Chronologie zur Lungenkrankheit Covid-19 Coronavirus Sars-CoV-2 – alle Meldungen bis zum 31. Mai 2020
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04. Juni 2020, 16:33 Uhr
Das neue Coronavirus Sars-CoV-2 wird uns noch lange begleiten, vermutlich geht es nie wieder weg. Hier lesen Sie eine Chronologie seit Januar 2020, die aktuellen News aus der Forschung und die Ticker im Überblick.
31.05.2020
- Lungenmodell für Impfstoff- und Therapieerprobung
Fieberhaft wird weltweit nach einem Impfstoff gegen SARS-CoV-2 und Therapien gegen Covid 19 gesucht. Auch in Berlin arbeiten die drei Universitäten und die Charité gemeinsam mit Hochdruck daran. Dabei kommt nun erstmals ein menschliches Lungenmodell aus dem 3D-Drucker zum Einsatz.
-Wissenschaftlich betrachtet: Corona und die Weltwirtschaft
SARS-CoV-2 hat derzeit nicht nur uns Menschen fest im Griff, sondern auch die Staatskassen. Viele Länder tragen das Doppelte an Schulden - verglichen mit ihren Einnahmen. Und sie werden weiterhin sehr schnell sehr viel Geld brauchen, um auf die Krise zu reagieren. Allein Deutschland braucht 156 Milliarden Euro Kredit für für den Bund und weitere Milliarden für Länder und Kommunen. Ist das überhaupt noch zu stemmen? MDR Wissen hat mit Menschen gesprochen, die sich aus wissenschaftlicher Sicht mit der Weltwirtschaft und ihren Zusammenhängen beschäftigen.
30.05.2020
Studie: "Dein Leben vor und in der Zeit des Coronavirus"
So heißt eine Studie der Universität Tübingen und der Uni Luxemburg, die herausfinden will, wie es Kindern und Jugendlichen in der Pandemiezeit geht. Dem Forschungsteam zufolge sollen auch verborgene Gefühle, Erinnerungen und Bedenken aufgedeckt werden. Die Studie startet mit den üblichen Fragen nach Alter, Geschlecht, Wohnsituation. Danach geht es ans Eingemachte: "Wieviel der folgenden Geräte gibt es in deinem Zuhause: Fernseher, Auto, Computer, Tablet, Musikinstrumente?" Wie viele Bücher gibt’s bei dir Zuhause?", "Wie froh bist du mit diesen Dingen in der Coronazeit? Sicher zu sein / Deine Freiheit / Wie Erwachsene dir zuhören / Deine Gesundheit" "Hier sind Wörter, die deine Gefühle beschreiben, wie sehr treffen sie auf dich zu?: Traurig, gelangweilt / einsam /allein / ängstlich / besorgt". Nach Ängsten wird gefragt: Wer oder was derzeit im Alltag fehlt, was das Schlimmste war in der Coronazeit und was das Schönste.
Die Umfrage nähert sich dem Befinden der Kinder und Jugendlichen. Sie hat gleich mehrere Haken: Die Studie hat aber auch einen großen Haken: Sie umfasst 69 Fragen – die wollen erst mal beantwortet werden. Man kann die Umfrage abbrechen und später weitermachen. Oder man fragt die Kinder direkt selber und nutzt sie als Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Untersuchung ist international angelegt – man kann sie auf Deutsch, Englisch, Französisch, Letzebuergesch, Portugiesisch und sogar auf brasilianischem Portugiesisch ausfüllen.
29.05.2020
Konstanz: Schnelltest entwickelt - in zwei Stunden Covid-19 Ergebnis
Eine Forschungsgruppe der Uni Konstanz hat ein neuartiges Covid-19-Schnelltestverfahren entwickelt, das nach zwei Stunden ein Ergebnis zeigt. Bisher wird standardmäßig über eine Polymerase-Ketten-Reaktion getestet, um eine akute Infektion nachzuweisen. Dabei wird das Erbgut des Erregers vervielfältigt und sichtbar gemacht - dieses Testverfahren mit mehreren Teilschritten dauert länger. Das Konstanzer Verfahren arbeitet mit einem speziellen Enzym, das die direkte Analyse des Testmaterials der Patienten ermöglicht. Das Verfahren wurde auf einem Portal für medizinische Forschungsergebnisse veröffentlicht. Sie können es hier im Detail lesen.
28.05.2019
Wo ist die Ansteckungsgefahr am größten?
Die Kinder kehren in Kita und Schule zurück, auch Shoppingcenter, Restaurants und Fitnessstudios dürfen unter Auflagen wieder öffnen. Doch mit den schrittweisen Lockerungen der einst strengen Corona-Reglementierungen wächst zugleich die Angst, sich mit dem neuartigen Virus zu infizieren. Wo ist die Gefahr am größten, sich mit Sars-CoV-2 anzustecken? Darüber geben neue Studien Auskunft.
Sachsen-Anhalter Firma arbeitet an Corona-Impfstoff
- Weltweit suchen Pharmaunternehmen nach einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus. Bei diesem Rennen macht auch eine mittelständische Firma aus Sachsen-Anhalt mit, die IDT Biologika, besser bekannt als Impfstoffwerk Dessau-Tornau. Es ist das einzige Unternehmen in Mitteldeutschland, das einen eigenen Corona-Impfstoff auf den Markt bringen will.
27.05.2020
Pharmariese Merck mischt in Impfstoff-Forschung mit und schluckt Entwickler
- Der Schweizer Pharmariese Merck mischt nun mit beim Kampf gegen Covid-19. Wie das Unternehmen mitteilte, arbeitet es an zwei verschiedenen Impfstoffen sowie einem Medikament, das die Vermehrung des Sars-Cov-2-Virus verhindern soll. Bei den Impfstoffentwicklungen basiert einer auf einem Ebola-Impfstoff des vergangenen Jahres. Merck arbeitet dabei mit der Organisation "International AIDS Vaccine Initiative (IAVI)" zusammen, die ursprünglich die HIV-Impfstoff-Forschung vorantrieb. Dieser Ansatz wird Merck zufolge von den USA mit 38 Millionen Dollar unterstützt.
Der zweite Impfstoff, an dessen Entwicklung Merck nun beteiligt ist, enthält eine geschwächte Version des Masern-Virus. Von dem weiß man, dass es vielen Krankheitserregern als Träger-Gen dienen kann, darunter auch dem Coronavirus. Für diese Forschung hat Merck den österreichischen Impfstoff-Hersteller Themis geschluckt. Themis, das Pasteur-Institut und die Universität Pittsburgh hatten im März von einer gemeinnützigen Organisation, der "Coalition for Epidemic Preparedness Innovations", 4,9 Millionen Dollar für die Entwicklung dieses Impfstoff-Ansatzes erhalten - im Rahmen der von US-Präsident Trump ausgelobten "Operation Warp Speed".
Bei beiden potentiellen Merck-Impfstoffen soll eine einzige Dosis ausreichen – im Gegensatz zu anderen Impfstoffentwicklungen. Weltweit gibt es der WHO zufolge derzeit (Ende Mai 2020) 124 Impfstoff-Ansätze, die mit acht unterschiedlichen Technologien arbeiten, und alle an verschiedenen Stadien der Entwicklung und Erprobung stehen. Hier ein Blick auf den aktuellen Stand.
Warnung: Sorgfalt statt Schnellschuss bei Impstoff-Entwicklung
- Vermutlich ist die Forschung nach einem Impfstoff noch nie so aufmerksam verfolgt worden, wie im Fall von Covid-19. Die Eile, mit der derzeit geforscht wird, birgt eine Gefahr, warnen Stimmen aus Medizin und Wissenschaft auf dem medizinischen Fachportal JamaNetwork. Soll das Vertrauen der Öffentlichkeit erhalten bleiben, dürften etablierte Sicherheitsstandards in der Entwicklung nicht dem Zeitdruck geopfert werden, mahnen die Medizinerin Brit Trogen, der Historiker David Oshinsky und der Bioethiker Arthur Caplan. In ihrer Veröffentlichung eruinnern sie an den Fall der Polioimpfung von 1955, die zu schweren Nebenwirkungen und Todelsfällen bei Kindern geführt hatte. Wharp-Geschwindigkeit, wie sie etwa US-Präsident Donald Trump fordert, sei daher der falsche Weg.
Corona-Studie: Sachsen testet Schulkinder
- Seit vergangener Woche sind in Sachsen die Schulen wieder offen. Das geht auch mit einiger Verunsicherung einher. Wie ansteckend können Kinder mit Corona sein? Sind die Schutzmaßnahmen sinnvoll und wirken sie auch? Darüber wird bundesweit diskutiert. Zwei großangelegte Studien in Sachsen sollen jetzt Antworten finden. In Leipzig startet heute die Studie an einer ersten Schule.
26.05.2020
Fehlerhaftes Gen erhöht Risiko für Covid-19, Alzheimer und Herzerkrankungen
Ein fehlerhaftes Gen im Zusammenhang mit Demenz verdoppelt einer groß angelegten Studie zufolge das Risiko, schweres COVID-19 zu entwickeln. Zu diesem Schluss kommen Forschende der Universitäten Exeter und Connecticut. Anhand von Daten der britischen Biobank stellten sie ein hohes Risiko für eine schwere COVID-19-Infektion bei Teilnehmern europäischer Abstammung fest, die zwei fehlerhafte Kopien des APOE-Gens tragen.
