Eröffnungsfeier Kulturhauptstadt Chemnitz im Ticker: Show am Nischel läuft

• Mit der Open-Air-Show am Karl-Marx-Monument steht das nächste Programm-Highlight an.
• Zur Lokomotiv-Aktion "Mitziehen" ist der Publikumsandrang gewaltig.
• Die Demos am Rande der Eröffnungsfeiern sind bislang friedlich verlaufen.

Zwischen den Auftritten von Dilla, Anna Mateur, Paula Carolina werden Videos von Kindern an ein Hochhaus projiziert, die darüber sprechen, wie man miteinander umgehen und sprechen sollte.

Bundespräsident Steinmeier hat zu Beginn der Show am Nischel die Kulturhauptstadt Chemnitz für eröffnet erklärt. Er sagte: "Chemnitz und die Region werden im Scheinwerferlicht stehen, und ganz Europa schaut zu." In den Jubel aus dem Publikum mischten sich bei seinem Auftritt auch ein paar Pfiffe.

Das Festprogramm hat heute Zehntausende zu den Open-Air-Bühnen in die Innenstadt und zum "Programmschaufenster" der Kulturhaupstadt in die Stadthalle gelockt. Einige der schönsten Momente können Sie sich hier nochmal ansehen:

Um 19 Uhr beginnt die große Open-Air-Show am Karl-Marx-Monument. Sie gilt als Highlight der Feierlichkeiten zum offiziellen Start der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025. Geplant sind Auftritte unter anderem von Bosse, Paula Carolina und Fritz Kalkbrenner. Auch die "Tanzenden Nachbarn", eines von vielen Projekten der Kulturhauptstadt, werden auf der Bühne zu sehen sein. Die Show können Sie im Livestream verfolgen:

Um 19 Uhr beginnt das, was als Höhepunkt der Eröffnungsfeierlichkeiten angekündigt war: die große Show am Marx-Monument. Vor der Bühne haben 20.000 Menschen Platz, der Andrang ist auch hier groß.

Rund 120 Menschen ziehen seit 18 Uhr die historische Dampflokomotive "Hegel" an Seilen durch die Chemnitzer Innenstadt – ein Verweis auf Chemnitz' Industriegeschichte. Doch der Andrang ist so groß, dass die Lok kaum durchkommt.

Die Demonstrationen am Rande der Kulturhauptstadt-Eröffnung sind bis zum späten Nachmittag friedlich verlaufen. Nach Polizeiangaben gilt das für die Kundgebung der rechtsextremistischen Freien Sachsen wie für die Gegenkundgebungen. Die Teilnehmerzahlen gab die Polizei mit jeweils mehreren Hundert Menschen an.

Zu den Ermittlungen nach einer anonymen Bombendrohung gegen die Stadthalle am Morgen sagte ein Polizeisprecher, bei einer Durchsuchung der Halle sei "nichts Besorgniserregendes gefunden" worden. Man habe den Anschluss des Anrufers ermittelt.

Im Rosenhof stellen sich Initiativen und Vereine vor. Es gibt Essen und Getränke aus den verschiedensten Ländern: von Eritrea bis Bulgarien. Mit dabei ist der Verein "Brückenbauer Chemnitz". Mitglied Frank Schönfeld sagt, man wolle Geflüchteten die deutsche Sprache und Kultur vermitteln: "Wir helfen beim Lernen der Sprache und vor allem bei den Behördengängen." Der Chemnitzer Verein beteiligt sich auch am Kulturhauptstadtjahr – heute mit leckeren eritreischen Speisen.

Auch die "Brückenbauer" sind Teil der Kulturhauptstadt. Bildrechte: MDR/ Philipp Lakomy

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat in seiner Rede zur Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres in der Oper dazu aufgerufen, Chemnitz zu entdecken: "Wer Chemnitz bisher nicht gesehen hat, wer es nicht kannte, der hat bereits viel verpasst", sagte er beim offiziellen Festakt. Er lud dazu ein, die Region und die Menschen kennenzulernen und die kulturelle Vielfalt der Stadt zu entdecken.

