Open-Air vor Karl-Marx-Monument Chemnitz feiert Kulturhauptstadt 2025 mit Bühnenprogramm
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19. Januar 2025, 00:06 Uhr
Chemnitz ist mit einem großen Fest ins Kulturhauptstadtjahr gestartet. Höhepunkt war eine Show am Marx-Monument am Abend. Zuvor hatte es ein buntes Programm in der Innenstadt gegeben, begleitet von mehreren Demos. Bis Jahresende sind unter dem Motto "C the Unseen" über tausend Veranstaltungen in der sächsischen Stadt geplant.
- Mit einer Open-Air-Show hat Chemnitz am Samstagabend die Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres gefeiert.
- Bereits am Nachmittag wurde das Jahr als Kulturhauptstadt mit einem Festakt in der Oper offiziell eingeläutet.
- Im Kulturhauptstadtjahr wird in Chemnitz und der Region mit rund zwei Millionen Besucherinnen und Besuchern gerechnet.
Mit einer großen Open-Air-Show hat Chemnitz am Samstagabend die Eröffnung des Jahres als Europäische Kulturhauptstadt gefeiert. Auf der Bühne vor dem Karl-Marx-Monument in der Chemnitzer Innenstadt traten bekannte Bands wie Popmusiker Bosse, DJ Fritz Kalkbrenner oder die Sängerin Paula Carolina auf. Aber auch lokale Tanz- und Musikgruppen beteiligten sich an dem Freiluftkonzert. Zuvor war die Show mit einer Ansprache von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnet worden.
Tausende Menschen drängten sich auf dem Platz vor der Bühne. Da das Areal nur Raum für etwa 20.000 Menschen biete, wurde die Show auf Bildschirmen an anderen Stellen in der Innenstadt übertragen.
Die Schauspielerin und Komikerin Anna Mateur führte als Moderatorin durch das einstündige Bühnenprogramm. Im Anschluss an die Show fand auf dem Chemnitzer Neumarkt ein Rave statt. Im weiteren Verlauf des Abends gibt es Partys in mehreren Clubs der Stadt.
Offizielle Eröffnung in der Oper
Chemnitz hatte bereits am Nachmittag offiziell das Programm als Kulturhauptstadt Europas 2025 eröffnet. Beim Festakt im Chemnitzer Opernhaus rief Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dazu auf, die sächsische Stadt zu entdecken: "Wer Chemnitz bisher nicht gesehen hat, wer es nicht kannte, der hat bereits viel verpasst." Es gebe in der Kulturhauptstadt "enorm viel zu entdecken an kultureller Vielfalt". Mit Blick auf die rechtsextremen Ausschreitung 2018 komme es nun darauf an, in den Dialog zu treten, aus "Unterschieden zu lernen und gemeinsam etwas Zukunftsweisendes zu entwickeln", sagte Steinmeier.
Wer Chemnitz bisher nicht gesehen hat, wer es nicht kannte, der hat bereits viel verpasst.
Beim Festakt waren rund 700 geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft zusammengekommen. Wie die Veranstalter mitteilten, waren neben Bundespräsident Steinmeier auch Bundeskulturstaatsministerin Claudia Roth (Bündnis 90/Grüne), Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und der EU-Kommissar für Kultur, Glenn Micallef, anwesend.
In der Innenstadt finden schon seit dem Nachmittag auf drei Bühnen Konzerte und Auftritte statt. Zu erleben waren bislang etwa die Gundermann-Band um Schauspieler Alexander Scheer und Regisseur Andreas Dresen und die Chemnitzer Initiative "Tanzende Nachbarn" für Menschen über 60.
Partys und Programm in ganz Chemnitz
Am Abend fand außerdem eine Aktion unter dem Titel "Mitziehen" statt, bei der 120 Freiwillige um 18 Uhr eine historische Dampflokomotive durch die Innenstadt ziehen wollen. Dies soll auf die Industriegeschichte von Chemnitz verweisen. Aufgrund der Menschenmenge in der Innenstadt kam die Eisenbahn zunächst kaum voran, schließlich konnten die Veranstalter aber Erfolg vermelden.
Bei einer "Küche der Nationen" konnten Besucherinnen und Besucher den Angaben nach die kulinarische Vielfalt der Stadt entdecken. Parallel stellten sich in der Stadthalle tagsüber etwa 60 Kulturhauptstadtprojekte vor. Am Sonntag werden ein Gottesdienst und ein Diskussionsforum unter dem Titel "Und jetzt? – Europa!" veranstaltet.
Parallel zu den Eröffnungsveranstaltungen waren am Samstag mehrere Demonstrationen angemeldet. Nach Schätzungen von MDR-Reportern nahmen an einer Kundgebung der rechtsextremen Freien Sachsen rund 400 Menschen teil. Zu einer Gegendemonstration des Deutschen Gewerkschaftsbundes kamen demnach mehr als 1.000 Menschen.
Mehr als 1.000 Veranstaltungen in Chemnitz
Das Kulturhauptstadtjahr 2025 steht in Chemnitz unter dem Motto "C the Unseen". Bis zum Jahresende sind über tausend Veranstaltungen in Chemnitz und der Umgebung geplant. Zum Programm gehören unter anderem eine Ausstellung zum norwegischen Maler Edvard Munch und das Projekt "3.000 Garagen", das sich am Beispiel von tausenden zu DDR-Zeiten gebauten Garagen mit dem Thema Ost-Identität beschäftigt.
Mit dem Kunst- und Skulpturenweg Purple Path will die Kulturhauptstadt im Umland Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern wie Jan Kummer oder Osmar Osten präsentieren. Eine geplante grenzüberschreitende Radtour soll an die einstige Internationale Friedensfahrt erinnern. Geplant sind außerdem etliche Festivals etwa zu Demokratie, Straßen- und Gegenwartskunst sowie Veranstaltungen für Familien.
Als ein Schwerpunkt gilt die Europäische Werkstatt für Kultur und Demokratie, die mit vielen kleinen Projekten in das Programm einfließen wird. Ziel ist laut den Organisatoren, damit die Zivilgesellschaft zu stärken.
Kulturhauptstadt rechnet mit Millionen Besuchern
Einige Veranstaltungen zum Kulturhauptstadtjahr haben bereits begonnen, darunter eine Ausstellung zum Bergbau im Staatlichen Museum für Archäologie sowie die Schau "Reform of Life" in den Kunstsammlungen Chemnitz.
An dem Programm des Kulturhauptstadtjahres beteiligen sich insgesamt 38 Städte und Gemeinden in der Region sowie unzählige lokale Akteurinnen und Akteure, darunter Kulturinstitutionen ebenso wie Freiwillige, Vereine, Demokratieinitiativen und internationale Partner aus 40 Ländern. Insgesamt rechnen die Organisatoren 2025 mit zwei Millionen Besucherinnen und Besuchern.
Erste Kulturhauptstadt Europas in Sachsen
Chemnitz ist die erste Stadt in Sachsen, die zur Europäischen Kulturhauptstadt ernannt worden ist. Der Titel wird seit 1985 von der Europäischen Union vergeben. Bislang wurden damit in Deutschland Essen (2010), Weimar (1999) und West-Berlin (1988) ausgezeichnet. 2025 ist neben Chemnitz auch das slowenisch-italienische Nova Gorica/Gorizia Europas Kulturhauptstadt.
Quellen: MDR KULTUR (Grit Krause, Philipp Lakomy), EPD, DPA, AFP; redaktionelle Bearbeitung: vp, hki, lig, tis
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Morgen | 16. Januar 2025 | 07:40 Uhr