Was ist die britische Biobank?
Die britische Biobank wurde 2006 eingerichtet. Sie enthält Gesundheitsdaten von 500.000 Freiwilligen. Darin werden Informationen über die gesundheitliche Entwicklung der Teilnehmenden über Jahre eingegeben.
Das Gen e4e4 steht in Zusammenhang mit 14-fach erhöhtem Alzheimer-Risiko sowie Herzerkrankungen. Wer also dieses fehlerhafte Gen in sich trägt, hat ein verdoppeltes COVID-19-Erkrankungsrisiko. Was lässt sich aus diesem Forschungsergebnis ableiten? Studien-Co-Autorin Dr. Chia-Ling Kuo sagt: "Es zeigt, dass zunehmende Krankheitsrisiken, die mit dem Altern unvermeidlich erscheinen, tatsächlich auf bestimmte biologische Unterschiede zurückzuführen sind. Das könnte helfen, zu verstehen, warum manche 100-Jährige und Ältere aktiv bleiben, wohingegen andere bereits in ihren Sechzigern sterben." Die Studie ist im Fachmagazin Journal of Gerontology: Medical Sciences erschienen. Hier können Sie die komplette Studie lesen, wenn Sie das PDF öffnen.
25.05.2020
Italien startet Antikörper-Testreihe
- Italien will herausfinden, wie viele Bürger Antikörper gegen das neuartige Corona-Virus entwickelt haben. In 2.000 von insgesamt 8.000 italienischen Gemeinden werden mit Beginn dieser Woche entsprechende Tests gemacht, die Teilnahme ist freiwillig. Die Bevölkerung kann sich in Laboren testen lassen, Senioren auch bei sich zuhause. Allein in der am stärksten betroffenen Region, in der Lombardei, sollen 20.000 Menschen auf Antikörper getestet werden. Die Ergebnisse sollen anonymisiert mit Daten aus anderen europäischen Ländern verglichen werden.
Uni Wien: Lungentransplantation an Covid-Erkrankter
- An der Universitätsklinik für Chirurgie in Wien ist einer 45-jährigen Frau, die an Covid-19 erkrankt war, eine Lunge transplantiert worden. Der Uni zufolge hatte sich die Frau vor acht Wochen mit dem Coronavirus infiziert und war daran erkrankt. Als sich der Zustand der Patientin extrem verschlechterte und ein Lungenflügel komplett ausfiel, wurde sie über Wochen schließlich nur noch durch ein ECMO-Gerät (Extrakorporale Membranoxygenierung) am Leben gehalten. Da keine Chance bestand, dass der Lungenflügel sich je wieder erholen würde, entschied sich das Medizinteam für eine Transplantation. Es war nach Angaben der Klinik die dritte Lungentransplantation überhaupt an Covid-19-Patienten, die weltweit durchgeführt wurde.
24.05.202
Leichte Fortschritte bei Medikamenten - Risiken bleiben trotzdem hoch
Die beiden US Gesundheitswissenschaftler Carlos del Rio und Preeti Malani bilanzieren im Journal der amerikanischen Medizinervereinigung (JAMA) den Stand der Forschung zur Covid-19-Pandemie. Demnach habe die Wissenschaft mit nie dagewesener Geschwindigkeit auf das neue Coronavirus reagiert. Nur fünf Monate nach seiner Entdeckung seit der genetischer Code entschlüssel worden, seien über 120 Impfstoffprojekte gestartet worden und würden derzeit mehr als 1300 Medikamente und Therapieverfahren gegen das Virus in Studien getestet. Nichtsdestotrotz blieben die Risiken hoch, dass eine zweite, schwer kontrollierbare und tödliche Infektionswelle ausbrechen könne. Denn unter den Medikamenten sei eine moderat positive Wirkung aktuell nur für den Stoff Remdesivir nachgewiesen worden. Er könne in geringem, aber statistisch signifikantem Umfang schwere Verläufe abmildern und die Zeit der Erkrankung von 15 auf 11 Tage verkürzen.
Weitere Medikamente wie lopinavir-ritonavir seien noch im Test. Sehr schwankend seien die Resultate für Malariamittel Hydroxychloroquin, seine Wirksamkeit steht im Zweifel. Vielversprechender sind Therapien mit monoclonalen Antikörper. Die können Eintritt des Virus in Körperzelle verhindern und lassen sich in Zellkulturen künstlich herstellen. Allerdings sind solche Therapeutika noch nicht verfügbar. Hinzu kommen Serumtherapien, wo Tests mit kleinen Teilnehmerzahlen moderate Erfolge gezeigt haben. Hier spenden bereits genesene Covid-19-Patienten ihr Blutplasma mit den von ihnen produzierten Antikörpern darin. Diese Therapieform ist allerdings kompliziert umzusetzen, denn solches Plasma ist Mangelware, außerdem variiert seine Qualität.
Italienische Forscher: Zweifel an Schulschließungen zur Eindämmung von Corona
Eine der umfangreichsten Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie war die Schließung von Schulen und Kindergärten in zahlreichen Ländern. Die italienischen Gesundheitswissenschaftlerinnen Susanna Esposito und Nicola Principi zweifeln im Fachmagazin JAMA Pediatrics allerdings an, dass dieser Schritt wirklich notwendig war. Die Annahme beruhe auf Erkenntnissen zur Ausbreitung der Grippe. Corona scheine allerdings anderen Dynamiken zu folgen, würden doch primär erwachsene und ältere Menschen angesteckt. Im Gegenteil könnten die langfristigen Schäden für die Kinder und Jugendlichen die positiven Effekte für die Eindämmung des Virus sogar überwiegen.
23.05.2020
Fortschritte bei Impfstoffen 1: Erste Tests an Menschen erfolgreich
Bereits im März haben in China und den USA erste klinische Studien begonnen, für die nun Ergebnisse vorliegen. So forscht die US-Firma Moderna an einem sogenannten mRNA-Impfstoff. Diese auch Boten-RNA genannten DNA-Stückchen funktionieren weder als Antikörper, noch wie ein abgeschwächter Virus. Man kann sie sich eher wie eine Bauanleitung vorstellen, die dem Körper sagt, wie eine Coronaviren-Abwehr funktioniert. Bei den 45 Probanden hätten sich dem klinischen Test zufolge bereits nach zwei Wochen Antikörper gebildet. Bei einem Teil waren die Konzentrationen später so hoch, dass sie mit denen von genesenen Covid-19-Patienten mithalten konnten. Die Studie zeigt auch, dass bereits geringe Dosen zu einer Immunisierung führen könnten – wenn auch die weiteren Tests erfolgreich verlaufen.
Ein Team vom Beijing Institue of Biotechnology (Pekinger Institut für Biotechnologie) hat einen klassischen Ansatz gewählt und arbeitet an einem Impfstoff mit abgeschwächten Viren vom Typ Ad5-nCoV. Auch hier wurden Tests im März begonnen. Wie im Fachblatt The Lancet berichtet wird, seien die Ergebnisse nach den ersten 28 Tagen durchweg positiv. An den 108 Probanden sei festgestellt worden, dass die Impfung sicher und gut verträglich ist und dazu führt, dass Antikörper gebildet werden.
Im Fachmagazin Science Advances warnt der stellvertretende Chefredakteur Douglas Green allerdings davor, bei der Impfstoffentwicklung zu hastig vorzugehen. Umfangreiche Tests an Menschen seien unumgänglich, etwa um auszuschließen, dass Effekte wie Infektionsverstärkende Antikörper auftreten. In diesem Fall würde der Körper zwar Antikörper entwickeln, die am Virus binden. Sie würden allerdings auch an Körperzellen andocken und den Viren so den Zugang zu den Zellen sogar erleichtern. Diese unbeabsichtigte Nebenwirkung ist beispielsweise bei Impfstoffkandidaten gegen Dengue, Ebola und HIV aufgetreten. Bisher liefern die Tierversuche mit den vielversprechenden Impfstoffkandidaten hier allerdings keinen Anlass zur Sorge: Infektionsverstärkende Antikörper konnten nicht beobachtet werden.
Fortschritte bei Impfstoffen 2: Rhesus-Makaken immun nach DNA-Impfung
Die Covid-19 Erkrankung verläuft bei Menschen und Makaken zwar etwas unterschiedlich, trotzdem geben die Ergebnisse klinischer Studien Anlass zur Hoffnung, dass bald ein Impfstoff gegen das Sars-Coronavirus 2 verfügbar sein könnte. Chinesische Forscher um Jingyou Yu berichten in Science von den Tests mit ihrem DNA-Impfstoffkandidaten. Der wird Patienten injiziert, woraufhin Zellen sechs verschiedenen Varianten des Spike-Proteins des Coronavirus bilden sollen. Danach kann das Immunsystem Antikörper dagegen ausbilden. Bei 35 Makaken war diese Strategie offenbar erfolgreich. Als sie sechs Wochen erneut mit dem Coronavirus infiziert wurden, hatten sie genügend neutralisierende Antikörper im Blut, um die Infektion abzuwehren.
