Joe Biden US-Präsident
US-Präsident Joe Biden will altersbedingt nicht mehr für eine weitere Amtszeit kandidieren. Bildrechte: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Evan Vucci

Fakten und Meinung Wie alt dürfen Menschen in der Politik sein?

29. Juli 2024, 16:10 Uhr

Auf Führungspersonen in der Politik möchte man sich verlassen können. Was passiert, wenn das Vertrauen schwindet, ist aktuell an der Spitze der Weltmacht USA zu beobachten. Die physische und mentale Fragilität von US-Präsidenten Joe Biden sorgt auch hier für Diskussionen über eine Altersgrenze in der Politik. Fakten und Meinungen zum Thema, wie alt Menschen in führenden politischen Ämtern sein dürfen.

Wenn Menschen in Ministerämtern regulär mit dem Renteneintrittsalter abdanken würden, wären der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow und Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, schon mindestens ein Jahr in Rente. Ob es für die Bundesländer und die Bundesrepublik sinnvoll ist, Ministerämter mit Menschen jenseits der 67 zu bekleiden, darüber sind sich die Menschen in Mitteldeutschland uneinig.

Kommentare aus der MDRfragt-Gemeinschaft zum Alter in der Politik

"Bei hohem Alter oder bei niedrigem Alter gibt es sowohl Vor- als auch Nachteile. Ich finde, es ist schwierig, die Altersgrenze als einen Maßstab zu nehmen. Ich finde, jemand junges kann dafür mehr Ideen mitbringen, jemand älteres dafür mehr Erfahrung. Aber ich würde das beides gleich gewichten."

"Allerdings sehe ich da auch Probleme in der physischen Fitness, die sich im Alter einstellt."

"Politiker sollten ein Spiegelbild der Gesellschaft sein. Somit sollten Jung, Alt, Arm und Reich vertreten sein – und da ist so eine Einschränkung nicht sinnvoll."

"Jemand kann im hohen Alter viel erfahrener sein und viel mehr der Politik dienen, als wenn er zu jung ist. Insbesondere [letzteres] sollte vermieden werden. Schwer zu sagen, [welches Mindestalter angemessen wäre], aber ich finde 50 vielleicht."

"Ich finde, es sollte eine Altersgrenze geben. Die Fragen der Zukunft wie Klima, wirtschaftliche Entwicklung, Transformation [könnten] vielleicht von einer jüngeren Generation besser beantwortet werden."

"Wir haben es ja jetzt in Amerika gesehen. Irgendwann ist ein Politiker an einer Altersgrenze, wo er es vielleicht selber nicht mehr mitkriegt, dass er gewisse Fähigkeiten überschritten hat. Deswegen wäre es vielleicht nicht schlecht, irgendwann ab einer bestimmten Altersgrenze – sagen wir mal Rentenalter 67 – dass dann Rentner, wie es bei Lkw-Fahrern im Beruf nötig ist, ein ärztliches Attest vorlegen, dass sie noch fähig sind, diesen Job auszuüben."

Offizielle Altersgrenze kaum sinnvoll

Eine offizielle Altersbegrenzung würde laut Christian Stecker, Politikwissenschaftler von der TU Darmstadt, kaum Sinn ergeben, wie er erklärt: "Jeder ist so alt, wie er sich fühlt und in der Politik kommt noch dazu, wie er aussieht." Zudem sei die Idee von Demokratie auch, den Wählern die Entscheidung zu überlassen, wen sie für fähig halten, ein bestimmtes Amt auszuüben. "Und wenn die Wählerinnen und Wähler denken, dass ein Mitte 70-Jähriger, der noch fit ist, auch hauptamtlicher Bürgermeister sein sollte, warum braucht es dann gesetzliche Grundlagen, das auszuschließen. Also da würde ich schon dem Souverän vertrauen."

Das Mindestalter für Bundestagsabgeordnete liegt bei 18. Wer Bundespräsident werden möchte, muss mindestens 40 sein. In einigen Bundesländern gibt es für hauptamtliche Bürgermeisterinnen oder Bürgermeister ein Höchstalter. Zum Beispiel in Sachsen-Anhalt, hier darf ein Bürgermeister bei der Wahl nicht älter als 67 Jahre sein. In Sachsen und auch in Thüringen darf niemand hauptamtlicher Bürgermeister oder hauptamtliche Bürgermeisterin werden, der oder die am Wahltag schon 65 Jahre und älter ist. Andere Bundesländer haben ähnliche Beschränkungen wieder abgeschafft.

Altersunterschiede in Parteien und Parlamenten

Es gebe grundsätzlich Parteien, die auffallend alt oder vergleichsweise jung sind, erklärt Politikwissenschaftler Stecker: "Es gibt besonders alte Parteien, dahingehend, dass wir zum Beispiel sehen, dass die AfD-Fraktion im Bundestag mit knapp 51 Jahren die älteste Fraktion ist. Die jüngste Fraktion sind die Grünen mit 42 Jahren. Also das sind auch keine riesigen Unterschiede."

Die Grünen seien in den letzten Jahren durchschnittlich älter geworden, so auch die Mitglieder der Landtage, hier liege der Durchschnitt deutlich über 50 Jahre. Anders sei es im Bundestag. Der sei in den letzten Jahren etwas jünger geworden.  Mittlerweile liege der Durchschnitt bei 47 Jahren.

MDR

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 27. Juli 2024 | 06:32 Uhr

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