Steinmeier wies in seiner Rede auch auf die Erfahrungen der Stadt mit Rechtsextremismus hin. Mit Blick auf die rechtsextremen Ausschreitungen 2018 komme es nun darauf an, in den Dialog zu treten, aus "Unterschieden zu lernen und gemeinsam etwas Zukunftsweisendes zu entwickeln."

"Ich freue mich sehr darauf, in Chemnitz das Ungesehene zu entdecken", sagt Glenn Micallef, EU-Kommissar für Generationengerechtigkeit, Jugend, Kultur und Sport, am Rande der Eröffnungsfeierlichkeiten zum Kulturhauptstadtjahr. In Chemnitz werde 2025 die gelebte Demokratie gefeiert, sowie das kulturelle Reichtum und die Diversität in der Europäischen Union. Micallef hofft, "Chemnitz aufblühen zu sehen und zu sehen, wie ganz Europa in diesem Jahr als Kulturhauptstadt nach Chemnitz kommt."

In der Chemnitzer Oper beginnt gleich der große Festakt, mit dem das Jahr als Kulturhauptstadt ganz offiziell eröffnet werden soll. Zu Gast ist hoher Besuch: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer haben sich angekündigt, ebenso Kulturstaatsministerin Claudia Roth und der EU-Kommissar Glenn Micallef. Sehe Sie hier den Mitschnitt des Festaktes.

Am Düsseldorfer Platz beginnt die Musikerin und Komikerin Anna Mateur ihren Auftritt und hat Tonprobleme. Sie nimmt es mit Humor: "Dor Gitarrist hat keen Monitor", ruft sie in breitem Sächsisch ins Mikrofon, "aber Hauptsache ich höre mich". Das Publikum lacht. "Das ist doch hier ein Boykott", ergänzt die sächsische Künstlerin, sichtlich belustigt von der kleinen Panne. Auch die vielen hundert Menschen im Publikum nehmen es mit Humor.

Andreas Dresen und Alexander Scheer haben mit ihrer Band die Bühne auf dem Neumarkt eröffnet. Sie begrüßten das Publikum mit: "Hallo Kulturhauptstadt!" Bei ihrem Auftritt gibt es auf dem Platz kaum noch ein Durchkommen. Die Band spielt Songs von Gerhard Gundermann, als letzten Song das Lied "Gras" sowie eine Zugabe – das Publikum klatscht begeistert mit. Applaus gibt es auch, als Alexander Scheer fragt: "Wo passt Gundermann besser hin als in die Arbeiterstadt Chemnitz?

Auch am Jakobikirchplatz läuft das Programm, unter anderem mit einem Trompetenquartett der Städtischen Musikschule Chemnitz. Auch der Platz ist gut gefüllt. Die Chemnitzerinnen und Chemnitzer scheinen ihre Kulturhauptstadt heute gebührend feiern zu wollen.

Gegen die Chemnitzer Stadthalle hat es am Morgen eine Bombendrohung gegeben. Wie ein Polizeisprecher dem MDR am Nachmittag mitteilte, ist inzwischen der Anschluss des Telefons ermittelt, von dem aus die Drohung abgesetzt wurde. Weitere Details sind noch nicht bekannt. In der Stadthalle läuft unterdessen das so genannte "Programmschaufenster" ungestört weiter, bei dem sich noch bis 18 Uhr zahlreiche Projekte der Kulturhauptstadt präsentieren. Nach Angaben von MDR-Reportern ist die Halle gut gefüllt, aber nicht übervoll.

Auf dem Stefan-Heym-Platz haben sich zahlreiche Menschen zu einer Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes gegen Rechtsextremismus versammelt. Nach Angaben von MDR-Reportern sind unter den Demonstrierenden Menschen von Jung bis Alt, die mit Trillerpfeifen gegen Rassismus protestieren. Die Veranstalter teilten dem MDR mit, man rechne mit weiterem Zulauf. Bisher ist die Rede von rund 1.000 Personen.