In einer zweiten Studie wurde überprüft, ob eine überstandene Infektion gegen eine Neuansteckung schützt. Dazu infizierte ein Forscherteam zunächst 9 erwachsenen Rhesus-Makaken mit dem Virus. Als sie die gleichen Tiere 35 Tage nach der überstandenen Infektion erneut dem Virus aussetzten, zeigten die Affen wenig bei keine Symptome. Nun muss aber noch erforscht werden, ob diese Ergebnisse auch für Menschen gelten.
22.05.2020
Augsburger Forscher obduzieren verstorbene Covid-19-Patienten
Wie genau schädigt das neue Coronavirus den Körper und warum bringt es manche Patienten um? Um diese Frage zu beantworten, haben Mediziner der Universität Augsburg zehn an Covid-19 Verstorbene nach ihrem Tod obduziert. Die Patienten waren zwischen 64 und 90 Jahren alt, sieben von ihnen waren Männer. Hauptbefund sei ein diffuser Alveolarschaden gewesen, schreiben die Forscher. Alveolen sind die kleinen Lungenbläschen, die für den Austausch zwischen Atemluft und Blut sorgen.
Die Schädigung war allerdings in unterschiedlichen Stadien vorhanden und innerhalb der Lunge unterschiedlich ausgeprägt. Besonders betroffen waren das mittlere und untere Lungenfeld. Der Befund geht einher mit einer Veränderung des Bindegewebes, das damit an Elastizität verliert, die beim Atmen wichtig ist. Auch die Zellen der Lungenbläschen verändern sich – all das bis hin zu vollständigen Zerstörung des Lungengewebes. Auch wichtig zu wissen: Während der Obduktion war das Coronavirus nach wie vor in den Atemwegen der Patienten nachweisbar.
21.05.2020
Analyse: Planung für Corona-Impfkampagne sollte jetzt beginnen
Erst eine sogenannte Herden-Immunität wäre der endgültige Schlusspunkt der Coronakrise. Wenn zwischen 55 und 88 Prozent der Bevölkerung immun sind gegen das Sars-Corona-2 Virus, kann der Erreger nicht laufend von einem Mensch zum nächsten weitergegeben werden, sondern wird – wie die Masern – sich nur noch in Nischen der Gesellschaft aufhalten. Der sicherste Weg zur Herden-Immunität wären Impfungen gegen das Virus.
Experten rechnen damit, dass solche Impfstoffe 2021 auf den Markt kommen. Doch ob dann rasch große Teile der Bevölkerung geimpft werden können, daran haben Gesundheitswissenschaftler derzeit Zweifel. Im Journal der American Medical Association schreibt ein Team um Linda Yu Fu, das Impfskepsis einer raschen Immunisierung größere Steine in den Weg legen könnte.
Die Forscher gehen davon aus, dass es auf der einen Seite eine größere Gruppe von Menschen gibt, die nicht geimpft werden können – etwa weil ihr Immunsystem aufgrund ihres hohen Alter, anderer Vorerkrankungen oder Einschränkungen eine Impfung nicht aushält. Deshalb wird auf der anderen Seite schon eine Impfablehnung von zehn Prozent der Bevölkerung zu einem Problem. Aktuellen Umfragen zufolge wollen nur drei von vier Befragten gegen Corona geimpft werden. Und nur 30 Prozent würden sich sofort impfen lassen, wenn ein Impfstoff verfügbar ist. Diese Werte zeigen laut den Autoren, dass jetzt bereits damit begonnen werden müsse, über mögliche Corona-Impfungen aufzuklären und für mehr Akzeptanz zu werben.
Menschliche Enzyme verändern das Coronavirus
Das Coronavirus dringt wie alle Viren in menschliche Zellen ein, um sich mit Hlfe der dort vorhandenen Strukturen zu vermehren. Dazu gehört, dass menschliche Enzyme die Erbinformation der Viren auslesen und die darin beschriebenen Eiweiße - Bauteile für neue Viren - von der Zelle produzieren lassen. Bei diesem Vorgang wird aber offenbar auch die Erbinformation der Viren verändert. Forscher haben jetzt zwei menschliche Enzyme identifiziert, die Einfluss auf die RNA der Coronaviren nehmen. Die beiden Deaminase-Enzyme können somit die Entwicklung von Sars-CoV-2 beeinflussen.
Die Forscher um Salvatore Di Giorgio wollen die von den Enzymen veränderten Stellen im Virus-Erbgut mit mutierten Stellen vergleichen. So wollen sie herausfinden, ob es sich bei der Veränderung um eine Abwehrreaktion der Körpers handelt und ob sich daraus mögliche Strategien für die Bekämpfung von Corona ergeben. Andererseits könnten die Veränderungen auch die Ausbreitung der Krankheit Covid-19 beschleunigt haben, berichten die Mikrobiologen im Fachjournal Science Advances.
20.05.2020
Simulation zeigt: Zwei Meter Abstand sind vielleicht zu wenig
Eine aufwändige Computersimulation hat gezeigt, dass unter gewissen Umständen die geltende Abstandsregel zu gering sein könnte – besonders für Kinder oder kleinere Erwachsene. Die im Fachblatt Physics of Fluids veröffentlichte Studie weist darauf hin, dass Speichelpartikel schon bei geringeren Windgeschwindigkeiten deutlich weiter getragen werden können. Die Studie kann jetzt helfen, Abstandsregeln je nach Umstand zu optimieren.
Coronakrise führt zum stärksten Rückgang der Klimaemissionen seit dem zweiten Weltkrieg
Anfang April liefen in vielen Ländern der Welt umfangreiche Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Während dieser Zeit lagen die täglichen Emissionen des Klimagases CO2 weltweit um rund 17 Prozent unter denen des Vorjahres. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Global Carbon Project, unter der Leitung von Rob Jackson von der US-Universität Stanford, die jetzt im Fachjournal Nature Climate Change veröffentlicht wurde. Zum Vergleich: Die Finanzkrise von 2008 hatte einen weltweiten Rückgang von nur 1,5 Prozent zur Folge. Die Reduktion durch die Coronakrise wäre demnach die größte Einsparung von Klimaemissionen seit dem zweiten Weltkrieg.
In absoluten Zahlen lagen die CO2 Emissionen täglich um 17 Millionen Tonnen unter denen von 2019. Sie fielen damit auf den Stand des Jahrs 2006. 43 Prozent davon gingen auf den Rückgang des Verkehrs auf dem Boden zurück, also auf Straßen- und Schienenfahrzeuge, die nicht fuhren. Weitere 43 Prozent sparten Industrie und Kraftwerke, die heruntergefahren wurden. Der Luftverkehr, der am stärksten betroffen war, trug 10 Prozent zur Verringerung bei.
19.05.2020
WHO-Kritik: Medizinmagazin widerspricht Präsident Trump
Das renommierte Wissenschaftsmagazin "The Lancet" hat auf Aussagen von US-Präsident Donald Trump reagiert. Trump hatte in einem Schreiben an den WHO Generalsekretär behauptet, die WHO habe "glaubwürdige Berichte über die Ausbreitung des Virus in Wuhan Anfang Dezember 2019 oder sogar früher konsequent ignoriert hat, einschließlich Berichte aus dem Lancet Medical Journal".
"Diese Aussage ist sachlich falsch" teilt das Magazin mit. "The Lancet veröffentlichte im Dezember 2019 keinen Bericht über ein Virus oder einen Ausbruch in Wuhan oder anderswo in China." Die ersten Berichte erschienen nach Angaben des Magazins am 24. Januar 2020. "Die Wissenschaftler und Ärzte, die diese Studie leiteten, stammten alle aus chinesischen Institutionen. Sie haben mit uns zusammengearbeitet, um schnell Informationen über diesen neuen Ausbruch der Epidemie und die dadurch verursachte Krankheit einem internationalen Publikum vollständig und frei zugänglich zu machen."
Studie: Mit Yoga gegen psychische Probleme
Eine Studie von zwei Universitäten in Sydney in Zusammenarbeit mit dem Kings College in London und der University of Santa Maria (Brasilien) zeigt: bewegungsbasiertes Yoga kann gegen psychologische Probleme helfen. Jetzt, da Fitnessstudios geschlossen sind und selbst Joggen mit Freunden nicht ohne Risiko ist, so Studienleiterin Jacinta Brinsley von der University of South Australia, kann Yoga besonders helfen. "Unsere Forschung zeigt, dass bewegungsbasiertes Yoga die Symptome einer Depression bei Menschen mit einer Reihe von psychischen Erkrankungen wie Angstzuständen, posttraumatischem Stress und schweren Depressionen verbessert. Es ist also eine sehr gute Nachricht für Menschen, die Probleme haben in Zeiten der Unsicherheit."
Die im British Journal of Sports Medicine veröffentlichte sogenannte Metastudie untersuchte 19 Studien (1.080 Teilnehmer) in sechs Ländern (USA, Indien, Japan, China, Deutschland und Schweden), in denen Personen eine formale Diagnose einer psychischen Störung hatten, einschließlich Depressionen und Depressionen Angst. Die größte Herausforderung bleibt jedoch, "dass die am stärksten gefährdeten Personen in unserer Gemeinde trotz der potenziellen Vorteile häufig am wenigsten Zugang zu Trainings- oder Yoga-Programmen haben", so Prof. Simon Rosenbaum von der University of New South Wales in Sydney.
