Arafats Thüringer "General" - Wo ist Udo Albrecht? Die Wehrsportgruppe und die Banküberfälle
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31. März 2019, 05:00 Uhr
Albrecht beginnt nach seiner Freilassung kein bürgerliches Leben, sondern macht dort weiter, wo er aufgehört hatte: Er gründet die "Wehrsportgruppe Ruhrgebiet". Vor allem durch kriminelle Aktivitäten macht die Gruppe auf sich aufmerksam. Neue Waffen-Depots werden angelegt und es wird an Waffen trainiert. Später relativiert Anwalt Schöttler die Angelegenheit: Die Wehrsportgruppe, so sagt er einer Zeitung, habe sich weder aus Neonazis noch aus Linksradikalen rekrutiert, sondern aus abenteuerlustigen Discogängern. Auch junge Frauen ("flotte Disco-Miezen") hätten zu der Gruppe gehört. Udo Albrecht habe die Gruppe kommandiert.
Am 3. April 1979 wird die Volksbank in der Bochumer Freudenbergstraße überfallen. Es ist das gleiche Muster wie bei der Bank in Holland: Albrecht dringt durch den Luftschacht zusammen drei Komplizen am frühen Morgen in die Bank im Schlachthof ein. Dort erwarten sie das Personal. Mit Pistolen zwingen sie das Personal, den Tresor zu öffnen. Die Beute: 54.000 D-Mark. Anschließend fesseln sie die beiden Angestellten, verkleben ihnen die Mund und sperren sie in einen Abstellraum. Mit dem Auto des Filialleiters flüchten sie. Es ist der letzte Raub der Gruppe.
Albrecht wird zufällig an der niederländischen Grenze in Gronau im April 1979 festgenommen. Der Haftbefehl folgt am 6. Juli 1979. Albrecht streitet ab, mit dem Banküberfall in Heek 1976 etwas zu tun zu haben. Er sei zu dieser Zeit im Nahen Osten gewesen. Ein ebenfalls inhaftierter Beschuldigter sagt vor dem Richter aus: "Ich habe den Albrecht falsch bezichtigt." Außerdem behauptet der Zeuge, dass die Staatsanwaltschaft ihm "zugesichert" habe, dass sein Verfahren eingestellt werde, wenn er Albrecht belaste. Da dieser ihn einst verraten habe, habe er Albrecht aus Rache schließlich belastet. Ein zweiter Zeuge, ebenfalls ein Häftling, nimmt eine frühere Aussage zurück und entlastet Albrecht. Er habe einst in Beirut Ärger mit Albrecht gehabt, deshalb habe er ihn später falsch beschuldigt. Auch der zuständige Staatsanwalt wird als Zeuge vernommen. Er gibt an, an die einzelnen Vernehmungen mit dem einen Zeugen keine genauen Erinnerungen mehr zu haben. In dem anderen Fall erklärt er, welche Absprachen über mögliche "Vorteile" er getroffen habe. Am Ende der Anhörung wird der auf Antrag von Verteidigung und Staatsanwaltschaft der Haftbefehl gegen Albrecht aufgehoben.
Anruf von Herrn "Jung"
Albrecht geht nach Dortmund. Dort bezieht er nach eigenen Angaben eine Dachkammer, wo er hauptsächlich Akten und persönliche Gegenstände lagert. Er befindet sich in einer finanziell schwierigen Situation. Er bittet den österreichischen Rechtsextremisten Peter Kienesberger, der gerade in Köln wegen Sprengstoffanschlägen vor Gericht steht, um Geld. Kienesberger gibt ihm 2.000 Mark. Ende 1979, so beschreibt Albrecht es später, ruft ein Herr "Jung" bei ihm an. Der Elektronikfachmann und Vertreter einer wirtschaftspolitischen Interessengruppe habe angegeben, in Belgien zu wohnen an Geschäften in den Nahen Osten interessiert zu sein. "Jung" schlägt ein Treffen in einem Frankfurter Hotel vor. Albrecht lässt sich darauf ein. "Jung" kommt mit einem schwarzen Koffer und macht auf Albrecht einen "etwas unehrlichen und unaufrichtigen Eindruck". "Jung" interessiert sich für die Lage in Beirut. Wie sicher ist die Stadt für Geschäftsleute und Investitionen? Beide vereinbaren, dass Albrecht die Lage erkundet und anschließend weitere Möglichkeiten besprochen werden.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 31. März 2019 | 06:00 Uhr