Künstliche Intelligenz Wie KI den künstlerischen Prozess in der Musik verändert
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09. März 2025, 13:06 Uhr
Unter dem Titel "Is this what we want?" haben rund 1.000 Künstlerinnen und Künstler aus Großbritannien ein Album veröffentlicht, auf dem nur Stille zu hören ist. Das Album entstand als Protestaktion gegen einen neuen Gesetzentwurf der Regierung, der die Lockerung des Urhebergesetzes zugunsten von KI-Firmen beinhaltet. KI ist also endgültig in der Musikbranche angekommen. Welche Auswirkungen hat das auf Musikschaffende, und wie ist die rechtliche Lage in Deutschland?
- Die Chemnitzer Sängerin Gwen Dolyn glaubt nicht, dass KI Musiker ersetzen kann
- KI könnte auch Vorteile in der Musikproduktion haben
- Aktuell führt die Gema mehrere Verfahren gegen KI-Firmen
Die 2019 in Chemnitz gegründete Band Power Plush macht Pop- und Rockmusik. Maria ist eines von vier Mitgliedern.
Sie sagt: "Ich glaube, dass das Interesse an Künstlerinnen und an der Kunst dieser Person immer bestehen bleiben wird. Und ich glaube, das kann eine KI auch nur schwer ersetzen."
Auch die Chemnitzer Sängerin Gwen Dolyn glaubt nicht, dass KI Musikerinnen und Musiker ersetzen kann: "Trotzdem ist es natürlich eine weitere Sache, wo Spotify oder Labels sagen können: Hier sparen wir uns das Geld von Songwritern. Nicht alle Musikerinnen schreiben nur für sich, sie schreiben auch für andere."
Weder Gwen Dolyn noch Power Plush haben bisher KI-Tools für ihre Musikproduktionen eingesetzt – nur privat schon einmal damit herumexperimentiert. Für die Zukunft wollen sie es aber nicht ausschließen.
Für Gwen Dolyn ist Musik auch ein kathartischer Prozess. Es falle ihr schwer, anzufangen und dranzubleiben. "Das könnte man natürlich mit KI umgehen, aber dann ist der Effekt weg. Dann hat man das nicht so aus sich rausgewühlt und rausgearbeitet und ich glaube das fühlt sich anders an. Aber vielleicht probiere ich es einfach mal aus."
KI bietet neue Möglichkeiten in der Musikproduktion
Auch Ingo Siegert, Juniorprofessor für Mobile Dialogsysteme an der Universität Magdeburg, sieht die Vorteile von KI bei der Musikproduktion: "Der Zugang für Musik wird vielleicht auch einfacher. Ich muss heute nicht mehr unbedingt ein Instrument spielen können, um eine bestimmte Art von Musik erleben und selbst ausprobieren zu können."
Problematisch findet Siegert, dass nicht klar ist mit welchen Daten KI-Modelle trainiert werden und woher diese stammen. Was in Deutschland erlaubt ist, regelt das EU-Recht.
KI-Unternehmen halten sich nicht an Regeln
Kai Welp, Justiziar der Gema, erklärt, es gebe eine sogenannte Opt-Out-Regelung. "Das heißt, der Rechteinhaber kann der Nutzung widersprechen und wenn er das nicht tut, dann dürfen diese Unternehmen die geschützten Werke nutzen."
Im Bereich der Musik hätten alle Verwertungsgesellschaften und großen Musikverlage diesen Opt-Out erklärt. Damit dürften KI-Firmen urheberrechtlich geschütztes Material also eigentlich nicht zum Training ihrer KIs nutzen. "Die Wirklichkeit sieht ganz anders aus. Die KI-Unternehmen, die ja zum Großteil aus den USA kommen, nutzen diese Werke und sie überprüfen auch nicht, ob sie diese Werke nutzen dürfen", sagt Welp.
Mehrere Verfahren gegen KI-Firmen
Deshalb führt die Gema gerade zwei Musterverfahren – unter anderem gegen Suno AI, ein KI-Tool, mit dem man ganze Songs erzeugen kann. Florian Drücke, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands der Musikindustrie, meint: "Wir leben vom Lizenzgeschäft, und zwar die Künstler wie auch die Musikfirmen. Und insofern sind wir hier ganz klar positioniert."
Fest steht: Die Technologie kann inzwischen wahnsinnig viel. Vom Bearbeiten oder Mixen von Musikstücken bis hin zur Produktion ganzer Songs. Aufzuhalten ist diese Entwicklung jedenfalls nicht mehr.
Maria von Power Plush sieht zwei Lager in der Debatte. Entweder man sei total für den Einsatz von KI oder total dagegen: "Ich persönlich vermute mal, dass uns das in der Debatte nicht sonderlich weiterbringt, sondern dass man da auch Abstufungen finden muss und Zwischentöne und Zwischenpositionen.“
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 09. März 2025 | 12:12 Uhr