18.05.2020
Coronavirus - keine Übertragung durch Mücken
Mücken können Viren übertragen, das wissen wir spätestens, seitdem sie das auch hier in Deutschland tun. In unserem Fall ist es das West-Nil-Virus. Aber wie sieht es mit dem neuartigen Coronavirus aus? Können Mücken auch dieses Virus übertragen? Die Weltgesundheitsorganisation WHO klärt auf ihrer Seite auf, und zwar mit einem eindeutigen "Nein". Keine Mücke könne das, egal ob Tigermücke oder gemeine Stechmücke.
70 bis 80 Prozent der Impfstoffkandidaten scheitern
Mit Hochdruck arbeiten Forscher an einem Impfstoff gegen das Sars-Coronavirus-2, insgesamt 118 Projekte zählt die Weltgesundheitsorganisation WHO derzeit. Und weitere Vorhaben sind schon in der Planung. Aber die Entwicklung solcher Vakzine ist aufwendig und langwierig. Welcher Stoff wird also am Ende Erfolg haben und wann?
Maria Elena Bottazzi forscht mit ihren Kollegen am Baylor College of Medicine in der US-Metropole Houston an einem Impfstoff, der auf rekombinierten Virenproteinen beruht. Sie schätzt, dass etwa 70 bis 80 Prozent aller Projekte schon früh in der Entwicklung scheitern werden, erklärt sie im Gespräch mit dem Wissenschaftsjournalisten Hashem Al-Ghaili (Science Nature Page). Deshalb sei es gut, dass es so viele verschiedene Ansätze gebe.
Im Lauf des Prozesses scheiden dann immer mehr Kandidaten aus, erwartet Bottazzi. Am Ende bleibe aber ein Bündel wirklich viel versprechender Kandidaten übrig. Dann könne man die Forschungskräfte bündeln und schließlich die besten fünf Stoffe gemeinsam voranbringen. Wer zu diesen Top 5 gehöre, sei jetzt aber noch nicht abzusehen.
17.05.2020
Blutdrucksenker erhöhen nicht das Risiko eines schweren Verlaufs von Coivid-19
Anfang März hatten Meldungen für große Unsicherheit gesorgt, bestimmte Blutdruck senkende Mittel könnten das Risiko erhöhen, dass eine Covid-19 einen schweren Verlauf nimmt und Patienten sterben. Konkret ging es um Medikamente, die auf das Renin-Agiotensin-Aldosteron System im Körper einwirken. Es wurde befürchtet, dass sie zur stärkeren Bildung des Enzyms ACE-2 führen. Dieses Enzym ist sozusagen die Andockstelle, über die sich das Coronavirus in die menschlichen Zellen einschleust. Jetzt zeigen neuere Studien: Die Aufregung war nicht berechtigt. Ein Zusammenhang zwischen diesen Blutdrucksenkern und schweren Covid-19 Verläufen konnte in mehreren Studien nicht festgestellt werden.
16.05.2020
Göttinger Forscher: Harter Shutdown war notwendig
Eine Forschungsgruppe vom Göttinger Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation hat in einem mathematischen Modell die Wirksamkeit verschiedener sozialer Distanzierungsmaßnahmen miteinander verglichen. Laut der Berechnungen hat erst der harte Lockdown vom 22. März den entscheidenden Einschnitt bei der Zahl der Neuinfektionen gebracht. Wie die Wissenschaftler im renommierten Fachjournal Science berichten, verglichen sie die Entscheidung, große Veranstaltungen abzusagen (8. März), die ersten Schul- und Geschäfteschließungen (16. März) und den Lockdown am 22. März mit der jeweiligen Zahl der Fälle zwei Wochen später. So lange dauert es, bis die Effekte der Maßnahmen statistisch sichtbar sind.
Aus diesem Grund können die Wissenschaftler aktuell nicht abschätzen, welche Folgen die Lockerungen vom 11. Mai haben. Sie haben aber mehrere Szenarien berechnet. Im schlechtesten Fall sind die aktuellen Hygienebestimmungen weitgehend wirkungslos. Dann droht im Juni der Beginn einer zweiten Infektionswelle, die ab Anfang Juli das Niveau von Mitte März erreichen könnte.
Hallenser Forschungsfirma: Wirkstoff hemmt Vermehrung von Corona
Das Unternehmen Immunic Research arbeitet derzeit in seinen Labors in Halle an einem Wirkstoff, der auch gegen Corona eingesetzt werden könnte. Imu-838 hemmt in den von Corona befallenen Zellen ein bestimmtes Enzym. Denn die Viren werden aus bestimmten RNA-Bausteinen zusammengesetzt. Das Enzym DHODH sorgt dann eigentlich für Nachschub. Es kann aber durch Imu-838 gebremst werden. Dadurch wird auch die Vermehrung der Viren verlangsamt.
Der Wirkstoff wurde bereits gegen andere Viren getestet, unter anderem gegen das HI-Virus. Laborversuche in Zellkulturen haben jetzt gezeigt, dass IMU-838 auch gegen Coronaviren wirksam ist. Eine klinische Phase-2 Studie soll zeigen, ob der Wirkstoff zur Therapie der Covid-19 bei Menschen eingesetzt werden kann.
Immunic ist ein internationales Unternehmen mit Sitz in New York, Melbourne, München und Halle. Zur Ansiedlung in der Saalestadt kam es wegen der räumlichen Nähe zum Fraunhofer Institut für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig und Halle.
Münchner Cluster: Meiste Ansteckungen im direkten Umfeld
Die ersten Corona-Infizierten in Deutschland sind Mitarbeiter eines bayrischen Autozulieferers und deren Angehörige. Ende Januar stecken sich insgesamt 16 Personen in vier Infektions-Generationen mit Sars-CoV-2 an. Die Gesundheitsämter isolieren die Betroffenen und überprüfen insgesamt 241 Kontakte. Die Infektionskette kann unterbrochen werden.
Im Fachjournal "The Lancet Infectious Diseases" beschreiben Merle M. Böhmer von Bayerischen Landesamt für Gesundheit und ihre Kollegen jetzt, das sogenannte Münchner Cluster abgelaufen ist. Die detailgenaue Analyse zeigt: Hier gingen nahezu alle Ansteckungen auf Kontakte im direkten Umfeld zurück. Waren Infizierte mit weiteren Menschen zusammen in Isolation, beispielsweise mit ihrer Familie, lag die sogenannte Attack-Rate bei 75 Prozent. Das bedeutet, 75 Prozent derjenigen, die dem Virus ausgesetzt waren, haben sich auch angesteckt. Waren Infizierte von ihrem Haushalt isoliert, beispielsweise im Krankenhaus, lag die Attack-Rate nur noch bei 10 Prozent. Bei Kontakten außerhalb der Haushalte, also etwa bei der Arbeitsstelle, lag das Ansteckungsrisiko nur noch bei 5 Prozent.
15.05.2020
Corona ist ein Multiorganvirus
Mediziner vom Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf zeigen jetzt in einer Studie: Corona graift nicht nur die Atemwege an. Bei Patienten, die an Covid-19 gestorben sind, wurden zahlreiche Organe geschädigt. Vor allem Nieren wurden angegriffen, was Auffälligkeiten bei genommenen Urinproben erklärt. Wie ihre Kollegen aus Göttingen leiten auch die Hamburger Forscher aus diesen Erkenntnissen neue Möglichkeiten ab, frühzeitig auf bevorstehende schwere Verläufe von Covid-19 aufmerksam zu werden. Ihre Ergebnisse präsentieren die Forscher im New England Journal of Medicine.
Katzen können andere Katzen anstecken
Forscher an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität von Wisconsin haben in einer Studie nachgewiesen, dass mit Sars-CoV-2 infizierte Katzen gesunde Tiere anstecken können. In einem Laborversuch hatten die Wissenschaftler zuerst drei Katzen mit dem Virus infiziert. Einen Tag später brachten sie in jeden der drei Käfige je eine nicht infizierte Katze. Nach zwei Tagen wurde bei einer der nichtinfitzierten Katzen Sars-CoV-2 nachgewiesen, nach sechs Tagen waren alle infiziert. Allerdings fanden die Forscher die Viren nur am Nasenabstrich, nicht rektal.
Die Forscher raten Menschen mit COVID-19-Symptomen, den Kontakt mit Katzen zu vermeiden. Sie raten Katzenbesitzern auch, ihre Haustiere im Haus zu halten, um den Kontakt ihrer Katzen mit anderen Menschen und Tieren zu begrenzen. Alle Katzen aus dem Versuch haben das Virus überstanden. Sie zeigten auch keine Anzeichen einer Erkrankung. Die Ergebnisse der Studie sind im New England Journal of Medicine veröffentlicht worden.
14.05.2020
WHO: Coronavirus verschwindet vielleicht nie wieder
Der Nothilfekoordinator der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist skeptisch, dass das neue Coronavirus nach der rasanten Ausbreitung rund um den Globus noch eliminiert werden kann. "Dieses Virus kann in der Bevölkerung heimisch werden, es kann sein, dass es nie mehr verschwindet", sagte Michael Ryan am Mittwochabend in Genf.
Auch HIV, das Virus, das die Immunschwächekrankheit Aids auslöst, sei nie wieder verschwunden. Im Fall von HIV sei es der Welt gelungen, Medikamente und Präventionsmaßnahmen zu schaffen, so dass das Virus seinen Schrecken verloren habe. "Ich will die Krankheiten nicht vergleichen, aber wir müssen realistisch sein", sagte Ryan.
