Tarifstreit mit Verdi Vorgezogener Warnstreik legt Hamburger Flughafen lahm
Hauptinhalt
09. März 2025, 14:21 Uhr
Die Gewerkschaft Verdi hat am Sonntag überraschend zum Warnstreik am Hamburger Flughafen aufgerufen. Ab Montag will sie dann 13 deutsche Flughäfen lahmlegen. Von dem ganztägigen Warnstreik sind neben dem Drehkreuz Frankfurt auch die Airports Leipzig-Halle und Berlin Brandenburg betroffen. In Leipzig-Halle sind 300 Mitarbeiter der Bodenverkehrsdienste zum Ausstand aufgerufen. Nach Angaben des Flughafenverbands ADV könnten mehr als 3.400 Flüge ausfallen.
- Mehr als 3.400 Flüge könnten am Montag ausfallen
- Auch Leipzig-Halle und BER betroffen
- Acht Prozent mehr Geld und drei freie Tage gefordert
Bereits einen Tag vor den angekündigten Warnstreiks an elf deutschen Flughäfen hat die Gewerkschaft Verdi am Flughafen Hamburg die Beschäftigten im Abfertigungsdienst zum sofortigen Ausstand aufgerufen. Die Ankündigung erfolgte mit nur 30 Minuten Vorankündigung. Der Warnstreik fiel zudem mit dem Ferienbeginn in Hamburg zusammen.
Airport-Sprecherin Katja Bromm sagte, die ersten zehn Flüge am Morgen hätten noch abgefertigt werden können. Alle weiteren Abflüge und Ankünfte für den Sonntag seien gestrichen worden, der Flughafen sei geschlossen. Ursprünglich waren für Sonntag 144 Ankünfte und 139 Abflüge geplant.
Ein Verdi-Sprecher verteidigte den vorgezogenen Warnstreik in Hamburg. Damit werde "die Streikwirkung auch wirklich gespürt".
Mehr als 3.400 Flüge könnten ausfallen
Der bundesweite Aufruf zum Warnstreik am Montag gilt weiterhin. Rund 23.000 Beschäftigte der Bodenverkehrsdienstleister, die für den Check-in und die Gepäckabfertigung zuständig sind, sollen Verdi zufolge die Arbeit niederlegen. Es werde zu massiven Einschränkungen bei Abflügen und Ankünften bis hin zu Flugstreichungen kommen, erklärte die Gewerkschaft. Beginnen soll der Streik demnach um 0 Uhr und dann bis 23:59 Uhr dauern.
Betroffen sind dann neben Hamburg auch die Flughäfen Leipzig-Halle, Berlin Brandenburg (BER), Frankfurt/Main, München, Stuttgart, Köln/Bonn, Düsseldorf, Dortmund, Hannover, Bremen, Karsruhe/Baden-Baden und Weeze. Der Flughafenverband ADV schätzt, dass voraussichtlich mehr als 3.400 Flüge ausfallen. 510.000 Passagiere könnten ihre Reisen nicht wie geplant antreten.
Der Hauptgeschäftsführer des Luftverkehrsverbands BDL, Joachim Lang, kritisierte die Streiks als nicht verhältnismäßig. Hier werde ein kompletter Verkehrszweig flächendeckend stillgelegt, obwohl Flughäfen und Airlines, aber auch Gastronomie, Einzelhandel und Hotels keine Tarifpartner seien.
Auch Leipzig-Halle und Berlin betroffen
Nach Angaben von Verdi-Fachbereichsleiter Paul Schmidt sind am Flughafen Leipzig/Halle zirka 300 Mitarbeiter der Bodenverkehrsdienste zum Warnstreik aufgerufen. Der Warnstreik soll hier von Montag 5 Uhr bis Dienstag 7 Uhr dauern. Die Mitteldeutsche Flughafen AG bat Passagiere, sich bei ihrer Fluggesellschaft zu Umbuchungen und alternativen Reisemöglichkeiten zu informieren. Laut aktuellem Flugplan waren am Montag 13 Ankünfte und Abflüge geplant, allerdings wurden jeweils sieben davon gestrichen. Am Dienstag könnten noch zwei Frühflüge betroffen sein.
Am BER wird der Betrieb vollständig eingestellt. Sämtliche geplanten Abflüge und Ankünfte könnten am Montag nicht stattfinden, teilte der Flughafen in Schönefeld mit. Auch die Flughäfen München, Frankfurt am Main und Hamburg rechnen wegen der angekündigten Warnstreiks mit massiven Auswirkungen auf den Flugbetrieb. Passagiere müssten sich am Montag auf einen sehr stark reduzierten Flugplan und Verspätungen einstellen, teilte der Münchner Flughafen mit.
Acht Prozent und drei freie Tage gefordert
Hintergrund für die neuen Warnstreiks ist der Tarifstreit mit Bund und Kommunen, in dem kommende Woche die nächste Verhandlungsrunde ansteht. Bei den einstmals kommunalen Flughafenbetreibern wird noch ein größerer Teil des Personals nach den Tarifregeln des öffentlichen Dienstes beschäftigt. Auch für die Bodenverkehrsdienste wird parallel ein Branchentarifvertrag verhandelt.
Verdi fordert eine Tariferhöhung von acht Prozent, mindestens aber 350 Euro mehr im Monat. Zudem werden höhere Zuschläge bei belastenden und ungünstigen Arbeitszeiten gefordert. Die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen den Verdi-Forderungen zufolge um 200 Euro monatlich angehoben werden. Außerdem fordert die Gewerkschaft drei zusätzliche freie Tage. Die Arbeitgeber haben diese Forderungen als nicht finanzierbar zurückgewiesen.
In der laufenden Tarifrunde wurden bereits die Flughäfen in Köln, Düsseldorf, Hamburg und München bestreikt, wo es jeweils zu zahlreichen Flugausfällen gekommen war. Am Frankfurter Flughafen haben die öffentlich Bediensteten zuletzt im März 2023 einen Warnstreik abgehalten – damals zeitgleich abgestimmt mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).
dpa/AFP/Reuters (dni)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 07. März 2025 | 10:30 Uhr