Zu einer Demonstration der rechtsextremen Freien Sachsen kamen laut MDR-Reportern rund 400 Menschen, 2.000 waren zuvor angemeldet worden. Wegen einer Blockade auf der Brückenstraße könnten die Teilnehmer derzeit nicht weiter laufen.

Um einen Stand des Bündnisses "Chemnitz steht auf", das seit Monaten Montagsdemos in Chemnitz organisiert, haben sich nach Schätzungen von MDR-Reportern lediglich rund 25 Personen am Moritzhof versammelt.

Bei 8 Grad, blauem Himmel und gleißendem Sonnenschein füllt sich die Innenstadt weiter mit Menschen. Darunter sind Familien mit Kindern ebenso wie ältere Leute. Einige sammeln sich vor den Bühnen, an denen das Programm bereits begonnen hat oder beobachten das Treiben von Freisitzen und Biergärten aus. Einzelne Läden beteiligen sich mit Kunstaktionen am Eröffnungsprogramm der Kulturhauptstadt. Besonders der Karl-Marx-Kopf und die historische Dampflok sind beliebte Fotomotive. MDR-Reporter Philipp Lakomy berichtet von "echt guter Stimmung".

In der Stadthalle präsentieren sich 60 Kulturhauptstadt-Projekte aus Chemnitz und der Region. Der Andrang ist groß. Unter den Besuchern sind viele Sprachen aus anderen Ländern zu hören. Noch bis 18 Uhr gibt es in der Stadthalle auf drei Bühnen im Zehn-Minuten-Takt welchselnde Vorstellungen. In einem Maker-Bereich können sich Gäste kreativ ausprobieren, 3D-Drucker testen oder Buttons gestalten. Im Foyer werden zudem mehrere Ausstellungen gezeigt.

Inzwischen ist auch die Dampflok "Hegel" in der Innenstadt angekommen. Sie wurde am Morgen mit einem Tieflader vom Sächsischen Eisenbahnmuseum zur Zentralhaltestelle transportiert und dort wieder abgeladen. Während sie langsam auf die Gleise gelassen wurde, sammelten sich immer mehr Schaulustige um die historische Lok – und applaudierten, als sie zum Stehen kam.

Die historische Dampflok aus dem Jahr 1886 soll am Abend von der Zentralhaltestelle zur Brückenstraße gezogen werden. Bildrechte: MDR/Philipp Lakomy

Ihren großen Auftritt hat die "Hegel" um 18 Uhr. Dann wird sie von 120 Freiweilligen im Rahmen der Aktion "Mitziehen" durch die Innenstadt gezogen. Dort bleibt sie den Abend über stehen, gegen 21 Uhr wird sie dann zurück ins Museum gebracht.

Um 17 Uhr beginnt an der Brückenstraße der Einlass für die Open-Air-Show am Karl-Marx-Monument, die um 19 Uhr startet. Die Veranstalter weisen darauf hin, dass es am Eingang Sicherheitskontrollen geben wird. Demnach ist das Mitführen von Glasflaschen, Waffen jeglicher Art und großen Schirmen untersagt, ebenso das Tragen politischer Symbole. Auf der Fläche mitgeführte Taschen und Rücksäcke dürften nicht größer sein als DIN A4. Größere Gepäckstücke könnten Besucherinnen und Besucher an Gepäckstellen am Johannisplatz und auf der Theaterstraße abgeben. 