Studie: Jugendliche fühlen sich in Krise nicht gesehen
Jugendliche fühlen sich in der Corona-Krise einer neuen Studie zufolge zu wenig beachtet und in ihren Sorgen zu wenig wahrgenommen. Fast die Hälfte der Befragten bezweifelt, dass ihre Sorgen gehört werden, wie die bundesweite Studie "JuCo" der Universität Frankfurt und der Universität Hildesheim ergab. Die Lage sei paradox: Einerseits seien Schulen seit Wochen geschlossen und der vertraute Alltag von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt. Andererseits hätten Jugendliche den Eindruck, ausschließlich als Schülerinnen und Schüler wahrgenommen zu werden. Zu politischen Entscheidungen fühlten sie sich nicht gehört. Für die Studie wurden 5.100 Online-Fragebögen von Menschen zwischen 15 und 30 Jahren wurden ausgewertet.
13.05.2020
Schwerer Verlauf von Corona kündigt sich im Urin an
Göttinger Mediziner um Oliver Gross berichten im renommierten Fachjournal The Lancet von einer neuen Methode, schwere Verläufe der Covid-19 frühzeitig zu erkennen und entsprechend gegensteuern zu können. Demnach kündigen sich schon mehrere Tage vor dem Einsetzen von Atembeschwerden Veränderungen im Urin der betroffenen an. Dort finden sich rote und weiße Blutkörperchen, sowie das Eiweiß Albumin. Die drei Werte zeigen laut den Forschern an, dass die Nieren und die Blutgefäße bereits geschädigt sind und offenbar porös werden. Das passt zur Vermutung, dass es sich bei einer schweren Covid-19 nicht nur um eine Lungenentzündung handelt, sondern um eine Körperweite schwere Gefäßerkrankung. Ein frühzeitiger Urintest kann mit weiteren Tests überprüft werden. Mehren sich die Zeichen auf eine Gefäßerkrankung, können Ärzte mit entsprechenden Kreislaufmedikamenten und Gerinnungshemmern gegensteuern und so viele Todesfälle verhindern.
Gross und seine Kollegen schildern in The Lancet mögliche Handlungspfade, die nach dem Urintest von behandelnden Ärzten eingeschlagen werden können. Diese Methoden werden derzeit in mehreren Studien überprüft.
Hallenser Mediziner erforschen Immunantwort auf Sars-CoV-2
Warum reagieren Menschen so unterschiedlich auf das neue Coronavirus? Warum verläuft bei den einen die Erkrankung tödlich, während andere gar keine Symptome ausbilden? Ein Team um Professorin Mascha Binder vom Universitätsklinikum Halle sucht die Antwort auf diese Frage im Immunsystem der Menschen. Zusammen mit Forschern der Medizinischen Hochschule Hannover sammeln sie Blutproben von Covid-19 Patienten, über 100 davon haben sie bereits. "Wir vergleichen Proben von Menschen, die genesen sind und die uns aus allen Teilen Deutschlands zugesendet werden, mit Proben von Patientinnen und Patienten mit schweren Verläufen", erklärt Binder. Dabei wollen die Wissenschaftler sogenannte Immunsignaturen finden.
Binder und ihre Kollegen hatten diese Forschung zuvor bei Krebspatienten gemacht. Auch dort hat das Immunsystem entscheidenden Einfluss auf den Krankheitsverlauf. "Die virus-infizierte Zelle ist in ihrem Verhalten einer Krebszelle sehr ähnlich. Beide versuchen, sich vor der Immunantwort des Organismus zu verstecken und sich der immunologischen Kontrolle zu entziehen", sagt Binder.
Cannabis gegen Corona
Der Cannabis-Wirkstoff Canabidiol (CBD) könnte den Coronaviren den Zugang in die menschlichen Zellen erschweren. Das ist die Idee von kanadischen Forschern, die sie in einer noch nicht begutachteten Studie vorstellen. Demnach hat CBD einen Einfluss auf den ACE2 Rezeptor, ein Enzym, das unter anderem in den Geweben der Atemwege, der Lunge und des Verdauungsapparats vorkommt. Das Sars-Coronavirus-2 dockt normalerweise an diesem ACE2 Rezeptor an und wird durch ihn in die Zelle geschleust. Wenn aber CBD den Rezeptor moduliert, könnte genau dieser Mechanismus lahmgelegt werden. Sars-CoV-2 würde einfach aus dem Körper ausgeschlossen.
12.05.2020
Lungenmediziner veröffentlichen Ratgeber-Broschüre für Risikogruppen
In Deutschland werden viele strenge Schutzmaßnahmen zur Eindämmung von Corona gelockert. Viele Menschen mit Vorerkrankungen fragen sich deshalb, ob sie ein höheres Risiko haben, bei einer Infektion mit dem Saras-Coronavirus-2 einen besonders schweren oder sogar tödlichen Krankheitsverlauf zu erleiden. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie, also Lungenmedizin, hat dazu eine Broschüre herausgegeben, in der die wichtigsten Erkenntnisse über Risikopatienten knapp zusammengefasst werden. Sie zeigt: Nicht jeder Mensch mit geschädigten Atemwegen gehört automatisch zur Risikogruppe.
Ein hohes Risiko tragen einerseits die bereits bekannten Gruppen wie Senioren über 65 Jahren mit Diabetes oder Schädigungen am Herz-Kreislauf-System, Menschen mit schwerem Übergewicht und solche mit chronischen Erkrankungen an Lungen, Nieren und Leber. Asthmatiker hingegen, die gut auf sogenannte inhalative Steroide (ICS) eingestellt sind, könnten sogar einen Vorteil haben. Es gibt Vermutungen, dass die ICS vor einem schweren Verlauf einer Covid-19 schützen. Die Broschüre gibt darüber hinaus auch Hinweise für Menschen mit COPS, Mukoviszidose und solchen, die mit einer Spender-Lunge leben.
Corona-Symptome bei Kindern
Bei mehreren chinesischen Kindern zeigte sich Covid-19 zunächst als Magen-Darm-Infekt. Chinesische Mediziner glauben deshalb, dass Schmierinfektionen doch eine Rolle für die Übertragung von Corona spielen. Dass Corona Magen und Darm befällt, sei nicht erstaunlich. Schließlich dringe das Virus über die ACE2 Rezeptoren in menschliche Zellen ein und diese gebe es sowohl in der Lunge als auch im Darm. Die Ärzte vermuten auch, dass die Infektion des Verdauungstrakts auf die bislang nicht bestätigte Möglichkeit hinweist, dass Corona doch auch über die sogenannte Schmierinfektion übertragen werden kann. Bei dieser Kontaktinfektion werden Erreger über Berührungen von Mensch zu Mensch oder über Gegenstände weiter gereicht.
11.05.20120
Europäische Arzneimittelbehörde empfiehlt Remdesivir-Einsatz
Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA empfiehlt den Einsatz des noch nicht als Medikament zugelassenen Mittels Remdesivir außerhalb klinischer Studien (compassionate use). Das Medikament des US-Unternehmens Gilead könne bei Patienten angewandt werden, die nicht auf Beatmungsgeräte angewiesen seien, teilt die EMA mit. Remdesivir war ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt worden. Erste Studien brachten ermutigende Ergebnisse, dass das Mittel erfolgreich bei der Behandlung der vom Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 eingesetzt werden könnte. Bislang gibt es weder ein Heilmittel noch einen Impfstoff gegen das Virus.
Männer stärker betroffen - Enzym ACE könnte schuld sein
Warum erkranken Männer häufiger schwer an der durch das Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelösten Krankheit Covid-19 als Frauen? Eine Erklärung dafür dürfte eine signifikant höherer Konzentration eines bestimmten Enzyms in ihrem Blut sein, hat eine Studie von niederländischen Forschenden ergeben. Der niederländischen Studie zufolge haben Männer höhere Konzentrationen von "Angiotensin-konvertierendes Enzym 2" - kurz ACE2 - im Blut als Frauen. Da dieses Enzym es dem Coronoavirus ermöglicht, gesunde Zellen zu infizieren, kann das erklären, warum Männer anfälliger für Covid-19 sind, schreiben die Forschenden.
Bessere Nachrichten haben sie indes für Blutdruck-Patienten. Menschen mit Blutdruckproblemen, die ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Blocker (ARB) einnehmen, hätten keine erhöhten Konzentrationen des Enzyms ACE2 im Blut. Diese Medikamente müssen bei Covid-19-Patienten also nicht abgesetzt werden, wie frühere Berichte das empfohlen hatten, erläuterte Studienleiter Dr. Adriaan Voors, Professor für Kardiologie am Universitätsklinikum Groningen.
10.05.2020
Fehlende Gene könnten Corona für Schuppentiere harmlos machen
Pangoline, Schuppentiere aus Afrika, gelten als einer der möglichen Zwischenwirte, wie das neue Corona-Virus von Tieren auf die Menschheit übertragen wurde. (Das ist möglicherweise auf dem Lebensmittelmarkt in Wuhan passiert, wo Pangoline als seltende Delikatesse verkauft wurden). Forscher haben jetzt entdeckt, dass den Schuppentieren zwei bestimmte Gene fehlen, die bei anderen Säugetieren und Menschen das Immunsystem alarmieren, wenn ein Virus in den Körper eindringt. Dass Pangoline diese Immunreaktion offenbar nicht haben, sorgt wahrscheinlich dafür, dass sie keine Entzündungsreaktionen gegen Corona zeigen und das Virus einfach tolerieren.
