzen.

Es geht nicht ums Geld

Dabei gehe es einzig darum, ob ein schneller Termin medizinisch notwendig ist – und nicht ums Geld, so die KV weiter: "In einem solchen Fall erhält der Hausarzt für den damit verbundenen Aufwand eine Vergütung in Höhe von 15 Euro." Auch der Facharzt erhält durch die Akutüberweisung eine Pauschale – je nach Fachrichtung und Patient. Ein Internist bekommt etwa für einen Über-60-Jährigen knapp 22 Euro. Dieser Betrag wird verdoppelt, wenn der Patient innerhalb von vier Tagen untersucht wird. Dauert es länger, verringert sich dieser Zuschlag.

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Lücke zwischen Normal- und Notfällen füllen

Die Akutüberweisung soll eine Lücke füllen zwischen echten Notfällen und weniger eiligen Behandlungen beim Facharzt. Wenn das System funktioniert, sagt Petra Heinevetter von der Unabhängigen Patientenberatung, dann hätten gesetzlich Versicherte kaum Nachteile gegenüber Privatpatienten: "Das System für Privatversicherte funktioniert ganz anders: Die brauchen in der Regel keine Überweisung. Ob die dann zeitnah einen Termin bekommen, kann man pauschal nicht beantworten, dass das dann immer deutlich schneller geht."

Vereinzelte Fälle von Abrechnungsbetrug

In der Vergangenheit schilderte die Unabhängige Patientenberatung allerdings auch vereinzelten Missbrauch: Es ging um Patienten, die mit einer einfachen Überweisung einen Termin beim Facharzt vereinbart hatten. Als sie dafür nach vielen Wochen in die Praxis kamen, wurden sie nochmals zum Hausarzt geschickt, um zusätzlich eine Akutüberweisung zu beschaffen. Der naheliegende Verdacht: Abrechnungsbetrug. Bei Ulrich Jander war das nicht der Fall. Für ihn, sagt er, war die größte Erkenntnis, dass es diese Akutüberweisung überhaupt gibt.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 10. März 2025 | 06:22 Uhr

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