Seit dem Morgen ist die Polizeipräsenz in der Stadt deutlich erhöht worden. Besonders in den Bereichen, wo ab 14 Uhr die Demonstrationen stattfinden, stehen vermehrt Polizeiwagen. Durch Gitter sind die verschiedenen Bereiche voneinander getrennt.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat die Bedeutung der Kulturhauptstadt Chemnitz für gemeinsame europäische Werte, Demokratie, Respekt und Dialog betont. Die Grünen-Politikerin sagte am Samstag in Chemnitz: "Alle, die das infrage stellen, werden sehen, dass sie eine kleine Minderheit sind." Sie sei zuversichtlich, dass Chemnitz vom Kulturhauptstadtjahr profitieren werde: "Wenn Kultur der Herzschlag unserer Demokratie ist, dann schlägt das europäische Herz heute und in diesem Jahr in Chemnitz." Das Programm unter dem Motto "C the Unseen" schaffe eine breite Beteiligung und Zusammenhalt. Es sei ein Zeichen, "dass wir zusammengehören", so Roth. 

Im Carlowitz-Center informieren die Organisatoren der Kulturhauptstadt bei einer internationalen Pressekonferenz über das Programm fürs Wochenende und für die kommenden Monate. Der Chemnitzer Oberbürgermeister sagte: "Wir wollen eine neue Seite im Geschichtsbuch von Chemnitz aufschlagen." Schneebergs Bürgermeister Ingo Seifert verglich die Kulturhauptstadt mit dem mittelalterlichen "Berggeschrey". Damals führte die Entdeckung von Silbererz zu einem Schub für die Region. Seifert erklärte, heute gelte es, den kulturellen Schatz zu entdecken und zu heben.

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, hat die Westdeutschen eingeladen, im Kulturhauptstadtjahr nach Chemnitz zu kommen. Der SPD-Politiker erklärte, Chemnitz habe mit Vorurteilen und Stigmatisierungen zu kämpfen, gerade nach den Ausschreitungen von 2018. Das Kulturhauptstadtjahr biete die Chance auf einen neuen, differenzierten Blick. Hier gebe es "viel Ungesehenes zu entdecken, ganz nach dem Motto 'C the Unseen'".

In der Innenstadt beginnt um 14 Uhr ein buntes Konzertprogramm auf drei Bühnen am Düsseldorfer Platz, bei der Jacobikirche und am Neumarkt. Dort treten unter anderem Alexander Scheer und Andreas Dresen mit ihrem Gundermann-Projekt auf. Sie sind dann auch am Abend noch einmal zu erleben, bei der großen Show am Nischel. Dort laufen die letzten Vorbereitungen und Soundchecks.

Parallel zur Eröffnung der Kulturhauptstadt haben Rechtsextremisten eine Demonstration angekündigt, außerdem sind mehrere Gegendemos angemeldet. Eine neue Recherche von WDR und MDR zeigt, wie führende Dortmunder Neonazis in den vergangenen Jahren Nordrhein-Westfalen verlassen haben und nach Sachsen gezogen sind. Dort führen sie ihre Ideologie weiter. Der Bekannteste von ihnen ist Michael Brück, der bei den Freien Sachsen seine neue politische Heimat gefunden hat und in Chemnitz das anwendet, was er in Dortmund gelernt hat. Dazu gehört auch, die Eröffnung der Kulturhauptstadt zu stören. Alle Hintergründe hier:

Nur noch wenige Stunden, dann soll die Party beginnen. Damit es nicht zum Verkehrschaos kommt, bleibt die Chemnitzer Innenstadt weitgehend autofrei. Zum Ausgleich fahren mehr Busse und Bahnen. Am Nachmittag sind außerdem mehrere Demonstrationen angemeldet. Einen Überblick bietet diese Karte. Alle Informationen für eine entspannte Anreise haben wir hier zusammengefasst:

Die Kulturhauptstadt Chemnitz will auch die gesamte Region einbeziehen. Passend zum Start eröffnet im nahen Oelsnitz eine neue Schau über den Bergbau in der Region. Eigentliche sollte die Ausstellung schon im vergangenen Jahr fertig werden, doch es gab technische Probleme. Die überarbeitete Dauerausstellung erzählt die gesamte Geschichte der Kohle unter anderem mit einem Raum, der an einen vorzeitlichen Urwald erinnert. Darüber hinaus soll der Mensch im Mittelpunkt stehen: Das Publikum kann in eine Kneipe einkehren oder die Namen der verunglückten Kumpel lesen. Es gibt aber auch eine voll funktionstüchtige Dampfmaschine und spezielle Angebote für Kinder – denn das Museum möchte alle Menschen einladen.