Bei Menschen nimmt die Lungenkrankheit Covid-19 oft dann einen schweren Verlauf, denn das Immunsystem überreagiert und einen Zytokinsturm auslöst. Der bedroht die Lungenfunktion weit stärker, als die Viren. Die neuen Forschungsergebnisse zeigen eine weitere Therapiemöglichkeit gegen Corona auf: So könnten die Alarmgene medikamentös überbrückt werden, so dass es nicht zur überschießenden Reaktion des Immunsystems kommen kann.
Soziale Isolation durch Distanzregeln ist Gefahr für psychisch Kranke
Forscher der Uni Leipzig haben Studien gesichtet, in den die Folgen sozialer Distanzierungsmaßnahmen bei der Sars-1 Epidemie und nach den Mers-Ausbrüchen beschrieben wurden. Demnach besteht eine hohe Gefahr für alleinstehende Menschen, an Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen zu erkranken. Die Forscher empfehlen, über solche psychischen Folgen besser aufzuklären und mehr telemedizinische Therapieangebote für Betroffene bereitzustellen.
Politischer Rahmen für Impfstoff- und Medikamentenverteilung nötig
Weltweit wird aktuell an mehr als 100 verschiedenen Impfstoffen gegen Sars-CoV-2 geforscht. Mindestens ebenso viele Projekte entwickeln Medikamente gegen die Lungenkrankheit Covid-19. Die globale Pandemie sei allerdings nicht lösbar, wenn nicht zugleich Pläne ausgearbeitet würden, wie solche Medikamente nach ihrer Fertigstellung gerecht über die Welt verteilt würden, argumentiert der Gesundheitswissenschaftler Lawrence Gostin im Journal der American Medical Association. Und das könnte durchaus zum großen Problem werden: Während der A(H1N1) Grippepandemie im Jahr 2009 hätten reiche Länder praktisch alle Impfstoffvorräte aufgekauft. Aktuell hätten zahlreiche Länder Exportkontrollen eingeführt auf Schutzkleidung und Beatmungsgeräte. Im schlimmsten Fall sei zu befürchten, das ärmere Länder kaum Zugang zu Medikamenten gegen Corona bekämen, wodurch das Virus dort einerseits weiter zirkulieren und die Weltwirtschaft bedrohen würde. Andererseits würde das Anreize setzen, auch bei Informationen zur Entwicklung von Virus und Pandemie zurückhaltend zu sein, was ihrer Bekämpfung weiter erschweren würde.
Gostin plädiert also für einen weltweiten politischen Rahmenplan. Dafür gebe es große Anreize: Kein reiches Land könne sich sicher sein, dass die eigenen Impfstoffprojekte zuerst erfolgreich seien. Jeder Staat sei potenziell auf die Kooperation anderer Länder angewiesen. Ein solcher Rahmenplan müsste sicher stellen, dass alle Länder, die teilnehmen wollen, einen gleichberechtigten Zugang bekommen, dass partikulare kommerzielle und nationale Interessen beschränkt würden und dass multiple Organisationen von Regierungen, Wirtschaft, Geldgebern und Pharmazeuten eingebunden würden. Viel versprechende Vorbilder und Ansätze gebe es bereits: So hätten einerseits die G7 Staaten mit dem Advance Market Commitment gezeigt, wie weltweite Kooperation zur Impfung von Kindern möglich sein könnte. Im Rahmen dieses Abkommens wurden für 1,5 Milliarden Dollar drei Impfstoffe entwickelt, mit denen weltweit 150 Millionen Kinder geimpft werden konnten. Zudem weise der von der Europäischen Kommission auf den Weg gebrachte „Zugang zu Covid-19 Tools“ Accelerator in die richtige Richtung.
09.05.2020
Gesundheitsämter: Corona-Betroffene hatten weniger Kontakte
Die Kontaktbeschränkungen wirken. Corona-Betroffene haben seit Einführung der Maßnahmen oft deutlich weniger Kontaktpersonen in ihrer Ansteckungszeit getroffen, als vorher. Das zeigt eine Umfrage mehrerer deutscher Tageszeitungen und dem Science-Media-Center unter deutschen Gesundheitsämtern. Die Ämter verfolgen aktuell zwischen sechs und sieben Tage pro Woche teilweise im Schichtbetrieb die Kontakte von Infizierten. Laut einigen Ämtern haben die Infizierten im Schnitt etwa fünf Mal Kontakt zu anderen Menschen gehabt im Lauf der Zeit, in der sie selbst ansteckend waren.
Um wirksam Kontakte verfolgen zu können, haben die Ämter ihr Personal massiv aufgestockt. Aktuell bekommen sie Unterstützung von einigen medizinischen Teams der Krankenkassen und der Bundeswehr, Studenten, Hygiene-Scouts vom Robert Kocht-Institut und durch zahlreiche Mitarbeiter anderer Ämter. Mitunter helfen sogar örtliche Polizeibehörden bei der Kontaktermittlung und bei der Überwachung von Quarantänemaßnahmen.
Unterstützung durch Lehrer wichtiger als durch elektronische Medien
Wie stark belastet Eltern, dass sie sich um den Grundschulunterricht ihres Kindes kümmern müssen? Das wollten Forscher um Raphaela Porsch von der Uni Magdeburg bei ihrer Studie zum Thema Homeschooling in Zeiten von Covid-19 wissen. Jetzt liegen erste Ergebnisse der Befragung vor. Demnach zählt für Eltern vor allem die Unterstützung von der Schule. Digitale Medien empfanden sie dagegen als weniger wichtig.
Fast alle Grundschulen hatten Aufgaben in Mathematik und Deutsch bereitgestellt, zwei Drittel auch im Sachunterricht. Die Hälfte der Lehrer verteilte die Aufgaben per E-Mail, 15 Prozent nutzen Briefe, die übrigen bedienten sich verschiedenen Wegen, vom Smartphone bis zum Download über die Homepage der Schule. Die Kinder waren in der Regel zwei bis drei Stunden pro Tag mit den Aufgaben beschäftigt. In der Hälfte der Fälle übernahm nur einer der beiden Elternteile die Betreuung, bei der anderen Hälfte teilten sich die Partner die Verantwortung. Ein Drittel der Eltern gab an, außer den Aufgaben keine weitere Unterstützung durch die Schule bekommen zu haben. Zwei Drittel hingegen konnten im Zweifelsfall den Lehrer kontaktieren und nachfragen. Nicht einmal zwei Prozent der Kinder nutzte Unterstützungsangebote wie Videochats.
Deutschlandweit hatten rund 4000 Befragte zwischen dem 25. März und dem 25. April über einen Onlinefragebogen Auskunft gegeben.
08.05.2020
Urin: Nierenentzündung als Covid-19-Indikator
- Ein Urintest soll helfen, frühe Warnzeichen des Körpers für einen schweren Covid-19 Verlauf zu erkennen. Anhand eines Urintests und drei weiteren Indikatoren hat ein Medizinteam der Universitätsmedizin Göttingen einen Leitfaden zur Früherkennung entwickelt. Schon Tage bevor Lunge und andere Organe versagen, könnten lebensbedrohliche Verschlechterungen erkannt werden. Aus Sicht der Göttinger gibt es dafür vier Parameter, drei Albumin-Analysen und den Urintest. Sobald einer davon schwer verändert sei, bestehe ein hohes Risiko, dass sich die Erkrankten auf Normalstation zeitnah verschlechtern, sagt Erst-Autor der Publikation, Prof. Dr. Oliver Gross. Dann müssten sie auf die Intensivstation verlegt werden. Bei Behandlungen von Covid-19-Erkrankten war dem Medizinpersonal aufgefallen, dass im Vorfeld der Verschlechterung vorher die Nieren betroffen waren. Gewebsuntersuchungen an Verstorbenen unterstützen diese Vermutung. Ob der Leitfaden, den die Götttinger vorgelegt haben, hilft, die Krankenversorgung von Covid-19-Erkrankten zu verbessern, wird in einer großen Beobachtungsstudie an mehreren deutschen Unikliniken untersucht.
Covid-19 Begrenzung: "Wir haben eine Chance verpasst"
- Während in Deutschland die Beschränkungen des öffentlichen Lebens zur Eindämmung des neuen Coronavirus wieder Schritt für Schritt zurückgenommen werden, steigt erneut die Zahl der täglichen Neuerkrankungen mit Covid-19. War die Öffnung also verfrüht? Dieser Meinung sind jedenfalls Professor Michael Meyer-Hermann vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig und Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen sagt. "Meiner Meinung nach hat die Politik eine Woche zu früh entschieden", sagt der Wissenschaftler. Wären die Maßnahmen noch ein paar Wochen strikt geblieben, hätte man viel entspannter in die Öffnung gehen können.
07.05.2020
Heinsberg-Studie: Dunkelziffer falsch geschätzt?
