Von Lauta auf den roten Teppich Lausitzer Zwillinge auf dem Weg zu Filmstars
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18. Januar 2025, 12:56 Uhr
Anton und Richard Fuchs sind in Lauta aufgewachsen und spielen seit Jahren in Schwarzkollm bei den Krabat-Festspielen und der Krabat-Saga. Dann sprachen sie bei einem Film-Casting in München vor. Die Story: Ein Zwilling verliert seinen Bruder an Krebs. Sie spielten so überzeugend, dass sie engagiert werden. Jetzt ist der erste Kinofilm der Lausitzer Zwillinge in die Kinos gekommen.
Stell‘ Dir vor, Du bist glücklich und plötzlich stirbt einer. Stell Dir vor, Ihr baut Boote aus Badewannen, Fahrräder mit Düsenantrieb und Riesenstaudämme für Euren Badesee. Ihr seid eins, eine Einheit, ein Team. Stell Dir vor, der andere kommt niemals, nie, nie wieder.
Eine wahre Geschichte
Der Film "Leben ist jetzt - Die Real Life Guys" porträtiert die wahre Geschichte der Zwillinge Johannes und Philipp Mickenbecker, die ab 2016 mit ihrem Youtube-Kanal "The Real Life Guys" durchstarteten. In den Videos der Zwillinge aus Hessen ging es darum, junge Menschen zu Aktivitäten in der freien Natur zu animieren. Doch die Familie traf harte Schicksalsschläge. Erst stirbt die gemeinsame Schwester bei einem Unfall, dann der Zwillingsbruder Philipp an Krebs. Dazwischen werden sie berühmt. Über 1,8 Millionen Abonnenten zählt der Youtube-Kanal bis heute. Wie nah können Leben und Abschied sein? Wie soll man weiterleben, wenn mehr als die andere Hälfte fehlt? Wenn das Warum quält und der Schmerz lähmt. Wenn der Tod plötzlich ins Leben steigt und einfach guten Tag sagt?
Optimismus trotz und gerade wegen des Abschieds
"Für mich war das Bewegendste an dieser wahren Geschichte, dass Philipp nie seinen Optimismus verlor. Diese lebensbejahende, positive Haltung hat er immer behalten bis zu seinem Tod. Das hat mich total bereichert", erklärt Richard Fuchs. Sein Bruder Anton nickt. "Ja", sagt er. "Natürlich habe ich ganz intensiv darüber nachgedacht: Wie würde es mir ergehen, wenn ich mein Bruder nicht mehr habe. Tatsächlich bin ich sehr dankbar, dass Richard noch bei mir ist."
Casting in München
Richard und Anton Fuchs sind zwei junge Schauspieler aus der Lausitz. In Lauta geboren, spielen sie seit gefühlten Ewigkeiten bei den Krabat-Festspielen und seit 2024 bei der neuen Krabat-Saga. Jetzt stehen sie an der Krabatmühle und skizzieren sie ihren Weg zu ihrem ersten Kinofilm. Durch eine Ausschreibung sind sie auf das Filmprojekt "Das Leben ist jetzt" aufmerksam geworden und haben sich einfach beworben. Beim Casting in München überzeugten sie Regie und Produktion und drehten fortan die bewegende Geschichte der Zwillinge Johannes und Philipp Mickenbecker sowie ihrer Schwester.
Und plötzlich kam der Krebs
Einst an einem See entstand die Idee der Mickenbecker-Brüder, Videofilme über die gemeinsamen Bastelaktionen in der Natur zu machen. Der Video-Kanal "The Real Live Guys" wird zu einem vollen Erfolg, Werbekunden reißen sich um Plätze, eine Managerin für Influencer will Deals einfädeln. Vorher, nachher und dazwischen sprengen der Lymphdrüsenkrebs und der Unfall der Schwester in die Idylle.