Am Nischel laufen nach wie vor die letzten Licht- und Kameraproben. Mit diesem fantastisch leuchtenden Karl-Marx-Kopf verabschieden wir uns für heute und freuen uns auf das morgige Programm. Wir begleiten es den ganzen Tag über in diesem Ticker.

Auf zwei Türmen proben Kameraleute den Ablauf für die morgige Eröffnungsshow. Bildrechte: MDR/Philipp Lakomy

Auch auf dem Chemnitzer Neumarkt ist die Bühne fertig aufgebaut. Dort spielen morgen Andreas Dresen & Band, Dilla und viele andere Acts. Ab 20 Uhr findet auf dem Platz außerdem ein Rave statt. Wie für alle öffentlichen Bühnen gilt: Der Eintritt ist frei. Eine Übersicht über alle Bühnen finden Sie hier.

In der ganzen Stadt werden die Bühnen zur Eröffnung vorbereitet. Bildrechte: MDR/Philipp Lakomy

Zu den bekanntesten Persönlichkeiten, die Chemnitz ihr Zuhause nennen, zählen nicht nur die Eiskunstlauf-Legende Katarina Witt, sondern auch Musiker wie Felix Kummer mit seiner Band Kraftklub, Trettmann sowie die Schauspieler Matthias Schweighöfer und Jörg Schüttauf. 

Aus Chemnitz auf alle großen Bühnen der Republik: Trettman. Bildrechte: IMAGO/HMB-Media

In der Oper singt der Chor die ursprüngliche Version aus Beethovens 9. Sinfonie. Hier wird dafür geprobt:

In der Oper Chemnitz läuft aktuell die Generalprobe für den morgigen Festakt zur Eröffnung des Kulturhauptstadt-Jahres. Die Zeremonie wird auch im MDR Fernsehen gezeigt. Olaf Kische ist verantwortlich für die Übertragung und erzählt, welche Prominenten morgen bei der feierlichen Eröffnung zu Gast sind und was für Programmpunkte geplant sind.

Die ersten Musik-Acts für die große Eröffnung haben die Bühne am Vorabend getestet, unter anderem der Musiker Bosse. Das lockte bereits erste Schaulustige an, die sich von der Musik schon mitreißen ließen – es wird langsam real.

Die Abendstunden am Tag vor der großen, feierlichen Eröffnung wurde für letzte Proben genutzt. Unter anderem wurde geschaut, ob die Licht-Show so funktioniert wie angedacht.

Bereits seit Jahren begleitet der Chemnitzer Autor Stefan Tschök den Prozess rund um die Europäische Kulturhauptstadt. Inzwischen hat er einige Beobachtungen in einem Buch veröffentlicht: "Was? Chemnitz?! – Von den Risiken und Nebenwirkungen einer Kulturhauptstadt. Und warum am Ende (meist) alles gut wird". Es sei ihm dabei nicht darum gegangen, "die Stadt Chemnitz in irgendeiner Art und Weise zu bashen", sondern sein Ansatz sei gewesen, dass die Menschen mehr über sich selbst "lächeln und lachen", erklärt der Autor bei einer Lesung dem MDR SACHSENSPIEGEL. Im kommenden Jahr will er das Buch in der ganzen Region vorstellen, um auch zu sehen, wie gut die Kulturhauptstadt die ganzen Region mitnimmt.

