ARD Nachrichtentag Vom Ereignis zur Nachricht
Hauptinhalt
19. September 2024, 00:01 Uhr
Für viele Journalistinnen und Journalisten gehört das Aufbereiten und Verbreiten aktueller News zum Redaktionsalltag. Dafür müssen Nachrichtenmacher täglich schnell entscheiden, welche Meldung einen wirklichen Nachrichtenwert hat. Bis ein Newsbeitrag gesendet wird, ist es aber auch dann noch ein weiter Weg. Wie also funktioniert das mit den Nachrichten eigentlich wirklich?
Wann ist eine Nachricht eine Nachricht?
Ein nächtlicher Polizeihubschraubereinsatz über der Stadt, Ausschreitungen auf einer Demo, Hochwasser nach einem Starkregen und seltener Löwennachwuchs im Zoo – von frühmorgens bis spät in die Nacht versorgen Pressestellen, Nachrichtenagenturen, Korrespondenten und Regionalstudios Newsredaktionen mit jeder Menge Informationen aus aller Welt und lokalen Themen. Aber auch Zeitungen, Nachrichtensendungen und Social Media sind weitere Informationskanäle, die allesamt einen endlosen Strom täglicher Geschehnisse liefern.
Aus diesen gilt es für Journalistinnen und Journalisten die wichtigsten Nachrichten herauszufiltern und diese für die jeweiligen Sendungen zusammenzustellen, sie zu recherchieren und vorzubereiten. Doch wie findet eine solche Auswahl statt? Und wer entscheidet darüber, was gesendet wird?
In den täglichen Redaktionssitzungen der Nachrichtenredaktionen von Medienhäusern und Verlagen werden alle aktuellen Meldungen zusammengetragen und für die einzelnen Sendungen, Formate und Ausspielwege in den Teams besprochen. Alle Informationen der jeweiligen Themen, wie Fakten und Hintergründe, sowie deren Relevanz und Nutzwert als Nachricht werden hier bewertet und schließlich als Produktion beauftragt. Auch Details zur Umsetzung, die Art der Präsentation sowie die Länge beziehungsweise der zeitliche Umfang, den die einzelnen Nachrichten haben dürfen, werden hier festgelegt. Beauftragt werden meist Reporterinnen und Reporter, die an diesem Tag vor Ort im Dienst sind.
Medienredaktionen, die auf einen lokalen Themenbezug setzen, achten bei der Auswahl ihrer Themen und Meldungen zusätzlich auf den regionalen Bezug. Hierfür liefern vor allem die Korrespondenten aus den einzelnen Regionen wertvolle Themeninhalte. Die alltagsrelevanten, lebensnahen Geschichten transportieren Informationen und Service zu Ereignissen in der näheren Umgebung und sind damit oft von besonderer Relevanz.
Dennoch bleiben die Voraussetzungen, die eine Nachricht zur Nachricht machen auch im "regionalen Newsgeschäft" stets gleich:
- Betroffenheit – Wen betrifft die Nachricht (räumlich, politisch, kulturell etc.)?
- Zeit – Ist das Thema aktuell? Gibt es eine relevante Weiterentwicklung?
- Nutzwert – Wie wichtig ist das, worüber berichtet wird und wie betrifft es die Leute?
- Gesprächswert – Spricht man über diese Nachrichten (kurios, emotional etc.)?
Im Wettlauf mit der Zeit
Wie in den meisten Redaktionen beginnt vor allem bei den Fernsehteams nach der Redaktionsbesprechung für die Redakteure und die Reporter vor Ort und in den Regionalstudios der Wettlauf gegen die Zeit, denn es bleiben oft nur wenige Stunden für Recherche, Interviews und Schnitt, um eine Nachricht in Bild und Ton zu fassen. In den meisten Fällen müssen die Beitrage bis zu einem bestimmten Veröffentlichungstermin, beispielsweise dem jeweiligen Sendungsbeginn, am selben Tag vorliegen.
Oft wird von unterwegs telefoniert, organisiert und recherchiert. Welche Interviewmöglichkeiten, beispielsweise mit Betroffenen, Augenzeugen oder auch Experten, habe sind vor Ort? Was darf gefilmt werden? Welches Archivmaterial lässt sich vorbestellen, damit man die Nachricht auch bildlich gut darstellen kann? Das sind Dinge, die es für die Regionalreporter zu klären gilt. Am wichtigsten aber ist, alle relevanten Fragen am Ende der Nachricht beantwortet zu haben.
Wer, was, wann, wie, wo und warum?
Im besten Fall herrscht am Ende Klarheit über alle W-Fragen. Wobei die ersten sechs W-Fragen ein Ereignis insbesondere inhaltlich beschreiben und greifbar machen sollen:
- Was geschah?
- Wer ist beteiligt?
- Wo geschah es?
- Wann geschah es?
- Wie ist es abgelaufen?
- Warum geschah es?
Die siebte W-Frage darf vor allem in Zeiten von Desinformation und Fake News nicht fehlen:
- Woher stammt die Information?
Denn eine Quellennennung ist wichtig – auch, weil sie dadurch Vertrauen in ein Medium schafft.
Hintergrund- und Faktencheck
Die Quellen und die Fakten zu prüfen gehört zum kleinen Einmaleins des journalistischen Handwerks – ebenso wie unterschiedliche Positionen zu Wort kommen zu lassen und verschiedene Perspektiven auf ein Thema aufzuzeigen. Zudem gilt vor der Veröffentlichung eines journalistischen Beitrags das Zwei-Quellen-Prinzip.
Das Zwei-Quellen-Prinzip zählt zu den wichtigsten Grundlagen der journalistischen Arbeit, insbesondere bei einer Verdachtsberichterstattung. Um zu überprüfen, ob eine Information richtig und zuverlässig ist, müssen mindestens zwei unabhängige Quellen zur Bestätigung herangezogen werden können. Dadurch soll vermieden werden, dass falsch, einseitig oder voreingenommen berichtet wird.
Auch Meldungen und Themen, die aus dem Internet, beispielsweise über die Sozialen Medien kommen, bei denen sich die Quelle nicht eindeutig zuordnen lässt, bieten letztlich nur einen Ansatz für eine Recherche und müssen in jedem Fall geprüft werden. Ganz ähnlich verhält es sich mit Bildern. Diese können inzwischen so manipuliert werden, dass es auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen ist.
Nach der Recherche: Wie ein Beitrag Form annimmt
Ist alles "im Kasten" verschaffen sich die Reporterinnen und Reporter einen Überblick über das ganze Material, bündeln alle Fakten und fassen die wichtigsten Informationen zusammen - oft gemeinsam mit technischem Support wie Cuttern oder Grafikern.
Wenn der letzte Satz geschrieben, das finale Bild ausgewählt und der richtige Ton gepegelt ist, steht der Veröffentlichung eine letzte Prüfung bevor: Da im Journalismus das Vier-Augen-Prinzip gilt, wird jeder Beitrag vor Veröffentlichung von einer weiteren Person geprüft. Dabei werden nochmals die Quellen hinterfragt und es wird sichergestellt, dass die Berichterstattung ausgewogen und frei von der eigenen Meinung ist – journalistische Prinzipien, die auf jede Nachricht angewendet werden.