Mehrere Wissenschaftler haben gegenüber dem SWR Kritik an den Berechnungsmethoden der Heinsberg-Studie geäußert. Wissenschaftler der Universität Bonn hatten in dem von der Epidemie besonders betroffenen Ort Gangelt im Kreis Heinsberg (Nordrhein-Westfalen) eine groß angelegte Untersuchung durchgeführt. Kritiker bemängeln nun die fehlerhafte Hochrechnung der Zahlen aus Gangelt auf ganz Deutschland. Demnach muss man als Ergebnis der Schätzung eine deutlich weitere Spanne für die Dunkelziffer angeben. Die Zahl der möglichen Infizierten in Deutschland läge dann, so die vom SWR befragten Wissenschaftler, wahrscheinlich mindestens bei knapp einer Million, könne aber auch bis zu fünf Millionen Menschen umfassen. Die korrekte Nachberechnung anhand der veröffentlichten Studien-Daten ergibt eine deutlich ungenauere Dunkelziffer-Schätzung, als sie vom Studienleiter der Öffentlichkeit gegenüber präsentiert wurde.
Einzigartige Stelle auf dem Virus macht Sars-CoV-2 so gefährlich
Um Medikamente und Impfstoffe gegen das neuartige Corona-Virus zu entwickeln, muss man verstehen, wie das Virus überhaupt funktioniert. Das heißt, wie es in die Zellen gelangt und sich dort ausbreitet. Wissenschaftler aus Göttingen haben die Schaltstelle auf dem Virus gefunden, die das Sars-CoV-2 so gefährlich für uns macht.
Forscher finden Antikörper
Ein Forschungsteam des HZI hat einem Bericht der "Braunschweiger Zeitung" zufolge Antikörper gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 gefunden, die das Virus am Eindringen in Zellen hindern können. Dafür hätten sie 6.000 künstlich hergestellte menschliche Antikörper analysiert, sagte HZI-Virologe Luka Cicin-Sain. Darunter seien mehr als 750 Antikörper gewesen, die an das Coronavirus andocken können. Das ist die Grundlage dafür, dass sie das Virus bekämpfen können. Das Forschungsteam will die Antikörper nun an Zellkulturen auf ihre Wirksamkeit testen. Ziel sei es, ein Medikament herzustellen, um schwer erkrankte Corona-Patienten behandeln zu können. Man spricht bei diesem Wirk-Prinzip von einer Passiv-Immunisierung.
Aktueller Stand:
06.05.2020
Supercomputer: Hepatitis-C-Medikamente auch bei Covid-19 wirksam
- Können Medikamente gegen Hepatitis C auch bei Covid-19 wirken? Das vermuten Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, die mit Hilfe eines Supercomputers die Bindefähigkeit von 42.000 verschiedenen Substanzen an Sars-Cov-2 Proteine simuliert hatten. Ergebnis: Substanzen aus vier Hepatitis-C-Medikamenten (Simeprevir, Paritaprevir, Grazoprevir und Velpatasvir) können den Berechnungen zufolge mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr stark an SARS-CoV-2 anbinden und Ansteckungen verhindern. Auch ein in Asien bereits gegen verschiedene andere Erkrankungen verwendeter Naturstoff aus dem Japanischen Geißblatt (Lonicera japonica) gilt den Berechnungen zufolge als erfolgversprechend. Die Ergebnisse der Simulationen müssen nun durch Laborexperimente und klinische Studien überprüft werden, sagt Studienleiter Prof. Dr. Thomas Efferth. Die WHO hat die Studie hier veröffentlicht.
Blutproben aus Diabetes-Studie für Corona-Forschung nützlich
- So kann man in der Forschung auch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Das Helmholtz-Zentrum in München, das Kinder in Bayern auf ein Frühstadium von Typ-1-Diabetes testet, nutzt Blutproben, die seit August 2019 gezogen wurden und in den kommenden zwei Jahren werden, auch für die Corona-Forschung. Konkret sind das 65.000 Stück, die auf Antikörper gegen SARS-CoV-2 getestet werden sollen. Daraus erhoffen sich die Forschenden Erkenntnisse darüber, wie sich das Virus verbreitet und ob es je nach Region, Alter oder Geschlecht Unterschiede in der Ausbreitung gibt. Professorin Anette-Gabriele Ziegler, die die Diabetes Studie "Fr1da-plus" leitet, hofft, dass noch in diesem Herbst erste Ergebnisse vorliegen.
Reisebeschränkungen: So bremsen sie das Virus aus
- Es hätte sehr viel schlimmer kommen können. Das zeigt eine neuentwickelte mathematisch-epidemiologische Simulation der Corona-Pandemie von Forschenden der Stanford University. Die tief roten Bereiche auf ihrer Grafik stehen für Millionen von Menschen, die mit dem Coronavirus infiziert sein könnten, hätte es keine strengen internationalen Reiseverbote gegeben. Ihrem Modell zufolge spielt die Mobilität bzw. der Reiseverkehr eine entscheidende Rolle bei der Ausbreitung des Virus. Ihre Untersuchung haben sie im Fachmagazin Computer Methods in Biomechanics and Biomedical Engineering veröffentlicht. Darin haben sie erforscht, wie sich die Begrenzung des Flugverkehrs in den 27 EU-Ländern auf die Ausbreitung der Krankheit Covid-19 ausgewirkt hat.
-Heinsberg-Studie: Jeder fünfte Corona-Infizierte hatte keine Symptome
Seit Wochen wird über die Heinsberg-Studie diskutiert, die den ersten großen Corona-Ausbruch in Deutschland untersucht hat. Jetzt haben die Forscher ihre Daten erstmals schriftlich vorgelegt. Die zeigen: Über 20 Prozent der Infizierten hatten keine Symptome. Damit lag die Sterberate niedriger als bisher geschätzt: bei etwa 0,36 Prozent aller Infizierten.
Das Gesamtbild zeigt: 15 Prozent der untersuchten Personen waren bereits mit dem Virus infiziert. Das Gesundheitsamt in Heinsberg war bislang davon ausgegangen, das drei Prozent der Bevölkerung vor Ort Corona hatten. "Daraus kann aber nicht gefolgert werden, dass auch 15 Prozent immun sind", stellt Virologe Hendrik Streeck klar. Auf Basis dieses Unterschiedes könne man nun bessere Schätzungen über die Dunkelziffer von Corona-Infektionen abgeben. Spannend an den Daten ist vor allem der Befund, dass 22,2 Prozent der Infizierten keinerlei Symptome erlebt haben. Hingegen berichten diejenigen, die an Karnevalssitzungen teilgenommen hatten, häufig über besonders viele Symptome und eher schwere Verläufe. "Lautes Sprechen und Singen ist offenbar mit mehr Infektionsweitergabe verbunden", sagt Gunther Hartmann von der Universität Bonn, ebenfalls Autor der Studie.
05.05.2020
Berner Forscher klonen Coronavirus
- Wenn Wissenschaftler Medikamente und Impfstoffe gegen Corona entwickeln wollen, benötigen sie für ihre Versuche auch die entsprechenden Viren. Hierbei helfen Forscher der Uni Bern in der Schweiz weiter. Sie haben Sars-CoV-2 mit Hilfe von Hefekulturen geklont. Im Hochsicherheitslabor des Instituts für Virologie und Immunologie haben sie die Erbinformation des Virus auf einem künstlichen DNA-Strang nachgebaut. Diese Bauanleitung schleusten die Wissenschaftler in Hefezellen ein. Die Pilzkulturen produzierten dann funktionierende Corona-Viren.
Die Uni Bern hat das Hefesystem zum klonen von Viren bereits vor einiger Zeit entwickelt. So konnte es jetzt schnell auf die Produktion von Sars-CoV-2 ausgerichtet werden. „Wir haben es so optimiert, dass wir Coronaviren und andere Viren schnell klonen können“, sagt Jörg Jores von der Universität Bern. Über ihre Ergebnisse berichten die Forscher im Fachmagazin nature.
Italienischer Covid-19 Patient aus Uniklinik Leipzig entlassen
- Die Leipziger Uniklinik hat am Montag einen 57-jährigen Italiener entlassen, der wegen der Lungenkrankheit Covid-19 behandelt worden war. Er war Ende März in kritischem Zustand aus dem italienischen Bergamo nach Leipzig geflogen worden. Jetzt will er noch einige Wochen in Sachsen bleiben, um sich in einer Rehaklinik in Bennewitz von den Nachwirkungen von Corona zu erholen.
Ein anderer italienischer Patient der Uniklinik überlebte die Krankheit nicht. Auch zwei im Herzzentrum behandelte Italiener starben. Insgesamt waren acht Covid-19 Patienten aus Italien in Sachsen behandelt worden.
04.05.2020
Luft wird weltweit besser durch Corona
- Die Luftverschmutzung hat weltweit deutlich nachgelassen, seitdem die meisten Länder wegen Corona in den Lockdown gegangen sind. Zu diesem Ergebnis kommen norwegische Forscher, die Daten aus 27 Ländern gesammelt haben. Für Stickoxide, Feinstaub und Ozon werten sie die Aufzeichnungen von über 10.000 Messstationen und Satelliten aus. Diese Daten bereinigten sie um Wettereffekte und verglichen sie mit den Werten aus dem gleichen Zeitraum in 2019. Demnach sank die Belastung mit Stickoxiden um 29 Prozent und die des bodennahen Ozons um 11 Prozent. Beim Feinstaub schwankten die Werte zwischen einer Abnahme um 28 Prozent, an anderen Orten aber sogar einer Zunahme um 10 Prozent. Hier spielen allerdings Wetterbedingungen eine große Rolle.