Sachsens Wirtschaftsminister Dirk Panter (SPD) hat das Kulturhauptstadtjahr als "Gewinn für alle Sachsen" bezeichnet. In einer Mitteilung seines Ministeriums vom Freitag heißt es, das Ereignis werde einen Impuls für die Chemnitzer Region und den gesamten Freistaat geben. Es werde die Region als Standort für zukunftsorientierte Unternehmen noch attraktiver machen. Die Eröffnung der Kulturhauptstadt sei "ein Moment, auf den alle Sachsen stolz sein" könnten.

Ähnlich äußerte sich Landtagspräsident Alexander Dierks (CDU). Er erklärte in Dresden, die Chemnitzer Bevölkerung könne stolz auf ihre Stadt sein. Menschen aus ganz Europa blickten auf Chemnitz. Es sei mit vielen Einzelprojekten gelungen, sehr viele Orte und Menschen in die Kulturhauptstadt einzubeziehen. Diese Begeisterung spüre man überall in der Stadt.

Der sächsische Wirtschaftsminister Dirk Panter erhofft sich positive Effekte. Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

Kunst im öffentlichen Raum ist keine ganz neue Idee. Aber die Kulturhauptstadt macht sogar Decathlon und Ikea zur Fotogalerie. Was steckt dahinter? Die Fotografin Maria Sturm hat ein Jahr lang mit einer Analogkamera Garagenhöfe in Chemnitz erkundet und Menschen porträtiert, die sie nutzen. Daraus entstanden ist die Ausstellung "Mitgliederversammlung".

Bis Ende April werden die 164 entstandenen Porträts in 50 Laden-Geschäften in Chemnitz gezeigt - unter anderem in einem Ökoladen und in einer Buchhandlung - und eben auch im Decathlon und bei Ikea. In welchen Läden man außerdem fündig wird, sieht man auf dieser Karte.
Es gibt außerdem einen digitalen Audiowalk, in dem man die Garagenbesitzer näher kennenlernen kann.

In unterschiedlichen Geschäften in Chemnitz können Menschen die Fotografien von Maria Sturm entdecken. Bildrechte: MDR/Philipp Lakomy

Kulturhauptstadt-Geschäftsführer Schmidtke hat sich kurz vor der Eröffnung entspannt gezeigt. Er sagte dem MDR, sein Puls sei "jetzt nicht ganz so hoch. Ich glaube, der Puls von allen anderen ist sehr hoch." Schließlich gehe es nicht um ihn, sondern um die Tausenden Menschen in Chemnitz und der Region, "die endlich los machen". Auf die Herausforderungen der vergangenen Monate und Jahre angesprochen, sagte Schmidtke: "Man spricht ja jeden dritten Tag seine innere Kündigung aus und sagt: 'Ich kann nicht mehr.'" Letzten Endes überwiege bei ihm aber die Neugier mit der Frage: "Wie kriegen wir es denn hin?"

Neben beeindruckenden Bauwerken und bekannten Sehenswürdigkeiten im Stadtzentrum wie der Villa Esche, dem Roten Turm und der Bunten Esse besticht Chemnitz auch durch eine ebenso reizvolle Umgebung, die jede Menge Überraschungen bereithält. 

Der Rote Turm ist das älteste Bauwerk in Chemnitz und eine Design-Ikone. Bildrechte: IMAGO/imagebroker

Die Proben für die große Eröffnungsshow am Samstagabend laufen in Chemnitz auf Hochtouren. Auch die "Tanzenden Nachbarn" bereiten sich auf ihren ersten Auftritt im Kulturhauptstadt-Jahr vor. Das Projekt bringt ältere und jüngere Chemnitzerinnen und Chemnitzer zusammen und wird von einer japanischen Choreographin geleitet.

In der Chemnitzer Innenstadt wird die Bühne am Marx-Monument für die große Show am Samstagabend vorbereitet, werden Teppiche und Kabel verlegt. MDR-Reporterin Sabine Schön war heute Mittag dort, hat beim Aufbau zugesehen und mit den Verantwortlichen der Kulturhauptstadt gesprochen.

