Ukraine-News Ukraine fängt russische Marschflugkörper ab

• Putin-loyale Motorradfahrer brechen in Richtung Berlin auf
• Zug nach Sprengung nahe der russisch-ukrainischen Grenze entgleist
• Russische Marschflugkörper angeblich aus Murmansk
• Berichte über ukrainische Vorbereitungen auf Offensive
• Ukrainische Luftabwehr schießt Flugkörper ab
• Weitere Nachrichten zum Ukraine-Krieg.

Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum überprüft werden können.

In der Region Saporischschja in der Zentralukraine haben sich russische und ukrainische Militärs im Tagesverlauf intensive Artillerieduelle geliefert. Dabei seien in dem von russischen Truppen besetzten Michailowka mindestens zwei Zivilisten getötet und 14 weitere verletzt worden, berichtete die russische Staatsagentur Tass unter Berufung auf örtliche Behörden. Die Angaben der Kriegsparteien ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Zudem sorgten neue Explosionen über der besetzten Schwarzmeer-Halbinsel Krim am Montag für Unruhe unter der dortigen Bevölkerung. Nach Darstellung russischer Medien wurde im Westen der Halbinsel eine ukrainische Drohne von der Flugabwehr abgeschossen.

Eine Gruppe von Putin-loyalen Motorradfahrern ist von Moskau zu einer Rallye aufgebrochen, die sie bis nach Berlin führen soll. Wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP beobachtete, startete die Kolonne am Samstag im Südosten der russischen Hauptstadt. Sie bestand aus hunderten Mitgliedern des Clubs Nachtwölfe, der Kreml-Chef Wladimir Putin vehement unterstützt. Mehrere Teilnehmer der Rallye trugen russische und sowjetische Fahnen. Einige hatten auf ihren Motorrädern den Buchstaben Z angebracht, der die vom Kreml offiziell als "militärische Spezialoperation" bezeichnete Offensive in der Ukraine symbolisiert.

Alexander Saldostanow vom Motorradclub Nachtwölfe bei einer Wahlkampfveranstaltung in Moskau. Bildrechte: IMAGO / ITAR-TASS

Die Rallye trägt den Namen "Die Routen des Sieges". Angeführt wird sie von Alexander Saldostanow, dem Chef und Gründer der Nachtwölfe, der sich als "Freund" Putins bezeichnet. Saldostanow ist wegen seiner Unterstützung für Russlands Annexion der ukrainischen Krim-Halbinsel im Jahr 2014 mit westlichen Sanktionen belegt.

Im westrussischen Gebiet Brjansk nahe der Grenze zur Ukraine ist nach Behördenangaben ein Güterzug nach einer Schienensprengung entgleist. "Es gibt keine Verletzten", teilte der Gouverneur der Region, Alexander Bogomas, am Montag auf seinem Telegram-Kanal mit. Der Vorfall ereignete sich nahe der Kleinstadt Unetscha, 140 Kilometer südwestlich von Brjansk.

Erst am Wochenende war ein Treibstofflager in der Hafenstadt Sewastopol auf der von Russland seit 2014 annektierten Halbinsel Krim durch eine Drohnenattacke in Brand geraten. Die Angriffe auf die Nachschublinien der Russen zur Unterbrechung der Treibstoff- und Munitionsversorgung dienen Beobachtern zufolge als Vorbereitung auf eine ukrainische Gegenoffensive. Der Beginn dieser Offensive wird bereits in den nächsten Tagen erwartet.

Bei Raketenangriffen in der Nacht und am frühen Morgen sind in der ukrainischen Region Dnipropetrowsk nach offiziellen Angaben mindestens 25 Menschen verletzt worden, darunter drei Kinder. Militärgouverneur Serhij Lyssak schrieb auf seinem Telegram-Kanal, in Pawlowhrad sei nach einem Treffer ein Feuer in einem Industrieobjekt ausgebrochen. Weitere 25 mehrstöckige Gebäude, 19 Einfamilienhäuser, fünf Geschäfte, sechs Schul- und Kindergartengebäude seien beschädigt. Auch im Umkreis der Stadt habe es Einschläge gegeben. So seien in einem Dorf fast 40 Wohnhäuser beschädigt worden. Sieben Raketen habe die Flugabwehr abgefangen.