Bezieht man die Berechnungen zu Todesfällen durch Luftverschmutzung ein, ergibt sich aus der jetzt weniger verschmutzten Luft ein statistischer Rückgang von 7400 vorzeitigen Todesfällen. Auch seien vermutlich 6600 Kinder weniger an Asthma erkrankt. Die derzeitige durch Corona verursachte Wirtschaftskrise sei zwar in keinem Falle wünschenswert, schreiben die Forscher. Aber sie zeige, wie stark die üblicherweise übersehene Krise der Luftverschmutzung sei.
Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn: Hinweis auf Covid-19?
Kann verändertes Geruchs- und Geschmacksempfinden ein Hinweis auf eine Corona-Infektion sein? Das will eine Gruppe internationaler Riech- und Schmeckforscher herausfinden. Bislang gelten trockener Husten und Fieber als typische Symptome für eine Infektion mit den neuartigen Corona-Virus. Weil häufig auch über den plötzlichen Verlust von Riech- und Schmecksinn berichtet wird, wird das nun als mögliches Symptom für eine Infektion mit Covid-19 erforscht, und zwar mithilfe einer Online-Studie. Die Forscher, zu denen auch ein Spezialist der Technischen Universität gehört, wollen zum Beispiel herausfinden, ob der Verlust des Geruchssinns ein häufiges Symptom ist, ob er mit dem Schmeckverlust Hand in Hand geht und wie wie lange diese Symptome anhalten. Der Onlinefragebogen soll in 20 Sprachen auszufüllen sein. Hier finden Sie die Online-Studie.
Können unsere Fledermäuse das neue Corona-Virus übertragen?
- Dass Fledermäuse ein breites Spektrum an Viren in sich tragen, ist unstrittig. Ob sie auch zur aktuellen Corona-Pandemie beigetragen haben, ist nicht eindeutig bewiesen - aber auch nicht widerlegt. Wenn sie doch Ursprung des Covid-19 auslösenden Erregers SARS-CoV-2 sind, wie gefährlich sind dann ihre bei uns heimischen Verwandten für Menschen? "Nach allem was wir wissen, geht von den heimischen Fledermäusen keine Gefahr für diese Erkrankung Covid-19 aus", sagt Wigbert Schorcht, Biologe und Fledermausforscher.
03.05.2020
Sars-CoV-2-Viren vermehren sich auch im Darm
- Forschungsergebnisse aus den Niederlanden könnten erklären, warum bei vielen Covid-19 Patienten Symptome wie Erbrechen und Durchfall auftreten und das Virus oft in Stuhlprobenfen gefunden wird. Das Sars-CoV-2-Virus vermehrt sich der Studie zufolge nämlich auch im Darm. Ein Forschungsteam des Hubrecht-Instituts, des Erasmus MC und der Universität Maastricht hatte das Virus anhand von Zellkulturmodellen in vitro vermehrt und die Reaktion der Zellen überwacht.
Dabei zeige sich klar, dass SARS-CoV-2 sich in Zellen des Magen-Darm-Trakts vermehren kann, sagt Bart Haagmans von der Erasmus Universität in Maastricht und fügt hinzu: "Wir wissen aber noch nicht, ob SARS-CoV-2, das im Darm von COVID-19-Patienten vorkommt, eine bedeutende Rolle bei der Übertragung spielt." Das solle unbedingt untersucht werden. Bislang war unklar, ob sich die neuartigen Corona-Viren auch Zellen im Darm infizieren und dort auch vermehren können. Die Studienergebnisse aus den Niederlanden wurden im Fachmagazin Science veröffentlicht.
02.05.2020
Hamburg: Immuntherapie mit Blutplasma gesundeter Covid-19 Patienten
- Helfen Antikörper aus dem Blut gesundeter Covid-19 Patienten? In Hamburg startet am Montag eine neue Immuntherapie. Dabei erhalten Patienten mit schwerem Corona-Verlauf Blutplasma von Menschen, die das schon überlebt haben. Die Antikörper im Blutplasma sollen bei COVID-19-Patienten das neuartige Coronavirus neutralisieren und helfen, den Kranken eine eigene Virusabwehr aufzubauen, sagt der Hamburger Spezialist, Prof. Dr. Dirk Arnold.
Dazu sucht Hamburg jetzt Blutplasmaspender. Das Material für die Covid-1p Patienten wird vor dem Einsatz auf Viren, wie z. B. HIV, HCV und HBV getestet. Werden keine gefunden, wird der Gehalt an Sars-CoV-2-Antikörpern (sog. IgG) bestimmt. Nur wenn der genesene Spender genügend IgG-Antikörper gebildet hat, kann das Plasma bei schwerstkranken Patienten eingesetzt werden. Die Hamburger Gesundheitsbehörde hatte dem Antrag der Asklepios Spezialisten auf Herstellung des sogenannten Rekonvaleszenten-Plasmas als Arzneimittel kurzfristig erlaubt. Bei der Telefonhotline des Blutspendediensts Hamburg wird unter 040/ 20 00 22 00 geklärt, ob jemand als Blutplasma-Spender für diesen Zweck in Frage kommt.
Hallenser Forschung: Neue Corona-Nachweis-Methode
- Eine Hallenser Arbeitsgruppe hat eine neue Methode zum Nachweis von Covid-19 entwickelt. Dabei gurgeln die Patienten mit einer flüssigen Lösung, die nach dem Gurgelvorgang in einem Massenspektrometer analysiert wird. Dabei können auch Virusproteine gefunden werden. In einem nächsten Schritt muss jetzt geprüft werden, ob diese Tests wirklich zuverlässig sind. Gelingt das, könnten die Hallenser Methode in mehreren Monaten die bisher gängigen PCR-Tests ergänzen.
Covid-19 Behandlung: USA erlauben Remdesivir
- Die USA haben eine Ausnahmegenehmigung für den Einsatz des Ebola-Medikaments Remdesivir bei Corona-Patienten erteilt. Eine klinische Studie hatte gezeigt, dass Remdesivir die Genesung um mehrere Tage beschleunigen kann. Unbekannt ist weiter, ob das Mittel auch die Sterblichkeit durch Covid-19 verringert und ob es bei Stadien verschiedenen Schweregraden der Krankheit auch verschieden wirkt.
01.05.2020
Studie: Musik in Zeiten von Corona
- Das Max Planck Institut für empirische Ästhetik hat eine neue Studie gestartet: Was bedeutet uns Musik in den Zeiten während der Corona-Krise? Wie verändern die Einschränkungen im Alltag unser Musiknutzungsverhalten? Die Studie kann man online machen, man sollte aber mindestens eine knappe halbe Stunde Zeit mitbringen. Man gerät nämlich leicht ins Nachdenken und Gedanken schweifen lassen, wenn man beantworten soll, welche Motive man fürs Musik hören hat, welche man vor Corona gehört hat und in welchen Situationen, und welche derzeit.
Die Forschenden wollen unter anderem auch wissen, wie stark wir Streamingangebote von Online-Konzerten live und "aus der Konserve" nutzen, Zuhause allein oder mit anderen tanzen oder singen, Auge in Auge oder per Internet. Die Studie bietet so indirekt eine Auszeit vom Alltag, sie lässt uns reflektieren über unsere Musiknutzung und gibt unverhofft Anregungen, wo es überall Musik gibt, was wir vielleicht lange nicht mehr gehört haben. Und sie stellt den Zusammenhang her zwischen unserem derzeitigen Musiknutzungsverhalten und unserem für viele sehr veränderten Alltag. Hier geht es zur Studie.
Forschung in China: Hilfe durch Antikörper
- Viele Corona-Patienten sterben, weil ihr eigenes Immunsystem zu stark auf die Infektion mit Sars-CoV-2 reagiert. Ihre Lungen entzünden sich so stark, dass die Atemfunktion zusammenbricht. Chinesische Forscher berichten jetzt über eine sogenannte monoklonale Antikörpertherapie, die die Entzündungsreaktion verhindern und alle Probanden retten konnte. Die Studie liefert zwar weitere Hinweise dafür, dass Antikörpertherapien hilfreich sein können. Allerdings war auch hier die Zahl der Probanden niedrig und eine Kontrollgruppe fehlte.
Remdisivir: Doch ein Hoffnungsträger?
- Die Dauer der Behandlung von Covid-19-Patienten kann durch den Wirkstoff Remdesivir um ein Drittel verkürzt werden. Das hat eine US-Studie ergeben, zu der sich der führende US-Immunologe Anthony Fauci am Mittwoch geäußert hat und sagte: "Das könnte die Standardtherapie werden." Doch bis das Mittel im Kampf gegen das Coronavirus eingesetzt werden könnte, sind noch einige Fragen und eine Verwirrung um Remdesivir zu klären. Erst vor einer Woche hatte eine Mitteilung zu Remdesivir für Ernüchterung gesorgt. Darin hieß es, das ursprünglich gegen das Ebolavirus entwickelte Medikament tauge nicht, um die Folgen einer Covid-19- Erkrankung zu lindern. Doch die dahinterstehende klinische Studie aus China war vorzeitig abgebrochen worden.
cms/mdr/dpa/gp/ens
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 20. Januar 2020 | 19:30 Uhr
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