Kulturpolitik-Experten erwarten, dass das Kulturhauptstadtjahr die internationalen Verbindungen von Chemnitz und der Region stärkt. Die Generalsekretärin des Instituts für Auslandsbeziehungen (IfA), Gitte Zschoch, sagte MDR KULTUR, Chemnitz habe 2025 ein tolles Programm. Es werde dafür sorgen, dass Chemnitz, das Erzgebirge und Sachsen sich international vernetzten. Das in Stuttgart und Berlin ansässige IfA ist Zschoch zufolge ebenfalls mit einer Ausstellung vertreten. "Was da für Gespräche und für Lernerfahrungen gemeinsam zustande kommen werden, darauf freue ich mich", so Zschoch.

Einen Tag vor der großen Eröffnungsfeier ist die Anspannung bei Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze (SPD) groß. Er sagte im Gespräch mit dem MDR, er habe eine "positive Vorfreude" auf ein "gutes Wochenende für Chemnitz". Schulze betonte: "Wir stehen immer mal im Schatten. Wir wollen mit dem Kulturhauptstadtjahr quasi den Scheinwerfer auf die vielen kleinen Dinge richten, auf Kunst und Kultur, die auch verbindend wirken können."

Zur Eröffnungsfeier am Samstag erwartet Chemnitz zehntausende Gäste. Damit die Anreise möglichst reibungslos abläuft, werden am Wochenende zusätzliche Züge und Busse in die Kulturhauptstadt fahren. Der Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) etwa setzt nach eigenen Angaben 75 zusätzliche Züge und 49 Zusatzbusse ein. Innerhalb von Chemnitz fahren die Busse und Straßenbahnen im 10-Minuten-Takt.

Parallel zur Eröffnungsfeier der Kulturhauptstadt sind in Chemnitz am Samstag mehrere Demonstrationen geplant. Nach Angaben der Stadt liegen vier Anmeldungen vor. So protestieren am Samstagnachmittag mehrere Initiativen gegen eine Kundgebung der rechtsextremistischen Partei "Freie Sachsen". Die Hintergründe haben wir hier zusammengefasst:

Architekturliebhaber entdecken Chemnitz am besten auf ausgedehnten Spaziergängen. Die Stadt hat beeindruckende Architektur verschiedener Epochen: vom Jugendstil um 1900 über die markante DDR-Moderne bis hin zu zeitgenössischen Bauwerken seit 1990. Zu den herausragenden Beispielen zählen die prachtvolle Villa Esche, das Stadtbad im Bauhausstil sowie das Congress Hotel mit der angrenzenden Stadthalle. Das sind unsere Tipps:

Autostellplatz, Treffpunkt, Kulturgut: Eines der Hauptprojekte der Kulturhauptstadt Chemnitz würdigt die Garage als Ort von Geselligkeit, Erfindergeist – und ja, auch von: Kultur. Geplant sind viele Veranstaltungen rund um die Garagen, ihre Besitzerinnen und Besitzer und das, was sie dort lagern. Was es mit dem etwas kurios anmutenden Projekt "3.000 Garagen" auf sich hat, fassen wir hier zusammen:

Sören Uhle hat nach den rechten Ausschreitungen in Chemnitz 2018 das "Wir sind mehr"-Konzert mit auf die Beine gestellt und mit Chemnitz für den Titel "Kulturhauptstadt Europas" gekämpft. Er trägt das Motto sogar als Tattoo auf seiner Haut. Auch in seinem Podcast mischt er sich ins Stadtgeschehen ein – und benennt jede Woche die Probleme seiner Heimatstadt. Er glaubt, dass das Kulturhauptstadtjahr die Chance hat, einige Wunden der Stadt zu heilen – etwa die nach den gewaltvollen Ausschreitungen von 2018.

Die Kulturhauptstadt hat auch für junges Publikum viele kreative Projekte vorbereitet. Teenies können zum Beispiel in der Upcycling-Woche Kunst aus Müll gestalten oder bei einem internationalen Sommercamp zusammen mit Jugendlichen aus Polen und Tschechien Banner für den Weltfrieden gestalten.