Nach Angaben des Oberbefehlshabers der ukrainischen Armee, Walerij Saluschnyj, sind von russischen strategischen Bombern in der Nacht 18 Marschflugkörper abgefeuert worden. Neun seien von einer oder mehreren Tu-95 aus der Gegend von Murmansk gekommen und demnach auch entlang der finnischen Grenze geflogen, zwei weitere von zwei Tu-160 aus dem Raum des Kaspischen Meeres. Die meisten seien abgeschossen worden.

Bei russischen Raketenangriffen sind nach ukrainischen Angaben in der Region um Cherson im Süden ein Mensch getötet und drei verletzt worden. Von der dortigen Militärverwaltung hieß es, gestern habe es insgesamt 39 Attacken gegeben, die Stadt Cherson sei "achtmal" getroffen worden

Die jüngsten Angriffe kommen inmitten angeblicher Planungen für eine ukrainische Frühjahrsoffensive gegen die russischen Angreifer. Kiew hatte immer wieder betont, die russischen Truppen aus besetzten Gebieten im Süden und Osten vertreiben zu wollen. Hauptschauplatz der Kämpfe ist derzeit der Osten der Ukraine und weiter Bachmut.

Nach Darstellung des ukrainischen Militärs nimmt die Vorbereitung einer Frühjahrsoffensive gegen die russischen Angreifer zunehmend Gestalt an. Eine Sprecherin des südlichen Militärkommandos sagte laut ukrainischen Medien, die Unterwanderung russischer Logistik sei eines "der Elemente".

Mit Bezug auf ein Feuer, das vorgestern auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim ein Treibstofflager zerstörte, wird sie nun zitiert: "Diese Arbeit bereitet die breite, groß angelegte Offensive vor, auf die alle warten." Das ukrainische Militär hat sich nicht direkt bekannt, für das Feuer verantwortlich gewesen zu sein.

Am Freitag hatte der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow erklärt, die Vorbereitungen einer Gegenoffensive stünden vor dem Abschluss. Die ukrainischen Streitkräfte seien "zu einem hohen Prozentsatz bereit".

Die Luftabwehr der Ukraine hat nach Angaben des Militärs in der vergangenen Nacht 15 von 18 Raketen abgeschossen, die von russischen Flugzeugen aus gestartet worden seien. Die Kiewer Stadtverwaltung teilte mit, alle auf die Hauptstadt zielenden Raketen seien abgefangen worden. Die Luftabwehr der Ukraine war mit der Lieferung moderner Systeme durch die westlichen Verbündeten bis zuletzt weiter massiv verstärkt worden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in seiner abendlichen Videoansprache erklärt, er habe gestern mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron über ein neues Paket französischer Waffenhilfe für die Ukraine gesprochen und für die bisherige gedankt.

Er dankte Dänemark für die Lieferung von Haubitzen, Slowenien für gepanzerte Fahrzeuge, Spanien für Panzer und Deutschland für die geplante Lieferung weiterer Fahrzeuge und Granaten.

Von den USA kommen demnach weitere 1,25 Milliarden Dollar für den Staatshaushalt. Die Niederlande seien bereit, Soldaten an modernen Waffen auszubilden, Kroatien zu Versorgung und Pflege von verwundeten Soldaten, Italien zu Hilfe beim Wiederaufbau.

In den Regionen Kiew, Dnipropetrowsk und Sumy sind nach ukrainischen Medienberichten viele Explosionen zu hören gewesen. "Luftabwehrsysteme sind im Einsatz", schrieb die Kiewer Regionalverwaltung auf Telegram.

In der gesamten Ukraine ist nach Angaben der Rettungsdienste in der Nacht wieder Luftalarm ausgelöst worden. "Drohender Raketenangriff!", schrieb die Verwaltung der Hauptstadtregion Kiew bei Telegram.

Papst Franziskus hat gestern während seiner Rückreise aus Ungarn angedeutet, dass der Vatikan an einer Friedensinitiative beteiligt sei. "Derzeit läuft eine Mission, die aber noch nicht öffentlich ist", wurde er von Agenturen zitiert: "Wenn es so weit ist, kann ich mich dazu äußern."

Guten Morgen! In unseren Ukraine-News halten wir Sie über die Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem aktuellen Stand. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.

Quellen: u.a. AFP, dpa, Reuters, MDR