Von Höhen und Tiefen
"Genau das ist die emotionale Achterbahn, die Fahrt zwischen den Höhen und Tiefen des Lebens. Die Schicksalsschläge, die einige Menschen sicherlich nachvollziehen können", sagt Anton Fuchs. "Doch am Ende geht man nicht belastet und mit schwerem Herz aus dem Film, sondern sehr hoffnungsvoll. Ich hoffe, viele Leute nehmen das mit, was der Film sagt. "Geht raus, macht was, genießt den Moment. Das Leben ist jetzt."
Schauspiel schon in der Schule
Doch wie können die Lausitzer Zwillinge einfach einen Kinofilm drehen? "Wir haben schon relativ viel Theater an der Schule gespielt", erklärt Richard. "Danach folgten Einsätze am Bier- und Boulevardtheater und auch am Staatsschauspiel. Anton lacht: "Ja, wir haben uns viel autodidaktisch beigebracht und natürlich jeweils durch die Anweisungen der Regie gelernt." Anton hat an der TU Dresden Kulturwissenschaften studiert und arbeitet jetzt als Veranstaltungsleiter in der Krabatmühle. Richard hat eine Ausbildung als Ensembleleiter gemacht und in Osnabrück Musical studiert. Jetzt arbeitet er am Theater in Senftenberg.
Die eigenen Großväter während der Dreharbeiten verloren
Im Zeitraum der Dreharbeiten ereilten die Brüder eigene Schicksalsschläge. "In der Tat ist einer unsere Großväter vor den Dreharbeiten und der andere nach den Dreharbeiten gestorben", erzählt Richard. "Das war ein großer Verlust für uns. Wir haben in unserer Kindheit sehr viel Zeit mit unseren Großvätern verbracht. Doch es lässt sich sicher nicht damit vergleichen, einen Bruder oder eine Schwester zu verlieren." Richard fährt fort: "Und wir hatte eine tolle Schauspieltrainerin, die die Schauspiel-Methode "Source Tuning" beigebracht hat. Hier haben wir viel gelernt."
Einen neuen Blick für das Leben bekommen
Anton überlegt: "Ich muss ehrlicherweise zugeben, dass ich mich vor dem Film noch nie so intensiv mit dem Tod auseinandergesetzt habe. Es war aber tatsächlich nicht nur eine negative Erfahrung, sondern es war sehr positiv. Ich habe einen anderen Blick bekommen und das Leben noch einmal ganz anders gesehen. Und ich habe festgestellt, dass es wirklich wichtig ist, dankbar zu sein und dass man eben das Hier und Jetzt wirklich genießen soll, solange man die Möglichkeit dazu hat.
Von Lauta auf den roten Teppich in Berlin
Nach mehreren Jahren Arbeit, einigen Stolpersteinen und einem Regiewechsel ist der Film am Donnerstag in die Kinos gekommen. In Berlin war die Weltpremiere. Und, wie ist es so auf dem roten Teppich? "Für mich war es zuerst gar nicht so etwas Besonderes, es wurde erst vom Außen dazu gemacht. Doch das Gemetzel der Fotografen um das beste Bild am roten Teppich war schon interessant", erklärt Anton. "Für mich war es surreal, uns so groß auf der Kinoleinwand zusehen."
Wie geht‘s weiter?
Anton und Richard lachen: "Wir haben noch keine Pläne, doch wir freuen uns, wenn jemand mit uns Pläne hat." Klar, einen zweiten Film würden sie liebend gern drehen. "Mir macht es wahnsinnig viel Freude, mich mit Menschen zu beschäftigen und mich mit Rollen und Figuren auseinanderzusetzen", sagt Richard. "Ich hätte auch große Lust, das auf der Bühne und in anderen Kinofilmen weiter zu tun. "Für mich gilt das Gleiche", sagt Anton.
MDR (tomi)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Guten Morgen Sachsen | 07. Januar 2025 | 06:40 Uhr