Die Kleineren treffen sich zur Vorlesereihe "Claxe" im Tierpark und im Kino oder leben ihre Experimentierfreude auf Mitmachmesse "Makers United" aus. Eine Übersicht vieler weiterer Angebote für Kinder und Jugendliche:

Wer kurzfristig zur Eröffnung der Kulturhauptstadt nach Chemnitz reisen und dort auch übernachten möchte, muss sich beeilen: Nach Angaben des Tourismusverbands Chemnitz Zwickau Region gibt es in der Innenstadt nur noch wenige freie Zimmer. Im Umland gebe es für Touristen eine gute Auswahl an Unterkünften.

Zudem bietet das städtische Wohnungsunternehmen GGG den Gästen der Kulturhauptstadt im Stadtgebiet von Chemnitz insgesamt 40 Ferienwohnungen. Geschäftsführerin Kalew sagte, die ersten Wohnungen könnten ab sofort gebucht werden. Zum Teil sind die Unterkünfte den Angaben zufolge mit Möbeln und Accessoires der 60er- bis 80er-Jahre ausgestattet. Sie sollen ein authentisches lokales Flair der damaligen Zeit vermitteln.

Noch zwei Tage, dann geht es los. In Chemnitz laufen jetzt letzte Vorbereitungen für die große Show am Sonnabend. Die Bühne rund um den Nischl steht inzwischen. Wir haben beim Aufbau zugeschaut und mit dem Projektleiter über die besonderen Herausforderungen gesprochen:

Die große Eröffnung am Samstag ist der Startschuss für ein kaum zu überschauendes Programm in den kommenden Monaten. Chemnitz bietet über das Jahr verteilt mehr als 1.000 Veranstaltungen aus den Bereichen Kunst, Literatur, Theater, Tanz, Film und Musik. Wir haben einige Tipps zusammengestellt, von Ausstellungen über Theater und Musik bis Literatur – genug Idee für gleich mehrere Besuche in der Stadt!

Die Kulturhauptstadt soll Impulse weit über Chemnitz hinaus geben – das erwartet auch der Deutsche Kulturrat. Geschäftsführer Olaf Zimmermann sagte im Vorfeld MDR KULTUR, das Programm könne auch viele Menschen aus dem Westen anlocken: "Ich hoffe, dass ganz viele auch hinfahren. Wir haben ja immer noch eine Ost-West-Grenzen-Situation – deswegen ist es, glaube ich, wichtig, dass viele gerade auch aus dem Westen sich aufmachen und nach Chemnitz pilgern, um etwas Neues zu lernen."

Kulturrats-Geschäftsführer Olaf Zimmermann setzt große Hoffnungen in die Kulturhauptstadt. Bildrechte: imago images / Reiner Zensen

Herzlich willkommen zu unserem News-Ticker rund um die Eröffnung des Programms zur Kulturhauptstadt Chemnitz 2025! Die Vorfreude auf die große Party am Samstag mit Show, Festakt und vollem Kulturprogramm in der Innenstadt wächst. Deshalb halten wir Sie hier schon im Vorfeld auf dem Laufenden über die Vorbereitungen und alles Wissenswerte rund um die Kulturhauptstadt.

Alle, die am Samstag nicht dabei sein können, lassen wir hier an den Eröffnungsfeierlichkeiten teilhaben – mit vielen Eindrücken unserer Reporterinnen und Reporter vom Programm aus verschiedenen Ecken der Stadt, mit Fotos, Videos und aktuellen Service-Informationen.

Alle Veröffentlichungen zur Kulturhauptstadt der vergangenen Tage, Wochen und Monate finden Sie hier. Die wichtigsten FAQ haben wir hier zusammengefasst.

Quellen: MDR, dpa, epd, AFP redaktionelle Bearbeitung: hki, vp, tis